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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

werde eilf noch vor dreißig Jahren. Der Antwortende müsse vor allem bedenken,
daß die christliche Religion weder ein ethisches noch ein soziales Arkanum, sondern
etwas ganz persönliches sei. Schon der verwunde sie, der zuerst frage, was sie
für die Kultur und den Fortschritt geleistet habe, lind danach ihren Wert bemessen
wolle, Goethe habe recht mit seinem Worte: "Die Menschheit schreitet immer fort,
und der Mensch bleibt immer derselbe." Auf diesen Menschen eben, der mitten in
allem Wandel und Fortschritt derselbe bleibt, beziehe sich die Religion. Harnack
schält nnn den Kern der Religion Jesu heraus aus deu Synoptikern, die er allein
als Quellen im strengen Sinne des Worts gelten läßt, zeigt dann, wie die Jünger
diesen Kern aufgefaßt und dabei einigermaßen verhüllt und verändert haben, wie
sich zu seinem Schuh das Dogma und die Hierarchie bildeten, sich bilden mußten,
was aus ihm in der griechischen und in der römischen Kirche geworden ist, was
der Protestantismus zu seiner Befreiung aus den historischen Schutzhüllen, die ihn
mit der Zeit gefälscht und beinahe erstickt haben, gethan hat. Die Vielfältigkeit
des Protestantismus hält er für kein Übel. Wenn man uns vorhält, schreibt er:
"Ihr seid zerspalten -- so viel Köpfe, so viel Sinne, so erwidern wir: So ists,
aber wir wünschen nicht, daß es anders wäre; im Gegenteil -- wir wünschen noch
mehr Freiheit, noch mehr Individualität in Aussprache und Lehre; die geschicht¬
lichen Nötigungen zu landes- und freikirchlichen Bildungen haben uns nnr zu viel
Schranken und Gesetze auferlegt, wenn sie auch nicht als göttliche Ordnungen ver¬
kündigt worden sind; wir wünschen noch mehr Zuversicht zu der innern Kraft und
zu der Einheit schaffenden Macht des Evangeliums, das sich im freien Kampf der
Geister sichrer durchsetzt als uuter Bevormundung"; vorausgesetzt, daß es noch ge¬
lesen wird, muß mau da doch Wohl hinzufügen. Mit dein Atheismus setzt er sich
nicht auseinander, sondern bemerkt um Schluß mir kurz: "Die Religion, nämlich
die Gottes- und Nächstenliebe, ist es, die dem Leben einen Sinn giebt; die Wissen¬
schaft vermag das nicht." Nicht allen, aber Tausenden werden die Lösungen der
schwebenden Fragen, die Harnack hier darbietet, genügen. -- Weit weniger optimistisch
urteilt or. Eberhard Zirugiebl (Zur religiösen Frage; München, C. H. Beck,
1900) über die Lage; er sieht die moderne Welt an einem Abgrund stehn; kein
Wunder, da er die Rettung vom Altkatholizismus hofft, der doch uun einmal wenig
Aussicht auf eine große Zukunft hat. Zirugiebls Polemik gegen den römischen
Katholizismus wiederholt nur tausendmal gesagtes, dagegen enthalten seine gegen
den Monismus Haeckels gerichtete" philosophische" Betrachtungen Originelles und
Beachtenswerkes. -- Jesus vou Nazareth vo" Karl Lessing, Theologen (Eß-
lingen a. N., in Kommission bei Will). Lnngguth, 1900) ist eine Evangelienharmouie
mit Erläuterungen. Ans diesen geht hervor, daß der Verfasser die meisten Ergeb¬
nisse der modernen Bibelkritik annimmt, die Gottheit Christi und seine übernatür¬
liche Geburt ablehnt, dagegen aber an die leibliche Auferstehung, an Wunder und
Dämonen glaubt. Als Beweis dafür, daß es ein organisiertes Reich der bösen
Geister gebe, führt er an -- den Jesuitenorden. -- Ein klassisches Büchlein ist
das der evangelisch-reformierten Gemeinde in Leipzig zum Jubiläum ihres zwei-
hundertjährigen Bestehens gewidmete: Christentum und sittlich-soziale Lebens¬
fragen. Vier volkstümliche Hochschnlvorträge von Carl Bouhoff, Pastor der
gennunten Gemeinde (Leipzig, G. B. Teubner, 1900). Vou einem Standpunkt
ans, der so ziemlich mit dem Harnncks znsamme"fällt, behandelt der Verfasser in
einer Weise, die jeden anziehn muß und die meisten Leser befriedigen wird, folgende
Themata: 1. Die Wertschätzung der bürgerlichen Gemeinschaften und die sozialen
Tugenden. 2. Die Wertschätzung der Persönlichkeit und die Pflichten des Einzelne"
gegen sich selbst. 3. Der sittliche Kampf des modernen Kulturmenschen (dieses
Kapitel enthält eine sehr gute Darstellung und Lösung des Freiheitsproblems).


Maßgebliches und Unmaßgebliches

werde eilf noch vor dreißig Jahren. Der Antwortende müsse vor allem bedenken,
daß die christliche Religion weder ein ethisches noch ein soziales Arkanum, sondern
etwas ganz persönliches sei. Schon der verwunde sie, der zuerst frage, was sie
für die Kultur und den Fortschritt geleistet habe, lind danach ihren Wert bemessen
wolle, Goethe habe recht mit seinem Worte: „Die Menschheit schreitet immer fort,
und der Mensch bleibt immer derselbe." Auf diesen Menschen eben, der mitten in
allem Wandel und Fortschritt derselbe bleibt, beziehe sich die Religion. Harnack
schält nnn den Kern der Religion Jesu heraus aus deu Synoptikern, die er allein
als Quellen im strengen Sinne des Worts gelten läßt, zeigt dann, wie die Jünger
diesen Kern aufgefaßt und dabei einigermaßen verhüllt und verändert haben, wie
sich zu seinem Schuh das Dogma und die Hierarchie bildeten, sich bilden mußten,
was aus ihm in der griechischen und in der römischen Kirche geworden ist, was
der Protestantismus zu seiner Befreiung aus den historischen Schutzhüllen, die ihn
mit der Zeit gefälscht und beinahe erstickt haben, gethan hat. Die Vielfältigkeit
des Protestantismus hält er für kein Übel. Wenn man uns vorhält, schreibt er:
„Ihr seid zerspalten — so viel Köpfe, so viel Sinne, so erwidern wir: So ists,
aber wir wünschen nicht, daß es anders wäre; im Gegenteil — wir wünschen noch
mehr Freiheit, noch mehr Individualität in Aussprache und Lehre; die geschicht¬
lichen Nötigungen zu landes- und freikirchlichen Bildungen haben uns nnr zu viel
Schranken und Gesetze auferlegt, wenn sie auch nicht als göttliche Ordnungen ver¬
kündigt worden sind; wir wünschen noch mehr Zuversicht zu der innern Kraft und
zu der Einheit schaffenden Macht des Evangeliums, das sich im freien Kampf der
Geister sichrer durchsetzt als uuter Bevormundung"; vorausgesetzt, daß es noch ge¬
lesen wird, muß mau da doch Wohl hinzufügen. Mit dein Atheismus setzt er sich
nicht auseinander, sondern bemerkt um Schluß mir kurz: „Die Religion, nämlich
die Gottes- und Nächstenliebe, ist es, die dem Leben einen Sinn giebt; die Wissen¬
schaft vermag das nicht." Nicht allen, aber Tausenden werden die Lösungen der
schwebenden Fragen, die Harnack hier darbietet, genügen. — Weit weniger optimistisch
urteilt or. Eberhard Zirugiebl (Zur religiösen Frage; München, C. H. Beck,
1900) über die Lage; er sieht die moderne Welt an einem Abgrund stehn; kein
Wunder, da er die Rettung vom Altkatholizismus hofft, der doch uun einmal wenig
Aussicht auf eine große Zukunft hat. Zirugiebls Polemik gegen den römischen
Katholizismus wiederholt nur tausendmal gesagtes, dagegen enthalten seine gegen
den Monismus Haeckels gerichtete» philosophische» Betrachtungen Originelles und
Beachtenswerkes. — Jesus vou Nazareth vo» Karl Lessing, Theologen (Eß-
lingen a. N., in Kommission bei Will). Lnngguth, 1900) ist eine Evangelienharmouie
mit Erläuterungen. Ans diesen geht hervor, daß der Verfasser die meisten Ergeb¬
nisse der modernen Bibelkritik annimmt, die Gottheit Christi und seine übernatür¬
liche Geburt ablehnt, dagegen aber an die leibliche Auferstehung, an Wunder und
Dämonen glaubt. Als Beweis dafür, daß es ein organisiertes Reich der bösen
Geister gebe, führt er an — den Jesuitenorden. — Ein klassisches Büchlein ist
das der evangelisch-reformierten Gemeinde in Leipzig zum Jubiläum ihres zwei-
hundertjährigen Bestehens gewidmete: Christentum und sittlich-soziale Lebens¬
fragen. Vier volkstümliche Hochschnlvorträge von Carl Bouhoff, Pastor der
gennunten Gemeinde (Leipzig, G. B. Teubner, 1900). Vou einem Standpunkt
ans, der so ziemlich mit dem Harnncks znsamme»fällt, behandelt der Verfasser in
einer Weise, die jeden anziehn muß und die meisten Leser befriedigen wird, folgende
Themata: 1. Die Wertschätzung der bürgerlichen Gemeinschaften und die sozialen
Tugenden. 2. Die Wertschätzung der Persönlichkeit und die Pflichten des Einzelne»
gegen sich selbst. 3. Der sittliche Kampf des modernen Kulturmenschen (dieses
Kapitel enthält eine sehr gute Darstellung und Lösung des Freiheitsproblems).


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[0446] Maßgebliches und Unmaßgebliches werde eilf noch vor dreißig Jahren. Der Antwortende müsse vor allem bedenken, daß die christliche Religion weder ein ethisches noch ein soziales Arkanum, sondern etwas ganz persönliches sei. Schon der verwunde sie, der zuerst frage, was sie für die Kultur und den Fortschritt geleistet habe, lind danach ihren Wert bemessen wolle, Goethe habe recht mit seinem Worte: „Die Menschheit schreitet immer fort, und der Mensch bleibt immer derselbe." Auf diesen Menschen eben, der mitten in allem Wandel und Fortschritt derselbe bleibt, beziehe sich die Religion. Harnack schält nnn den Kern der Religion Jesu heraus aus deu Synoptikern, die er allein als Quellen im strengen Sinne des Worts gelten läßt, zeigt dann, wie die Jünger diesen Kern aufgefaßt und dabei einigermaßen verhüllt und verändert haben, wie sich zu seinem Schuh das Dogma und die Hierarchie bildeten, sich bilden mußten, was aus ihm in der griechischen und in der römischen Kirche geworden ist, was der Protestantismus zu seiner Befreiung aus den historischen Schutzhüllen, die ihn mit der Zeit gefälscht und beinahe erstickt haben, gethan hat. Die Vielfältigkeit des Protestantismus hält er für kein Übel. Wenn man uns vorhält, schreibt er: „Ihr seid zerspalten — so viel Köpfe, so viel Sinne, so erwidern wir: So ists, aber wir wünschen nicht, daß es anders wäre; im Gegenteil — wir wünschen noch mehr Freiheit, noch mehr Individualität in Aussprache und Lehre; die geschicht¬ lichen Nötigungen zu landes- und freikirchlichen Bildungen haben uns nnr zu viel Schranken und Gesetze auferlegt, wenn sie auch nicht als göttliche Ordnungen ver¬ kündigt worden sind; wir wünschen noch mehr Zuversicht zu der innern Kraft und zu der Einheit schaffenden Macht des Evangeliums, das sich im freien Kampf der Geister sichrer durchsetzt als uuter Bevormundung"; vorausgesetzt, daß es noch ge¬ lesen wird, muß mau da doch Wohl hinzufügen. Mit dein Atheismus setzt er sich nicht auseinander, sondern bemerkt um Schluß mir kurz: „Die Religion, nämlich die Gottes- und Nächstenliebe, ist es, die dem Leben einen Sinn giebt; die Wissen¬ schaft vermag das nicht." Nicht allen, aber Tausenden werden die Lösungen der schwebenden Fragen, die Harnack hier darbietet, genügen. — Weit weniger optimistisch urteilt or. Eberhard Zirugiebl (Zur religiösen Frage; München, C. H. Beck, 1900) über die Lage; er sieht die moderne Welt an einem Abgrund stehn; kein Wunder, da er die Rettung vom Altkatholizismus hofft, der doch uun einmal wenig Aussicht auf eine große Zukunft hat. Zirugiebls Polemik gegen den römischen Katholizismus wiederholt nur tausendmal gesagtes, dagegen enthalten seine gegen den Monismus Haeckels gerichtete» philosophische» Betrachtungen Originelles und Beachtenswerkes. — Jesus vou Nazareth vo» Karl Lessing, Theologen (Eß- lingen a. N., in Kommission bei Will). Lnngguth, 1900) ist eine Evangelienharmouie mit Erläuterungen. Ans diesen geht hervor, daß der Verfasser die meisten Ergeb¬ nisse der modernen Bibelkritik annimmt, die Gottheit Christi und seine übernatür¬ liche Geburt ablehnt, dagegen aber an die leibliche Auferstehung, an Wunder und Dämonen glaubt. Als Beweis dafür, daß es ein organisiertes Reich der bösen Geister gebe, führt er an — den Jesuitenorden. — Ein klassisches Büchlein ist das der evangelisch-reformierten Gemeinde in Leipzig zum Jubiläum ihres zwei- hundertjährigen Bestehens gewidmete: Christentum und sittlich-soziale Lebens¬ fragen. Vier volkstümliche Hochschnlvorträge von Carl Bouhoff, Pastor der gennunten Gemeinde (Leipzig, G. B. Teubner, 1900). Vou einem Standpunkt ans, der so ziemlich mit dem Harnncks znsamme»fällt, behandelt der Verfasser in einer Weise, die jeden anziehn muß und die meisten Leser befriedigen wird, folgende Themata: 1. Die Wertschätzung der bürgerlichen Gemeinschaften und die sozialen Tugenden. 2. Die Wertschätzung der Persönlichkeit und die Pflichten des Einzelne» gegen sich selbst. 3. Der sittliche Kampf des modernen Kulturmenschen (dieses Kapitel enthält eine sehr gute Darstellung und Lösung des Freiheitsproblems).

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_233879/446>, abgerufen am 27.06.2024.