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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr.

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Die Siegesallee in Lerliii und ihr bildnerische!' Schmuck

von da ein bis 1713 als König Friedrich 1, in Preußen regierte. Er ist vo"
Professor Gustav Eberlein dargestellt, und anch diese Gruppe geHort zu de" t.inst-
lerisch besten der Siegesallee. Eberlein hat sich dnrch eine ganze Reihe großer
sowo l idealer wie historischer plastischer Schöpfungen einen Namen ^"'acht und
verdienten Künstlerrnhn. erworben. Die von ihm in Berlin aufgestellten Arbeiten
sind zum Teil nicht ohne Widerspruch geblieben. Er hat einen start suW we"
Zug, und namentlich seine Arbeiten früherer Jahre hatten oft etwas Auspruchs-
volles. das sich nicht immer allgemein durchzusetzen vermocht hat Aber er ist un-
bestritten ein Künstler von hoher Begabung, "ut alle seine Äonzeptwuen haben
etwas Freies. Großes. Ideales. Er ist inzwischen älter und rei er geworden. Sem
Standbild des ersten hohenzollerischen Königs verkörpert fachlich und Per änlich,
shmbolisch und thpisch die Begründung des preußischen Königtums Persönlich in,
Sinne Friedrichs I.. typisch im Geiste der Zeit. Friedrich und seine Zeit standen unter
dem Einflüsse der äußerlich glanzvollen Erscheinung Ludwigs XIV. von ^rin.lreich.

Geschichtlich ist Friedrich 1. vielfach verkannt worden. Die Historiker halten
sich meistens all.isehr an seine persönlichen Eigenschaften. Auch diese waren nicht
gering und in Wahrheit bedeutender, als sie gemeinhin geschätzt werden, wuchtig
gewürdigt kam er aber nur werden, wenn man seine That vom 18. ^aimar 1/(II
von dem Standpunkt ihrer weltgeschichtlichen Folgen aus betrachte!, ^as hat
zuerst Friedrich der Große gethan, der sie nicht als Ausfluß bloßer fürstlicher
Eitelkeit, sondern als politische That auffaßt, als die Proklannerung eines Titel",
dem seine Nachfolger den entsprechenden Inhalt zu geben moralisch genötigt waren.
Sicher hat Friedrich 1. bei der Erstrebung und Annahme des königlichen Titels,
wenn nicht ausschließlich, so doch vor allem die Folgen vor Angen gehabt, die
daraus für sein Haus erwachse" mußten. Diese Folgen waren die nächstliegenden,
die den, menschlichen Auge zunächst erkennbaren. Aber in ihrer Schätzung war
Friedrich uicht nur mit sich selbst völlig im klaren. sondern er sah in diefer Be¬
ziehung auch weiter als alle oder doch fast alle seine Minister. Räte und ÄiPIv-
mateu. Das ist heute eine geschichtlich unanfechtbare Thatsache. Ma. hat vicse
Thatsache lauge verkannt oder geflissentlich unterschätzt. Damit hat man aber
Friedrich I. Unrecht gethan. Man hat lange Zeit ausschließlich seiner E.keikei zu-
geschrieben, was bei aller ""bestreitbaren Vorliebe dieses Fürsten für äußern Glanz
und Prunk im tiefsten Grunde das Produkt eines ungewöhnlichen, sichern und seiner
Sache gewisse" politische" Scharfblicks war. Noch Graf Yor vo" Wartenburg,
der in China durch ein tragisches Geschick leider so früh hingeraffte geistreiche Ver¬
fasser der ..Weltgeschichte in Umrissen." ein deutschgesinuter P"nße vom Kopf do
zur Zehe, besinnt sich keinen Augenblick, von dem ..durch die Eitelkeit des Nach¬
folgers des Großen Kurfürsten zum Königreich Preußen erhobnen kleinen Branden¬
burg" zu sprechen. Wenn Graf York tiefer in die Vorgeschichte dieser Erhebungeingedrungen wäre, würde er dieses Wort schwerlich so leichthin niedergeschrieben
haben. Friedrich war sicherlich nicht frei von Eitelkeit und Prunksucht; aber seine
Motive für die Erstrebung der Königswürde waren wesentlich größer und lagen
tiefer. Er -- und lange Zeit er ganz allein -- erkannte die vorwärtstreibende,
staatsbildende Kraft des so hart angefochtenen Schritts. Und das machte diesen für
ihn zur Gewissenssache. Dadurch ist er für Preußen und seiue geschichtliche Stellungeine weltgeschichtliche Größe geworden. Auf dem von ihm in der Schaffung des
preußische" Köuigturus gelegte" Grunde baute sich die preußische Geschichte auf. ^n
ihr aber lagen die treibende" Kräfte für die deutsche Politik der preußischen Könige.
In der Schloßkirche zu Königsberg wurde am 18. Januar 1701 der Grund zu
der großeii geschichtliche" und politischen Aktiv" gelegt, die am 18. Januar 1871
im Spiegelsaale des Verscnller Schlosses ihre" rühmliche" Abschluß faud.


Die Siegesallee in Lerliii und ihr bildnerische!' Schmuck

von da ein bis 1713 als König Friedrich 1, in Preußen regierte. Er ist vo»
Professor Gustav Eberlein dargestellt, und anch diese Gruppe geHort zu de» t.inst-
lerisch besten der Siegesallee. Eberlein hat sich dnrch eine ganze Reihe großer
sowo l idealer wie historischer plastischer Schöpfungen einen Namen ^"'acht und
verdienten Künstlerrnhn. erworben. Die von ihm in Berlin aufgestellten Arbeiten
sind zum Teil nicht ohne Widerspruch geblieben. Er hat einen start suW we„
Zug, und namentlich seine Arbeiten früherer Jahre hatten oft etwas Auspruchs-
volles. das sich nicht immer allgemein durchzusetzen vermocht hat Aber er ist un-
bestritten ein Künstler von hoher Begabung, »ut alle seine Äonzeptwuen haben
etwas Freies. Großes. Ideales. Er ist inzwischen älter und rei er geworden. Sem
Standbild des ersten hohenzollerischen Königs verkörpert fachlich und Per änlich,
shmbolisch und thpisch die Begründung des preußischen Königtums Persönlich in,
Sinne Friedrichs I.. typisch im Geiste der Zeit. Friedrich und seine Zeit standen unter
dem Einflüsse der äußerlich glanzvollen Erscheinung Ludwigs XIV. von ^rin.lreich.

Geschichtlich ist Friedrich 1. vielfach verkannt worden. Die Historiker halten
sich meistens all.isehr an seine persönlichen Eigenschaften. Auch diese waren nicht
gering und in Wahrheit bedeutender, als sie gemeinhin geschätzt werden, wuchtig
gewürdigt kam er aber nur werden, wenn man seine That vom 18. ^aimar 1/(II
von dem Standpunkt ihrer weltgeschichtlichen Folgen aus betrachte!, ^as hat
zuerst Friedrich der Große gethan, der sie nicht als Ausfluß bloßer fürstlicher
Eitelkeit, sondern als politische That auffaßt, als die Proklannerung eines Titel»,
dem seine Nachfolger den entsprechenden Inhalt zu geben moralisch genötigt waren.
Sicher hat Friedrich 1. bei der Erstrebung und Annahme des königlichen Titels,
wenn nicht ausschließlich, so doch vor allem die Folgen vor Angen gehabt, die
daraus für sein Haus erwachse» mußten. Diese Folgen waren die nächstliegenden,
die den, menschlichen Auge zunächst erkennbaren. Aber in ihrer Schätzung war
Friedrich uicht nur mit sich selbst völlig im klaren. sondern er sah in diefer Be¬
ziehung auch weiter als alle oder doch fast alle seine Minister. Räte und ÄiPIv-
mateu. Das ist heute eine geschichtlich unanfechtbare Thatsache. Ma. hat vicse
Thatsache lauge verkannt oder geflissentlich unterschätzt. Damit hat man aber
Friedrich I. Unrecht gethan. Man hat lange Zeit ausschließlich seiner E.keikei zu-
geschrieben, was bei aller „»bestreitbaren Vorliebe dieses Fürsten für äußern Glanz
und Prunk im tiefsten Grunde das Produkt eines ungewöhnlichen, sichern und seiner
Sache gewisse» politische» Scharfblicks war. Noch Graf Yor vo» Wartenburg,
der in China durch ein tragisches Geschick leider so früh hingeraffte geistreiche Ver¬
fasser der ..Weltgeschichte in Umrissen." ein deutschgesinuter P«nße vom Kopf do
zur Zehe, besinnt sich keinen Augenblick, von dem ..durch die Eitelkeit des Nach¬
folgers des Großen Kurfürsten zum Königreich Preußen erhobnen kleinen Branden¬
burg" zu sprechen. Wenn Graf York tiefer in die Vorgeschichte dieser Erhebungeingedrungen wäre, würde er dieses Wort schwerlich so leichthin niedergeschrieben
haben. Friedrich war sicherlich nicht frei von Eitelkeit und Prunksucht; aber seine
Motive für die Erstrebung der Königswürde waren wesentlich größer und lagen
tiefer. Er — und lange Zeit er ganz allein — erkannte die vorwärtstreibende,
staatsbildende Kraft des so hart angefochtenen Schritts. Und das machte diesen für
ihn zur Gewissenssache. Dadurch ist er für Preußen und seiue geschichtliche Stellungeine weltgeschichtliche Größe geworden. Auf dem von ihm in der Schaffung des
preußische» Köuigturus gelegte» Grunde baute sich die preußische Geschichte auf. ^n
ihr aber lagen die treibende» Kräfte für die deutsche Politik der preußischen Könige.
In der Schloßkirche zu Königsberg wurde am 18. Januar 1701 der Grund zu
der großeii geschichtliche» und politischen Aktiv» gelegt, die am 18. Januar 1871
im Spiegelsaale des Verscnller Schlosses ihre» rühmliche» Abschluß faud.


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[0439] Die Siegesallee in Lerliii und ihr bildnerische!' Schmuck von da ein bis 1713 als König Friedrich 1, in Preußen regierte. Er ist vo» Professor Gustav Eberlein dargestellt, und anch diese Gruppe geHort zu de» t.inst- lerisch besten der Siegesallee. Eberlein hat sich dnrch eine ganze Reihe großer sowo l idealer wie historischer plastischer Schöpfungen einen Namen ^"'acht und verdienten Künstlerrnhn. erworben. Die von ihm in Berlin aufgestellten Arbeiten sind zum Teil nicht ohne Widerspruch geblieben. Er hat einen start suW we„ Zug, und namentlich seine Arbeiten früherer Jahre hatten oft etwas Auspruchs- volles. das sich nicht immer allgemein durchzusetzen vermocht hat Aber er ist un- bestritten ein Künstler von hoher Begabung, »ut alle seine Äonzeptwuen haben etwas Freies. Großes. Ideales. Er ist inzwischen älter und rei er geworden. Sem Standbild des ersten hohenzollerischen Königs verkörpert fachlich und Per änlich, shmbolisch und thpisch die Begründung des preußischen Königtums Persönlich in, Sinne Friedrichs I.. typisch im Geiste der Zeit. Friedrich und seine Zeit standen unter dem Einflüsse der äußerlich glanzvollen Erscheinung Ludwigs XIV. von ^rin.lreich. Geschichtlich ist Friedrich 1. vielfach verkannt worden. Die Historiker halten sich meistens all.isehr an seine persönlichen Eigenschaften. Auch diese waren nicht gering und in Wahrheit bedeutender, als sie gemeinhin geschätzt werden, wuchtig gewürdigt kam er aber nur werden, wenn man seine That vom 18. ^aimar 1/(II von dem Standpunkt ihrer weltgeschichtlichen Folgen aus betrachte!, ^as hat zuerst Friedrich der Große gethan, der sie nicht als Ausfluß bloßer fürstlicher Eitelkeit, sondern als politische That auffaßt, als die Proklannerung eines Titel», dem seine Nachfolger den entsprechenden Inhalt zu geben moralisch genötigt waren. Sicher hat Friedrich 1. bei der Erstrebung und Annahme des königlichen Titels, wenn nicht ausschließlich, so doch vor allem die Folgen vor Angen gehabt, die daraus für sein Haus erwachse» mußten. Diese Folgen waren die nächstliegenden, die den, menschlichen Auge zunächst erkennbaren. Aber in ihrer Schätzung war Friedrich uicht nur mit sich selbst völlig im klaren. sondern er sah in diefer Be¬ ziehung auch weiter als alle oder doch fast alle seine Minister. Räte und ÄiPIv- mateu. Das ist heute eine geschichtlich unanfechtbare Thatsache. Ma. hat vicse Thatsache lauge verkannt oder geflissentlich unterschätzt. Damit hat man aber Friedrich I. Unrecht gethan. Man hat lange Zeit ausschließlich seiner E.keikei zu- geschrieben, was bei aller „»bestreitbaren Vorliebe dieses Fürsten für äußern Glanz und Prunk im tiefsten Grunde das Produkt eines ungewöhnlichen, sichern und seiner Sache gewisse» politische» Scharfblicks war. Noch Graf Yor vo» Wartenburg, der in China durch ein tragisches Geschick leider so früh hingeraffte geistreiche Ver¬ fasser der ..Weltgeschichte in Umrissen." ein deutschgesinuter P«nße vom Kopf do zur Zehe, besinnt sich keinen Augenblick, von dem ..durch die Eitelkeit des Nach¬ folgers des Großen Kurfürsten zum Königreich Preußen erhobnen kleinen Branden¬ burg" zu sprechen. Wenn Graf York tiefer in die Vorgeschichte dieser Erhebungeingedrungen wäre, würde er dieses Wort schwerlich so leichthin niedergeschrieben haben. Friedrich war sicherlich nicht frei von Eitelkeit und Prunksucht; aber seine Motive für die Erstrebung der Königswürde waren wesentlich größer und lagen tiefer. Er — und lange Zeit er ganz allein — erkannte die vorwärtstreibende, staatsbildende Kraft des so hart angefochtenen Schritts. Und das machte diesen für ihn zur Gewissenssache. Dadurch ist er für Preußen und seiue geschichtliche Stellungeine weltgeschichtliche Größe geworden. Auf dem von ihm in der Schaffung des preußische» Köuigturus gelegte» Grunde baute sich die preußische Geschichte auf. ^n ihr aber lagen die treibende» Kräfte für die deutsche Politik der preußischen Könige. In der Schloßkirche zu Königsberg wurde am 18. Januar 1701 der Grund zu der großeii geschichtliche» und politischen Aktiv» gelegt, die am 18. Januar 1871 im Spiegelsaale des Verscnller Schlosses ihre» rühmliche» Abschluß faud.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_233879/439>, abgerufen am 27.06.2024.