Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
TUe Siege-allee in Berlin und ihr bildnerischer Schmuck

und war dabei nicht immer glücklich. Unter ihm wurden die Altmark und die
rcchtselbischen Besitzungen der Askanier erzbischöflich magdeburgische Lehen. Der
Künstler hat es verstanden, den Ernst der Verhältnisse, durch die sich Otto durch¬
zukämpfen hatte, individuell und typisch in der Haltung und im Gesicht des Mark¬
grafen auszudrücken. Dabei ist die Haltung der edeln, fürstlichen Gestalt frei von
konventioneller, gesuchter oder theatralischer Pose. Ebenso sind die beiden Neben¬
figuren, wie sie charnllelistisch ausgewählt sind, auch künstlerisch treffliche Leistungen.
Zur Rechten des Markgrafen Johann Gans Edler zu Putlitz, der Gründer des
Klosters Marienfließ, dessen Modell ihm Uphues nach dem Vorbilde mittelalterlicher
Bildhauer in den Arm ,elegt hat. Zur Linken die überaus sein modellierte Büste
des märkischen Geschichtschreibers Heinrichs von Antwerpen. Er hat die Wieder¬
eroberung der Feste Brandenburg durch Albrecht den Bären geschildert, und diese
Schilderung ist uns erhalten geblieben. Am obern Rande der Rückwand der Bank
hat der Künstler in altertümlicher Inschrift die Bedeutung der beiden Zeitgenossen
erklärt. Auch ein glücklicher Gedanke, da in unserm Volke von jener Zeit wenig
Kunde lebendig geblieben ist. Die mittelalterlichen Schriftzeichen sind zwar auf deu
ersten Anblick nicht jedem Beschauer ohne weiteres verständlich. Wer sich aber die
Mühe uicht verdrießen läßt, genauer zuzusehen, entziffert die Worte ziemlich leicht,
und das Publikum ist für diese" geschichtlichen Hinweis dankbar. Die ganze Gruppe
gehört zu den gelungensten von allen.

Der Bruder des vorigen, Markgraf Albrecht II., ein tapfrer und mit Erfolg
seines fürstlichen Berufs waltender Herr, ist diesen Eigenschaften entsprechend von
Johannes Böse recht gut modelliert, wenn auch die Stellung vielleicht ein wenig
zu forciert erscheint. Sehr schön sind hier die beiden Büsten, rechts Eile von
Repkow, der Verfasser des Sachsenspiegels, und links der Hochmeister des Deutschen
Ordens, Hermann von Salza.

Diese vier nördlich von der Charlottenburger Chaussee stehenden Gruppen sind
es, die vor einigen Jahren in der dem Geburtstage des Kaisers folgenden Nacht
von ruchloser Huld schändlich verstümmelt wurden. Glücklicherweise waren die
vier Hauptfiguren verschont geblieben. An den Büsten dagegen war - offenbar
mit einem Hammer unter Anwendung großer Kraft -- eine wahrhaft vandalische
Zerstörung verübt worden. Hier war ein Bischofsstab zerschlagen, dort eine Hand,
hier war eine Nase, dort waren die Augeubrnueu zertrümmert. Mau hatte deu
Eindruck einer ganz unglaublichen Roheit. Die Thäter sind nicht entdeckt worden.
Man hatte im Publikum anfangs Sozinldemokraten im Verdacht. Dieser Verdacht
hat sich aber, zur Ehre unsrer Arbeiter sei es gesagt, nicht bestätigt. Eher weisen
die Spuren daraus hin, daß junge, den gebildetern Schichten angehörige Leute in
der Trunkenheit diesen unerhörten Wandalismus begangen haben. Ganz Berlin
war tief erschrocken, und es fehlte nicht an Äußerungen der Besorgnis, der Kaiser
könne vielleicht solcher Roheit und solchem Unverstande gegenüber die Lust an der
Aortführung des ganzen Werks verlieren. Dabei hatte man freilich den vornehmen
Sinn des Kaisers gröblich unterschätzt. Weit entfernt davon, der Gesamtbevölkerung
Berlins diese Unthat zuzuschieben, ließ der Kaiser vielmehr die beschädigten Denk¬
mäler ans seine Kosten wiederherstellen und einzelne der irreparabel beschädigten
Büsten ganz neu anfertigen. Sein königliches Herz verschmähte es, die Ge¬
samtheit für die Roheit einzelner verkommner Subjekte haftbar zu machen.

Überschreitet man, von der Gruppe Albrechts III. kommend, in südlicher Rich¬
tung die Charlottenburger Chaussee, so kommt mau an die einzige Doppelgruppe
der ganzen Reihe, das von Max Banmbach geschaffne Standbild der beiden as-
kanischen Brüder, der Markgrafen Johann I. und Otto III., die von 1220 bis 126t>
die Regierung der Mark in brüderlicher Eintracht mit reichem Segen geführt haben.


TUe Siege-allee in Berlin und ihr bildnerischer Schmuck

und war dabei nicht immer glücklich. Unter ihm wurden die Altmark und die
rcchtselbischen Besitzungen der Askanier erzbischöflich magdeburgische Lehen. Der
Künstler hat es verstanden, den Ernst der Verhältnisse, durch die sich Otto durch¬
zukämpfen hatte, individuell und typisch in der Haltung und im Gesicht des Mark¬
grafen auszudrücken. Dabei ist die Haltung der edeln, fürstlichen Gestalt frei von
konventioneller, gesuchter oder theatralischer Pose. Ebenso sind die beiden Neben¬
figuren, wie sie charnllelistisch ausgewählt sind, auch künstlerisch treffliche Leistungen.
Zur Rechten des Markgrafen Johann Gans Edler zu Putlitz, der Gründer des
Klosters Marienfließ, dessen Modell ihm Uphues nach dem Vorbilde mittelalterlicher
Bildhauer in den Arm ,elegt hat. Zur Linken die überaus sein modellierte Büste
des märkischen Geschichtschreibers Heinrichs von Antwerpen. Er hat die Wieder¬
eroberung der Feste Brandenburg durch Albrecht den Bären geschildert, und diese
Schilderung ist uns erhalten geblieben. Am obern Rande der Rückwand der Bank
hat der Künstler in altertümlicher Inschrift die Bedeutung der beiden Zeitgenossen
erklärt. Auch ein glücklicher Gedanke, da in unserm Volke von jener Zeit wenig
Kunde lebendig geblieben ist. Die mittelalterlichen Schriftzeichen sind zwar auf deu
ersten Anblick nicht jedem Beschauer ohne weiteres verständlich. Wer sich aber die
Mühe uicht verdrießen läßt, genauer zuzusehen, entziffert die Worte ziemlich leicht,
und das Publikum ist für diese» geschichtlichen Hinweis dankbar. Die ganze Gruppe
gehört zu den gelungensten von allen.

Der Bruder des vorigen, Markgraf Albrecht II., ein tapfrer und mit Erfolg
seines fürstlichen Berufs waltender Herr, ist diesen Eigenschaften entsprechend von
Johannes Böse recht gut modelliert, wenn auch die Stellung vielleicht ein wenig
zu forciert erscheint. Sehr schön sind hier die beiden Büsten, rechts Eile von
Repkow, der Verfasser des Sachsenspiegels, und links der Hochmeister des Deutschen
Ordens, Hermann von Salza.

Diese vier nördlich von der Charlottenburger Chaussee stehenden Gruppen sind
es, die vor einigen Jahren in der dem Geburtstage des Kaisers folgenden Nacht
von ruchloser Huld schändlich verstümmelt wurden. Glücklicherweise waren die
vier Hauptfiguren verschont geblieben. An den Büsten dagegen war - offenbar
mit einem Hammer unter Anwendung großer Kraft — eine wahrhaft vandalische
Zerstörung verübt worden. Hier war ein Bischofsstab zerschlagen, dort eine Hand,
hier war eine Nase, dort waren die Augeubrnueu zertrümmert. Mau hatte deu
Eindruck einer ganz unglaublichen Roheit. Die Thäter sind nicht entdeckt worden.
Man hatte im Publikum anfangs Sozinldemokraten im Verdacht. Dieser Verdacht
hat sich aber, zur Ehre unsrer Arbeiter sei es gesagt, nicht bestätigt. Eher weisen
die Spuren daraus hin, daß junge, den gebildetern Schichten angehörige Leute in
der Trunkenheit diesen unerhörten Wandalismus begangen haben. Ganz Berlin
war tief erschrocken, und es fehlte nicht an Äußerungen der Besorgnis, der Kaiser
könne vielleicht solcher Roheit und solchem Unverstande gegenüber die Lust an der
Aortführung des ganzen Werks verlieren. Dabei hatte man freilich den vornehmen
Sinn des Kaisers gröblich unterschätzt. Weit entfernt davon, der Gesamtbevölkerung
Berlins diese Unthat zuzuschieben, ließ der Kaiser vielmehr die beschädigten Denk¬
mäler ans seine Kosten wiederherstellen und einzelne der irreparabel beschädigten
Büsten ganz neu anfertigen. Sein königliches Herz verschmähte es, die Ge¬
samtheit für die Roheit einzelner verkommner Subjekte haftbar zu machen.

Überschreitet man, von der Gruppe Albrechts III. kommend, in südlicher Rich¬
tung die Charlottenburger Chaussee, so kommt mau an die einzige Doppelgruppe
der ganzen Reihe, das von Max Banmbach geschaffne Standbild der beiden as-
kanischen Brüder, der Markgrafen Johann I. und Otto III., die von 1220 bis 126t>
die Regierung der Mark in brüderlicher Eintracht mit reichem Segen geführt haben.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0390" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/234270"/>
          <fw type="header" place="top"> TUe Siege-allee in Berlin und ihr bildnerischer Schmuck</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_1284" prev="#ID_1283"> und war dabei nicht immer glücklich. Unter ihm wurden die Altmark und die<lb/>
rcchtselbischen Besitzungen der Askanier erzbischöflich magdeburgische Lehen. Der<lb/>
Künstler hat es verstanden, den Ernst der Verhältnisse, durch die sich Otto durch¬<lb/>
zukämpfen hatte, individuell und typisch in der Haltung und im Gesicht des Mark¬<lb/>
grafen auszudrücken. Dabei ist die Haltung der edeln, fürstlichen Gestalt frei von<lb/>
konventioneller, gesuchter oder theatralischer Pose. Ebenso sind die beiden Neben¬<lb/>
figuren, wie sie charnllelistisch ausgewählt sind, auch künstlerisch treffliche Leistungen.<lb/>
Zur Rechten des Markgrafen Johann Gans Edler zu Putlitz, der Gründer des<lb/>
Klosters Marienfließ, dessen Modell ihm Uphues nach dem Vorbilde mittelalterlicher<lb/>
Bildhauer in den Arm ,elegt hat. Zur Linken die überaus sein modellierte Büste<lb/>
des märkischen Geschichtschreibers Heinrichs von Antwerpen. Er hat die Wieder¬<lb/>
eroberung der Feste Brandenburg durch Albrecht den Bären geschildert, und diese<lb/>
Schilderung ist uns erhalten geblieben. Am obern Rande der Rückwand der Bank<lb/>
hat der Künstler in altertümlicher Inschrift die Bedeutung der beiden Zeitgenossen<lb/>
erklärt. Auch ein glücklicher Gedanke, da in unserm Volke von jener Zeit wenig<lb/>
Kunde lebendig geblieben ist. Die mittelalterlichen Schriftzeichen sind zwar auf deu<lb/>
ersten Anblick nicht jedem Beschauer ohne weiteres verständlich. Wer sich aber die<lb/>
Mühe uicht verdrießen läßt, genauer zuzusehen, entziffert die Worte ziemlich leicht,<lb/>
und das Publikum ist für diese» geschichtlichen Hinweis dankbar. Die ganze Gruppe<lb/>
gehört zu den gelungensten von allen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1285"> Der Bruder des vorigen, Markgraf Albrecht II., ein tapfrer und mit Erfolg<lb/>
seines fürstlichen Berufs waltender Herr, ist diesen Eigenschaften entsprechend von<lb/>
Johannes Böse recht gut modelliert, wenn auch die Stellung vielleicht ein wenig<lb/>
zu forciert erscheint. Sehr schön sind hier die beiden Büsten, rechts Eile von<lb/>
Repkow, der Verfasser des Sachsenspiegels, und links der Hochmeister des Deutschen<lb/>
Ordens, Hermann von Salza.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1286"> Diese vier nördlich von der Charlottenburger Chaussee stehenden Gruppen sind<lb/>
es, die vor einigen Jahren in der dem Geburtstage des Kaisers folgenden Nacht<lb/>
von ruchloser Huld schändlich verstümmelt wurden. Glücklicherweise waren die<lb/>
vier Hauptfiguren verschont geblieben. An den Büsten dagegen war - offenbar<lb/>
mit einem Hammer unter Anwendung großer Kraft &#x2014; eine wahrhaft vandalische<lb/>
Zerstörung verübt worden. Hier war ein Bischofsstab zerschlagen, dort eine Hand,<lb/>
hier war eine Nase, dort waren die Augeubrnueu zertrümmert. Mau hatte deu<lb/>
Eindruck einer ganz unglaublichen Roheit. Die Thäter sind nicht entdeckt worden.<lb/>
Man hatte im Publikum anfangs Sozinldemokraten im Verdacht. Dieser Verdacht<lb/>
hat sich aber, zur Ehre unsrer Arbeiter sei es gesagt, nicht bestätigt. Eher weisen<lb/>
die Spuren daraus hin, daß junge, den gebildetern Schichten angehörige Leute in<lb/>
der Trunkenheit diesen unerhörten Wandalismus begangen haben. Ganz Berlin<lb/>
war tief erschrocken, und es fehlte nicht an Äußerungen der Besorgnis, der Kaiser<lb/>
könne vielleicht solcher Roheit und solchem Unverstande gegenüber die Lust an der<lb/>
Aortführung des ganzen Werks verlieren. Dabei hatte man freilich den vornehmen<lb/>
Sinn des Kaisers gröblich unterschätzt. Weit entfernt davon, der Gesamtbevölkerung<lb/>
Berlins diese Unthat zuzuschieben, ließ der Kaiser vielmehr die beschädigten Denk¬<lb/>
mäler ans seine Kosten wiederherstellen und einzelne der irreparabel beschädigten<lb/>
Büsten ganz neu anfertigen. Sein königliches Herz verschmähte es, die Ge¬<lb/>
samtheit für die Roheit einzelner verkommner Subjekte haftbar zu machen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1287" next="#ID_1288"> Überschreitet man, von der Gruppe Albrechts III. kommend, in südlicher Rich¬<lb/>
tung die Charlottenburger Chaussee, so kommt mau an die einzige Doppelgruppe<lb/>
der ganzen Reihe, das von Max Banmbach geschaffne Standbild der beiden as-<lb/>
kanischen Brüder, der Markgrafen Johann I. und Otto III., die von 1220 bis 126t&gt;<lb/>
die Regierung der Mark in brüderlicher Eintracht mit reichem Segen geführt haben.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0390] TUe Siege-allee in Berlin und ihr bildnerischer Schmuck und war dabei nicht immer glücklich. Unter ihm wurden die Altmark und die rcchtselbischen Besitzungen der Askanier erzbischöflich magdeburgische Lehen. Der Künstler hat es verstanden, den Ernst der Verhältnisse, durch die sich Otto durch¬ zukämpfen hatte, individuell und typisch in der Haltung und im Gesicht des Mark¬ grafen auszudrücken. Dabei ist die Haltung der edeln, fürstlichen Gestalt frei von konventioneller, gesuchter oder theatralischer Pose. Ebenso sind die beiden Neben¬ figuren, wie sie charnllelistisch ausgewählt sind, auch künstlerisch treffliche Leistungen. Zur Rechten des Markgrafen Johann Gans Edler zu Putlitz, der Gründer des Klosters Marienfließ, dessen Modell ihm Uphues nach dem Vorbilde mittelalterlicher Bildhauer in den Arm ,elegt hat. Zur Linken die überaus sein modellierte Büste des märkischen Geschichtschreibers Heinrichs von Antwerpen. Er hat die Wieder¬ eroberung der Feste Brandenburg durch Albrecht den Bären geschildert, und diese Schilderung ist uns erhalten geblieben. Am obern Rande der Rückwand der Bank hat der Künstler in altertümlicher Inschrift die Bedeutung der beiden Zeitgenossen erklärt. Auch ein glücklicher Gedanke, da in unserm Volke von jener Zeit wenig Kunde lebendig geblieben ist. Die mittelalterlichen Schriftzeichen sind zwar auf deu ersten Anblick nicht jedem Beschauer ohne weiteres verständlich. Wer sich aber die Mühe uicht verdrießen läßt, genauer zuzusehen, entziffert die Worte ziemlich leicht, und das Publikum ist für diese» geschichtlichen Hinweis dankbar. Die ganze Gruppe gehört zu den gelungensten von allen. Der Bruder des vorigen, Markgraf Albrecht II., ein tapfrer und mit Erfolg seines fürstlichen Berufs waltender Herr, ist diesen Eigenschaften entsprechend von Johannes Böse recht gut modelliert, wenn auch die Stellung vielleicht ein wenig zu forciert erscheint. Sehr schön sind hier die beiden Büsten, rechts Eile von Repkow, der Verfasser des Sachsenspiegels, und links der Hochmeister des Deutschen Ordens, Hermann von Salza. Diese vier nördlich von der Charlottenburger Chaussee stehenden Gruppen sind es, die vor einigen Jahren in der dem Geburtstage des Kaisers folgenden Nacht von ruchloser Huld schändlich verstümmelt wurden. Glücklicherweise waren die vier Hauptfiguren verschont geblieben. An den Büsten dagegen war - offenbar mit einem Hammer unter Anwendung großer Kraft — eine wahrhaft vandalische Zerstörung verübt worden. Hier war ein Bischofsstab zerschlagen, dort eine Hand, hier war eine Nase, dort waren die Augeubrnueu zertrümmert. Mau hatte deu Eindruck einer ganz unglaublichen Roheit. Die Thäter sind nicht entdeckt worden. Man hatte im Publikum anfangs Sozinldemokraten im Verdacht. Dieser Verdacht hat sich aber, zur Ehre unsrer Arbeiter sei es gesagt, nicht bestätigt. Eher weisen die Spuren daraus hin, daß junge, den gebildetern Schichten angehörige Leute in der Trunkenheit diesen unerhörten Wandalismus begangen haben. Ganz Berlin war tief erschrocken, und es fehlte nicht an Äußerungen der Besorgnis, der Kaiser könne vielleicht solcher Roheit und solchem Unverstande gegenüber die Lust an der Aortführung des ganzen Werks verlieren. Dabei hatte man freilich den vornehmen Sinn des Kaisers gröblich unterschätzt. Weit entfernt davon, der Gesamtbevölkerung Berlins diese Unthat zuzuschieben, ließ der Kaiser vielmehr die beschädigten Denk¬ mäler ans seine Kosten wiederherstellen und einzelne der irreparabel beschädigten Büsten ganz neu anfertigen. Sein königliches Herz verschmähte es, die Ge¬ samtheit für die Roheit einzelner verkommner Subjekte haftbar zu machen. Überschreitet man, von der Gruppe Albrechts III. kommend, in südlicher Rich¬ tung die Charlottenburger Chaussee, so kommt mau an die einzige Doppelgruppe der ganzen Reihe, das von Max Banmbach geschaffne Standbild der beiden as- kanischen Brüder, der Markgrafen Johann I. und Otto III., die von 1220 bis 126t> die Regierung der Mark in brüderlicher Eintracht mit reichem Segen geführt haben.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_233879
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_233879/390
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_233879/390>, abgerufen am 24.07.2024.