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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr.

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Erlebnisse eines achtjährigen Jungen

erhebende Wirkung ich verspürte, wenn ich in Vogts oder Monsieur Besses Be¬
gleitung war, gut und ohne Widerrede die eine Hälfte gelte. So sehr auch meine
Begleiter durch diese ihnen natürlich unbekannte Anmaßung in ihrem Selbstgefühl
verletzt gewesen sein würden, so bequem und zweckdienlich mußte ihnen auf der
andern Seite meine durch dieses Mißverständnis veranlaßte Haltung erscheinen.
Beobachtende Kritik oder gar kindische Spionage hatten sie von einem mit Leib
und Seele in der Sache aufgehenden Teilnehmer nicht zu befürchten; ich hätte mich
eher lebendig aufs Rad flechten lassen, als mich auch nur mit einer Silbe gegen
das zu vergehn, was ich vou meinem Staudpunkte als kameradschaftliche Verschwiegen¬
heitspflicht ansah.

Die Zeiten lagen hinter mir, wo ich während eines Anfenthalts in Weimar
bei der Rückkehr vou einem bis in die spätern Abendstunden ausgedehnten Spazier-
gange die geheimsten Kricgsvperationen meines Kindermädchens durch die freudige
Meldung: Obcrweimar Wesen bin! verraten und damit zum sprachlosen Entsetzen
des Tanteuareopags in meinem und Lenens Gesicht eine Schattiernng von Purpur
erklärt hatte, die auf den ersten Blick als Symptom hochgradiger Scharlacherkrankung
erkannt worden war.

Oberweimar -- das sei für die, denen es unbekannt sein sollte, erklärend be¬
merkt -- war ein zwar unverfängliches, mit Vorliebe von zweifarbigen Tuch be¬
suchtes "Tanzvergnügen," das aber in erster Reihe und rot unterstrichen auf dem
Fräulein Helene zur Nachachtung empfohlnen Index stand.

Es würde mir peinlich gewesen sein, wenn man mich "jetzt, wo ich groß war,"
an diese aus Naivität begangne Fclouie erinnert hätte.

Ich wußte um -- und ich glaube, ich verdankte es Vogt --, was Diskretion
hieß. Wenn wir, Vogt und ich, oder Monsieur Besse und ich, an einer jungen
Dame Gefallen fanden und ihr gefielen, wenn wir es verstanden, uns durch an¬
mutige Scherze und sonstige Untcrhaltuugsgnbeu bei ihr beliebt zu machen, wenn
sie uns zulächelte, und wir ihr, wenn sie es gern sah, daß wir uns verweilten, und
Wir uns willig halten ließen, so konnte nur ein dummer vierjähriger Junge, wie
ich es damals uoch in Weimar gewesen war, albern und unerfahren genug sein,
dritten gegenüber darauf anzuspielen, während doch der Reiz der ^Sache für mich
lediglich in der ritterlich diskreten Auffassung einer Situation lag. bei der ich mit
vielem Stolz und großer Befriedigung -- das fünfte Rad am Wage" vorstellte.'

Da war zumBeispiel das Töchterlein des Handschuhmachers gleich neben dem
Nicdersdorfer Thore. Irgend etwas für meine Ellern oder mich hatte er immer
in Arbeit; er besorgte auch das Waschen der Militärhaudschuhe, und mein und
Vogts Verhältnis zu seiner Tochter -- ich möchte wissen, ob sie wirklich so hübsch
war, wie sie uns, oder vielleicht richtiger gesagt, mir vorkam? -- war überaus anmutig.
Sie pflegte uus, wenn wir uns mit schwerem Herzen aufmachten und schließlich doch
wieder unsrer Wege gingen, bis an die Hausthür zu begleiten, und wenn sie dann
Vogt noch einmal zurückrufen mußte, weil sie ihm noch etwas zu sagen vergessen
halte, so ging ich indes uns seinen Rat über die Gasse weg hinüber zum Sattler
""d sah mir in dessen Anslcgcfenster die kunstvollen Peitschen und die nach
Hnrlekinsart ans bauten dreieckigen Lederstücken zusammengesetzten "Fackcbälle" um,
^ Vogt mich abrief und mir seine Geringschätzung des weiblichen Gejchlechts
durch die regelmäßig wiederkehrende Äußerung kundgab: in einem Punkte sei em
Frauenzimmer Wie das andre; eine jede behalte das Wichtigste, was sie zu sagen
habe, bis "zur letzt," und am liebsten sei es ihnen, wenn sie einem mit der Haupt¬
sache noch bis auf die Straße nachlaufen müßten.

Bei der Handschuhuiachcrstochter, Fräulein Hermine, war es mir mit Monsieur
Besse ganz besonders geglückt. Schon der Umstand, daß er überhaupt Handschuh


Grenzboten I 1901 37
Erlebnisse eines achtjährigen Jungen

erhebende Wirkung ich verspürte, wenn ich in Vogts oder Monsieur Besses Be¬
gleitung war, gut und ohne Widerrede die eine Hälfte gelte. So sehr auch meine
Begleiter durch diese ihnen natürlich unbekannte Anmaßung in ihrem Selbstgefühl
verletzt gewesen sein würden, so bequem und zweckdienlich mußte ihnen auf der
andern Seite meine durch dieses Mißverständnis veranlaßte Haltung erscheinen.
Beobachtende Kritik oder gar kindische Spionage hatten sie von einem mit Leib
und Seele in der Sache aufgehenden Teilnehmer nicht zu befürchten; ich hätte mich
eher lebendig aufs Rad flechten lassen, als mich auch nur mit einer Silbe gegen
das zu vergehn, was ich vou meinem Staudpunkte als kameradschaftliche Verschwiegen¬
heitspflicht ansah.

Die Zeiten lagen hinter mir, wo ich während eines Anfenthalts in Weimar
bei der Rückkehr vou einem bis in die spätern Abendstunden ausgedehnten Spazier-
gange die geheimsten Kricgsvperationen meines Kindermädchens durch die freudige
Meldung: Obcrweimar Wesen bin! verraten und damit zum sprachlosen Entsetzen
des Tanteuareopags in meinem und Lenens Gesicht eine Schattiernng von Purpur
erklärt hatte, die auf den ersten Blick als Symptom hochgradiger Scharlacherkrankung
erkannt worden war.

Oberweimar — das sei für die, denen es unbekannt sein sollte, erklärend be¬
merkt — war ein zwar unverfängliches, mit Vorliebe von zweifarbigen Tuch be¬
suchtes „Tanzvergnügen," das aber in erster Reihe und rot unterstrichen auf dem
Fräulein Helene zur Nachachtung empfohlnen Index stand.

Es würde mir peinlich gewesen sein, wenn man mich „jetzt, wo ich groß war,"
an diese aus Naivität begangne Fclouie erinnert hätte.

Ich wußte um — und ich glaube, ich verdankte es Vogt —, was Diskretion
hieß. Wenn wir, Vogt und ich, oder Monsieur Besse und ich, an einer jungen
Dame Gefallen fanden und ihr gefielen, wenn wir es verstanden, uns durch an¬
mutige Scherze und sonstige Untcrhaltuugsgnbeu bei ihr beliebt zu machen, wenn
sie uns zulächelte, und wir ihr, wenn sie es gern sah, daß wir uns verweilten, und
Wir uns willig halten ließen, so konnte nur ein dummer vierjähriger Junge, wie
ich es damals uoch in Weimar gewesen war, albern und unerfahren genug sein,
dritten gegenüber darauf anzuspielen, während doch der Reiz der ^Sache für mich
lediglich in der ritterlich diskreten Auffassung einer Situation lag. bei der ich mit
vielem Stolz und großer Befriedigung — das fünfte Rad am Wage» vorstellte.'

Da war zumBeispiel das Töchterlein des Handschuhmachers gleich neben dem
Nicdersdorfer Thore. Irgend etwas für meine Ellern oder mich hatte er immer
in Arbeit; er besorgte auch das Waschen der Militärhaudschuhe, und mein und
Vogts Verhältnis zu seiner Tochter — ich möchte wissen, ob sie wirklich so hübsch
war, wie sie uns, oder vielleicht richtiger gesagt, mir vorkam? — war überaus anmutig.
Sie pflegte uus, wenn wir uns mit schwerem Herzen aufmachten und schließlich doch
wieder unsrer Wege gingen, bis an die Hausthür zu begleiten, und wenn sie dann
Vogt noch einmal zurückrufen mußte, weil sie ihm noch etwas zu sagen vergessen
halte, so ging ich indes uns seinen Rat über die Gasse weg hinüber zum Sattler
""d sah mir in dessen Anslcgcfenster die kunstvollen Peitschen und die nach
Hnrlekinsart ans bauten dreieckigen Lederstücken zusammengesetzten „Fackcbälle" um,
^ Vogt mich abrief und mir seine Geringschätzung des weiblichen Gejchlechts
durch die regelmäßig wiederkehrende Äußerung kundgab: in einem Punkte sei em
Frauenzimmer Wie das andre; eine jede behalte das Wichtigste, was sie zu sagen
habe, bis „zur letzt," und am liebsten sei es ihnen, wenn sie einem mit der Haupt¬
sache noch bis auf die Straße nachlaufen müßten.

Bei der Handschuhuiachcrstochter, Fräulein Hermine, war es mir mit Monsieur
Besse ganz besonders geglückt. Schon der Umstand, daß er überhaupt Handschuh


Grenzboten I 1901 37
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[0297] Erlebnisse eines achtjährigen Jungen erhebende Wirkung ich verspürte, wenn ich in Vogts oder Monsieur Besses Be¬ gleitung war, gut und ohne Widerrede die eine Hälfte gelte. So sehr auch meine Begleiter durch diese ihnen natürlich unbekannte Anmaßung in ihrem Selbstgefühl verletzt gewesen sein würden, so bequem und zweckdienlich mußte ihnen auf der andern Seite meine durch dieses Mißverständnis veranlaßte Haltung erscheinen. Beobachtende Kritik oder gar kindische Spionage hatten sie von einem mit Leib und Seele in der Sache aufgehenden Teilnehmer nicht zu befürchten; ich hätte mich eher lebendig aufs Rad flechten lassen, als mich auch nur mit einer Silbe gegen das zu vergehn, was ich vou meinem Staudpunkte als kameradschaftliche Verschwiegen¬ heitspflicht ansah. Die Zeiten lagen hinter mir, wo ich während eines Anfenthalts in Weimar bei der Rückkehr vou einem bis in die spätern Abendstunden ausgedehnten Spazier- gange die geheimsten Kricgsvperationen meines Kindermädchens durch die freudige Meldung: Obcrweimar Wesen bin! verraten und damit zum sprachlosen Entsetzen des Tanteuareopags in meinem und Lenens Gesicht eine Schattiernng von Purpur erklärt hatte, die auf den ersten Blick als Symptom hochgradiger Scharlacherkrankung erkannt worden war. Oberweimar — das sei für die, denen es unbekannt sein sollte, erklärend be¬ merkt — war ein zwar unverfängliches, mit Vorliebe von zweifarbigen Tuch be¬ suchtes „Tanzvergnügen," das aber in erster Reihe und rot unterstrichen auf dem Fräulein Helene zur Nachachtung empfohlnen Index stand. Es würde mir peinlich gewesen sein, wenn man mich „jetzt, wo ich groß war," an diese aus Naivität begangne Fclouie erinnert hätte. Ich wußte um — und ich glaube, ich verdankte es Vogt —, was Diskretion hieß. Wenn wir, Vogt und ich, oder Monsieur Besse und ich, an einer jungen Dame Gefallen fanden und ihr gefielen, wenn wir es verstanden, uns durch an¬ mutige Scherze und sonstige Untcrhaltuugsgnbeu bei ihr beliebt zu machen, wenn sie uns zulächelte, und wir ihr, wenn sie es gern sah, daß wir uns verweilten, und Wir uns willig halten ließen, so konnte nur ein dummer vierjähriger Junge, wie ich es damals uoch in Weimar gewesen war, albern und unerfahren genug sein, dritten gegenüber darauf anzuspielen, während doch der Reiz der ^Sache für mich lediglich in der ritterlich diskreten Auffassung einer Situation lag. bei der ich mit vielem Stolz und großer Befriedigung — das fünfte Rad am Wage» vorstellte.' Da war zumBeispiel das Töchterlein des Handschuhmachers gleich neben dem Nicdersdorfer Thore. Irgend etwas für meine Ellern oder mich hatte er immer in Arbeit; er besorgte auch das Waschen der Militärhaudschuhe, und mein und Vogts Verhältnis zu seiner Tochter — ich möchte wissen, ob sie wirklich so hübsch war, wie sie uns, oder vielleicht richtiger gesagt, mir vorkam? — war überaus anmutig. Sie pflegte uus, wenn wir uns mit schwerem Herzen aufmachten und schließlich doch wieder unsrer Wege gingen, bis an die Hausthür zu begleiten, und wenn sie dann Vogt noch einmal zurückrufen mußte, weil sie ihm noch etwas zu sagen vergessen halte, so ging ich indes uns seinen Rat über die Gasse weg hinüber zum Sattler ""d sah mir in dessen Anslcgcfenster die kunstvollen Peitschen und die nach Hnrlekinsart ans bauten dreieckigen Lederstücken zusammengesetzten „Fackcbälle" um, ^ Vogt mich abrief und mir seine Geringschätzung des weiblichen Gejchlechts durch die regelmäßig wiederkehrende Äußerung kundgab: in einem Punkte sei em Frauenzimmer Wie das andre; eine jede behalte das Wichtigste, was sie zu sagen habe, bis „zur letzt," und am liebsten sei es ihnen, wenn sie einem mit der Haupt¬ sache noch bis auf die Straße nachlaufen müßten. Bei der Handschuhuiachcrstochter, Fräulein Hermine, war es mir mit Monsieur Besse ganz besonders geglückt. Schon der Umstand, daß er überhaupt Handschuh Grenzboten I 1901 37

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_233879/297>, abgerufen am 20.09.2024.