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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr.

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Erlebnisse eines achtjährigen Jungen

trug, güb ihm -- rein geschäftlich gesprochen -- einen Vorzug vor Vogt, der nur
beim Servieren sogenannte Sauceusnugcr trug, Erzeugnisse des Wirkstuhls, die nu
die Form der menschlichen Hand nur sehr von weitem durch den Umstand erinnerten,
daß jedes einzelne Exemplar, der Fünfzahl der Finger entsprechend, mit fünf an¬
scheinend für prähistorische Mammiferen berechneten Zitzcnfuttcrale" versehen war.
Auch daß Monsieur Bestes Handschuhe von Ziegenleder und nnsländischen Schnittes
waren, trug dazu bei, ihm bei unserm ersten Besuch eine ehrenvolle Aufnahme zu
sichern.

Im weiter" Verlauf der Bekanntschaft mochten aber doch die Handschuhe nicht
mehr die Hauptsache geblieben sein, denn wir schwammen, Monsieur Beste und ich,
wenn wir Fränkel" Hermine oder vielmehr deren Vater besuchten, in einem Meer
von Wonne. Alles lächelte und strahlte, wenn wir kamen, und ich war durch die
mitgcnvsseue Anbetung bald so verwöhnt, daß mir eine kleine Freundin, die etwa
zwei bis drei Jahre älter sein konnte als ich, in ihrer behaglichen Ruhe und Ge¬
lassenheit vergleichsweise kalt und gefühllos vorkam. In, ich bekenne, daß ich ihr
gegenüber längere Zeit unter dem unheimlichen Eindruck gestanden habe, daß sie,
die in Wahrheit ein reizendes, in jeder Beziehung hochbegabtes und warmherziges
Kind war, infolge einer ihr -- ich hätte nicht recht sagen können, wie und
warum -- zu teil gewordnen Fischnatur mehr ans den Umgang mit Nercidcn-
kindcrn als mit Jungen meinesgleichen hingewiesen sei. Auch daran waren Vogt
und Shnatschke schuld. Dn ich nämlich gehört hatte, wie sie sich über eine aller-
dings etwas teilnahmlos und verschlafen aussehende Kellnerin, die im Ratskeller
uns gerade gegenüber die Honoratioren bediente, dahin geäußert hatten, daß sie
Wasser anstatt Bluts in den Adern habe, so hatte ich anch bei meiner ausgezeich¬
neten kleinen Freundin eine ebensolche mir höchst ungemütliche Anomalie annehmen
zu müssen geglaubt.

Erst als sie sich eiues Tags bei einem Spaziergnnge die niedliche kleine Hand
an einem Brombeerschößling geritzt hatte, und ich statt der gefürchteten färben- und
wärmelosen Flüssigkeit Tröpfchen von schönster Rubinfarbe hervorsickern sah, war
ich zu meiner großen Beruhigung eines bessern belehrt worden.

Wie wenig sich schließlich Monsieur Beste zu unsrer Episode mit Fräulein
Hermine Glück zu wünschen Ursache hatte, wie unbefriedigend, ja -- um mich des
Syuatschkischen Ausdrucks zu bedienen -- wie "kladrig" sie für ihn endete, will ich
kurz berichten. Ich werde mich dabei kaum auf meine eignen damaligen Wahr¬
nehmungen beschränken können, denn das ist ja eben das Unglück mit den ihre Er¬
lebnisse erzählenden achtjährigen Knaben, daß sie, um das in der Kindheit erlebte
anschaulich und verständlich zu macheu, den ersten Eindrücken allerhand später Ge¬
hörtes und in Erfahrung Gebrachtes heimische" müssen. Aber ich werde dabei nun
der hauptsächlichsten Umstände kurz gedenken und namentlich da, wo ich mich auf
Mitteilungen und Erläuterungen Syucitschkes zu beziehn habe, mit vorsichtiger Aus¬
wahl zu Werke gehn. Das wird gut sein, denn ich fürchte, daß die Darstellungs-
weise meines wendischen Freundes, gegen die mir seinerzeit selbstverständlich keine
Bedenken kommen konnten, zu graphisch, drastisch und naturalistisch war, als daß
sie sich nicht in den Erlebnissen eines achtjährigen Knaben wie zu große Rosinen
in einem zu kleinen Kuchen nnsnehmcn sollte.

Ich hatte eines Morgens zu bemerken geglaubt, daß das Gehn, Sitzen und
Aufstehn Monsieur Beste Unbequemlichkeit verursachte, und erfuhr unter dem Siegel
der Verschwiegenheit, nicht durch ihn, sondern durch Shnatschke, daß er am Abend
zuvor bei einem Renkontre in: Garten des Handschnhmachers "eklig zugedeckt"
worden war. Fräulein Hermincs Bruder, der Geselle ihres Vaters und ein Dritter,
der ungenannt zu bleibe" wünschte, hatte" ihn "zugedeckt," und es mußte toll genng


Erlebnisse eines achtjährigen Jungen

trug, güb ihm — rein geschäftlich gesprochen — einen Vorzug vor Vogt, der nur
beim Servieren sogenannte Sauceusnugcr trug, Erzeugnisse des Wirkstuhls, die nu
die Form der menschlichen Hand nur sehr von weitem durch den Umstand erinnerten,
daß jedes einzelne Exemplar, der Fünfzahl der Finger entsprechend, mit fünf an¬
scheinend für prähistorische Mammiferen berechneten Zitzcnfuttcrale» versehen war.
Auch daß Monsieur Bestes Handschuhe von Ziegenleder und nnsländischen Schnittes
waren, trug dazu bei, ihm bei unserm ersten Besuch eine ehrenvolle Aufnahme zu
sichern.

Im weiter» Verlauf der Bekanntschaft mochten aber doch die Handschuhe nicht
mehr die Hauptsache geblieben sein, denn wir schwammen, Monsieur Beste und ich,
wenn wir Fränkel» Hermine oder vielmehr deren Vater besuchten, in einem Meer
von Wonne. Alles lächelte und strahlte, wenn wir kamen, und ich war durch die
mitgcnvsseue Anbetung bald so verwöhnt, daß mir eine kleine Freundin, die etwa
zwei bis drei Jahre älter sein konnte als ich, in ihrer behaglichen Ruhe und Ge¬
lassenheit vergleichsweise kalt und gefühllos vorkam. In, ich bekenne, daß ich ihr
gegenüber längere Zeit unter dem unheimlichen Eindruck gestanden habe, daß sie,
die in Wahrheit ein reizendes, in jeder Beziehung hochbegabtes und warmherziges
Kind war, infolge einer ihr — ich hätte nicht recht sagen können, wie und
warum — zu teil gewordnen Fischnatur mehr ans den Umgang mit Nercidcn-
kindcrn als mit Jungen meinesgleichen hingewiesen sei. Auch daran waren Vogt
und Shnatschke schuld. Dn ich nämlich gehört hatte, wie sie sich über eine aller-
dings etwas teilnahmlos und verschlafen aussehende Kellnerin, die im Ratskeller
uns gerade gegenüber die Honoratioren bediente, dahin geäußert hatten, daß sie
Wasser anstatt Bluts in den Adern habe, so hatte ich anch bei meiner ausgezeich¬
neten kleinen Freundin eine ebensolche mir höchst ungemütliche Anomalie annehmen
zu müssen geglaubt.

Erst als sie sich eiues Tags bei einem Spaziergnnge die niedliche kleine Hand
an einem Brombeerschößling geritzt hatte, und ich statt der gefürchteten färben- und
wärmelosen Flüssigkeit Tröpfchen von schönster Rubinfarbe hervorsickern sah, war
ich zu meiner großen Beruhigung eines bessern belehrt worden.

Wie wenig sich schließlich Monsieur Beste zu unsrer Episode mit Fräulein
Hermine Glück zu wünschen Ursache hatte, wie unbefriedigend, ja — um mich des
Syuatschkischen Ausdrucks zu bedienen — wie „kladrig" sie für ihn endete, will ich
kurz berichten. Ich werde mich dabei kaum auf meine eignen damaligen Wahr¬
nehmungen beschränken können, denn das ist ja eben das Unglück mit den ihre Er¬
lebnisse erzählenden achtjährigen Knaben, daß sie, um das in der Kindheit erlebte
anschaulich und verständlich zu macheu, den ersten Eindrücken allerhand später Ge¬
hörtes und in Erfahrung Gebrachtes heimische» müssen. Aber ich werde dabei nun
der hauptsächlichsten Umstände kurz gedenken und namentlich da, wo ich mich auf
Mitteilungen und Erläuterungen Syucitschkes zu beziehn habe, mit vorsichtiger Aus¬
wahl zu Werke gehn. Das wird gut sein, denn ich fürchte, daß die Darstellungs-
weise meines wendischen Freundes, gegen die mir seinerzeit selbstverständlich keine
Bedenken kommen konnten, zu graphisch, drastisch und naturalistisch war, als daß
sie sich nicht in den Erlebnissen eines achtjährigen Knaben wie zu große Rosinen
in einem zu kleinen Kuchen nnsnehmcn sollte.

Ich hatte eines Morgens zu bemerken geglaubt, daß das Gehn, Sitzen und
Aufstehn Monsieur Beste Unbequemlichkeit verursachte, und erfuhr unter dem Siegel
der Verschwiegenheit, nicht durch ihn, sondern durch Shnatschke, daß er am Abend
zuvor bei einem Renkontre in: Garten des Handschnhmachers „eklig zugedeckt"
worden war. Fräulein Hermincs Bruder, der Geselle ihres Vaters und ein Dritter,
der ungenannt zu bleibe» wünschte, hatte» ihn „zugedeckt," und es mußte toll genng


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[0298] Erlebnisse eines achtjährigen Jungen trug, güb ihm — rein geschäftlich gesprochen — einen Vorzug vor Vogt, der nur beim Servieren sogenannte Sauceusnugcr trug, Erzeugnisse des Wirkstuhls, die nu die Form der menschlichen Hand nur sehr von weitem durch den Umstand erinnerten, daß jedes einzelne Exemplar, der Fünfzahl der Finger entsprechend, mit fünf an¬ scheinend für prähistorische Mammiferen berechneten Zitzcnfuttcrale» versehen war. Auch daß Monsieur Bestes Handschuhe von Ziegenleder und nnsländischen Schnittes waren, trug dazu bei, ihm bei unserm ersten Besuch eine ehrenvolle Aufnahme zu sichern. Im weiter» Verlauf der Bekanntschaft mochten aber doch die Handschuhe nicht mehr die Hauptsache geblieben sein, denn wir schwammen, Monsieur Beste und ich, wenn wir Fränkel» Hermine oder vielmehr deren Vater besuchten, in einem Meer von Wonne. Alles lächelte und strahlte, wenn wir kamen, und ich war durch die mitgcnvsseue Anbetung bald so verwöhnt, daß mir eine kleine Freundin, die etwa zwei bis drei Jahre älter sein konnte als ich, in ihrer behaglichen Ruhe und Ge¬ lassenheit vergleichsweise kalt und gefühllos vorkam. In, ich bekenne, daß ich ihr gegenüber längere Zeit unter dem unheimlichen Eindruck gestanden habe, daß sie, die in Wahrheit ein reizendes, in jeder Beziehung hochbegabtes und warmherziges Kind war, infolge einer ihr — ich hätte nicht recht sagen können, wie und warum — zu teil gewordnen Fischnatur mehr ans den Umgang mit Nercidcn- kindcrn als mit Jungen meinesgleichen hingewiesen sei. Auch daran waren Vogt und Shnatschke schuld. Dn ich nämlich gehört hatte, wie sie sich über eine aller- dings etwas teilnahmlos und verschlafen aussehende Kellnerin, die im Ratskeller uns gerade gegenüber die Honoratioren bediente, dahin geäußert hatten, daß sie Wasser anstatt Bluts in den Adern habe, so hatte ich anch bei meiner ausgezeich¬ neten kleinen Freundin eine ebensolche mir höchst ungemütliche Anomalie annehmen zu müssen geglaubt. Erst als sie sich eiues Tags bei einem Spaziergnnge die niedliche kleine Hand an einem Brombeerschößling geritzt hatte, und ich statt der gefürchteten färben- und wärmelosen Flüssigkeit Tröpfchen von schönster Rubinfarbe hervorsickern sah, war ich zu meiner großen Beruhigung eines bessern belehrt worden. Wie wenig sich schließlich Monsieur Beste zu unsrer Episode mit Fräulein Hermine Glück zu wünschen Ursache hatte, wie unbefriedigend, ja — um mich des Syuatschkischen Ausdrucks zu bedienen — wie „kladrig" sie für ihn endete, will ich kurz berichten. Ich werde mich dabei kaum auf meine eignen damaligen Wahr¬ nehmungen beschränken können, denn das ist ja eben das Unglück mit den ihre Er¬ lebnisse erzählenden achtjährigen Knaben, daß sie, um das in der Kindheit erlebte anschaulich und verständlich zu macheu, den ersten Eindrücken allerhand später Ge¬ hörtes und in Erfahrung Gebrachtes heimische» müssen. Aber ich werde dabei nun der hauptsächlichsten Umstände kurz gedenken und namentlich da, wo ich mich auf Mitteilungen und Erläuterungen Syucitschkes zu beziehn habe, mit vorsichtiger Aus¬ wahl zu Werke gehn. Das wird gut sein, denn ich fürchte, daß die Darstellungs- weise meines wendischen Freundes, gegen die mir seinerzeit selbstverständlich keine Bedenken kommen konnten, zu graphisch, drastisch und naturalistisch war, als daß sie sich nicht in den Erlebnissen eines achtjährigen Knaben wie zu große Rosinen in einem zu kleinen Kuchen nnsnehmcn sollte. Ich hatte eines Morgens zu bemerken geglaubt, daß das Gehn, Sitzen und Aufstehn Monsieur Beste Unbequemlichkeit verursachte, und erfuhr unter dem Siegel der Verschwiegenheit, nicht durch ihn, sondern durch Shnatschke, daß er am Abend zuvor bei einem Renkontre in: Garten des Handschnhmachers „eklig zugedeckt" worden war. Fräulein Hermincs Bruder, der Geselle ihres Vaters und ein Dritter, der ungenannt zu bleibe» wünschte, hatte» ihn „zugedeckt," und es mußte toll genng

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_233879/298>, abgerufen am 27.06.2024.