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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Nnmaßgebliches

Kulturgeschichte ist. Der Vvllmensch ist gesund, und ini Zustande der Gesundheit
finden seine Triebe, findet sein Glnckbedürfnis Befriedigung. Der Fehlmensch muß,
um glücklich werde" zu können, sein Verhalten ändern. Leidet er an unheilbaren
leiblichen, intellektuelle" oder sittliche" Mängeln, so ist ihm die Änderung nicht
möglich, die Menschheit dagegen, der "nunnterbrochue Mensch," kann ihr Verhalten,
ihre Einrichtungen ändern und wird es ihn". "Sie ist der Fehlmensch, der durch
keinen irreparabel" Defekt daran gehindert ist. Indem sie ihr Verhalten ändert,
ändert sie die gesamte" Verhältnisse des Kulturlebens." Die Änderung besteht
darin, daß sie alle Vergewaltigungen beseitigt, deren hauptsächlichste in der Gegen¬
wart sind: das Kriegswesen, das Privateigentum in der vom Staate geschützten
Form und die unbeschränkte Konkurrenz. Alle weltgeschichtlichen Unternehmungen
sind nichts als "Auspaunuugeu der Seelenmnskeln im Meuschheitsorgauisnius, um
zum Ziel der Entfaltung zu gelangen." Die Entfaltung auf dem sittlich-geistigen
Gebiete hat den ethischen Fartschritt im Gefolge, der sich als Wachstum in Ge¬
rechtigkeit und Wohlwollen äußert. Die Rasse" von geringem Wert werden als
Hindernis der Entwicklung entweder zu Grunde gehn oder an die zweite Stelle
gedrängt werden. "Es ist das immerhin noch etwas andres, als was der "Svzial-
aristotrat" Mexander Tillej meint, wenn er von einem Hinnnsarbeiten der minder¬
wertigen Rassen ans ihrem Besitz durch die vorzüglichern Rassen spricht. In diesem
absichtlich und nachdrücklich betriebnen Vorgehn würde nichts mehr von der Schonung
und dem Wohlwollen enthalten sein, das von nnserm Standpunkt aus selbst den
minderwertigen Nassen gegenüber nicht aus den Angen gesetzt werden dürfte."
Es gehe mit der Menschheit aber nicht allein vorwärts in intellektueller und tech¬
nischer Beziehung, sondern auch aufwärts. Zur Abwärtsbewegung rechnet er be¬
sonders "die Zunahme an Gerechtigkeitssinn im gegenseitigen Verhalten der Mensche"
unter einander und ihren engern Aneinanderschluß auf Grund einer Zunahme des
Altruismus. Ich habe eine solche Aufwnrtsbewegimg nicht aus eiuer in der Luft
schwebenden Weltauffassung gefolgert, sondern sie ans der menschlichen Natur ab¬
zuleiten und dnrch Thatsachen zu stützen versucht. naturphilosophischer Dentnngs-
versuche oder Auslegungen will ich mich enthalten. Das verschleierte Bild von
Sais werden wir doch nicht zu enthüllen vermögen. Ins eigentliche Dispensatorium
des Lebens zu dringen ist keinem Sterblichen je gelungen und wird auch keinem
gelingen, lautet ein Ausspruch Herders. Genug, daß sich uns im Weltvorgnng eine
Lebensstöruugeu überwindende Macht zu bezeugen scheint." Von dem Begriff der
Aufwärtsbewegung schließt Duboc das Streben nach einer jenseitigen Vollendung
nicht unbedingt ans, und er widmet dem Okkultismus, der eine Brücke ins Jenseits
zu schlagen versucht, ein eignes Kapitel. Wir halten, wie seine Ethik, so auch seine
Geschichtsphilosophie für richtig in den Grundzügen, gestehn aber, daß wir von
den Aussichten der Menschheit im Jenseits, ohne dem Okkultismus zu huldigen,
etwas zuversichtlicher, von denen im Diesseits etwas weniger zuversichtlich denken
als er. Im einzelnen sagt er viel Schönes über Konsessimiskämpfe, Judenfrage
und andre aktuelle Gegenstände. Mir die Erkenntnistheorie wichtig ist seine Be¬
merkung auf Seite 44, daß Humes Einwürfe gegen die Kausalität freilich unwider-
leglich seien, wenn man die Sache bloß mit dem Verstände betrachtet, daß uus
aber das thatsächliche Vorhandensein von Ursache und Wirkung durch die Empfindung
gewiß werde. Wenn der Schutzmann den entlaufenden Spitzbuben packt, so sagt
ihm sein Mnstclgefühl in Verbindung mit dem Augenschein, daß sein Handgriff die
Ursache, und das stehnbleiben des Spitzbuben die Wirkung ist. Dagegen können
alle Philosophen und Sophisten nicht aufkommen.




Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Will). Grunow in Leipzig. -- Druck von Carl Mnrquart in Leipzig
Maßgebliches und Nnmaßgebliches

Kulturgeschichte ist. Der Vvllmensch ist gesund, und ini Zustande der Gesundheit
finden seine Triebe, findet sein Glnckbedürfnis Befriedigung. Der Fehlmensch muß,
um glücklich werde» zu können, sein Verhalten ändern. Leidet er an unheilbaren
leiblichen, intellektuelle» oder sittliche» Mängeln, so ist ihm die Änderung nicht
möglich, die Menschheit dagegen, der „nunnterbrochue Mensch," kann ihr Verhalten,
ihre Einrichtungen ändern und wird es ihn». „Sie ist der Fehlmensch, der durch
keinen irreparabel» Defekt daran gehindert ist. Indem sie ihr Verhalten ändert,
ändert sie die gesamte» Verhältnisse des Kulturlebens." Die Änderung besteht
darin, daß sie alle Vergewaltigungen beseitigt, deren hauptsächlichste in der Gegen¬
wart sind: das Kriegswesen, das Privateigentum in der vom Staate geschützten
Form und die unbeschränkte Konkurrenz. Alle weltgeschichtlichen Unternehmungen
sind nichts als „Auspaunuugeu der Seelenmnskeln im Meuschheitsorgauisnius, um
zum Ziel der Entfaltung zu gelangen." Die Entfaltung auf dem sittlich-geistigen
Gebiete hat den ethischen Fartschritt im Gefolge, der sich als Wachstum in Ge¬
rechtigkeit und Wohlwollen äußert. Die Rasse» von geringem Wert werden als
Hindernis der Entwicklung entweder zu Grunde gehn oder an die zweite Stelle
gedrängt werden. „Es ist das immerhin noch etwas andres, als was der »Svzial-
aristotrat« Mexander Tillej meint, wenn er von einem Hinnnsarbeiten der minder¬
wertigen Rassen ans ihrem Besitz durch die vorzüglichern Rassen spricht. In diesem
absichtlich und nachdrücklich betriebnen Vorgehn würde nichts mehr von der Schonung
und dem Wohlwollen enthalten sein, das von nnserm Standpunkt aus selbst den
minderwertigen Nassen gegenüber nicht aus den Angen gesetzt werden dürfte."
Es gehe mit der Menschheit aber nicht allein vorwärts in intellektueller und tech¬
nischer Beziehung, sondern auch aufwärts. Zur Abwärtsbewegung rechnet er be¬
sonders „die Zunahme an Gerechtigkeitssinn im gegenseitigen Verhalten der Mensche»
unter einander und ihren engern Aneinanderschluß auf Grund einer Zunahme des
Altruismus. Ich habe eine solche Aufwnrtsbewegimg nicht aus eiuer in der Luft
schwebenden Weltauffassung gefolgert, sondern sie ans der menschlichen Natur ab¬
zuleiten und dnrch Thatsachen zu stützen versucht. naturphilosophischer Dentnngs-
versuche oder Auslegungen will ich mich enthalten. Das verschleierte Bild von
Sais werden wir doch nicht zu enthüllen vermögen. Ins eigentliche Dispensatorium
des Lebens zu dringen ist keinem Sterblichen je gelungen und wird auch keinem
gelingen, lautet ein Ausspruch Herders. Genug, daß sich uns im Weltvorgnng eine
Lebensstöruugeu überwindende Macht zu bezeugen scheint." Von dem Begriff der
Aufwärtsbewegung schließt Duboc das Streben nach einer jenseitigen Vollendung
nicht unbedingt ans, und er widmet dem Okkultismus, der eine Brücke ins Jenseits
zu schlagen versucht, ein eignes Kapitel. Wir halten, wie seine Ethik, so auch seine
Geschichtsphilosophie für richtig in den Grundzügen, gestehn aber, daß wir von
den Aussichten der Menschheit im Jenseits, ohne dem Okkultismus zu huldigen,
etwas zuversichtlicher, von denen im Diesseits etwas weniger zuversichtlich denken
als er. Im einzelnen sagt er viel Schönes über Konsessimiskämpfe, Judenfrage
und andre aktuelle Gegenstände. Mir die Erkenntnistheorie wichtig ist seine Be¬
merkung auf Seite 44, daß Humes Einwürfe gegen die Kausalität freilich unwider-
leglich seien, wenn man die Sache bloß mit dem Verstände betrachtet, daß uus
aber das thatsächliche Vorhandensein von Ursache und Wirkung durch die Empfindung
gewiß werde. Wenn der Schutzmann den entlaufenden Spitzbuben packt, so sagt
ihm sein Mnstclgefühl in Verbindung mit dem Augenschein, daß sein Handgriff die
Ursache, und das stehnbleiben des Spitzbuben die Wirkung ist. Dagegen können
alle Philosophen und Sophisten nicht aufkommen.




Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Will). Grunow in Leipzig. — Druck von Carl Mnrquart in Leipzig
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[0256] Maßgebliches und Nnmaßgebliches Kulturgeschichte ist. Der Vvllmensch ist gesund, und ini Zustande der Gesundheit finden seine Triebe, findet sein Glnckbedürfnis Befriedigung. Der Fehlmensch muß, um glücklich werde» zu können, sein Verhalten ändern. Leidet er an unheilbaren leiblichen, intellektuelle» oder sittliche» Mängeln, so ist ihm die Änderung nicht möglich, die Menschheit dagegen, der „nunnterbrochue Mensch," kann ihr Verhalten, ihre Einrichtungen ändern und wird es ihn». „Sie ist der Fehlmensch, der durch keinen irreparabel» Defekt daran gehindert ist. Indem sie ihr Verhalten ändert, ändert sie die gesamte» Verhältnisse des Kulturlebens." Die Änderung besteht darin, daß sie alle Vergewaltigungen beseitigt, deren hauptsächlichste in der Gegen¬ wart sind: das Kriegswesen, das Privateigentum in der vom Staate geschützten Form und die unbeschränkte Konkurrenz. Alle weltgeschichtlichen Unternehmungen sind nichts als „Auspaunuugeu der Seelenmnskeln im Meuschheitsorgauisnius, um zum Ziel der Entfaltung zu gelangen." Die Entfaltung auf dem sittlich-geistigen Gebiete hat den ethischen Fartschritt im Gefolge, der sich als Wachstum in Ge¬ rechtigkeit und Wohlwollen äußert. Die Rasse» von geringem Wert werden als Hindernis der Entwicklung entweder zu Grunde gehn oder an die zweite Stelle gedrängt werden. „Es ist das immerhin noch etwas andres, als was der »Svzial- aristotrat« Mexander Tillej meint, wenn er von einem Hinnnsarbeiten der minder¬ wertigen Rassen ans ihrem Besitz durch die vorzüglichern Rassen spricht. In diesem absichtlich und nachdrücklich betriebnen Vorgehn würde nichts mehr von der Schonung und dem Wohlwollen enthalten sein, das von nnserm Standpunkt aus selbst den minderwertigen Nassen gegenüber nicht aus den Angen gesetzt werden dürfte." Es gehe mit der Menschheit aber nicht allein vorwärts in intellektueller und tech¬ nischer Beziehung, sondern auch aufwärts. Zur Abwärtsbewegung rechnet er be¬ sonders „die Zunahme an Gerechtigkeitssinn im gegenseitigen Verhalten der Mensche» unter einander und ihren engern Aneinanderschluß auf Grund einer Zunahme des Altruismus. Ich habe eine solche Aufwnrtsbewegimg nicht aus eiuer in der Luft schwebenden Weltauffassung gefolgert, sondern sie ans der menschlichen Natur ab¬ zuleiten und dnrch Thatsachen zu stützen versucht. naturphilosophischer Dentnngs- versuche oder Auslegungen will ich mich enthalten. Das verschleierte Bild von Sais werden wir doch nicht zu enthüllen vermögen. Ins eigentliche Dispensatorium des Lebens zu dringen ist keinem Sterblichen je gelungen und wird auch keinem gelingen, lautet ein Ausspruch Herders. Genug, daß sich uns im Weltvorgnng eine Lebensstöruugeu überwindende Macht zu bezeugen scheint." Von dem Begriff der Aufwärtsbewegung schließt Duboc das Streben nach einer jenseitigen Vollendung nicht unbedingt ans, und er widmet dem Okkultismus, der eine Brücke ins Jenseits zu schlagen versucht, ein eignes Kapitel. Wir halten, wie seine Ethik, so auch seine Geschichtsphilosophie für richtig in den Grundzügen, gestehn aber, daß wir von den Aussichten der Menschheit im Jenseits, ohne dem Okkultismus zu huldigen, etwas zuversichtlicher, von denen im Diesseits etwas weniger zuversichtlich denken als er. Im einzelnen sagt er viel Schönes über Konsessimiskämpfe, Judenfrage und andre aktuelle Gegenstände. Mir die Erkenntnistheorie wichtig ist seine Be¬ merkung auf Seite 44, daß Humes Einwürfe gegen die Kausalität freilich unwider- leglich seien, wenn man die Sache bloß mit dem Verstände betrachtet, daß uus aber das thatsächliche Vorhandensein von Ursache und Wirkung durch die Empfindung gewiß werde. Wenn der Schutzmann den entlaufenden Spitzbuben packt, so sagt ihm sein Mnstclgefühl in Verbindung mit dem Augenschein, daß sein Handgriff die Ursache, und das stehnbleiben des Spitzbuben die Wirkung ist. Dagegen können alle Philosophen und Sophisten nicht aufkommen. Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig Verlag von Fr. Will). Grunow in Leipzig. — Druck von Carl Mnrquart in Leipzig

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_233879/256>, abgerufen am 27.06.2024.