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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr.

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Antiochia

einen kommen, um zu genießen, andre, um Humbel zu treiben, wieder aultre, um
hier zu zeigen, was sie wissen und können, noch andre, um ihre Armut los zu
werden. Wer zu uns übersiedelt, der verläßt nicht sein Vaterland, findet er doch
Landsleute hier. Wie die Athener ehren wir die Fremden und ziehn zugleich
Nutzen von ihnen. Magst du in der innern Stadt den Markt, die Hauptstraßen
und die engen Gäßchen durchstreifen oder dich ans Ende der Stadt begeben, überall
wimmelt es von Menschen. In die Vorstädte scheint sich der Menschenstrom zu
ergießen, und doch wird die innere Stadt nicht leer. Anderwärts bedeutet Markt¬
fülle eine bestimmte Tageszeit, bei uns ist der Markt den ganzen Tag voll. Wer
das nicht kennt und in einen solchen lückenlosen Menschenstrom, etwa in der Nähe
eines Thores, gerät, der glaubt, es werde draußen ein Fest gefeiert. Unangenehm
ist dieses Gewimmel nur für solche, die Eile bilden, deun schnell vorwärts zu kommen
ist unmöglich. Wer diese Menge sieht, ohne die Fruchtbarkeit unsers Bodens zu
kennen, dem muß Besorgnis wegen der Ernährung solcher Menschenmassen auf¬
steigen; wer dagegen diese kennt und von jener nichts weiß, der wundert sich, wie
all diese Fruchtfülle verzehrt werden könne; so sind die Menschenmenge und die
Natur des Bodens einander angepaßt. Deshalb haben wir nicht nötig, den Zeus
Xenios durch Hörte zu beleidigen, obwohl uns Rom das Beispiel giebt, das bei
Lebensmittclmangel die Fremden ausweist. In der Zeit, wo zum Feldzuge gegen
die Perser gerüstet wurde, hat Antiochia das ganze hier zusammcngezogne Heer
samt Troß, Pferden und Kamelen ernährt; jeder nahm die Soldaten freundlich
wie Verwandte auf, und alle wurden satt. Auch der Kaiser liebt die Stadt nud
ruht behaglich in ihr wie in den Armen einer Geliebten. Ihr größter Vorzug
aber ist die Pflege der Weisheit. Aus Liebe zur Symmetrie scheint Hermes seinen
Logossamen hier ausgestreut zu habe", ohne die Athener ihres Anteils zu berauben.
Wie ehedem die Macht von Hellas zweigeteilt war, auf Sparta und Athen be¬
ruhend, so jetzt die Wissenschaft. Zwei Leuchten der Rhetorik stehn nnn aufgerichtet:
Athen für Europa, Antiochia für Asien. Schwärme von Jünglingen, zahlreicher
als Bienenschwärme, strömen herbei und bringen mit ihrem erleuchteten Verstände
ihren Heimatsvrten das Heil zurück. Überallhin tragen unsre Schüler die Kunst
der Rednerbühne und des Gerichtssaals; allen Städten liefern wir tüchtige Männer
für die Verwaltung, die zwar mit leeren Händen, aber mit der Meisterschaftskrone
geschmückt von hier fortgehn. Ihr aber bauet deu Musen herrliche Tempel, der Gottheit
zur Ehre, den Schülern als Lehrstätten, nützet selbst die Lehrer, die eure Mitbürger
sind, meidet aber auch den Fremden nicht die Frucht, die sie von ihnen ziehn.

Endlich geht Libauius zur Beschreibung der Stadt über. In Anlage und Größe,
sagt er, kommt ihr keine gleich. Von Osten nach Westen zieht sich eine mit Steinen ge¬
pflasterte, vollkommen ebene Straße, die so lang ist, daß es für einen Fußgänger be¬
schwerlich sein würde, sie ganz zu durchwandern, nud mau deshalb besser thut, zu reiten.
Zu beiden Seiten der offnen Fahrstraße laufen bedeckte Säulengänge für die Fußgänger.
In der Mitte werden diese von andern Sttnlengnngen durchschnitten, die von Süden
nach Norden laufen. So hat der größte Teil der Einwohner einen der Säulengänge
nahe, und die etwa entfernter wohnen, können bei Regenwetter trocken in einen
gelangen, weil in allen Straßen die Hänser der einen Seite mit vorspringenden
Regendächern versehen sind. So wird der Verkehr im Freien und die Geselligkeit
zu keiner Jahreszeit unterbrochen; bei jedem Wetter wandeln und sitzen unsre Leute
behaglich im Freien. Von den Häusern entsprechen die einen dem gegenwärtigen
Glänze, während die aus frühern Zeiten stammenden von bescheidnen Aussehen sind
und sich gleich weit entfernt halten von Prunk wie von Sklnvenarmseligkeit. Der
Süden der Stadt zieht sich bis ans die Berge hinauf, die für uns nichts Schreck¬
liches haben, sondern nur Annehmlichkeiten: Quellen, Bäume, Blumengärten, Vogel-


Antiochia

einen kommen, um zu genießen, andre, um Humbel zu treiben, wieder aultre, um
hier zu zeigen, was sie wissen und können, noch andre, um ihre Armut los zu
werden. Wer zu uns übersiedelt, der verläßt nicht sein Vaterland, findet er doch
Landsleute hier. Wie die Athener ehren wir die Fremden und ziehn zugleich
Nutzen von ihnen. Magst du in der innern Stadt den Markt, die Hauptstraßen
und die engen Gäßchen durchstreifen oder dich ans Ende der Stadt begeben, überall
wimmelt es von Menschen. In die Vorstädte scheint sich der Menschenstrom zu
ergießen, und doch wird die innere Stadt nicht leer. Anderwärts bedeutet Markt¬
fülle eine bestimmte Tageszeit, bei uns ist der Markt den ganzen Tag voll. Wer
das nicht kennt und in einen solchen lückenlosen Menschenstrom, etwa in der Nähe
eines Thores, gerät, der glaubt, es werde draußen ein Fest gefeiert. Unangenehm
ist dieses Gewimmel nur für solche, die Eile bilden, deun schnell vorwärts zu kommen
ist unmöglich. Wer diese Menge sieht, ohne die Fruchtbarkeit unsers Bodens zu
kennen, dem muß Besorgnis wegen der Ernährung solcher Menschenmassen auf¬
steigen; wer dagegen diese kennt und von jener nichts weiß, der wundert sich, wie
all diese Fruchtfülle verzehrt werden könne; so sind die Menschenmenge und die
Natur des Bodens einander angepaßt. Deshalb haben wir nicht nötig, den Zeus
Xenios durch Hörte zu beleidigen, obwohl uns Rom das Beispiel giebt, das bei
Lebensmittclmangel die Fremden ausweist. In der Zeit, wo zum Feldzuge gegen
die Perser gerüstet wurde, hat Antiochia das ganze hier zusammcngezogne Heer
samt Troß, Pferden und Kamelen ernährt; jeder nahm die Soldaten freundlich
wie Verwandte auf, und alle wurden satt. Auch der Kaiser liebt die Stadt nud
ruht behaglich in ihr wie in den Armen einer Geliebten. Ihr größter Vorzug
aber ist die Pflege der Weisheit. Aus Liebe zur Symmetrie scheint Hermes seinen
Logossamen hier ausgestreut zu habe», ohne die Athener ihres Anteils zu berauben.
Wie ehedem die Macht von Hellas zweigeteilt war, auf Sparta und Athen be¬
ruhend, so jetzt die Wissenschaft. Zwei Leuchten der Rhetorik stehn nnn aufgerichtet:
Athen für Europa, Antiochia für Asien. Schwärme von Jünglingen, zahlreicher
als Bienenschwärme, strömen herbei und bringen mit ihrem erleuchteten Verstände
ihren Heimatsvrten das Heil zurück. Überallhin tragen unsre Schüler die Kunst
der Rednerbühne und des Gerichtssaals; allen Städten liefern wir tüchtige Männer
für die Verwaltung, die zwar mit leeren Händen, aber mit der Meisterschaftskrone
geschmückt von hier fortgehn. Ihr aber bauet deu Musen herrliche Tempel, der Gottheit
zur Ehre, den Schülern als Lehrstätten, nützet selbst die Lehrer, die eure Mitbürger
sind, meidet aber auch den Fremden nicht die Frucht, die sie von ihnen ziehn.

Endlich geht Libauius zur Beschreibung der Stadt über. In Anlage und Größe,
sagt er, kommt ihr keine gleich. Von Osten nach Westen zieht sich eine mit Steinen ge¬
pflasterte, vollkommen ebene Straße, die so lang ist, daß es für einen Fußgänger be¬
schwerlich sein würde, sie ganz zu durchwandern, nud mau deshalb besser thut, zu reiten.
Zu beiden Seiten der offnen Fahrstraße laufen bedeckte Säulengänge für die Fußgänger.
In der Mitte werden diese von andern Sttnlengnngen durchschnitten, die von Süden
nach Norden laufen. So hat der größte Teil der Einwohner einen der Säulengänge
nahe, und die etwa entfernter wohnen, können bei Regenwetter trocken in einen
gelangen, weil in allen Straßen die Hänser der einen Seite mit vorspringenden
Regendächern versehen sind. So wird der Verkehr im Freien und die Geselligkeit
zu keiner Jahreszeit unterbrochen; bei jedem Wetter wandeln und sitzen unsre Leute
behaglich im Freien. Von den Häusern entsprechen die einen dem gegenwärtigen
Glänze, während die aus frühern Zeiten stammenden von bescheidnen Aussehen sind
und sich gleich weit entfernt halten von Prunk wie von Sklnvenarmseligkeit. Der
Süden der Stadt zieht sich bis ans die Berge hinauf, die für uns nichts Schreck¬
liches haben, sondern nur Annehmlichkeiten: Quellen, Bäume, Blumengärten, Vogel-


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[0236] Antiochia einen kommen, um zu genießen, andre, um Humbel zu treiben, wieder aultre, um hier zu zeigen, was sie wissen und können, noch andre, um ihre Armut los zu werden. Wer zu uns übersiedelt, der verläßt nicht sein Vaterland, findet er doch Landsleute hier. Wie die Athener ehren wir die Fremden und ziehn zugleich Nutzen von ihnen. Magst du in der innern Stadt den Markt, die Hauptstraßen und die engen Gäßchen durchstreifen oder dich ans Ende der Stadt begeben, überall wimmelt es von Menschen. In die Vorstädte scheint sich der Menschenstrom zu ergießen, und doch wird die innere Stadt nicht leer. Anderwärts bedeutet Markt¬ fülle eine bestimmte Tageszeit, bei uns ist der Markt den ganzen Tag voll. Wer das nicht kennt und in einen solchen lückenlosen Menschenstrom, etwa in der Nähe eines Thores, gerät, der glaubt, es werde draußen ein Fest gefeiert. Unangenehm ist dieses Gewimmel nur für solche, die Eile bilden, deun schnell vorwärts zu kommen ist unmöglich. Wer diese Menge sieht, ohne die Fruchtbarkeit unsers Bodens zu kennen, dem muß Besorgnis wegen der Ernährung solcher Menschenmassen auf¬ steigen; wer dagegen diese kennt und von jener nichts weiß, der wundert sich, wie all diese Fruchtfülle verzehrt werden könne; so sind die Menschenmenge und die Natur des Bodens einander angepaßt. Deshalb haben wir nicht nötig, den Zeus Xenios durch Hörte zu beleidigen, obwohl uns Rom das Beispiel giebt, das bei Lebensmittclmangel die Fremden ausweist. In der Zeit, wo zum Feldzuge gegen die Perser gerüstet wurde, hat Antiochia das ganze hier zusammcngezogne Heer samt Troß, Pferden und Kamelen ernährt; jeder nahm die Soldaten freundlich wie Verwandte auf, und alle wurden satt. Auch der Kaiser liebt die Stadt nud ruht behaglich in ihr wie in den Armen einer Geliebten. Ihr größter Vorzug aber ist die Pflege der Weisheit. Aus Liebe zur Symmetrie scheint Hermes seinen Logossamen hier ausgestreut zu habe», ohne die Athener ihres Anteils zu berauben. Wie ehedem die Macht von Hellas zweigeteilt war, auf Sparta und Athen be¬ ruhend, so jetzt die Wissenschaft. Zwei Leuchten der Rhetorik stehn nnn aufgerichtet: Athen für Europa, Antiochia für Asien. Schwärme von Jünglingen, zahlreicher als Bienenschwärme, strömen herbei und bringen mit ihrem erleuchteten Verstände ihren Heimatsvrten das Heil zurück. Überallhin tragen unsre Schüler die Kunst der Rednerbühne und des Gerichtssaals; allen Städten liefern wir tüchtige Männer für die Verwaltung, die zwar mit leeren Händen, aber mit der Meisterschaftskrone geschmückt von hier fortgehn. Ihr aber bauet deu Musen herrliche Tempel, der Gottheit zur Ehre, den Schülern als Lehrstätten, nützet selbst die Lehrer, die eure Mitbürger sind, meidet aber auch den Fremden nicht die Frucht, die sie von ihnen ziehn. Endlich geht Libauius zur Beschreibung der Stadt über. In Anlage und Größe, sagt er, kommt ihr keine gleich. Von Osten nach Westen zieht sich eine mit Steinen ge¬ pflasterte, vollkommen ebene Straße, die so lang ist, daß es für einen Fußgänger be¬ schwerlich sein würde, sie ganz zu durchwandern, nud mau deshalb besser thut, zu reiten. Zu beiden Seiten der offnen Fahrstraße laufen bedeckte Säulengänge für die Fußgänger. In der Mitte werden diese von andern Sttnlengnngen durchschnitten, die von Süden nach Norden laufen. So hat der größte Teil der Einwohner einen der Säulengänge nahe, und die etwa entfernter wohnen, können bei Regenwetter trocken in einen gelangen, weil in allen Straßen die Hänser der einen Seite mit vorspringenden Regendächern versehen sind. So wird der Verkehr im Freien und die Geselligkeit zu keiner Jahreszeit unterbrochen; bei jedem Wetter wandeln und sitzen unsre Leute behaglich im Freien. Von den Häusern entsprechen die einen dem gegenwärtigen Glänze, während die aus frühern Zeiten stammenden von bescheidnen Aussehen sind und sich gleich weit entfernt halten von Prunk wie von Sklnvenarmseligkeit. Der Süden der Stadt zieht sich bis ans die Berge hinauf, die für uns nichts Schreck¬ liches haben, sondern nur Annehmlichkeiten: Quellen, Bäume, Blumengärten, Vogel-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_233879/236>, abgerufen am 01.07.2024.