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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr.

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T>le Handelspolitik im Jahre
(Fortsetzung)

chou als die Grenzboten 1897 die erste Flottcuvorlage befliß
worteten, habe" sie die Anschaumig vertreten, daß Deutschland
mehr als irgend ein andres großes Kulturland der Welt um
der Wiedererstarkung freihändlerischer Grundsätze im Weltverkehr
interessiert sei und deshalb darauf hinarbeiten müsse,*) Dazu
sei eine starke Flotte unumgänglich nötig. Je kräftiger es an die Erfüllung
dieser Mission herangehe, um so sicherer würde es seine nationale Existenz
vor und in den Gefahre" bewahren, die mit der Notwendigkeit verbunden sein
würden, daß es in einem Weltkriege die Rolle des Eroberers gegen die
Weltmächte, vielleicht gegen alle Welt zu spielen habe. Das müsse das
große leitende Programm in der Handelsvertrags- wie in der Flottenpvlitik
der nächsten Zukunft werden. Alle Einzelmaßnahmen hätten sich ihm anzu¬
passen. Aber auch ein Zollkrieg, sogar Einfuhrverbote könnten ihm dienstbar
werden, und selbstverstüudlich müsse auf die wichtigen Wirtschaftszweige, die
jetzt wirklich schutzbedürftig wären, auch wenn die bisherige Schutzzollpolitik
daran mit schuld sei, gebührend Rücksicht genommen werden. Die Parole sei:
"Ein starkes Deutsches Reich und eine starke deutsche Flotte die Vormacht
gesunden Freihandels im Weltverkehr!" Diesen Anschauungen entsprach es,
wenn wir die Weltpvlitik, wie sie Graf Biilow bei der zweiten Flottenvorlage
in der Reichstagssitzung vom 11. Dezember 1899 als Aufgabe des Reichs dar¬
legte, diese friedliche Politik des "größern Deutschlands" freudig begrüßten, und
wenn wir heute für das Festhalten an der von Preußen, vom Zollverein
und vom Reich seit achtzig Jahren verfolgten Handelsvertragspvlitik grund¬
sätzlich eintreten, die 1879 zwar thatsächlich unterbrochen aber als Ziel nicht



') Heft 45 vom U. November I""7. Artikel: "Handelsvertriige und FlottenjnM.
Ärenzboten I 1901 Lo


T>le Handelspolitik im Jahre
(Fortsetzung)

chou als die Grenzboten 1897 die erste Flottcuvorlage befliß
worteten, habe» sie die Anschaumig vertreten, daß Deutschland
mehr als irgend ein andres großes Kulturland der Welt um
der Wiedererstarkung freihändlerischer Grundsätze im Weltverkehr
interessiert sei und deshalb darauf hinarbeiten müsse,*) Dazu
sei eine starke Flotte unumgänglich nötig. Je kräftiger es an die Erfüllung
dieser Mission herangehe, um so sicherer würde es seine nationale Existenz
vor und in den Gefahre» bewahren, die mit der Notwendigkeit verbunden sein
würden, daß es in einem Weltkriege die Rolle des Eroberers gegen die
Weltmächte, vielleicht gegen alle Welt zu spielen habe. Das müsse das
große leitende Programm in der Handelsvertrags- wie in der Flottenpvlitik
der nächsten Zukunft werden. Alle Einzelmaßnahmen hätten sich ihm anzu¬
passen. Aber auch ein Zollkrieg, sogar Einfuhrverbote könnten ihm dienstbar
werden, und selbstverstüudlich müsse auf die wichtigen Wirtschaftszweige, die
jetzt wirklich schutzbedürftig wären, auch wenn die bisherige Schutzzollpolitik
daran mit schuld sei, gebührend Rücksicht genommen werden. Die Parole sei:
„Ein starkes Deutsches Reich und eine starke deutsche Flotte die Vormacht
gesunden Freihandels im Weltverkehr!" Diesen Anschauungen entsprach es,
wenn wir die Weltpvlitik, wie sie Graf Biilow bei der zweiten Flottenvorlage
in der Reichstagssitzung vom 11. Dezember 1899 als Aufgabe des Reichs dar¬
legte, diese friedliche Politik des „größern Deutschlands" freudig begrüßten, und
wenn wir heute für das Festhalten an der von Preußen, vom Zollverein
und vom Reich seit achtzig Jahren verfolgten Handelsvertragspvlitik grund¬
sätzlich eintreten, die 1879 zwar thatsächlich unterbrochen aber als Ziel nicht



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[0209] [Abbildung] T>le Handelspolitik im Jahre (Fortsetzung) chou als die Grenzboten 1897 die erste Flottcuvorlage befliß worteten, habe» sie die Anschaumig vertreten, daß Deutschland mehr als irgend ein andres großes Kulturland der Welt um der Wiedererstarkung freihändlerischer Grundsätze im Weltverkehr interessiert sei und deshalb darauf hinarbeiten müsse,*) Dazu sei eine starke Flotte unumgänglich nötig. Je kräftiger es an die Erfüllung dieser Mission herangehe, um so sicherer würde es seine nationale Existenz vor und in den Gefahre» bewahren, die mit der Notwendigkeit verbunden sein würden, daß es in einem Weltkriege die Rolle des Eroberers gegen die Weltmächte, vielleicht gegen alle Welt zu spielen habe. Das müsse das große leitende Programm in der Handelsvertrags- wie in der Flottenpvlitik der nächsten Zukunft werden. Alle Einzelmaßnahmen hätten sich ihm anzu¬ passen. Aber auch ein Zollkrieg, sogar Einfuhrverbote könnten ihm dienstbar werden, und selbstverstüudlich müsse auf die wichtigen Wirtschaftszweige, die jetzt wirklich schutzbedürftig wären, auch wenn die bisherige Schutzzollpolitik daran mit schuld sei, gebührend Rücksicht genommen werden. Die Parole sei: „Ein starkes Deutsches Reich und eine starke deutsche Flotte die Vormacht gesunden Freihandels im Weltverkehr!" Diesen Anschauungen entsprach es, wenn wir die Weltpvlitik, wie sie Graf Biilow bei der zweiten Flottenvorlage in der Reichstagssitzung vom 11. Dezember 1899 als Aufgabe des Reichs dar¬ legte, diese friedliche Politik des „größern Deutschlands" freudig begrüßten, und wenn wir heute für das Festhalten an der von Preußen, vom Zollverein und vom Reich seit achtzig Jahren verfolgten Handelsvertragspvlitik grund¬ sätzlich eintreten, die 1879 zwar thatsächlich unterbrochen aber als Ziel nicht ') Heft 45 vom U. November I»»7. Artikel: „Handelsvertriige und FlottenjnM. Ärenzboten I 1901 Lo

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_233879/209>, abgerufen am 01.07.2024.