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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr.

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Seele" schildert die Denkungs- und Gemütsart der Engländer ungefähr so, wie
wir Ältern sie uns, ohne in England gewesen zu sein, schon vor vierzig Jahren
gedacht haben. Die Abschnitte über das Heer, über das englische Volkseinkommen,
über den Ein- und Ausfuhrhandel, über die englische Technik und ihre Mängel
enthalten ein reichliches tendenzfreies Material mit vielen statistischen Angaben, die
für Theoretiker wie für Praktiker gleich wertvoll sind. Höchst interessant ist der
Abschnitt "Ans hohen Schulen," den wir als Ergänzung zu Nostitz empfehlen. Tille
hebt mehr als dieser die Schattenseiten hervor, giebt genauer an, was die Jungen
lernen und nicht lernen, und berichtet ausführlich über das merkwürdige englische
Prnfungs- und Graduierungswesen. Seite 173 rügt Tille, daß sich der Engländer
weder gründlich für seinen Beruf vorbereite noch daran hänge; er wechsle leicht
und gern, sobald größerer Gewinn locke, und parle sich nur ein, was er für den
augenblicklichen Gelderwerb brauche. Damit gerate aber England notwendigerweise
in geistige und technische Abhängigkeit vom Auslande. "Ohne jene freie ideale
Art der Forschung, der es nur auf die Forderung der Erkenntnis, nur auf das
Eindringen des Menschengeistes in die Welt der Erscheinungen ankommt, "ut die
ohne Rücksicht auf raschen Gelderfolg oder kaufmännische Verwertung des Einzel-
crgebnisses der Vermehrung des Wissens dient statt der Vermehrung des Ver¬
mögens, ist die höchste Leistungsstufe nicht zu erklimmen." Wenn Tille, der erst
vierunddreißig Jahre alt ist, noch zehn Jahre studiert haben wird, wird er inne
werden, daß auch die einzelnen Leuchten der Wissenschaft, die er ausnimmt von dein
Vorwurfe des Militarismus, unter dessen allgemein verbreiteter Herrschaft an ihrem
Denkvermögen gelitten haben, und er wird besonders erkennen, daß der Darwi¬
nismus, als roher nationnlenglischer Materialismus, auf der Unfähigkeit beruht,
streng logisch zu denken, feine Unterschiede wahrzunehmen und richtig zu abstra¬
hieren. Vielleicht liegt diese Unfähigkeit schon in der gröbern Natur des Eng¬
länders, der mehr Mnskelmensch als Nervcnmensch zu sein scheint; jedenfalls aber
läßt sie sich bei dem gegenwärtigen Maugel strenger und gründlicher Schulung
nicht heben.

Als das Vorstehende schon geschrieben war, lasen wir eine Rezension des
Buchs in der Lawrä^ Roviow vom 8. Dezember 1900, aus der wir wenigstens
folgende drei Sätze nachschicken müssen: eminot edirte Dr. ?illo wiso man.
I'hors is wo muck in^OM in ins vision, anni rde> vis,8 ok bis voor oxporienos das
psrvvrtocl bis vvdols xoint ok visw. Vbat Wno historiam, lor sxÄmxls, ooulä vvrito
et.at t,Ks dooaäs trollt 1880 to 1890 (Tille schreibt, bis zum Ende der achtziger
Jahre reiche die glückliche Kindheit, aber allerdings gehört dann diese Dekade noch
dazu) ooiuxrisvä tuo vnüälwocl ok inoclorn ^o^Jana, wühlt xsrbaxs tbsro was uovor
g, porioü in vniob lus marKs ok somno clooa,^ vors so xliunl^ visidlo in tho t'aeo
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Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. -- Druck von Carl Mcirquart in Leipzig

Seele" schildert die Denkungs- und Gemütsart der Engländer ungefähr so, wie
wir Ältern sie uns, ohne in England gewesen zu sein, schon vor vierzig Jahren
gedacht haben. Die Abschnitte über das Heer, über das englische Volkseinkommen,
über den Ein- und Ausfuhrhandel, über die englische Technik und ihre Mängel
enthalten ein reichliches tendenzfreies Material mit vielen statistischen Angaben, die
für Theoretiker wie für Praktiker gleich wertvoll sind. Höchst interessant ist der
Abschnitt „Ans hohen Schulen," den wir als Ergänzung zu Nostitz empfehlen. Tille
hebt mehr als dieser die Schattenseiten hervor, giebt genauer an, was die Jungen
lernen und nicht lernen, und berichtet ausführlich über das merkwürdige englische
Prnfungs- und Graduierungswesen. Seite 173 rügt Tille, daß sich der Engländer
weder gründlich für seinen Beruf vorbereite noch daran hänge; er wechsle leicht
und gern, sobald größerer Gewinn locke, und parle sich nur ein, was er für den
augenblicklichen Gelderwerb brauche. Damit gerate aber England notwendigerweise
in geistige und technische Abhängigkeit vom Auslande. „Ohne jene freie ideale
Art der Forschung, der es nur auf die Forderung der Erkenntnis, nur auf das
Eindringen des Menschengeistes in die Welt der Erscheinungen ankommt, »ut die
ohne Rücksicht auf raschen Gelderfolg oder kaufmännische Verwertung des Einzel-
crgebnisses der Vermehrung des Wissens dient statt der Vermehrung des Ver¬
mögens, ist die höchste Leistungsstufe nicht zu erklimmen." Wenn Tille, der erst
vierunddreißig Jahre alt ist, noch zehn Jahre studiert haben wird, wird er inne
werden, daß auch die einzelnen Leuchten der Wissenschaft, die er ausnimmt von dein
Vorwurfe des Militarismus, unter dessen allgemein verbreiteter Herrschaft an ihrem
Denkvermögen gelitten haben, und er wird besonders erkennen, daß der Darwi¬
nismus, als roher nationnlenglischer Materialismus, auf der Unfähigkeit beruht,
streng logisch zu denken, feine Unterschiede wahrzunehmen und richtig zu abstra¬
hieren. Vielleicht liegt diese Unfähigkeit schon in der gröbern Natur des Eng¬
länders, der mehr Mnskelmensch als Nervcnmensch zu sein scheint; jedenfalls aber
läßt sie sich bei dem gegenwärtigen Maugel strenger und gründlicher Schulung
nicht heben.

Als das Vorstehende schon geschrieben war, lasen wir eine Rezension des
Buchs in der Lawrä^ Roviow vom 8. Dezember 1900, aus der wir wenigstens
folgende drei Sätze nachschicken müssen: eminot edirte Dr. ?illo wiso man.
I'hors is wo muck in^OM in ins vision, anni rde> vis,8 ok bis voor oxporienos das
psrvvrtocl bis vvdols xoint ok visw. Vbat Wno historiam, lor sxÄmxls, ooulä vvrito
et.at t,Ks dooaäs trollt 1880 to 1890 (Tille schreibt, bis zum Ende der achtziger
Jahre reiche die glückliche Kindheit, aber allerdings gehört dann diese Dekade noch
dazu) ooiuxrisvä tuo vnüälwocl ok inoclorn ^o^Jana, wühlt xsrbaxs tbsro was uovor
g, porioü in vniob lus marKs ok somno clooa,^ vors so xliunl^ visidlo in tho t'aeo
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Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. — Druck von Carl Mcirquart in Leipzig
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[0208] Seele" schildert die Denkungs- und Gemütsart der Engländer ungefähr so, wie wir Ältern sie uns, ohne in England gewesen zu sein, schon vor vierzig Jahren gedacht haben. Die Abschnitte über das Heer, über das englische Volkseinkommen, über den Ein- und Ausfuhrhandel, über die englische Technik und ihre Mängel enthalten ein reichliches tendenzfreies Material mit vielen statistischen Angaben, die für Theoretiker wie für Praktiker gleich wertvoll sind. Höchst interessant ist der Abschnitt „Ans hohen Schulen," den wir als Ergänzung zu Nostitz empfehlen. Tille hebt mehr als dieser die Schattenseiten hervor, giebt genauer an, was die Jungen lernen und nicht lernen, und berichtet ausführlich über das merkwürdige englische Prnfungs- und Graduierungswesen. Seite 173 rügt Tille, daß sich der Engländer weder gründlich für seinen Beruf vorbereite noch daran hänge; er wechsle leicht und gern, sobald größerer Gewinn locke, und parle sich nur ein, was er für den augenblicklichen Gelderwerb brauche. Damit gerate aber England notwendigerweise in geistige und technische Abhängigkeit vom Auslande. „Ohne jene freie ideale Art der Forschung, der es nur auf die Forderung der Erkenntnis, nur auf das Eindringen des Menschengeistes in die Welt der Erscheinungen ankommt, »ut die ohne Rücksicht auf raschen Gelderfolg oder kaufmännische Verwertung des Einzel- crgebnisses der Vermehrung des Wissens dient statt der Vermehrung des Ver¬ mögens, ist die höchste Leistungsstufe nicht zu erklimmen." Wenn Tille, der erst vierunddreißig Jahre alt ist, noch zehn Jahre studiert haben wird, wird er inne werden, daß auch die einzelnen Leuchten der Wissenschaft, die er ausnimmt von dein Vorwurfe des Militarismus, unter dessen allgemein verbreiteter Herrschaft an ihrem Denkvermögen gelitten haben, und er wird besonders erkennen, daß der Darwi¬ nismus, als roher nationnlenglischer Materialismus, auf der Unfähigkeit beruht, streng logisch zu denken, feine Unterschiede wahrzunehmen und richtig zu abstra¬ hieren. Vielleicht liegt diese Unfähigkeit schon in der gröbern Natur des Eng¬ länders, der mehr Mnskelmensch als Nervcnmensch zu sein scheint; jedenfalls aber läßt sie sich bei dem gegenwärtigen Maugel strenger und gründlicher Schulung nicht heben. Als das Vorstehende schon geschrieben war, lasen wir eine Rezension des Buchs in der Lawrä^ Roviow vom 8. Dezember 1900, aus der wir wenigstens folgende drei Sätze nachschicken müssen: eminot edirte Dr. ?illo wiso man. I'hors is wo muck in^OM in ins vision, anni rde> vis,8 ok bis voor oxporienos das psrvvrtocl bis vvdols xoint ok visw. Vbat Wno historiam, lor sxÄmxls, ooulä vvrito et.at t,Ks dooaäs trollt 1880 to 1890 (Tille schreibt, bis zum Ende der achtziger Jahre reiche die glückliche Kindheit, aber allerdings gehört dann diese Dekade noch dazu) ooiuxrisvä tuo vnüälwocl ok inoclorn ^o^Jana, wühlt xsrbaxs tbsro was uovor g, porioü in vniob lus marKs ok somno clooa,^ vors so xliunl^ visidlo in tho t'aeo ok !>, g'rsat ZZinxire? Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. — Druck von Carl Mcirquart in Leipzig

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_233879/208>, abgerufen am 01.07.2024.