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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr.

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besteht nur darin, daß jene, in einer Zeit des englischen Aufschwungs entstanden,
in den Gewerkvereinen ein die Fortschrittsbahn ehrendes Mittel zu erkennen glaubte
und nebenbei ein Univcrsnlmittel gegen alle sozialen Übel, während Tille, ebenso
falsch ans der Gleichzeitigkeit auf einen Kansalznsammenhang schließend, die Gewerk¬
vereine für die Ursache des Niedergangs hält, den er zehn Jahre lang vor Augen
gehabt hat. Wir wollen die Sache einmal ganz "nwrnliufrei" einsehn -- Tille
verehrt Friedrich Nietzsche nicht weniger als Darwin und annehmen, die eng¬
lischen Nationalökonomen und das ganze englische Volk befreiten sich von ihren
moralischen und sentimentalen Mücken, die ihnen nach Tille von dem Moralprofessor
Adam Smith her noch anhängen -- die Manchesterschnle und ganz England ein
Opfer übertriebner und sentimentaler Nächstenliebe, das ist doch mal ne angenehme
Abwechslung! --, wir wollen also annehmen, die Gewerkvereine würden zerstört,
die Arbeiterschutzgesetze aufgehoben, der wilde Kampf uns Dasein aller Fesseln ent¬
ledigt, alles, was sich den Forderungen der Konkurrenz nicht anpaßt, ohne Gnade
und Barmherzigkeit dem Untergange geweiht, das gewöhnliche Menschenkind nnr
als Material und Werkzeug behandelt zu dem Zweck, durch Vervollkommnung der
Warenproduktion eine Sorte von Übermenschen hervorzubringen, von der sich Nietzsche
nichts hat träumen lassen -- was würde im besten Fall die Folge sein? Die
Nürnberger Fabrikanten würden einen Teil ihrer Fabrikate ans Glasgow beziehn,
anstatt daß jetzt die Glasgower ihre Waren in Nürnberg machen lassen, die Eng¬
länder würden also uns noch eine Zeit lang auf dem Weltmarkt überlegen bleiben,
wahrend wir ihnen jetzt beinahe schon überlegen sind. Aber daran könnte dieser
Rangwechsel nichts ändern, daß ihnen allen: den Engländern, Deutschen, Ameri¬
kanern, Belgiern, Frnuzoseu, Österreichern, der Auslandsmarkt mehr und mehr zu¬
sammenschrumpft, weil zwar das eine England seine Existenz auf die Ausfuhr von
Jndnstricwaren gründen konnte, so lange es der einzige Industriestaat war und
das Monopol hatte, jede Möglichkeit der Ausfuhr aber mit der Zeit aufhören muß,
wenn alle Kulturstaaten ohne Ausnahme Jndnstrieerzengnisse ausführen wollen.
Das Gesunde und Normale bleibt eben, daß die heimische landwirtschaftliche Be¬
völkerung den Überschuß an Jndnstrieerzeugnissen des eignen Landes aufnimmt.
>!stehn einander Industriestaaten und Agrarstanteu in gleicher Masse gegenüber, so
geht die Sache auch noch, indem beide Gruppen die Überschüsse ihrer Erzeugnisse
ausgleichen. Entwickeln sich aber alle Kultnrstnaten zu exportierenden Industrie¬
staaten, weil in allen die industrielle Bevölkerung zahlreicher wird als die land¬
wirtschaftliche, so giebt es nnr noch Verkäufer ohne Käufer. Eine Zeit laug mag
sich noch der eine Staat halten, dessen Technik am höchsten entwickelt ist, und dessen
Bevölkerung den höchsten Grad von Arbeitsenergie aufbietet, und daß England
dieser Staat nicht mehr ist, bedeutet ja ein großes Glück für uns -- Gott erhalte
ihm seine Schwächen und Sünden, die Tille so bitter tadelt! , aber zuletzt muß
auch der eine stärkste um seinem unverkäuflichen Warcnüberschnß ersticken. Die
gegenwärtige Wirtschafts- und Produktionsform hat dann ihr Ende erreicht, wie
ehedem die antike und die mittelalterliche ihr Ende erreicht haben, und es bleibt uns
mir übrig zu wünschen, daß mit der Wirtschaftsform nicht mich ihre Träger, die
Staaten, wie im Altertum untcrgelm, oder wie beim ausgehenden Mittelalter ver¬
kümmern. Wie die Wirtschaftsform aussehen wird, die bestimmt ist, die heutige
abzulösen, kann niemand wissen. Nur die einfachsten Wirtschaftsformen! bäuerliche
Landwirtschaft und Handwerk, sind so beschaffen, daß sie keinen Todeskeim in sich
tragen, sondern, wo sie untergehn, von außen her vernichtet werden.

Übrigens werden manche Leute Herrn Tille für den letzten Abschnitt seines
Buchs, der die Kritik der Gewerkvereine enthält, sehr dankbar sein, denn sie finden
darin ein ganzes Arsenal von Kampfmitteln. Der dritte Abschnitt: "Ans britischer


besteht nur darin, daß jene, in einer Zeit des englischen Aufschwungs entstanden,
in den Gewerkvereinen ein die Fortschrittsbahn ehrendes Mittel zu erkennen glaubte
und nebenbei ein Univcrsnlmittel gegen alle sozialen Übel, während Tille, ebenso
falsch ans der Gleichzeitigkeit auf einen Kansalznsammenhang schließend, die Gewerk¬
vereine für die Ursache des Niedergangs hält, den er zehn Jahre lang vor Augen
gehabt hat. Wir wollen die Sache einmal ganz „nwrnliufrei" einsehn — Tille
verehrt Friedrich Nietzsche nicht weniger als Darwin und annehmen, die eng¬
lischen Nationalökonomen und das ganze englische Volk befreiten sich von ihren
moralischen und sentimentalen Mücken, die ihnen nach Tille von dem Moralprofessor
Adam Smith her noch anhängen — die Manchesterschnle und ganz England ein
Opfer übertriebner und sentimentaler Nächstenliebe, das ist doch mal ne angenehme
Abwechslung! —, wir wollen also annehmen, die Gewerkvereine würden zerstört,
die Arbeiterschutzgesetze aufgehoben, der wilde Kampf uns Dasein aller Fesseln ent¬
ledigt, alles, was sich den Forderungen der Konkurrenz nicht anpaßt, ohne Gnade
und Barmherzigkeit dem Untergange geweiht, das gewöhnliche Menschenkind nnr
als Material und Werkzeug behandelt zu dem Zweck, durch Vervollkommnung der
Warenproduktion eine Sorte von Übermenschen hervorzubringen, von der sich Nietzsche
nichts hat träumen lassen — was würde im besten Fall die Folge sein? Die
Nürnberger Fabrikanten würden einen Teil ihrer Fabrikate ans Glasgow beziehn,
anstatt daß jetzt die Glasgower ihre Waren in Nürnberg machen lassen, die Eng¬
länder würden also uns noch eine Zeit lang auf dem Weltmarkt überlegen bleiben,
wahrend wir ihnen jetzt beinahe schon überlegen sind. Aber daran könnte dieser
Rangwechsel nichts ändern, daß ihnen allen: den Engländern, Deutschen, Ameri¬
kanern, Belgiern, Frnuzoseu, Österreichern, der Auslandsmarkt mehr und mehr zu¬
sammenschrumpft, weil zwar das eine England seine Existenz auf die Ausfuhr von
Jndnstricwaren gründen konnte, so lange es der einzige Industriestaat war und
das Monopol hatte, jede Möglichkeit der Ausfuhr aber mit der Zeit aufhören muß,
wenn alle Kulturstaaten ohne Ausnahme Jndnstrieerzengnisse ausführen wollen.
Das Gesunde und Normale bleibt eben, daß die heimische landwirtschaftliche Be¬
völkerung den Überschuß an Jndnstrieerzeugnissen des eignen Landes aufnimmt.
>!stehn einander Industriestaaten und Agrarstanteu in gleicher Masse gegenüber, so
geht die Sache auch noch, indem beide Gruppen die Überschüsse ihrer Erzeugnisse
ausgleichen. Entwickeln sich aber alle Kultnrstnaten zu exportierenden Industrie¬
staaten, weil in allen die industrielle Bevölkerung zahlreicher wird als die land¬
wirtschaftliche, so giebt es nnr noch Verkäufer ohne Käufer. Eine Zeit laug mag
sich noch der eine Staat halten, dessen Technik am höchsten entwickelt ist, und dessen
Bevölkerung den höchsten Grad von Arbeitsenergie aufbietet, und daß England
dieser Staat nicht mehr ist, bedeutet ja ein großes Glück für uns — Gott erhalte
ihm seine Schwächen und Sünden, die Tille so bitter tadelt! , aber zuletzt muß
auch der eine stärkste um seinem unverkäuflichen Warcnüberschnß ersticken. Die
gegenwärtige Wirtschafts- und Produktionsform hat dann ihr Ende erreicht, wie
ehedem die antike und die mittelalterliche ihr Ende erreicht haben, und es bleibt uns
mir übrig zu wünschen, daß mit der Wirtschaftsform nicht mich ihre Träger, die
Staaten, wie im Altertum untcrgelm, oder wie beim ausgehenden Mittelalter ver¬
kümmern. Wie die Wirtschaftsform aussehen wird, die bestimmt ist, die heutige
abzulösen, kann niemand wissen. Nur die einfachsten Wirtschaftsformen! bäuerliche
Landwirtschaft und Handwerk, sind so beschaffen, daß sie keinen Todeskeim in sich
tragen, sondern, wo sie untergehn, von außen her vernichtet werden.

Übrigens werden manche Leute Herrn Tille für den letzten Abschnitt seines
Buchs, der die Kritik der Gewerkvereine enthält, sehr dankbar sein, denn sie finden
darin ein ganzes Arsenal von Kampfmitteln. Der dritte Abschnitt: „Ans britischer


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[0207] besteht nur darin, daß jene, in einer Zeit des englischen Aufschwungs entstanden, in den Gewerkvereinen ein die Fortschrittsbahn ehrendes Mittel zu erkennen glaubte und nebenbei ein Univcrsnlmittel gegen alle sozialen Übel, während Tille, ebenso falsch ans der Gleichzeitigkeit auf einen Kansalznsammenhang schließend, die Gewerk¬ vereine für die Ursache des Niedergangs hält, den er zehn Jahre lang vor Augen gehabt hat. Wir wollen die Sache einmal ganz „nwrnliufrei" einsehn — Tille verehrt Friedrich Nietzsche nicht weniger als Darwin und annehmen, die eng¬ lischen Nationalökonomen und das ganze englische Volk befreiten sich von ihren moralischen und sentimentalen Mücken, die ihnen nach Tille von dem Moralprofessor Adam Smith her noch anhängen — die Manchesterschnle und ganz England ein Opfer übertriebner und sentimentaler Nächstenliebe, das ist doch mal ne angenehme Abwechslung! —, wir wollen also annehmen, die Gewerkvereine würden zerstört, die Arbeiterschutzgesetze aufgehoben, der wilde Kampf uns Dasein aller Fesseln ent¬ ledigt, alles, was sich den Forderungen der Konkurrenz nicht anpaßt, ohne Gnade und Barmherzigkeit dem Untergange geweiht, das gewöhnliche Menschenkind nnr als Material und Werkzeug behandelt zu dem Zweck, durch Vervollkommnung der Warenproduktion eine Sorte von Übermenschen hervorzubringen, von der sich Nietzsche nichts hat träumen lassen — was würde im besten Fall die Folge sein? Die Nürnberger Fabrikanten würden einen Teil ihrer Fabrikate ans Glasgow beziehn, anstatt daß jetzt die Glasgower ihre Waren in Nürnberg machen lassen, die Eng¬ länder würden also uns noch eine Zeit lang auf dem Weltmarkt überlegen bleiben, wahrend wir ihnen jetzt beinahe schon überlegen sind. Aber daran könnte dieser Rangwechsel nichts ändern, daß ihnen allen: den Engländern, Deutschen, Ameri¬ kanern, Belgiern, Frnuzoseu, Österreichern, der Auslandsmarkt mehr und mehr zu¬ sammenschrumpft, weil zwar das eine England seine Existenz auf die Ausfuhr von Jndnstricwaren gründen konnte, so lange es der einzige Industriestaat war und das Monopol hatte, jede Möglichkeit der Ausfuhr aber mit der Zeit aufhören muß, wenn alle Kulturstaaten ohne Ausnahme Jndnstrieerzengnisse ausführen wollen. Das Gesunde und Normale bleibt eben, daß die heimische landwirtschaftliche Be¬ völkerung den Überschuß an Jndnstrieerzeugnissen des eignen Landes aufnimmt. >!stehn einander Industriestaaten und Agrarstanteu in gleicher Masse gegenüber, so geht die Sache auch noch, indem beide Gruppen die Überschüsse ihrer Erzeugnisse ausgleichen. Entwickeln sich aber alle Kultnrstnaten zu exportierenden Industrie¬ staaten, weil in allen die industrielle Bevölkerung zahlreicher wird als die land¬ wirtschaftliche, so giebt es nnr noch Verkäufer ohne Käufer. Eine Zeit laug mag sich noch der eine Staat halten, dessen Technik am höchsten entwickelt ist, und dessen Bevölkerung den höchsten Grad von Arbeitsenergie aufbietet, und daß England dieser Staat nicht mehr ist, bedeutet ja ein großes Glück für uns — Gott erhalte ihm seine Schwächen und Sünden, die Tille so bitter tadelt! , aber zuletzt muß auch der eine stärkste um seinem unverkäuflichen Warcnüberschnß ersticken. Die gegenwärtige Wirtschafts- und Produktionsform hat dann ihr Ende erreicht, wie ehedem die antike und die mittelalterliche ihr Ende erreicht haben, und es bleibt uns mir übrig zu wünschen, daß mit der Wirtschaftsform nicht mich ihre Träger, die Staaten, wie im Altertum untcrgelm, oder wie beim ausgehenden Mittelalter ver¬ kümmern. Wie die Wirtschaftsform aussehen wird, die bestimmt ist, die heutige abzulösen, kann niemand wissen. Nur die einfachsten Wirtschaftsformen! bäuerliche Landwirtschaft und Handwerk, sind so beschaffen, daß sie keinen Todeskeim in sich tragen, sondern, wo sie untergehn, von außen her vernichtet werden. Übrigens werden manche Leute Herrn Tille für den letzten Abschnitt seines Buchs, der die Kritik der Gewerkvereine enthält, sehr dankbar sein, denn sie finden darin ein ganzes Arsenal von Kampfmitteln. Der dritte Abschnitt: „Ans britischer

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_233879/207>, abgerufen am 01.07.2024.