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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Umiiaizgobliches

selbst nicht ausgenommen, auf der ganzen Welt keinen Menschen, der nicht auf diese
Weise der Hexerei überführt werden könnte, und Hoensbroech zitiert aus einem
Vortrage über die Hamburger Rechtsgeschichte (einer der wenigen Fälle, wo er ge¬
legentlich einen protestantischen Ort erwähnt) den Satz: "Sobald sich die Tortur
in Hamburg Eingang zu verschaffen anfing, findet sich gleichzeitig die Erwähnung
von Hexen, die bis dahin nicht einmal dem Namen nach bekannt gewesen zu sein
scheinen." Wenn Duhr schreibt, zur Bekämpfung des Hexenwahns seien vor den
Theologen die Juristen berufen gewesen, Hoensbroech aber das Entgegengesetzte
behauptet, so ist Duhr Recht zu geben, mit einer Korrektur jedoch. Die Theologen
konnten mit den Mitteln ihrer Wissenschaft aus dem Unsinn, in den sie sich ver¬
strickt hatten, nicht heraus. Deu Hexenwahn zu beseitigen war die Aufgabe der
Philosophie, die Juristen aber waren verpflichtet, auch wenn sie an die Wirklichkeit
des Verbrechens der Hexerei glaubten, die Unvernunft, Rechtswidrigkeit und Grau¬
samkeit des Verfahrens einzusehen und ein besseres an die Stelle zu setzen. Die
Philosophen haben denn auch, von den Theologen und den Juristen mit gleichem
Hasse bekämpft, ihre Schuldigkeit gethan, die Juristen aber erst, nachdem die
Philosophie auch in der Jnristenfccknltät Licht und Menschenfreundlichkeit ver¬
breitet hatte.

Da es eine unfehlbare Autorität, die vor falscher Schriftauslegung schützen
könnte, nicht giebt, wie die klägliche Niederlage der Kirchenautorität gerade auf
diesem Gebiete beweist, so müssen sich die europäischen Völker ans ihre Naturgabe,
die doch zweifellos göttlichen Ursprungs ist, auf ihren gesunden Instinkt verlassen,
der sie nach allen Berirrungen zuguderletzt immer wieder deu richtigen Sinn der
Heiligen Schrift hat finden lassen und auch in Zukunft finden lassen wird. Als
Schutzmittel vor den Verirrungen, zu denen die durch die Schrecke" der nordischen
Winternncht verdüsterte Phantasie verleitet (andre Schrecken und einen ihnen ent¬
sprechenden Aberglauben erzeugt die tropische Sonnenglut), haben wir wiederholt
die Beschäftigung mit den Alten empfohlen, bei denen wir Klarheit, Nüchternheit,
Heiterkeit und die Elemente einer verständigen Philosophie finden. Auch das Be¬
dürfnis des Kindes und des kindlich gebliebner Mannes, die jenseitigen Mächte in
poetischen Gestalten zu verkörpern, findet bei ihnen eine ungefährliche Befriedigung.
Nix und Reck zu neuem Lebe" zu erwecken und sie poetisch zu verherrlichen, ist,
wenn es nicht im Scherz geschieht, nicht ganz ungefährlich, weil diese Fabelwesen
im noch fortwucheruden Volksaberglauben spuken. Aber die homerischen Götter,
kalter freundliche Gestalten, haben nichts Unheimliches, und der Knabe, der die
Odyssee liest, schwebt nicht in Gefahr, sie für Wirklichkeiten zu halten statt für
Poetische Jdealgebilde. Ein Paar fabelhafte Scheusale kommen in dem Gedichte
bor, aber sie sind an einsame Felsen im Meere gekettet und laufen oder fliegen
dem Leser nicht in seine Schlafkammer nach. Nachdem wir so dem Buche von
Hoensbroech die Eigenschaften eines den heutigen Anforderungen genügenden wissen¬
schaftlichen Werks abgesprochen und angedeutet haben, was el" solches zu leisten
hätte, wiederhole" wir noch einmal, daß es als polemisches Werk seinen Nutzen
but, ja in unsern Tagen geradezu ein Bedürfnis befriedigt, weil die Unterdrückung
der liberalen Richtung durch die jesuitische in der katholischen Kirche dem Aber¬
glaube" zu neuer üppiger Blüte verholfen hat, wie der Taxilschwiudel und eine
Menge ähnlicher Erscheinungen beweisen. Der evangelischen Geistlichkeit kann heute
der Vorwurf, daß sie deu Aberglauben begünstige, nicht mehr gemacht werden,
wenn wir von der Vorliebe einiger Orthodoxer für den persönlichen Teufel ab¬
sehe". Der Aberglaube protestantischer Kreise bewegt sich heute meistens in un¬
kirchlichen und kirchenfeindlichen Bahnen; er nennt sich Okkultismus und beruft sich
auf die -- Naturwissenschaften.


Maßgebliches und Umiiaizgobliches

selbst nicht ausgenommen, auf der ganzen Welt keinen Menschen, der nicht auf diese
Weise der Hexerei überführt werden könnte, und Hoensbroech zitiert aus einem
Vortrage über die Hamburger Rechtsgeschichte (einer der wenigen Fälle, wo er ge¬
legentlich einen protestantischen Ort erwähnt) den Satz: „Sobald sich die Tortur
in Hamburg Eingang zu verschaffen anfing, findet sich gleichzeitig die Erwähnung
von Hexen, die bis dahin nicht einmal dem Namen nach bekannt gewesen zu sein
scheinen." Wenn Duhr schreibt, zur Bekämpfung des Hexenwahns seien vor den
Theologen die Juristen berufen gewesen, Hoensbroech aber das Entgegengesetzte
behauptet, so ist Duhr Recht zu geben, mit einer Korrektur jedoch. Die Theologen
konnten mit den Mitteln ihrer Wissenschaft aus dem Unsinn, in den sie sich ver¬
strickt hatten, nicht heraus. Deu Hexenwahn zu beseitigen war die Aufgabe der
Philosophie, die Juristen aber waren verpflichtet, auch wenn sie an die Wirklichkeit
des Verbrechens der Hexerei glaubten, die Unvernunft, Rechtswidrigkeit und Grau¬
samkeit des Verfahrens einzusehen und ein besseres an die Stelle zu setzen. Die
Philosophen haben denn auch, von den Theologen und den Juristen mit gleichem
Hasse bekämpft, ihre Schuldigkeit gethan, die Juristen aber erst, nachdem die
Philosophie auch in der Jnristenfccknltät Licht und Menschenfreundlichkeit ver¬
breitet hatte.

Da es eine unfehlbare Autorität, die vor falscher Schriftauslegung schützen
könnte, nicht giebt, wie die klägliche Niederlage der Kirchenautorität gerade auf
diesem Gebiete beweist, so müssen sich die europäischen Völker ans ihre Naturgabe,
die doch zweifellos göttlichen Ursprungs ist, auf ihren gesunden Instinkt verlassen,
der sie nach allen Berirrungen zuguderletzt immer wieder deu richtigen Sinn der
Heiligen Schrift hat finden lassen und auch in Zukunft finden lassen wird. Als
Schutzmittel vor den Verirrungen, zu denen die durch die Schrecke» der nordischen
Winternncht verdüsterte Phantasie verleitet (andre Schrecken und einen ihnen ent¬
sprechenden Aberglauben erzeugt die tropische Sonnenglut), haben wir wiederholt
die Beschäftigung mit den Alten empfohlen, bei denen wir Klarheit, Nüchternheit,
Heiterkeit und die Elemente einer verständigen Philosophie finden. Auch das Be¬
dürfnis des Kindes und des kindlich gebliebner Mannes, die jenseitigen Mächte in
poetischen Gestalten zu verkörpern, findet bei ihnen eine ungefährliche Befriedigung.
Nix und Reck zu neuem Lebe» zu erwecken und sie poetisch zu verherrlichen, ist,
wenn es nicht im Scherz geschieht, nicht ganz ungefährlich, weil diese Fabelwesen
im noch fortwucheruden Volksaberglauben spuken. Aber die homerischen Götter,
kalter freundliche Gestalten, haben nichts Unheimliches, und der Knabe, der die
Odyssee liest, schwebt nicht in Gefahr, sie für Wirklichkeiten zu halten statt für
Poetische Jdealgebilde. Ein Paar fabelhafte Scheusale kommen in dem Gedichte
bor, aber sie sind an einsame Felsen im Meere gekettet und laufen oder fliegen
dem Leser nicht in seine Schlafkammer nach. Nachdem wir so dem Buche von
Hoensbroech die Eigenschaften eines den heutigen Anforderungen genügenden wissen¬
schaftlichen Werks abgesprochen und angedeutet haben, was el» solches zu leisten
hätte, wiederhole» wir noch einmal, daß es als polemisches Werk seinen Nutzen
but, ja in unsern Tagen geradezu ein Bedürfnis befriedigt, weil die Unterdrückung
der liberalen Richtung durch die jesuitische in der katholischen Kirche dem Aber¬
glaube» zu neuer üppiger Blüte verholfen hat, wie der Taxilschwiudel und eine
Menge ähnlicher Erscheinungen beweisen. Der evangelischen Geistlichkeit kann heute
der Vorwurf, daß sie deu Aberglauben begünstige, nicht mehr gemacht werden,
wenn wir von der Vorliebe einiger Orthodoxer für den persönlichen Teufel ab¬
sehe». Der Aberglaube protestantischer Kreise bewegt sich heute meistens in un¬
kirchlichen und kirchenfeindlichen Bahnen; er nennt sich Okkultismus und beruft sich
auf die — Naturwissenschaften.


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[0205] Maßgebliches und Umiiaizgobliches selbst nicht ausgenommen, auf der ganzen Welt keinen Menschen, der nicht auf diese Weise der Hexerei überführt werden könnte, und Hoensbroech zitiert aus einem Vortrage über die Hamburger Rechtsgeschichte (einer der wenigen Fälle, wo er ge¬ legentlich einen protestantischen Ort erwähnt) den Satz: „Sobald sich die Tortur in Hamburg Eingang zu verschaffen anfing, findet sich gleichzeitig die Erwähnung von Hexen, die bis dahin nicht einmal dem Namen nach bekannt gewesen zu sein scheinen." Wenn Duhr schreibt, zur Bekämpfung des Hexenwahns seien vor den Theologen die Juristen berufen gewesen, Hoensbroech aber das Entgegengesetzte behauptet, so ist Duhr Recht zu geben, mit einer Korrektur jedoch. Die Theologen konnten mit den Mitteln ihrer Wissenschaft aus dem Unsinn, in den sie sich ver¬ strickt hatten, nicht heraus. Deu Hexenwahn zu beseitigen war die Aufgabe der Philosophie, die Juristen aber waren verpflichtet, auch wenn sie an die Wirklichkeit des Verbrechens der Hexerei glaubten, die Unvernunft, Rechtswidrigkeit und Grau¬ samkeit des Verfahrens einzusehen und ein besseres an die Stelle zu setzen. Die Philosophen haben denn auch, von den Theologen und den Juristen mit gleichem Hasse bekämpft, ihre Schuldigkeit gethan, die Juristen aber erst, nachdem die Philosophie auch in der Jnristenfccknltät Licht und Menschenfreundlichkeit ver¬ breitet hatte. Da es eine unfehlbare Autorität, die vor falscher Schriftauslegung schützen könnte, nicht giebt, wie die klägliche Niederlage der Kirchenautorität gerade auf diesem Gebiete beweist, so müssen sich die europäischen Völker ans ihre Naturgabe, die doch zweifellos göttlichen Ursprungs ist, auf ihren gesunden Instinkt verlassen, der sie nach allen Berirrungen zuguderletzt immer wieder deu richtigen Sinn der Heiligen Schrift hat finden lassen und auch in Zukunft finden lassen wird. Als Schutzmittel vor den Verirrungen, zu denen die durch die Schrecke» der nordischen Winternncht verdüsterte Phantasie verleitet (andre Schrecken und einen ihnen ent¬ sprechenden Aberglauben erzeugt die tropische Sonnenglut), haben wir wiederholt die Beschäftigung mit den Alten empfohlen, bei denen wir Klarheit, Nüchternheit, Heiterkeit und die Elemente einer verständigen Philosophie finden. Auch das Be¬ dürfnis des Kindes und des kindlich gebliebner Mannes, die jenseitigen Mächte in poetischen Gestalten zu verkörpern, findet bei ihnen eine ungefährliche Befriedigung. Nix und Reck zu neuem Lebe» zu erwecken und sie poetisch zu verherrlichen, ist, wenn es nicht im Scherz geschieht, nicht ganz ungefährlich, weil diese Fabelwesen im noch fortwucheruden Volksaberglauben spuken. Aber die homerischen Götter, kalter freundliche Gestalten, haben nichts Unheimliches, und der Knabe, der die Odyssee liest, schwebt nicht in Gefahr, sie für Wirklichkeiten zu halten statt für Poetische Jdealgebilde. Ein Paar fabelhafte Scheusale kommen in dem Gedichte bor, aber sie sind an einsame Felsen im Meere gekettet und laufen oder fliegen dem Leser nicht in seine Schlafkammer nach. Nachdem wir so dem Buche von Hoensbroech die Eigenschaften eines den heutigen Anforderungen genügenden wissen¬ schaftlichen Werks abgesprochen und angedeutet haben, was el» solches zu leisten hätte, wiederhole» wir noch einmal, daß es als polemisches Werk seinen Nutzen but, ja in unsern Tagen geradezu ein Bedürfnis befriedigt, weil die Unterdrückung der liberalen Richtung durch die jesuitische in der katholischen Kirche dem Aber¬ glaube» zu neuer üppiger Blüte verholfen hat, wie der Taxilschwiudel und eine Menge ähnlicher Erscheinungen beweisen. Der evangelischen Geistlichkeit kann heute der Vorwurf, daß sie deu Aberglauben begünstige, nicht mehr gemacht werden, wenn wir von der Vorliebe einiger Orthodoxer für den persönlichen Teufel ab¬ sehe». Der Aberglaube protestantischer Kreise bewegt sich heute meistens in un¬ kirchlichen und kirchenfeindlichen Bahnen; er nennt sich Okkultismus und beruft sich auf die — Naturwissenschaften.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_233879/205>, abgerufen am 01.07.2024.