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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

die angesehensten Bischöfe, namentlich Martinus und Ambrosius, gegen dieses Ver¬
fahren entrüstet protestiert haben. Ferner, daß Karl der Große die Sachsen mit
dem Schwerte bekehrt hat, daß Simon von Montfort das albigensische Südfrank¬
reich zu erobern begehrte, und daß Ferdinand und Jsabella um jeden Preis die
Mauren ausrotten wollten. Endlich, daß die Bischöfe der Karolingerzeit bei der
Bekämpfung der Reste des Heidentums nicht die Zauberei, sondern den Glauben
an Zauberei für Sünde erklärt haben. Und man wird fragen müssen: Was für
Leute gelangten denn ans den römischen Stuhl? In der Zeit vom achten bis zum
elften Jahrhundert waren es meist Sprößlinge wilder italienischer Adelsgeschlechter,
die die Herrschaft über das Patrimonium begehrten, und die so unwissend waren,
daß der dümmste österreichische Kaplan heutiger Zeit mit ihnen verglichen ein großer
Gelehrter ist. Dann waren es eine Zeit lang Zöglinge von Cluny, ehrlich fromme
Zeloten, deren Wissen aber natürlich über das, was die damals meist armselige
Klosterbibliothek bot, nicht hinausreichte. Dann Werkzeuge der französischen Könige
und deren Schüler in den politischen Ränken. Dann wieder italienische Dynasten
und spanische Abenteurer, die beim Streben nach der Tiara rein weltliche Zwecke:
Genuß und Bereicherung ihrer Sippe, verfolgten. Was Wunder, daß solche Leute
dem aus der Heidenzeit fortwuchernden Aberglauben unterlagen und die vermeint¬
lichen Verbrechen mit den rohen Mitteln ihrer Zeit bekämpften? Und es ist von
den Fürsten und den Völkern des Mittelalters den Päpsten gegenüber dasselbe zu
sagen, was wir von den Protestanten den Katholiken gegenüber gesagt haben. Was
diesen Fürsten und Völkern nicht gefiel, das ließen sie sich von Rom nicht gefallen.
Die Päpste sind unzähligemal vom Volke verjagt, in Gefangenschaft geschleppt,
mißhandelt, von den bigottesten Fürsten bekriegt worden. Wenn sich also die
Obrigkeiten und die Völker die Hexenprozesse haben aufschwatzen lassen, so ist das
ein Beweis dafür, daß diese Greuel ihrem verdüsterten Gemütszustande entsprachen.
Daß es vielleicht ohne das Papsttum nicht zu eiuer allgemeinen Verbreitung der
Hexenprozesse gekommen wäre, kann zugegeben werden, weil, wie nach andern auch
Hvensbroech hervorhebt, die griechisch-katholischen Slawen, die doch auch aber¬
gläubisch sind, sich von diesem Schandfleck freigehalten haben; die Zentralisation
bewirkt eben, daß sich in einer Gemeinschaft das Gute wie das Böse rascher und
allgemeiner verbreiten, und da die Zentralisation für die abendländische Christenheit
im Mittelalter notwendig gewesen ist, so mußten leider auch ihre Nachteile mit in
Kauf genommen werden.

Soweit gehn wir nicht, die Päpste, die Theologen und die Richter rein zu
waschen und alle Schuld ans den Volksaberglauben zu schieben. Ein protestan¬
tischer Gelehrter scheint dazu geneigt, der uns schreibt, wir hätten den thatsäch¬
lichen Kern der Sache zu sehr on baMtelle- behandelt; es sei sicherlich ganz gehörig
gehext worden, hexen aber sei eben verboten gewesen wie heute das Rauben und
das Stehlen, und da habe sich denn bei der barbarischen Rechtspflege der Zeit das
übrige von selbst ergeben. Es werde doch heute noch genug gehext; so habe eine
Gerichtsverhandlung an einem norddeutschen Orte ergeben, daß zwei Weiber zu
Zauberzwecken an einem Mädchen eine abscheuliche Prozedur vorgenommen hätten.
Der hochgeschätzte Herr übersieht, worin die eigentliche Verschuldung der Hexcn-
richtcr besteht. Sie haben kein vernünftiges Mittel angewandt, die verbrecherischen
Handlungen, sofern solche vorgekommen sind, an den Tag zu bringen. Sie haben
weder Hexen in tI"Aranti ertappt, noch haben sie Zeugen mit den Angeklagten
konfrontiert und Zeugnisse ohne Folter zu erlangen gesucht. Alle Aussagen sind
auf der Folter erpreßt worden, und der oder die Angeklagte erfuhr niemals weder
die Namen der Ankläger, noch was diese und die ebenfalls gefolterten Zeugen aus¬
gesagt hatten. Spec meint in seiner Oautio erimioa-Ils ganz richtig, es gebe, ihn


Maßgebliches und Unmaßgebliches

die angesehensten Bischöfe, namentlich Martinus und Ambrosius, gegen dieses Ver¬
fahren entrüstet protestiert haben. Ferner, daß Karl der Große die Sachsen mit
dem Schwerte bekehrt hat, daß Simon von Montfort das albigensische Südfrank¬
reich zu erobern begehrte, und daß Ferdinand und Jsabella um jeden Preis die
Mauren ausrotten wollten. Endlich, daß die Bischöfe der Karolingerzeit bei der
Bekämpfung der Reste des Heidentums nicht die Zauberei, sondern den Glauben
an Zauberei für Sünde erklärt haben. Und man wird fragen müssen: Was für
Leute gelangten denn ans den römischen Stuhl? In der Zeit vom achten bis zum
elften Jahrhundert waren es meist Sprößlinge wilder italienischer Adelsgeschlechter,
die die Herrschaft über das Patrimonium begehrten, und die so unwissend waren,
daß der dümmste österreichische Kaplan heutiger Zeit mit ihnen verglichen ein großer
Gelehrter ist. Dann waren es eine Zeit lang Zöglinge von Cluny, ehrlich fromme
Zeloten, deren Wissen aber natürlich über das, was die damals meist armselige
Klosterbibliothek bot, nicht hinausreichte. Dann Werkzeuge der französischen Könige
und deren Schüler in den politischen Ränken. Dann wieder italienische Dynasten
und spanische Abenteurer, die beim Streben nach der Tiara rein weltliche Zwecke:
Genuß und Bereicherung ihrer Sippe, verfolgten. Was Wunder, daß solche Leute
dem aus der Heidenzeit fortwuchernden Aberglauben unterlagen und die vermeint¬
lichen Verbrechen mit den rohen Mitteln ihrer Zeit bekämpften? Und es ist von
den Fürsten und den Völkern des Mittelalters den Päpsten gegenüber dasselbe zu
sagen, was wir von den Protestanten den Katholiken gegenüber gesagt haben. Was
diesen Fürsten und Völkern nicht gefiel, das ließen sie sich von Rom nicht gefallen.
Die Päpste sind unzähligemal vom Volke verjagt, in Gefangenschaft geschleppt,
mißhandelt, von den bigottesten Fürsten bekriegt worden. Wenn sich also die
Obrigkeiten und die Völker die Hexenprozesse haben aufschwatzen lassen, so ist das
ein Beweis dafür, daß diese Greuel ihrem verdüsterten Gemütszustande entsprachen.
Daß es vielleicht ohne das Papsttum nicht zu eiuer allgemeinen Verbreitung der
Hexenprozesse gekommen wäre, kann zugegeben werden, weil, wie nach andern auch
Hvensbroech hervorhebt, die griechisch-katholischen Slawen, die doch auch aber¬
gläubisch sind, sich von diesem Schandfleck freigehalten haben; die Zentralisation
bewirkt eben, daß sich in einer Gemeinschaft das Gute wie das Böse rascher und
allgemeiner verbreiten, und da die Zentralisation für die abendländische Christenheit
im Mittelalter notwendig gewesen ist, so mußten leider auch ihre Nachteile mit in
Kauf genommen werden.

Soweit gehn wir nicht, die Päpste, die Theologen und die Richter rein zu
waschen und alle Schuld ans den Volksaberglauben zu schieben. Ein protestan¬
tischer Gelehrter scheint dazu geneigt, der uns schreibt, wir hätten den thatsäch¬
lichen Kern der Sache zu sehr on baMtelle- behandelt; es sei sicherlich ganz gehörig
gehext worden, hexen aber sei eben verboten gewesen wie heute das Rauben und
das Stehlen, und da habe sich denn bei der barbarischen Rechtspflege der Zeit das
übrige von selbst ergeben. Es werde doch heute noch genug gehext; so habe eine
Gerichtsverhandlung an einem norddeutschen Orte ergeben, daß zwei Weiber zu
Zauberzwecken an einem Mädchen eine abscheuliche Prozedur vorgenommen hätten.
Der hochgeschätzte Herr übersieht, worin die eigentliche Verschuldung der Hexcn-
richtcr besteht. Sie haben kein vernünftiges Mittel angewandt, die verbrecherischen
Handlungen, sofern solche vorgekommen sind, an den Tag zu bringen. Sie haben
weder Hexen in tI«Aranti ertappt, noch haben sie Zeugen mit den Angeklagten
konfrontiert und Zeugnisse ohne Folter zu erlangen gesucht. Alle Aussagen sind
auf der Folter erpreßt worden, und der oder die Angeklagte erfuhr niemals weder
die Namen der Ankläger, noch was diese und die ebenfalls gefolterten Zeugen aus¬
gesagt hatten. Spec meint in seiner Oautio erimioa-Ils ganz richtig, es gebe, ihn


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[0204] Maßgebliches und Unmaßgebliches die angesehensten Bischöfe, namentlich Martinus und Ambrosius, gegen dieses Ver¬ fahren entrüstet protestiert haben. Ferner, daß Karl der Große die Sachsen mit dem Schwerte bekehrt hat, daß Simon von Montfort das albigensische Südfrank¬ reich zu erobern begehrte, und daß Ferdinand und Jsabella um jeden Preis die Mauren ausrotten wollten. Endlich, daß die Bischöfe der Karolingerzeit bei der Bekämpfung der Reste des Heidentums nicht die Zauberei, sondern den Glauben an Zauberei für Sünde erklärt haben. Und man wird fragen müssen: Was für Leute gelangten denn ans den römischen Stuhl? In der Zeit vom achten bis zum elften Jahrhundert waren es meist Sprößlinge wilder italienischer Adelsgeschlechter, die die Herrschaft über das Patrimonium begehrten, und die so unwissend waren, daß der dümmste österreichische Kaplan heutiger Zeit mit ihnen verglichen ein großer Gelehrter ist. Dann waren es eine Zeit lang Zöglinge von Cluny, ehrlich fromme Zeloten, deren Wissen aber natürlich über das, was die damals meist armselige Klosterbibliothek bot, nicht hinausreichte. Dann Werkzeuge der französischen Könige und deren Schüler in den politischen Ränken. Dann wieder italienische Dynasten und spanische Abenteurer, die beim Streben nach der Tiara rein weltliche Zwecke: Genuß und Bereicherung ihrer Sippe, verfolgten. Was Wunder, daß solche Leute dem aus der Heidenzeit fortwuchernden Aberglauben unterlagen und die vermeint¬ lichen Verbrechen mit den rohen Mitteln ihrer Zeit bekämpften? Und es ist von den Fürsten und den Völkern des Mittelalters den Päpsten gegenüber dasselbe zu sagen, was wir von den Protestanten den Katholiken gegenüber gesagt haben. Was diesen Fürsten und Völkern nicht gefiel, das ließen sie sich von Rom nicht gefallen. Die Päpste sind unzähligemal vom Volke verjagt, in Gefangenschaft geschleppt, mißhandelt, von den bigottesten Fürsten bekriegt worden. Wenn sich also die Obrigkeiten und die Völker die Hexenprozesse haben aufschwatzen lassen, so ist das ein Beweis dafür, daß diese Greuel ihrem verdüsterten Gemütszustande entsprachen. Daß es vielleicht ohne das Papsttum nicht zu eiuer allgemeinen Verbreitung der Hexenprozesse gekommen wäre, kann zugegeben werden, weil, wie nach andern auch Hvensbroech hervorhebt, die griechisch-katholischen Slawen, die doch auch aber¬ gläubisch sind, sich von diesem Schandfleck freigehalten haben; die Zentralisation bewirkt eben, daß sich in einer Gemeinschaft das Gute wie das Böse rascher und allgemeiner verbreiten, und da die Zentralisation für die abendländische Christenheit im Mittelalter notwendig gewesen ist, so mußten leider auch ihre Nachteile mit in Kauf genommen werden. Soweit gehn wir nicht, die Päpste, die Theologen und die Richter rein zu waschen und alle Schuld ans den Volksaberglauben zu schieben. Ein protestan¬ tischer Gelehrter scheint dazu geneigt, der uns schreibt, wir hätten den thatsäch¬ lichen Kern der Sache zu sehr on baMtelle- behandelt; es sei sicherlich ganz gehörig gehext worden, hexen aber sei eben verboten gewesen wie heute das Rauben und das Stehlen, und da habe sich denn bei der barbarischen Rechtspflege der Zeit das übrige von selbst ergeben. Es werde doch heute noch genug gehext; so habe eine Gerichtsverhandlung an einem norddeutschen Orte ergeben, daß zwei Weiber zu Zauberzwecken an einem Mädchen eine abscheuliche Prozedur vorgenommen hätten. Der hochgeschätzte Herr übersieht, worin die eigentliche Verschuldung der Hexcn- richtcr besteht. Sie haben kein vernünftiges Mittel angewandt, die verbrecherischen Handlungen, sofern solche vorgekommen sind, an den Tag zu bringen. Sie haben weder Hexen in tI«Aranti ertappt, noch haben sie Zeugen mit den Angeklagten konfrontiert und Zeugnisse ohne Folter zu erlangen gesucht. Alle Aussagen sind auf der Folter erpreßt worden, und der oder die Angeklagte erfuhr niemals weder die Namen der Ankläger, noch was diese und die ebenfalls gefolterten Zeugen aus¬ gesagt hatten. Spec meint in seiner Oautio erimioa-Ils ganz richtig, es gebe, ihn

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_233879/204>, abgerufen am 01.07.2024.