Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Viertes Vierteljahr.Auf klassischem Boden Ja, Wenn Sie da draußen gezappelt haben, während wir abfuhren, dann ist Und das einzige Talent der Bredows, gelegentlich grob zu werden, wird gern Das wird großartig -- ein Rachezug! riefen die Mädchen. Ach so, das Jungvieh will auch mit; dann werdet ihr den Brigcmten schon Natürlich, ich muß mir das Opfer doch besehen! Das sehen Sie gern, nicht wahr? fragte Kurtchen wie vorhin. Will stand ans und sagte, daß es im Saal fast zu heiß wäre, sie wollte noch Erlauben Sie, wir werden Ihnen helfen, riefen der Junker und Kurtchen Kurtchen kam an dasselbe Fenster, an dem Will sich bemühte, die Schnüre Es ist gar nicht so leicht ans der Geschichte klug zu werden, sagte sie. Ich finde es anch schwer genug, sagte er immer mit der gleichen kaum ver¬ Ach gehn Sie, rief sie ungeduldig -- mit seinen andeutungsvollen Bemerkungen Ich habe minds schon mehr kosten lassen, sagte er wieder. Sie ließ ihn stehn und flüchtete sich an den Tisch zurück. Die alten Herr¬ Was werdet ihr denn in der Zeit thun, Kinder? Auch schlafe", sagte Trude und rieb sich die Augen. Aber wo? In der Villa uuter den großen Steineichen, wo Fräulein Willeboer am Vor¬ Sie zogen aus, und Will hielt sich eng an Frida und Trude, aus Angst vor Kurz vor dem Thor der Villa trat er zur Seite und nahm einen Stein, über Daher kam es, als sich mit dem Eintritt in die Villa die Reihe löste, in der Auf klassischem Boden Ja, Wenn Sie da draußen gezappelt haben, während wir abfuhren, dann ist Und das einzige Talent der Bredows, gelegentlich grob zu werden, wird gern Das wird großartig — ein Rachezug! riefen die Mädchen. Ach so, das Jungvieh will auch mit; dann werdet ihr den Brigcmten schon Natürlich, ich muß mir das Opfer doch besehen! Das sehen Sie gern, nicht wahr? fragte Kurtchen wie vorhin. Will stand ans und sagte, daß es im Saal fast zu heiß wäre, sie wollte noch Erlauben Sie, wir werden Ihnen helfen, riefen der Junker und Kurtchen Kurtchen kam an dasselbe Fenster, an dem Will sich bemühte, die Schnüre Es ist gar nicht so leicht ans der Geschichte klug zu werden, sagte sie. Ich finde es anch schwer genug, sagte er immer mit der gleichen kaum ver¬ Ach gehn Sie, rief sie ungeduldig — mit seinen andeutungsvollen Bemerkungen Ich habe minds schon mehr kosten lassen, sagte er wieder. Sie ließ ihn stehn und flüchtete sich an den Tisch zurück. Die alten Herr¬ Was werdet ihr denn in der Zeit thun, Kinder? Auch schlafe», sagte Trude und rieb sich die Augen. Aber wo? In der Villa uuter den großen Steineichen, wo Fräulein Willeboer am Vor¬ Sie zogen aus, und Will hielt sich eng an Frida und Trude, aus Angst vor Kurz vor dem Thor der Villa trat er zur Seite und nahm einen Stein, über Daher kam es, als sich mit dem Eintritt in die Villa die Reihe löste, in der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0690" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/291767"/> <fw type="header" place="top"> Auf klassischem Boden</fw><lb/> <p xml:id="ID_2739"> Ja, Wenn Sie da draußen gezappelt haben, während wir abfuhren, dann ist<lb/> das ja eine ausgesuchte Gemeinheit vom Schicksal, sagte der Junker, und wir haben<lb/> desto mehr Grund, das wieder gut zu machen.</p><lb/> <p xml:id="ID_2740"> Und das einzige Talent der Bredows, gelegentlich grob zu werden, wird gern<lb/> in Ihren Dienst gestellt werden, sagte der alte Herr.</p><lb/> <p xml:id="ID_2741"> Das wird großartig — ein Rachezug! riefen die Mädchen.</p><lb/> <p xml:id="ID_2742"> Ach so, das Jungvieh will auch mit; dann werdet ihr den Brigcmten schon<lb/> durch die Übermacht einschüchtern. Gehn Sie auch mit, Fräulein Willeboer?</p><lb/> <p xml:id="ID_2743"> Natürlich, ich muß mir das Opfer doch besehen!</p><lb/> <p xml:id="ID_2744"> Das sehen Sie gern, nicht wahr? fragte Kurtchen wie vorhin.</p><lb/> <p xml:id="ID_2745"> Will stand ans und sagte, daß es im Saal fast zu heiß wäre, sie wollte noch<lb/> ein Paar Jalousien herablassen, um die Souue abzuhalten.</p><lb/> <p xml:id="ID_2746"> Erlauben Sie, wir werden Ihnen helfen, riefen der Junker und Kurtchen<lb/> und liefen um deu Tisch herum.</p><lb/> <p xml:id="ID_2747"> Kurtchen kam an dasselbe Fenster, an dem Will sich bemühte, die Schnüre<lb/> loszumachen.</p><lb/> <p xml:id="ID_2748"> Es ist gar nicht so leicht ans der Geschichte klug zu werden, sagte sie.</p><lb/> <p xml:id="ID_2749"> Ich finde es anch schwer genug, sagte er immer mit der gleichen kaum ver¬<lb/> hüllten Heftigkeit und mit den Augen, die wie Lunten brannten.</p><lb/> <p xml:id="ID_2750"> Ach gehn Sie, rief sie ungeduldig — mit seinen andeutungsvollen Bemerkungen<lb/> war er heute nicht zum aushalten; lassen Sie mich machen, das Ding ist alt und<lb/> staubig, das kann Sie noch den neuen Anzug kosten.</p><lb/> <p xml:id="ID_2751"> Ich habe minds schon mehr kosten lassen, sagte er wieder.</p><lb/> <p xml:id="ID_2752"> Sie ließ ihn stehn und flüchtete sich an den Tisch zurück. 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Auf klassischem Boden
Ja, Wenn Sie da draußen gezappelt haben, während wir abfuhren, dann ist
das ja eine ausgesuchte Gemeinheit vom Schicksal, sagte der Junker, und wir haben
desto mehr Grund, das wieder gut zu machen.
Und das einzige Talent der Bredows, gelegentlich grob zu werden, wird gern
in Ihren Dienst gestellt werden, sagte der alte Herr.
Das wird großartig — ein Rachezug! riefen die Mädchen.
Ach so, das Jungvieh will auch mit; dann werdet ihr den Brigcmten schon
durch die Übermacht einschüchtern. Gehn Sie auch mit, Fräulein Willeboer?
Natürlich, ich muß mir das Opfer doch besehen!
Das sehen Sie gern, nicht wahr? fragte Kurtchen wie vorhin.
Will stand ans und sagte, daß es im Saal fast zu heiß wäre, sie wollte noch
ein Paar Jalousien herablassen, um die Souue abzuhalten.
Erlauben Sie, wir werden Ihnen helfen, riefen der Junker und Kurtchen
und liefen um deu Tisch herum.
Kurtchen kam an dasselbe Fenster, an dem Will sich bemühte, die Schnüre
loszumachen.
Es ist gar nicht so leicht ans der Geschichte klug zu werden, sagte sie.
Ich finde es anch schwer genug, sagte er immer mit der gleichen kaum ver¬
hüllten Heftigkeit und mit den Augen, die wie Lunten brannten.
Ach gehn Sie, rief sie ungeduldig — mit seinen andeutungsvollen Bemerkungen
war er heute nicht zum aushalten; lassen Sie mich machen, das Ding ist alt und
staubig, das kann Sie noch den neuen Anzug kosten.
Ich habe minds schon mehr kosten lassen, sagte er wieder.
Sie ließ ihn stehn und flüchtete sich an den Tisch zurück. Die alten Herr¬
schaften waren müde und wollten ruhen. Kurtchen bot ihnen sein Zimmer an, und
sie wurden hingeleitet.
Was werdet ihr denn in der Zeit thun, Kinder?
Auch schlafe», sagte Trude und rieb sich die Augen.
Aber wo?
In der Villa uuter den großen Steineichen, wo Fräulein Willeboer am Vor¬
mittag gemalt hat, erklärte der Junker. Vorwärts, Kinder, wir wollen ein Helden¬
lager einrichten.
Sie zogen aus, und Will hielt sich eng an Frida und Trude, aus Angst vor
Kurtcheus Unzurechnungsfähigkeiten. Er merkte das wohl, wandte sich aber unter
dem Vorwand, die Stadt zu besehen, öfter um, sodaß sie vor seinen Blicken nicht
sicher war, trotzdem daß er mit dem Junker voranging.
Kurz vor dem Thor der Villa trat er zur Seite und nahm einen Stein, über
den er gerade weggeschritten war, vor Wilts Füßen weg. Diesesmal sah er sie
nicht an und ging ruhig weiter, nachdem er ihn zur Seite geworfen hatte. Will
empfand etwas wie Dankbarkeit für diese stille Huldigung, nachdem er sie die ganze
Zeit mit seinen Geschmacklosigkeiten gequält hatte.
Daher kam es, als sich mit dem Eintritt in die Villa die Reihe löste, in der
die Mädchen bis dahin gegangen waren, daß sie Kurtchen nicht hinderte, an ihrer
Seite weiterzugehn. Der Junker hatte bald den Schattenplatz unter den Bäumen
wiedergefunden. Die Bredows lagen sofort ihrer ganzen Länge nach im Grase.
Will folgte ihrem Beispiel, und Kurtcheu gelang es, sich so einzurichten, daß eine
Falte ihres weißen Kleides über seine Hand siel. Bald lagen alle in tiefem Schlaf,
und die Sonnenlichter kamen schüchtern durch das finstre Laub der Steineichen
und tasteten sich über die Leiber der gefällten Riesen hin. Auf Kurtchens schwarzem
Scheitel wurden sie dreister. Diese Farbe schien ihnen vertrauter. Sie sammelten
sich zu einem breiten Sonnenstrahl, der sich so beharrlich über seine Augen legte,
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