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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Viertes Vierteljahr.

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Die Erwerbung der preußischen Königskrone durch Kurfürst Friedrich III,

nach Königsberg an. Das Gefolge war so groß, daß in vier Abteilungen
gereist werden mußte. Außer den kurfürstlichen Pferden waren noch 30000
Vorspannpferde erforderlich, um das zahlreiche Gefolge zu befördern. Nach
zwölftägiger Reise traf der Kurfürst am 28. Dezember in der preußischen
Hauptstadt ein. Durch einen Erlaß vom 2. Januar 1701 verkündete er den
Preußischen Stünden und den Oberräten des Herzogtums Preußen seinen Ent¬
schluß, sich zum König in Preußen proklamieren und krönen zu lassen, mit dem
Hinzufügen, daß durch den Namen und Titel eines Königs samt den damit
verbundnen Ehren weder an den mit der Krone Polen bestehenden Verträgen,
noch auch in der preußischen Landesverfassung die allergeringste Veränderung
gemacht, "sondern solches alles auf dem bisherigen Fuß unverrückt in seiner
völligen Kraft und Wirkung erhalten werden solle." Zum Tage der Krönung
wurde der 18. Januar bestimmt. Für diesen Tag ordnete der König die Ab¬
haltung feierlicher Gottesdienste in allen Kirchen des Landes an mit Vor- und
Nachmittagspredigt und Absingung des Tedeums. Durch das ganze Land
sollte mit allen Glocken geläutet werden. Schon vom 7. Januar ab wurden
in der Schloßkirche zu Königsberg für die Krönungsfeier die umfassendsten
Vorbereitungen getroffen. Vor dem Altar wurden auf erhöhten: Unterbau
zwei Throne errichtet, über denen sich je ein Thronhimmel von rotem
Sammet erhob und über diesem ein ausgestopfter schwarzer Adler mit aus¬
gebreiteten Flügeln. Der Altar wurde ringsum mit - rotem Sammet und
goldnen Streifen bekleidet, und der ganze Platz vor dein Altar, über dein sich
ebenfalls ein mit Gold reich geschmückter Himmel erhob, wurde mit rotem
Sammet belegt. Am 15. Januar wurde die Erhebung des Herzogtums Preußens
zum Königreich auf sechs Plätzen der Stadt Königsberg öffentlich ausgerufen
und bekannt gegeben. Unter der Begleitung vieler Hofbeamten und vornehmer
Kavaliere in prächtigen mit Gold gestickten Wappenröcken und kostbaren Pferden
ritten vier Herolde in alter römischer Tracht, auf Rücken und Brust einen
gestickten Adler tragend, durch die Stadt und verlasen auf jedem der Plätze
die Bekanntmachung mit ungefähr folgenden Wörtern "Männiglich sei hiermit
kund gethan, daß der Allerdurchlauchtigste und Großmächtigste Kurfürst und
Herr Friedrich, souveräner Herzog über Preußen, nunmehr zum König über
Preußen erklärt und das Herzogtum Preußen zum Königreich erhoben worden,"
worauf alles Volk laut rief: "Vivat Friedrich, König in Preußen," die
Trompeten und Heerpauken erschallten, und von den Wällen Kanonendonner
ertönte. Am 17. Januar wurde, um den Glanz des Festes zu erhöhen,
der Orden vom Schwarzen Adler gestiftet, mit der zum Wahlspruch des
Preußischen Königtums gewordnen Inschrift: suum, oui<ZM. Der König
wollte es damit als die Aufgabe seines Königtums bezeichnen, Recht und
Gerechtigkeit zu üben und jedem das Seine zu geben. Am Krönungs¬
tage selbst, dem 18. Januar, prangte die ganze Stadt in festlichem Schmuck.
Von den Türmen aller Kirchen erklang um acht Uhr feierliches Geläute.
Nachdem sich Friedrich durch den Oberstkämmerer, Grafen Wartenberg, mit dem


Die Erwerbung der preußischen Königskrone durch Kurfürst Friedrich III,

nach Königsberg an. Das Gefolge war so groß, daß in vier Abteilungen
gereist werden mußte. Außer den kurfürstlichen Pferden waren noch 30000
Vorspannpferde erforderlich, um das zahlreiche Gefolge zu befördern. Nach
zwölftägiger Reise traf der Kurfürst am 28. Dezember in der preußischen
Hauptstadt ein. Durch einen Erlaß vom 2. Januar 1701 verkündete er den
Preußischen Stünden und den Oberräten des Herzogtums Preußen seinen Ent¬
schluß, sich zum König in Preußen proklamieren und krönen zu lassen, mit dem
Hinzufügen, daß durch den Namen und Titel eines Königs samt den damit
verbundnen Ehren weder an den mit der Krone Polen bestehenden Verträgen,
noch auch in der preußischen Landesverfassung die allergeringste Veränderung
gemacht, „sondern solches alles auf dem bisherigen Fuß unverrückt in seiner
völligen Kraft und Wirkung erhalten werden solle." Zum Tage der Krönung
wurde der 18. Januar bestimmt. Für diesen Tag ordnete der König die Ab¬
haltung feierlicher Gottesdienste in allen Kirchen des Landes an mit Vor- und
Nachmittagspredigt und Absingung des Tedeums. Durch das ganze Land
sollte mit allen Glocken geläutet werden. Schon vom 7. Januar ab wurden
in der Schloßkirche zu Königsberg für die Krönungsfeier die umfassendsten
Vorbereitungen getroffen. Vor dem Altar wurden auf erhöhten: Unterbau
zwei Throne errichtet, über denen sich je ein Thronhimmel von rotem
Sammet erhob und über diesem ein ausgestopfter schwarzer Adler mit aus¬
gebreiteten Flügeln. Der Altar wurde ringsum mit - rotem Sammet und
goldnen Streifen bekleidet, und der ganze Platz vor dein Altar, über dein sich
ebenfalls ein mit Gold reich geschmückter Himmel erhob, wurde mit rotem
Sammet belegt. Am 15. Januar wurde die Erhebung des Herzogtums Preußens
zum Königreich auf sechs Plätzen der Stadt Königsberg öffentlich ausgerufen
und bekannt gegeben. Unter der Begleitung vieler Hofbeamten und vornehmer
Kavaliere in prächtigen mit Gold gestickten Wappenröcken und kostbaren Pferden
ritten vier Herolde in alter römischer Tracht, auf Rücken und Brust einen
gestickten Adler tragend, durch die Stadt und verlasen auf jedem der Plätze
die Bekanntmachung mit ungefähr folgenden Wörtern „Männiglich sei hiermit
kund gethan, daß der Allerdurchlauchtigste und Großmächtigste Kurfürst und
Herr Friedrich, souveräner Herzog über Preußen, nunmehr zum König über
Preußen erklärt und das Herzogtum Preußen zum Königreich erhoben worden,"
worauf alles Volk laut rief: „Vivat Friedrich, König in Preußen," die
Trompeten und Heerpauken erschallten, und von den Wällen Kanonendonner
ertönte. Am 17. Januar wurde, um den Glanz des Festes zu erhöhen,
der Orden vom Schwarzen Adler gestiftet, mit der zum Wahlspruch des
Preußischen Königtums gewordnen Inschrift: suum, oui<ZM. Der König
wollte es damit als die Aufgabe seines Königtums bezeichnen, Recht und
Gerechtigkeit zu üben und jedem das Seine zu geben. Am Krönungs¬
tage selbst, dem 18. Januar, prangte die ganze Stadt in festlichem Schmuck.
Von den Türmen aller Kirchen erklang um acht Uhr feierliches Geläute.
Nachdem sich Friedrich durch den Oberstkämmerer, Grafen Wartenberg, mit dem


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_291076/655>, abgerufen am 29.06.2024.