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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Viertes Vierteljahr.

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Auf klassischem Boden

Kopfweh und Stiche, Ankleiden und Ankleiden einen großen Teil seiner Tage in
Anspruch nahmen, so war da immer noch viel Zeit, die er nicht unterzubringen wußte,
wenn er allein, und nicht jemand da war, der darüber bestimmte. -- Die Malerin
war ja allein -- vielleicht müßte er auch malen, um das zu lernen. Jedenfalls
war es ein guter Anfang, sich einstweilen malen zu lassen. -- Wenn seine Mutter
dagewesen wäre, wäre er nicht darauf gekommen. Dann war immer alles schon
überlegt, ehe er dazu kam, Einfälle zu haben. Recht gut, daß sie den Aufenthalt
nicht hatte teilen können. Sie hatte geglaubt, jetzt gerade zu Hanse unentbehrlich
zu sein. Im Grunde war es ja Wohl Einbildung, daß sie meinte, in der Nähe
sein zu müssen, falls der Onkel stürbe, deu er, Kurtchen, beerben sollte. Der Onkel
War ja schon lange leidend, so lange wie er denken konnte, eine ältere Ausgabe
von ihm selber. Aber weswegen er davon sterben sollte, war nicht abzusehen.
Immerhin aber war es gut so, daß die Mutter einmal fehlte.

Nachdem Kurtchen soweit gekommen war, wurde es ruhiger in seinen Gedanken.
Sie hatten sich in einer Richtung Bahn gebrochen und ließen sich mit einer gewissen
Befriedigung darin treiben.

Der Einfall mit dem Porträt war doch vorzüglich. Mit seiner Hilfe konnte
er sich von den Bredows frei machen, wann er wollte.

Er würde Vielleicht der Malerin Blumen mitbringen. Es war doch eigentlich
ein schweres Dasein, das sie hatte, so ohne jede Bequemlichkeit. Sehr merkwürdig.
Aber unterhaltend! Sie überraschte ihn mit ihren Ansichten in einer Stunde öfter,
als die Menschen seines Umgangs sonst in einem Jahr. -- Das heißt, Trude über¬
raschte einen auch. Aber mehr nach Art vierjähriger Kinder, von denen man jede
Minute gewärtig sein muß, in die peinlichste Lage versetzt zu werden. Von dieser
Art war die der Holländerin gerade so verschieden, wie ihr Äußeres vou dem der
Bredows. -- Ihr Blond war eigentlich schöner als das Bredowsche, dachte Kurtchen,
jedenfalls ganz anders, und aus einer Figur wie Frida oder Trude hätte man
anderthalb solche biegsame Gestalten machen können wie Marianne Willeboer.

Wenn er gewesen wäre wie sein Onkel, mit dem Haus in Berlin und dem
großen Gut in Westfalen, und dem schloßartigen Gebäude darauf, dann wüßte er,
daß er sich anders eingerichtet hätte. -- Das müßte übrigens etwas für Fräulein
Willeboer sein, dieses Gemäuer mit den tiefen Nischen und all dem Gewinkel. Was
hatte sie nicht in ihrem Atelier aufgerichtet, mit den paar dekorierten Kisten! Und
wie müßte sie selber in jene prachtvolle Umgebung passen. Der ältliche Mann,
sein Onkel, mit seinem Kammerdiener, nein, das war eine trübselige Bewohnerschaft
für so einen Herrensitz. -- Er wollte einmal versuchen, ob es sich nicht machen
ließe, daß Will noch das Bild seiner Mutter und das des Onkels malen könnte,
gleich dort an Ort und Stelle. Jedenfalls wollte er sie bitten, das seinige gleich
in dem Format der Familienbilder auf dem Gut anzulegen. Er erinnerte sich der
Maße ungefähr. Ihr Bild als Gegenstück, sie mit den aschblonden Haaren! --
Kurtchen schlief ein, das Pulver hatte gewirkt; aber daß seine Träume angenehm
waren, kam nicht von dem Pulver.

Die mutige, fast übermütige Stimmung hielt vor, als er früh aufwachte.
Er stand sofort auf und machte sich zum Ausgehn fertig. Die Morgenstunde,
von der er mancherlei gelesen, die er aber nie außerhalb des Bettes gesehen hatte,
kam ihm vor wie eine neue Einrichtung, die geschaffen worden War, um ihn
in seinen männlichen Entschlüssen zu erfrischen. Wie ein Sieger ging er an
Giovanni vorüber auf die uoch unbelebte Straße. In dieser Morgenfrühe hatte
er mit niemand zu teilen, weder die Reitbahn noch das Cafe', wo er frühstückte.
Giovanni hatte er mit gebäumter Mähne und ohne seinen Tressenrock gesehen; das
Cass wurde ausgekehrt, und der Boden mit Wasser gesprengt -- in der Reitbahn
war mau verblüfft, ihn so früh zu sehen. Es war ihm, als lernte er alles erst


Auf klassischem Boden

Kopfweh und Stiche, Ankleiden und Ankleiden einen großen Teil seiner Tage in
Anspruch nahmen, so war da immer noch viel Zeit, die er nicht unterzubringen wußte,
wenn er allein, und nicht jemand da war, der darüber bestimmte. — Die Malerin
war ja allein — vielleicht müßte er auch malen, um das zu lernen. Jedenfalls
war es ein guter Anfang, sich einstweilen malen zu lassen. — Wenn seine Mutter
dagewesen wäre, wäre er nicht darauf gekommen. Dann war immer alles schon
überlegt, ehe er dazu kam, Einfälle zu haben. Recht gut, daß sie den Aufenthalt
nicht hatte teilen können. Sie hatte geglaubt, jetzt gerade zu Hanse unentbehrlich
zu sein. Im Grunde war es ja Wohl Einbildung, daß sie meinte, in der Nähe
sein zu müssen, falls der Onkel stürbe, deu er, Kurtchen, beerben sollte. Der Onkel
War ja schon lange leidend, so lange wie er denken konnte, eine ältere Ausgabe
von ihm selber. Aber weswegen er davon sterben sollte, war nicht abzusehen.
Immerhin aber war es gut so, daß die Mutter einmal fehlte.

Nachdem Kurtchen soweit gekommen war, wurde es ruhiger in seinen Gedanken.
Sie hatten sich in einer Richtung Bahn gebrochen und ließen sich mit einer gewissen
Befriedigung darin treiben.

Der Einfall mit dem Porträt war doch vorzüglich. Mit seiner Hilfe konnte
er sich von den Bredows frei machen, wann er wollte.

Er würde Vielleicht der Malerin Blumen mitbringen. Es war doch eigentlich
ein schweres Dasein, das sie hatte, so ohne jede Bequemlichkeit. Sehr merkwürdig.
Aber unterhaltend! Sie überraschte ihn mit ihren Ansichten in einer Stunde öfter,
als die Menschen seines Umgangs sonst in einem Jahr. — Das heißt, Trude über¬
raschte einen auch. Aber mehr nach Art vierjähriger Kinder, von denen man jede
Minute gewärtig sein muß, in die peinlichste Lage versetzt zu werden. Von dieser
Art war die der Holländerin gerade so verschieden, wie ihr Äußeres vou dem der
Bredows. — Ihr Blond war eigentlich schöner als das Bredowsche, dachte Kurtchen,
jedenfalls ganz anders, und aus einer Figur wie Frida oder Trude hätte man
anderthalb solche biegsame Gestalten machen können wie Marianne Willeboer.

Wenn er gewesen wäre wie sein Onkel, mit dem Haus in Berlin und dem
großen Gut in Westfalen, und dem schloßartigen Gebäude darauf, dann wüßte er,
daß er sich anders eingerichtet hätte. — Das müßte übrigens etwas für Fräulein
Willeboer sein, dieses Gemäuer mit den tiefen Nischen und all dem Gewinkel. Was
hatte sie nicht in ihrem Atelier aufgerichtet, mit den paar dekorierten Kisten! Und
wie müßte sie selber in jene prachtvolle Umgebung passen. Der ältliche Mann,
sein Onkel, mit seinem Kammerdiener, nein, das war eine trübselige Bewohnerschaft
für so einen Herrensitz. — Er wollte einmal versuchen, ob es sich nicht machen
ließe, daß Will noch das Bild seiner Mutter und das des Onkels malen könnte,
gleich dort an Ort und Stelle. Jedenfalls wollte er sie bitten, das seinige gleich
in dem Format der Familienbilder auf dem Gut anzulegen. Er erinnerte sich der
Maße ungefähr. Ihr Bild als Gegenstück, sie mit den aschblonden Haaren! —
Kurtchen schlief ein, das Pulver hatte gewirkt; aber daß seine Träume angenehm
waren, kam nicht von dem Pulver.

Die mutige, fast übermütige Stimmung hielt vor, als er früh aufwachte.
Er stand sofort auf und machte sich zum Ausgehn fertig. Die Morgenstunde,
von der er mancherlei gelesen, die er aber nie außerhalb des Bettes gesehen hatte,
kam ihm vor wie eine neue Einrichtung, die geschaffen worden War, um ihn
in seinen männlichen Entschlüssen zu erfrischen. Wie ein Sieger ging er an
Giovanni vorüber auf die uoch unbelebte Straße. In dieser Morgenfrühe hatte
er mit niemand zu teilen, weder die Reitbahn noch das Cafe', wo er frühstückte.
Giovanni hatte er mit gebäumter Mähne und ohne seinen Tressenrock gesehen; das
Cass wurde ausgekehrt, und der Boden mit Wasser gesprengt — in der Reitbahn
war mau verblüfft, ihn so früh zu sehen. Es war ihm, als lernte er alles erst


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[0628] Auf klassischem Boden Kopfweh und Stiche, Ankleiden und Ankleiden einen großen Teil seiner Tage in Anspruch nahmen, so war da immer noch viel Zeit, die er nicht unterzubringen wußte, wenn er allein, und nicht jemand da war, der darüber bestimmte. — Die Malerin war ja allein — vielleicht müßte er auch malen, um das zu lernen. Jedenfalls war es ein guter Anfang, sich einstweilen malen zu lassen. — Wenn seine Mutter dagewesen wäre, wäre er nicht darauf gekommen. Dann war immer alles schon überlegt, ehe er dazu kam, Einfälle zu haben. Recht gut, daß sie den Aufenthalt nicht hatte teilen können. Sie hatte geglaubt, jetzt gerade zu Hanse unentbehrlich zu sein. Im Grunde war es ja Wohl Einbildung, daß sie meinte, in der Nähe sein zu müssen, falls der Onkel stürbe, deu er, Kurtchen, beerben sollte. Der Onkel War ja schon lange leidend, so lange wie er denken konnte, eine ältere Ausgabe von ihm selber. Aber weswegen er davon sterben sollte, war nicht abzusehen. Immerhin aber war es gut so, daß die Mutter einmal fehlte. Nachdem Kurtchen soweit gekommen war, wurde es ruhiger in seinen Gedanken. Sie hatten sich in einer Richtung Bahn gebrochen und ließen sich mit einer gewissen Befriedigung darin treiben. Der Einfall mit dem Porträt war doch vorzüglich. Mit seiner Hilfe konnte er sich von den Bredows frei machen, wann er wollte. Er würde Vielleicht der Malerin Blumen mitbringen. Es war doch eigentlich ein schweres Dasein, das sie hatte, so ohne jede Bequemlichkeit. Sehr merkwürdig. Aber unterhaltend! Sie überraschte ihn mit ihren Ansichten in einer Stunde öfter, als die Menschen seines Umgangs sonst in einem Jahr. — Das heißt, Trude über¬ raschte einen auch. Aber mehr nach Art vierjähriger Kinder, von denen man jede Minute gewärtig sein muß, in die peinlichste Lage versetzt zu werden. Von dieser Art war die der Holländerin gerade so verschieden, wie ihr Äußeres vou dem der Bredows. — Ihr Blond war eigentlich schöner als das Bredowsche, dachte Kurtchen, jedenfalls ganz anders, und aus einer Figur wie Frida oder Trude hätte man anderthalb solche biegsame Gestalten machen können wie Marianne Willeboer. Wenn er gewesen wäre wie sein Onkel, mit dem Haus in Berlin und dem großen Gut in Westfalen, und dem schloßartigen Gebäude darauf, dann wüßte er, daß er sich anders eingerichtet hätte. — Das müßte übrigens etwas für Fräulein Willeboer sein, dieses Gemäuer mit den tiefen Nischen und all dem Gewinkel. Was hatte sie nicht in ihrem Atelier aufgerichtet, mit den paar dekorierten Kisten! Und wie müßte sie selber in jene prachtvolle Umgebung passen. Der ältliche Mann, sein Onkel, mit seinem Kammerdiener, nein, das war eine trübselige Bewohnerschaft für so einen Herrensitz. — Er wollte einmal versuchen, ob es sich nicht machen ließe, daß Will noch das Bild seiner Mutter und das des Onkels malen könnte, gleich dort an Ort und Stelle. Jedenfalls wollte er sie bitten, das seinige gleich in dem Format der Familienbilder auf dem Gut anzulegen. Er erinnerte sich der Maße ungefähr. Ihr Bild als Gegenstück, sie mit den aschblonden Haaren! — Kurtchen schlief ein, das Pulver hatte gewirkt; aber daß seine Träume angenehm waren, kam nicht von dem Pulver. Die mutige, fast übermütige Stimmung hielt vor, als er früh aufwachte. Er stand sofort auf und machte sich zum Ausgehn fertig. Die Morgenstunde, von der er mancherlei gelesen, die er aber nie außerhalb des Bettes gesehen hatte, kam ihm vor wie eine neue Einrichtung, die geschaffen worden War, um ihn in seinen männlichen Entschlüssen zu erfrischen. Wie ein Sieger ging er an Giovanni vorüber auf die uoch unbelebte Straße. In dieser Morgenfrühe hatte er mit niemand zu teilen, weder die Reitbahn noch das Cafe', wo er frühstückte. Giovanni hatte er mit gebäumter Mähne und ohne seinen Tressenrock gesehen; das Cass wurde ausgekehrt, und der Boden mit Wasser gesprengt — in der Reitbahn war mau verblüfft, ihn so früh zu sehen. Es war ihm, als lernte er alles erst

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_291076/628>, abgerufen am 29.06.2024.