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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Viertes Vierteljahr.

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Bücher über den klassischen Süden

1899) vorausgegangen, doch ist die deutsche in Text und Abbildungen mannigfach
vervollständigt. Besonders für jüngere und altere Philologen bestimmt ist doch das
Buch für jeden gebildeten Leser verständlich und genießbar, da es die gelehrte
Untersuchung, auf der es beruht, nicht mehr zu Tage treten läßt. Wer Pompeji
besucht hat oder noch zu besuchen gedenkt, dem wird es das Verständnis der un¬
vergleichlichen Stätte außerordentlich vertiefen, dem, der sie nicht mit Augen sehen
kann, ihren Anblick so weit ersetzen, als es überhaupt möglich ist. An zweiter
Stelle sei erwähnt:

Das Schloß des Tiberius und andre Römerbauten auf Cnpri dar¬
gestellt von C. Weichardt. Leipzig, K. Fr. Köhler (1900). Mit 33 Ansichten.
Querfolio, VI und 66 Seiten.

Wer jemals Capri besucht hat, der hat gewiß, wenn irgend möglich, das hoch¬
ragende, in schroffen Wänden abstürzende östliche Vorgebirge der herrlichen Insel
erstiegen, das 325 Meter fast senkrecht über dem Meere die Trümmer der "Villa
Timberio," wie die Capresen sagen, trägt. Ist er der Geschichte kundig, dann
hat er sich hier bei der einsamen kleinen Kirche Santa Marin del Soccorso, wo
der Blitz zuweilen zerstörende Spuren zurückläßt, nicht nur der wunderbaren Aus¬
sicht über das weite Meer und das Festland gegenüber erfreut, sondern dabei auch
des unseligen Kaisers Tiberius gedacht, der hier in weltferner Einsamkeit, verbittert
und menschenscheu, elf Jahre lang (27 bis 37 n. Chr.) gehaust und von hier aus
die römische Welt in Unterthänigkeit gehalten, hier auch (im Jahre 31) die meister¬
hafte Intrigue zum Sturze seines treulosen Ministers Sejcmns gesponnen hat.
Diesen Adlerhorst des Weltbeherrschers aus gestaltlosen Trümmern in der Phantasie
zu der alten Herrlichkeit wieder aufzubauen lag einem Architekten wie C. Weichardt
um so näher, als er schon Pompeji ini alten Glänze vor uns hat erstehn lassen.
Er hat sich aber nicht ans diese Tiberinsvilla beschränkt, sondern den Versuch ge¬
macht, alle Bauten der römischen Kaiserzeit, deren Reste noch auf Capri vorhanden
sind, zu rekonstruieren. "Es ist, wie er in der "Vorbemerkung" sagt, eine Feier¬
tagsarbeit gewesen, geboren aus der sonnigen Feiertagsstimmung, die das ganze
Jahr lang, auch beim Brausen der Stürme, auf diesem glücklichen Eiland herrscht";
und er weiß seinen Leser in diese Feiertagsstimmung zu versetzen, zumal dann,
wenn in diesem selbst lichte Erinnerungen an Capri aufsteigen. Den Anspruch,
mit seinen rekonstruierenden Ansichten kritisch möglichst unanfechtbare Bilder der
ehemaligen Wirklichkeit zu geben, erhebt er nicht, denn die Neste sind außer bei
der sogenannten Tiberinsvilla gering; auch hat er außer bei dieser weder Grund¬
risse aufgenommen noch vollends Ausgrabungen veranstaltet. Was er bietet, das
verhält sich nach seinem eignen Ausdruck etwa wie ein historischer Roman zur Ge¬
schichte, ist eine Reihe von architektonischen Phantasien. Aber er hat das ihm er¬
reichbare Material geschickt benutzt und die nicht unbeträchtliche ältere und jüngere
Litteratur über Capri, die auch über den frühern Zustand der antiken Reste mannig¬
fachen Aufschluß giebt, gewissenhaft herangezogen. So ist eine Reihe überaus reiz¬
voller Architektur- und Landschaftsbilder entstanden.

Die Insel, die übrigens damals 6 Meter höher über dem Meeresspiegel lag
als hente, war schon seit dem Jahre 29 v. Chr., wo sie Augustus im Umtausch
gegen Ischia von der griechischen Stadtgemeinde Neapel erwarb, im Besitz des
.Kaiserhauses, und es ist wahrscheinlich, daß schon dieser die meisten der Landhäuser
und Paläste, deren Zahl später von Tacitus auf zwölf nach den Hauptgöttern
benannte angegeben wird, erbaut hat, da er sich gern, sogar noch kurz vor seinem
Tode im Jahre 14 n. Chr. dort aufhielt. Er fand eine griechische Ortschaft
vor, die aber nicht an der Stelle des heutigen Städtchens, sondern etwas unter¬
halb, auf dem Sattel über der Marina grande (an der Nordseite) lag. Von hier


Bücher über den klassischen Süden

1899) vorausgegangen, doch ist die deutsche in Text und Abbildungen mannigfach
vervollständigt. Besonders für jüngere und altere Philologen bestimmt ist doch das
Buch für jeden gebildeten Leser verständlich und genießbar, da es die gelehrte
Untersuchung, auf der es beruht, nicht mehr zu Tage treten läßt. Wer Pompeji
besucht hat oder noch zu besuchen gedenkt, dem wird es das Verständnis der un¬
vergleichlichen Stätte außerordentlich vertiefen, dem, der sie nicht mit Augen sehen
kann, ihren Anblick so weit ersetzen, als es überhaupt möglich ist. An zweiter
Stelle sei erwähnt:

Das Schloß des Tiberius und andre Römerbauten auf Cnpri dar¬
gestellt von C. Weichardt. Leipzig, K. Fr. Köhler (1900). Mit 33 Ansichten.
Querfolio, VI und 66 Seiten.

Wer jemals Capri besucht hat, der hat gewiß, wenn irgend möglich, das hoch¬
ragende, in schroffen Wänden abstürzende östliche Vorgebirge der herrlichen Insel
erstiegen, das 325 Meter fast senkrecht über dem Meere die Trümmer der „Villa
Timberio," wie die Capresen sagen, trägt. Ist er der Geschichte kundig, dann
hat er sich hier bei der einsamen kleinen Kirche Santa Marin del Soccorso, wo
der Blitz zuweilen zerstörende Spuren zurückläßt, nicht nur der wunderbaren Aus¬
sicht über das weite Meer und das Festland gegenüber erfreut, sondern dabei auch
des unseligen Kaisers Tiberius gedacht, der hier in weltferner Einsamkeit, verbittert
und menschenscheu, elf Jahre lang (27 bis 37 n. Chr.) gehaust und von hier aus
die römische Welt in Unterthänigkeit gehalten, hier auch (im Jahre 31) die meister¬
hafte Intrigue zum Sturze seines treulosen Ministers Sejcmns gesponnen hat.
Diesen Adlerhorst des Weltbeherrschers aus gestaltlosen Trümmern in der Phantasie
zu der alten Herrlichkeit wieder aufzubauen lag einem Architekten wie C. Weichardt
um so näher, als er schon Pompeji ini alten Glänze vor uns hat erstehn lassen.
Er hat sich aber nicht ans diese Tiberinsvilla beschränkt, sondern den Versuch ge¬
macht, alle Bauten der römischen Kaiserzeit, deren Reste noch auf Capri vorhanden
sind, zu rekonstruieren. „Es ist, wie er in der »Vorbemerkung« sagt, eine Feier¬
tagsarbeit gewesen, geboren aus der sonnigen Feiertagsstimmung, die das ganze
Jahr lang, auch beim Brausen der Stürme, auf diesem glücklichen Eiland herrscht";
und er weiß seinen Leser in diese Feiertagsstimmung zu versetzen, zumal dann,
wenn in diesem selbst lichte Erinnerungen an Capri aufsteigen. Den Anspruch,
mit seinen rekonstruierenden Ansichten kritisch möglichst unanfechtbare Bilder der
ehemaligen Wirklichkeit zu geben, erhebt er nicht, denn die Neste sind außer bei
der sogenannten Tiberinsvilla gering; auch hat er außer bei dieser weder Grund¬
risse aufgenommen noch vollends Ausgrabungen veranstaltet. Was er bietet, das
verhält sich nach seinem eignen Ausdruck etwa wie ein historischer Roman zur Ge¬
schichte, ist eine Reihe von architektonischen Phantasien. Aber er hat das ihm er¬
reichbare Material geschickt benutzt und die nicht unbeträchtliche ältere und jüngere
Litteratur über Capri, die auch über den frühern Zustand der antiken Reste mannig¬
fachen Aufschluß giebt, gewissenhaft herangezogen. So ist eine Reihe überaus reiz¬
voller Architektur- und Landschaftsbilder entstanden.

Die Insel, die übrigens damals 6 Meter höher über dem Meeresspiegel lag
als hente, war schon seit dem Jahre 29 v. Chr., wo sie Augustus im Umtausch
gegen Ischia von der griechischen Stadtgemeinde Neapel erwarb, im Besitz des
.Kaiserhauses, und es ist wahrscheinlich, daß schon dieser die meisten der Landhäuser
und Paläste, deren Zahl später von Tacitus auf zwölf nach den Hauptgöttern
benannte angegeben wird, erbaut hat, da er sich gern, sogar noch kurz vor seinem
Tode im Jahre 14 n. Chr. dort aufhielt. Er fand eine griechische Ortschaft
vor, die aber nicht an der Stelle des heutigen Städtchens, sondern etwas unter¬
halb, auf dem Sattel über der Marina grande (an der Nordseite) lag. Von hier


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[0565] Bücher über den klassischen Süden 1899) vorausgegangen, doch ist die deutsche in Text und Abbildungen mannigfach vervollständigt. Besonders für jüngere und altere Philologen bestimmt ist doch das Buch für jeden gebildeten Leser verständlich und genießbar, da es die gelehrte Untersuchung, auf der es beruht, nicht mehr zu Tage treten läßt. Wer Pompeji besucht hat oder noch zu besuchen gedenkt, dem wird es das Verständnis der un¬ vergleichlichen Stätte außerordentlich vertiefen, dem, der sie nicht mit Augen sehen kann, ihren Anblick so weit ersetzen, als es überhaupt möglich ist. An zweiter Stelle sei erwähnt: Das Schloß des Tiberius und andre Römerbauten auf Cnpri dar¬ gestellt von C. Weichardt. Leipzig, K. Fr. Köhler (1900). Mit 33 Ansichten. Querfolio, VI und 66 Seiten. Wer jemals Capri besucht hat, der hat gewiß, wenn irgend möglich, das hoch¬ ragende, in schroffen Wänden abstürzende östliche Vorgebirge der herrlichen Insel erstiegen, das 325 Meter fast senkrecht über dem Meere die Trümmer der „Villa Timberio," wie die Capresen sagen, trägt. Ist er der Geschichte kundig, dann hat er sich hier bei der einsamen kleinen Kirche Santa Marin del Soccorso, wo der Blitz zuweilen zerstörende Spuren zurückläßt, nicht nur der wunderbaren Aus¬ sicht über das weite Meer und das Festland gegenüber erfreut, sondern dabei auch des unseligen Kaisers Tiberius gedacht, der hier in weltferner Einsamkeit, verbittert und menschenscheu, elf Jahre lang (27 bis 37 n. Chr.) gehaust und von hier aus die römische Welt in Unterthänigkeit gehalten, hier auch (im Jahre 31) die meister¬ hafte Intrigue zum Sturze seines treulosen Ministers Sejcmns gesponnen hat. Diesen Adlerhorst des Weltbeherrschers aus gestaltlosen Trümmern in der Phantasie zu der alten Herrlichkeit wieder aufzubauen lag einem Architekten wie C. Weichardt um so näher, als er schon Pompeji ini alten Glänze vor uns hat erstehn lassen. Er hat sich aber nicht ans diese Tiberinsvilla beschränkt, sondern den Versuch ge¬ macht, alle Bauten der römischen Kaiserzeit, deren Reste noch auf Capri vorhanden sind, zu rekonstruieren. „Es ist, wie er in der »Vorbemerkung« sagt, eine Feier¬ tagsarbeit gewesen, geboren aus der sonnigen Feiertagsstimmung, die das ganze Jahr lang, auch beim Brausen der Stürme, auf diesem glücklichen Eiland herrscht"; und er weiß seinen Leser in diese Feiertagsstimmung zu versetzen, zumal dann, wenn in diesem selbst lichte Erinnerungen an Capri aufsteigen. Den Anspruch, mit seinen rekonstruierenden Ansichten kritisch möglichst unanfechtbare Bilder der ehemaligen Wirklichkeit zu geben, erhebt er nicht, denn die Neste sind außer bei der sogenannten Tiberinsvilla gering; auch hat er außer bei dieser weder Grund¬ risse aufgenommen noch vollends Ausgrabungen veranstaltet. Was er bietet, das verhält sich nach seinem eignen Ausdruck etwa wie ein historischer Roman zur Ge¬ schichte, ist eine Reihe von architektonischen Phantasien. Aber er hat das ihm er¬ reichbare Material geschickt benutzt und die nicht unbeträchtliche ältere und jüngere Litteratur über Capri, die auch über den frühern Zustand der antiken Reste mannig¬ fachen Aufschluß giebt, gewissenhaft herangezogen. So ist eine Reihe überaus reiz¬ voller Architektur- und Landschaftsbilder entstanden. Die Insel, die übrigens damals 6 Meter höher über dem Meeresspiegel lag als hente, war schon seit dem Jahre 29 v. Chr., wo sie Augustus im Umtausch gegen Ischia von der griechischen Stadtgemeinde Neapel erwarb, im Besitz des .Kaiserhauses, und es ist wahrscheinlich, daß schon dieser die meisten der Landhäuser und Paläste, deren Zahl später von Tacitus auf zwölf nach den Hauptgöttern benannte angegeben wird, erbaut hat, da er sich gern, sogar noch kurz vor seinem Tode im Jahre 14 n. Chr. dort aufhielt. Er fand eine griechische Ortschaft vor, die aber nicht an der Stelle des heutigen Städtchens, sondern etwas unter¬ halb, auf dem Sattel über der Marina grande (an der Nordseite) lag. Von hier

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_291076/565>, abgerufen am 29.06.2024.