Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr.Lnvater in Dänemark todte Schimmelmanns, zeigt aber auch in diese", wenn sie mich ein wenig besser Aber schon seit zwei Tagen wartete in Trolleborg ein Jäger des Erb¬ Das Gefühl, das den Prinzen bewogen hatte, den Schweizer Gottesmann Wieder wurde in Luisenlund gerastet, aber diesesmal nur zwei Tage. Es Lnvater in Dänemark todte Schimmelmanns, zeigt aber auch in diese», wenn sie mich ein wenig besser Aber schon seit zwei Tagen wartete in Trolleborg ein Jäger des Erb¬ Das Gefühl, das den Prinzen bewogen hatte, den Schweizer Gottesmann Wieder wurde in Luisenlund gerastet, aber diesesmal nur zwei Tage. Es <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0597" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/291008"/> <fw type="header" place="top"> Lnvater in Dänemark</fw><lb/> <p xml:id="ID_1973" prev="#ID_1972"> todte Schimmelmanns, zeigt aber auch in diese», wenn sie mich ein wenig besser<lb/> geraten sind als der übel gelungne Anfang, nichts von einem Dichter. Dieses<lb/> mal machte er die Reise aber nicht nach Assens, sondern nach Faaborg, weil<lb/> man noch in Brahe-Trolleborg, dem alten Stammsitze der Reventlows, einkehren<lb/> wollte. Hier hauste Graf Ludwig, dessen Gemahlin eine Schwester der Gräfin<lb/> Schimmelmann war. In Trolleborg lernte Lnvater den Schriftsteller Villaume<lb/> kennen, einen schon bejahrten Mann von entschieden demokratischer Gesinnung,<lb/> der sich mit den Seinigen von Berlin zurückgezogen hatte und nun in einem<lb/> Bauernhause, das ihm der Graf geschenkt hatte, lediglich mit Ackerbau be¬<lb/> schäftigt sein Leben verbrachte. Außerdem wurde der Kirchhof des Ortes be¬<lb/> sucht, nicht sowohl wegen der schönen Linden und Blumenbeete, wodurch er<lb/> einem Garten glich, als weil Fritz Stolbergs erste Gemahlin Agnes hier ruhte.<lb/> '</p><lb/> <p xml:id="ID_1974"> Aber schon seit zwei Tagen wartete in Trolleborg ein Jäger des Erb¬<lb/> prinzen von Augustenburg, um eine Einladung zu überbringen. Und so setzten<lb/> denn die beiden'Reisenden ohne das gräfliche Gefolge, das nun in Trolleborg<lb/> zuriickblicb, von Faaborg nach der Insel Alsen über. Es war hoher Seegang,<lb/> sodaß Lnvater mehrfach sein Herz zum Himmel wandte, und erst in der Nacht<lb/> landete man im Hafen. „Prinz Costenbnrg — vier Pferd hier — schmucke<lb/> Herr" — riefen die Leute, die die Ankömmlinge in das Fährhaus führte!?,<lb/> woraus sich entnehmen ließ, daß der Prinz schon mit Fuhrwerk auf die Gäste<lb/> gewartet hatte. Nach mehrstündiger Rast ging es nun zu Wagen nach Auguste»-<lb/> bnrg, man stieg in einem Gasthause ab, dessen Wirt die Reisenden mit den<lb/> Worten empfing, der Prinz sei dein Herrn Pastor entgegengekommen. Ans<lb/> Lavaters Frage, ob er ihn denn kenne, erwiderte er, v ja, er habe ja ein<lb/> Liederbuch von Lavater, in dem er täglich lese. Kurz darauf erschien ein<lb/> Adjutant des Prinzen, um die Gäste nach dem Schlosse zu geleiten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1975"> Das Gefühl, das den Prinzen bewogen hatte, den Schweizer Gottesmann<lb/> einzuladen, war eigentlich mehr Neugierde als Sympathie für seine Person<lb/> oder die von ihm gehegten Anschauungen. Darum ist es zu einer Aussprache<lb/> über wirklich wichtige Fragen auch nicht gekommen. Der Aufenthalt dauerte<lb/> auch mir einen Tag; der Gottesdienst und das Festgeprängc — es war gerade<lb/> Sonntag und der Geburtstag der Erbprinzessin — füllte den größten Teil des<lb/> Tages ans. Natürlich wurde der Gast auch dem „podagränlichen" Vater des<lb/> Erbprinzen und mehreren Tanten vorgestellt. Bon Schiller ist auch hier, in<lb/> dein Hanse seiner fürstlichen Wohlthäter, wen» wir Lavater glauben können,<lb/> nicht die Rede gewesen, wiewohl doch Baggcscn und Reinhold erwähnt werden.<lb/> Die Mission, die der Gast übernommen.hatte, einen Ausgleich zwischen dem<lb/> Landgrafen von Hessen und den fürstlichen Mitgliedern des Augustenbiirger<lb/> Hauses herbeizuführen, oder wenigstens anzubahnen, wurde mit kühler Zurück¬<lb/> haltung aufgenommen. Dennoch' war der Erbprinz von Lavaters Wesen an¬<lb/> genehm berührt. Mit großer Anerkennung spricht er sich über seineu Geist<lb/> und besonders über seine Duldsamkeit aus. „Nicht leicht, schreibt er, kann<lb/> mein Urteil mehr schwanken, mein Kopf mit meinem Herzen mehr in Streit<lb/> liegen, als dies hinsichtlich Lavaters der Fall ist. Sein Wesen hat mein Herz<lb/> gewonnen, und was könnte man nicht alles sagen über seine heitere, liebens¬<lb/> würdige Persönlichkeit, über seine Wahrheitsliebe, die ans all seinen Worten<lb/> hervorleuchtet, und über sein anspruchsloses Auftreten?"</p><lb/> <p xml:id="ID_1976" next="#ID_1977"> Wieder wurde in Luisenlund gerastet, aber diesesmal nur zwei Tage. Es<lb/> fanden große Festlichkeiten statt —' denn auch hier war gerade Geburtstag, der<lb/> Geburtstag der Landgräfin — mit steifem Gepränge und einer Beleuchtung<lb/> des Parks, bei der vier- bis fünftausend Lampen angezündet wurden. Gleich-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0597]
Lnvater in Dänemark
todte Schimmelmanns, zeigt aber auch in diese», wenn sie mich ein wenig besser
geraten sind als der übel gelungne Anfang, nichts von einem Dichter. Dieses
mal machte er die Reise aber nicht nach Assens, sondern nach Faaborg, weil
man noch in Brahe-Trolleborg, dem alten Stammsitze der Reventlows, einkehren
wollte. Hier hauste Graf Ludwig, dessen Gemahlin eine Schwester der Gräfin
Schimmelmann war. In Trolleborg lernte Lnvater den Schriftsteller Villaume
kennen, einen schon bejahrten Mann von entschieden demokratischer Gesinnung,
der sich mit den Seinigen von Berlin zurückgezogen hatte und nun in einem
Bauernhause, das ihm der Graf geschenkt hatte, lediglich mit Ackerbau be¬
schäftigt sein Leben verbrachte. Außerdem wurde der Kirchhof des Ortes be¬
sucht, nicht sowohl wegen der schönen Linden und Blumenbeete, wodurch er
einem Garten glich, als weil Fritz Stolbergs erste Gemahlin Agnes hier ruhte.
'
Aber schon seit zwei Tagen wartete in Trolleborg ein Jäger des Erb¬
prinzen von Augustenburg, um eine Einladung zu überbringen. Und so setzten
denn die beiden'Reisenden ohne das gräfliche Gefolge, das nun in Trolleborg
zuriickblicb, von Faaborg nach der Insel Alsen über. Es war hoher Seegang,
sodaß Lnvater mehrfach sein Herz zum Himmel wandte, und erst in der Nacht
landete man im Hafen. „Prinz Costenbnrg — vier Pferd hier — schmucke
Herr" — riefen die Leute, die die Ankömmlinge in das Fährhaus führte!?,
woraus sich entnehmen ließ, daß der Prinz schon mit Fuhrwerk auf die Gäste
gewartet hatte. Nach mehrstündiger Rast ging es nun zu Wagen nach Auguste»-
bnrg, man stieg in einem Gasthause ab, dessen Wirt die Reisenden mit den
Worten empfing, der Prinz sei dein Herrn Pastor entgegengekommen. Ans
Lavaters Frage, ob er ihn denn kenne, erwiderte er, v ja, er habe ja ein
Liederbuch von Lavater, in dem er täglich lese. Kurz darauf erschien ein
Adjutant des Prinzen, um die Gäste nach dem Schlosse zu geleiten.
Das Gefühl, das den Prinzen bewogen hatte, den Schweizer Gottesmann
einzuladen, war eigentlich mehr Neugierde als Sympathie für seine Person
oder die von ihm gehegten Anschauungen. Darum ist es zu einer Aussprache
über wirklich wichtige Fragen auch nicht gekommen. Der Aufenthalt dauerte
auch mir einen Tag; der Gottesdienst und das Festgeprängc — es war gerade
Sonntag und der Geburtstag der Erbprinzessin — füllte den größten Teil des
Tages ans. Natürlich wurde der Gast auch dem „podagränlichen" Vater des
Erbprinzen und mehreren Tanten vorgestellt. Bon Schiller ist auch hier, in
dein Hanse seiner fürstlichen Wohlthäter, wen» wir Lavater glauben können,
nicht die Rede gewesen, wiewohl doch Baggcscn und Reinhold erwähnt werden.
Die Mission, die der Gast übernommen.hatte, einen Ausgleich zwischen dem
Landgrafen von Hessen und den fürstlichen Mitgliedern des Augustenbiirger
Hauses herbeizuführen, oder wenigstens anzubahnen, wurde mit kühler Zurück¬
haltung aufgenommen. Dennoch' war der Erbprinz von Lavaters Wesen an¬
genehm berührt. Mit großer Anerkennung spricht er sich über seineu Geist
und besonders über seine Duldsamkeit aus. „Nicht leicht, schreibt er, kann
mein Urteil mehr schwanken, mein Kopf mit meinem Herzen mehr in Streit
liegen, als dies hinsichtlich Lavaters der Fall ist. Sein Wesen hat mein Herz
gewonnen, und was könnte man nicht alles sagen über seine heitere, liebens¬
würdige Persönlichkeit, über seine Wahrheitsliebe, die ans all seinen Worten
hervorleuchtet, und über sein anspruchsloses Auftreten?"
Wieder wurde in Luisenlund gerastet, aber diesesmal nur zwei Tage. Es
fanden große Festlichkeiten statt —' denn auch hier war gerade Geburtstag, der
Geburtstag der Landgräfin — mit steifem Gepränge und einer Beleuchtung
des Parks, bei der vier- bis fünftausend Lampen angezündet wurden. Gleich-
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