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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Sie wissen, daß die Nachgiebigkeit in dieser Bagatelle ihren Sieg in der Haupt¬
sache nur befördern kann, und daß man in solchen Plänklergefechten wohl die Zu¬
verlässigkeit der eignen Truppe und die Stärke des Gegners erproben, aber sich
niemals in sie verbeißen darf. Der Hauptschlag ist, wenigstens auf wirtschafts¬
politischen Gebiet, der Bruch mit der Handelsvertragspolitik oder doch ihre, wie
man hofft, dauernde Lähmung durch einen Hochschutzzöllnerischen Minimaltarif. Die
Herren befolgen mit dieser Taktik nur den Rat, den ihnen Graf Posadowsky in
der Reichstagssitzung vom 9. März und Herr von Miquel oft genug gegeben hat.
Daß dazu der "süddeutsche Liberale" Fürst Hohenlohe und die Weltpolitiker Bülow
und Thielmann aus dem Rat der Krone weichen müssen, halten die Junker mit
Recht oder mit Unrecht für selbstverständlich und auch für erreichbar, wenn nur der
Bund der Landwirte ihnen in der Hauptsache treu und wenn er in seiner Hetzarbeit
erfolgreich bleibt. Sie werden sich hüten, es dauernd mit ihm zu verderben oder
ihn lahmen zu lassen. Der jüngst entbrannte Zank um das Kompromiß über die
Fleischbeschau wird nur die Freundschaft auffrischen.

Die eigne Einsicht, das eigne Pflichtbewußtsein und den eignen Willen des
Monarchen in Rechnung zu stellen, daran können sich die preußischen Junker freilich
immer noch nicht gewöhnen. Und doch wird sich die reaktionäre Hochflut wohl
auch diesesmal wieder an diesem Felsen brechen. Aber daß die große Masse der
gut konservativen und doch auch gut liberal denkenden, gebildeten, unabhängigen
Männer in Deutschland zu dem agrarischen Unfug immer noch schweigt, ja ihm die
Stange hält, weil das am bequemsten und vornehmsten und so hergebracht scheint,
wird trotzdem von Augenblick zu Augenblick immer mehr eine Sünde und Schande.
/S In solchen kriselnden Zeiten sind die Halben die Allerschlimmsten.


Das bewegliche Osterfest und das Schuljahr.

Übelstände altüber-
kommner Gewohnheiten schleppt unser sonst sehr neuerungssüchtiges Zeitalter doch
noch wie eine rostige, eiserne Kette am Fuße nach. Am schwersten ist diese Kette
abzuschütteln, wenn sie von der kirchlichen Autorität geschmiedet ist oder geschmiedet
zu sein scheint. Als im Jahre 1583 Papst Gregor XIII. den Kalender verbesserte,
wurde seine Neuerung, angeblich ans religiösen Gründen, von den Protestanten
schroff zurückgewiesen. Nicht weniger als 117 Jahre lang hielten die protestan¬
tischen Reichsstände Deutschlands an ihrem falschen Kalender fest und brachten
dadurch, wie jedem Geschichtsforscher bekannt ist, in die Zeitbestimmungen des sieb¬
zehnten Jahrhunderts eine ärgerliche Verwirrung. Erst am 2. Oktober 1699
wurde zu Regensburg von den Evangelischen einstimmig beschlossen, den "ver¬
besserten Kalender" anzunehmen. Die Tage vom 19. bis zum 28. Februar alten
Stils ließ man im Jahre 1700 weg und stellte, indem man nach dem 18. Februar
gleich den 1. März folgen ließ, die Einheit des Kalenders im deutschen Reiche
wieder her. Rußland hat sich bekanntlich dieser Kalenderverbesserung bis heute
noch nicht angeschlossen. Im Jahre 1880 waren dort, angeregt von dentschen und
italienischen Astronomen, Verhandlungen über die Herstellung der Einheit des
Kalenders. Die großen Vorteile für die Wissenschaft und für das Verkehrsleben
wurden überzeugend nachgewiesen, auch der Widerstand der Geistlichkeit, die einige
Heilige durch Ausschaltung von zwölf Tagen zu benachteiligen fürchtete, wurde
besiegt, der Minister, Graf D. Tolstoi, stellte die Regelung der Angelegenheit in
sichere Aussicht: da kam der unglückliche 1./13. März 1881, Alexander II. erlag
den nihilistischen Mordgesellen, Tolstoi wurde entlassen, und die wertvolle Neuerung
unterblieb.

Ein höchst lästiges Erbstück der grauen Vorzeit schleppen wir in allen christ¬
lichen Staaten in der Beweglichkeit unsers Osterfestes mit uns herum. Weil vor


Grenzboten II 1900 27
Maßgebliches und Unmaßgebliches

Sie wissen, daß die Nachgiebigkeit in dieser Bagatelle ihren Sieg in der Haupt¬
sache nur befördern kann, und daß man in solchen Plänklergefechten wohl die Zu¬
verlässigkeit der eignen Truppe und die Stärke des Gegners erproben, aber sich
niemals in sie verbeißen darf. Der Hauptschlag ist, wenigstens auf wirtschafts¬
politischen Gebiet, der Bruch mit der Handelsvertragspolitik oder doch ihre, wie
man hofft, dauernde Lähmung durch einen Hochschutzzöllnerischen Minimaltarif. Die
Herren befolgen mit dieser Taktik nur den Rat, den ihnen Graf Posadowsky in
der Reichstagssitzung vom 9. März und Herr von Miquel oft genug gegeben hat.
Daß dazu der „süddeutsche Liberale" Fürst Hohenlohe und die Weltpolitiker Bülow
und Thielmann aus dem Rat der Krone weichen müssen, halten die Junker mit
Recht oder mit Unrecht für selbstverständlich und auch für erreichbar, wenn nur der
Bund der Landwirte ihnen in der Hauptsache treu und wenn er in seiner Hetzarbeit
erfolgreich bleibt. Sie werden sich hüten, es dauernd mit ihm zu verderben oder
ihn lahmen zu lassen. Der jüngst entbrannte Zank um das Kompromiß über die
Fleischbeschau wird nur die Freundschaft auffrischen.

Die eigne Einsicht, das eigne Pflichtbewußtsein und den eignen Willen des
Monarchen in Rechnung zu stellen, daran können sich die preußischen Junker freilich
immer noch nicht gewöhnen. Und doch wird sich die reaktionäre Hochflut wohl
auch diesesmal wieder an diesem Felsen brechen. Aber daß die große Masse der
gut konservativen und doch auch gut liberal denkenden, gebildeten, unabhängigen
Männer in Deutschland zu dem agrarischen Unfug immer noch schweigt, ja ihm die
Stange hält, weil das am bequemsten und vornehmsten und so hergebracht scheint,
wird trotzdem von Augenblick zu Augenblick immer mehr eine Sünde und Schande.
/S In solchen kriselnden Zeiten sind die Halben die Allerschlimmsten.


Das bewegliche Osterfest und das Schuljahr.

Übelstände altüber-
kommner Gewohnheiten schleppt unser sonst sehr neuerungssüchtiges Zeitalter doch
noch wie eine rostige, eiserne Kette am Fuße nach. Am schwersten ist diese Kette
abzuschütteln, wenn sie von der kirchlichen Autorität geschmiedet ist oder geschmiedet
zu sein scheint. Als im Jahre 1583 Papst Gregor XIII. den Kalender verbesserte,
wurde seine Neuerung, angeblich ans religiösen Gründen, von den Protestanten
schroff zurückgewiesen. Nicht weniger als 117 Jahre lang hielten die protestan¬
tischen Reichsstände Deutschlands an ihrem falschen Kalender fest und brachten
dadurch, wie jedem Geschichtsforscher bekannt ist, in die Zeitbestimmungen des sieb¬
zehnten Jahrhunderts eine ärgerliche Verwirrung. Erst am 2. Oktober 1699
wurde zu Regensburg von den Evangelischen einstimmig beschlossen, den „ver¬
besserten Kalender" anzunehmen. Die Tage vom 19. bis zum 28. Februar alten
Stils ließ man im Jahre 1700 weg und stellte, indem man nach dem 18. Februar
gleich den 1. März folgen ließ, die Einheit des Kalenders im deutschen Reiche
wieder her. Rußland hat sich bekanntlich dieser Kalenderverbesserung bis heute
noch nicht angeschlossen. Im Jahre 1880 waren dort, angeregt von dentschen und
italienischen Astronomen, Verhandlungen über die Herstellung der Einheit des
Kalenders. Die großen Vorteile für die Wissenschaft und für das Verkehrsleben
wurden überzeugend nachgewiesen, auch der Widerstand der Geistlichkeit, die einige
Heilige durch Ausschaltung von zwölf Tagen zu benachteiligen fürchtete, wurde
besiegt, der Minister, Graf D. Tolstoi, stellte die Regelung der Angelegenheit in
sichere Aussicht: da kam der unglückliche 1./13. März 1881, Alexander II. erlag
den nihilistischen Mordgesellen, Tolstoi wurde entlassen, und die wertvolle Neuerung
unterblieb.

Ein höchst lästiges Erbstück der grauen Vorzeit schleppen wir in allen christ¬
lichen Staaten in der Beweglichkeit unsers Osterfestes mit uns herum. Weil vor


Grenzboten II 1900 27
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[0217] Maßgebliches und Unmaßgebliches Sie wissen, daß die Nachgiebigkeit in dieser Bagatelle ihren Sieg in der Haupt¬ sache nur befördern kann, und daß man in solchen Plänklergefechten wohl die Zu¬ verlässigkeit der eignen Truppe und die Stärke des Gegners erproben, aber sich niemals in sie verbeißen darf. Der Hauptschlag ist, wenigstens auf wirtschafts¬ politischen Gebiet, der Bruch mit der Handelsvertragspolitik oder doch ihre, wie man hofft, dauernde Lähmung durch einen Hochschutzzöllnerischen Minimaltarif. Die Herren befolgen mit dieser Taktik nur den Rat, den ihnen Graf Posadowsky in der Reichstagssitzung vom 9. März und Herr von Miquel oft genug gegeben hat. Daß dazu der „süddeutsche Liberale" Fürst Hohenlohe und die Weltpolitiker Bülow und Thielmann aus dem Rat der Krone weichen müssen, halten die Junker mit Recht oder mit Unrecht für selbstverständlich und auch für erreichbar, wenn nur der Bund der Landwirte ihnen in der Hauptsache treu und wenn er in seiner Hetzarbeit erfolgreich bleibt. Sie werden sich hüten, es dauernd mit ihm zu verderben oder ihn lahmen zu lassen. Der jüngst entbrannte Zank um das Kompromiß über die Fleischbeschau wird nur die Freundschaft auffrischen. Die eigne Einsicht, das eigne Pflichtbewußtsein und den eignen Willen des Monarchen in Rechnung zu stellen, daran können sich die preußischen Junker freilich immer noch nicht gewöhnen. Und doch wird sich die reaktionäre Hochflut wohl auch diesesmal wieder an diesem Felsen brechen. Aber daß die große Masse der gut konservativen und doch auch gut liberal denkenden, gebildeten, unabhängigen Männer in Deutschland zu dem agrarischen Unfug immer noch schweigt, ja ihm die Stange hält, weil das am bequemsten und vornehmsten und so hergebracht scheint, wird trotzdem von Augenblick zu Augenblick immer mehr eine Sünde und Schande. /S In solchen kriselnden Zeiten sind die Halben die Allerschlimmsten. Das bewegliche Osterfest und das Schuljahr. Übelstände altüber- kommner Gewohnheiten schleppt unser sonst sehr neuerungssüchtiges Zeitalter doch noch wie eine rostige, eiserne Kette am Fuße nach. Am schwersten ist diese Kette abzuschütteln, wenn sie von der kirchlichen Autorität geschmiedet ist oder geschmiedet zu sein scheint. Als im Jahre 1583 Papst Gregor XIII. den Kalender verbesserte, wurde seine Neuerung, angeblich ans religiösen Gründen, von den Protestanten schroff zurückgewiesen. Nicht weniger als 117 Jahre lang hielten die protestan¬ tischen Reichsstände Deutschlands an ihrem falschen Kalender fest und brachten dadurch, wie jedem Geschichtsforscher bekannt ist, in die Zeitbestimmungen des sieb¬ zehnten Jahrhunderts eine ärgerliche Verwirrung. Erst am 2. Oktober 1699 wurde zu Regensburg von den Evangelischen einstimmig beschlossen, den „ver¬ besserten Kalender" anzunehmen. Die Tage vom 19. bis zum 28. Februar alten Stils ließ man im Jahre 1700 weg und stellte, indem man nach dem 18. Februar gleich den 1. März folgen ließ, die Einheit des Kalenders im deutschen Reiche wieder her. Rußland hat sich bekanntlich dieser Kalenderverbesserung bis heute noch nicht angeschlossen. Im Jahre 1880 waren dort, angeregt von dentschen und italienischen Astronomen, Verhandlungen über die Herstellung der Einheit des Kalenders. Die großen Vorteile für die Wissenschaft und für das Verkehrsleben wurden überzeugend nachgewiesen, auch der Widerstand der Geistlichkeit, die einige Heilige durch Ausschaltung von zwölf Tagen zu benachteiligen fürchtete, wurde besiegt, der Minister, Graf D. Tolstoi, stellte die Regelung der Angelegenheit in sichere Aussicht: da kam der unglückliche 1./13. März 1881, Alexander II. erlag den nihilistischen Mordgesellen, Tolstoi wurde entlassen, und die wertvolle Neuerung unterblieb. Ein höchst lästiges Erbstück der grauen Vorzeit schleppen wir in allen christ¬ lichen Staaten in der Beweglichkeit unsers Osterfestes mit uns herum. Weil vor Grenzboten II 1900 27

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_290410/217>, abgerufen am 01.07.2024.