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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr.

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Die Autotypitis, eine moderne Illustrationskrankheit

Seite kehren sie wieder, und nicht ein- oder zwei-, nein fünf-, sechs-, zehnmal und
öfter, je nach der Größe. Ganze Seiten, ganze Bogen, ja ganze Hefte sind mit
diesen langweiligen, öden und ausdruckslosen Köpfen gefüllt, die einem nicht das
Geringste sagen, mit diesen Paradebildern. Denkmaleinweihungen. Truppentrans¬
porten. Kriegsschiffen usw., durch die man sich stöhnend und ächzend hmdurchwurgen
muß. Müde und gelangweilt schweift der Blick von einem Bild zum andern,
schließlich sieht man gar nicht mehr genau hin, Weil einem die Sache längst zum
Halse heraushängt yuousane tAnäom aduwrs Misntia nosti-Ä'. Wann
wird die bildliche Reporterstatistik endlich aufhören, und die Kunst Wieder ihren
Einzug in die illustrierten Journale halten?

Die Hoffnungen auf eine Besserung sind gering. Deun die Menschen, die
bloß neugierig siud. übertreffen die. die künstlerische Interessen haben, bei weitem
an Zahl, und die Zahl, die Abonnentenzahl entscheidet bei einer Zeitung. Aber es
könnte doch der Fall eintreten, daß das Publikum sich einmal besänne und den Ver¬
legern in fühlbarer Weise zeigte, daß man die Kunst nicht ungestraft mit Fußen
treten darf. Bis dahin können allerdings viele von den tüchtigen Holzschneidern,
die jetzt mit einem Schlage durch den plötzlichen Umschwung brotlos geworden sind,
verhungert sein, wenn sie nicht inzwischen durch einsichtige Verleger. Wie es la
deren noch immer giebt, in Thätigkeit gesetzt werden. Es muß mit großer Freude
begrüßt werden, daß z. B. ein Mann wie I. I. Weber in Leipzig, der den Be¬
trieb der Xylographie nicht nach der ersten besten vom Ausland zu uns gekommnen
Modeströmung, sondern aus eigner intimer Kenntnis der Technik und des kauf¬
männischen Betriebs heraus kennt, dem Holzschnitt feine Sympathien weiter zu¬
wendet. Und seine Bemühungen werden von Erfolg begleitet fein, da er für den
Tonschnitt eintritt, wie ich es früher in den Grenzboten (1899. III, S. 221 ff.)
gethan habe, die moderne archaisierende Richtung des Holzschnitts dagegen verwirft
(Archiv für Buchgewerbe XXXVI. Heft 8 ff.).

Daß der Archaismus der van der Velde, Vallotton, Sattler, Eckmann,
Behrens usw., wenn er jemals allgemein durchdränge, den Tod der Holzschnitt¬
technik überhaupt bedeuten würde, habe ich in dem erwähnten Grenzbotenaufsatz
nachgewiesen, und ich freue mich, daß diese Auffassung, wie ich aus den Abdrucken
und Besprechungen dieses Artikels sehe, die allgemeine Zustimmung aller Techniker
gefunden hat, die in der Praxis drtnstehn und wissen, worum es sich handelt. Es
gehört in der That nur wenig Sachkenntnis dazu, einzusehen, daß ein Holzschnitt,
der mit dicken, klotzigen Konturen und schroff nebeneinanderstehenden weißen und
schwarzen Flächen, der vielleicht noch mit ein paar einfachen rein dekorativen Farben¬
tönen versehen ist, genau ebensogut durch die Zinkhochätzung und den Dreifarben¬
druck wie durch den schwarzen oder farbigen Holzschnitt hergestellt werden kann.
Und da das erstere Verfahren unbedingt billiger ist als das zweite, so ergiebt sich
daraus mit absoluter Sicherheit, daß, wenn sich der allgemeine Geschmack des
Publikums im Sinne dieses archaisierenden "Künstlerholzschnitts" umbilden würde
-- was unsre kurzsichtige Kritik mit allen Kräften anstrebt --, der Holzschnitt in
kurzer Zeit aufgehört hätte zu existieren.

Unsre Künstler und Kunstkritiker, die ganze Schar der "Modernen" sollten
also wenigstens konsequent sein. Entweder der Holzschnitt bleibt bestehn, dann kann
er sich nur in moderner Weife, das heißt in der Richtung des Tonschnitts ent¬
wickeln, oder er beschränkt sich auf die Linientechnik, dann muß er unfehlbar in der
Zinkätzung aufgehn, Isi-einen non Äawr. Wir halten das erstere für wahrschein¬
licher. Denn ein bewußter Archaismus, das heißt ein Verzicht auf die einmal er¬
reichten und dem Künstler zur Verfügung stehenden technischen Mittel zu Gunsten
einer kindlichen und unvollkommnen Schrittweise ist wie jeder Archaismus etwas


Die Autotypitis, eine moderne Illustrationskrankheit

Seite kehren sie wieder, und nicht ein- oder zwei-, nein fünf-, sechs-, zehnmal und
öfter, je nach der Größe. Ganze Seiten, ganze Bogen, ja ganze Hefte sind mit
diesen langweiligen, öden und ausdruckslosen Köpfen gefüllt, die einem nicht das
Geringste sagen, mit diesen Paradebildern. Denkmaleinweihungen. Truppentrans¬
porten. Kriegsschiffen usw., durch die man sich stöhnend und ächzend hmdurchwurgen
muß. Müde und gelangweilt schweift der Blick von einem Bild zum andern,
schließlich sieht man gar nicht mehr genau hin, Weil einem die Sache längst zum
Halse heraushängt yuousane tAnäom aduwrs Misntia nosti-Ä'. Wann
wird die bildliche Reporterstatistik endlich aufhören, und die Kunst Wieder ihren
Einzug in die illustrierten Journale halten?

Die Hoffnungen auf eine Besserung sind gering. Deun die Menschen, die
bloß neugierig siud. übertreffen die. die künstlerische Interessen haben, bei weitem
an Zahl, und die Zahl, die Abonnentenzahl entscheidet bei einer Zeitung. Aber es
könnte doch der Fall eintreten, daß das Publikum sich einmal besänne und den Ver¬
legern in fühlbarer Weise zeigte, daß man die Kunst nicht ungestraft mit Fußen
treten darf. Bis dahin können allerdings viele von den tüchtigen Holzschneidern,
die jetzt mit einem Schlage durch den plötzlichen Umschwung brotlos geworden sind,
verhungert sein, wenn sie nicht inzwischen durch einsichtige Verleger. Wie es la
deren noch immer giebt, in Thätigkeit gesetzt werden. Es muß mit großer Freude
begrüßt werden, daß z. B. ein Mann wie I. I. Weber in Leipzig, der den Be¬
trieb der Xylographie nicht nach der ersten besten vom Ausland zu uns gekommnen
Modeströmung, sondern aus eigner intimer Kenntnis der Technik und des kauf¬
männischen Betriebs heraus kennt, dem Holzschnitt feine Sympathien weiter zu¬
wendet. Und seine Bemühungen werden von Erfolg begleitet fein, da er für den
Tonschnitt eintritt, wie ich es früher in den Grenzboten (1899. III, S. 221 ff.)
gethan habe, die moderne archaisierende Richtung des Holzschnitts dagegen verwirft
(Archiv für Buchgewerbe XXXVI. Heft 8 ff.).

Daß der Archaismus der van der Velde, Vallotton, Sattler, Eckmann,
Behrens usw., wenn er jemals allgemein durchdränge, den Tod der Holzschnitt¬
technik überhaupt bedeuten würde, habe ich in dem erwähnten Grenzbotenaufsatz
nachgewiesen, und ich freue mich, daß diese Auffassung, wie ich aus den Abdrucken
und Besprechungen dieses Artikels sehe, die allgemeine Zustimmung aller Techniker
gefunden hat, die in der Praxis drtnstehn und wissen, worum es sich handelt. Es
gehört in der That nur wenig Sachkenntnis dazu, einzusehen, daß ein Holzschnitt,
der mit dicken, klotzigen Konturen und schroff nebeneinanderstehenden weißen und
schwarzen Flächen, der vielleicht noch mit ein paar einfachen rein dekorativen Farben¬
tönen versehen ist, genau ebensogut durch die Zinkhochätzung und den Dreifarben¬
druck wie durch den schwarzen oder farbigen Holzschnitt hergestellt werden kann.
Und da das erstere Verfahren unbedingt billiger ist als das zweite, so ergiebt sich
daraus mit absoluter Sicherheit, daß, wenn sich der allgemeine Geschmack des
Publikums im Sinne dieses archaisierenden „Künstlerholzschnitts" umbilden würde
— was unsre kurzsichtige Kritik mit allen Kräften anstrebt —, der Holzschnitt in
kurzer Zeit aufgehört hätte zu existieren.

Unsre Künstler und Kunstkritiker, die ganze Schar der „Modernen" sollten
also wenigstens konsequent sein. Entweder der Holzschnitt bleibt bestehn, dann kann
er sich nur in moderner Weife, das heißt in der Richtung des Tonschnitts ent¬
wickeln, oder er beschränkt sich auf die Linientechnik, dann muß er unfehlbar in der
Zinkätzung aufgehn, Isi-einen non Äawr. Wir halten das erstere für wahrschein¬
licher. Denn ein bewußter Archaismus, das heißt ein Verzicht auf die einmal er¬
reichten und dem Künstler zur Verfügung stehenden technischen Mittel zu Gunsten
einer kindlichen und unvollkommnen Schrittweise ist wie jeder Archaismus etwas


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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_290410/211>, abgerufen am 03.07.2024.