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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr.

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Die Autotypitis, eine moderne Illustrationskrankheit

verhält. Ihr Kunstwert beruht auf dem Kunstwert der Vorzeichnung. Aufgabe des
Holzschneiders ist es nur, diesen bei der Ausführung nicht verloren gehn zu lassen.

Und wenn diese Momentphotographien nur wenigstens genan und scharf wären,
wenn die nach ihnen hergestellten Autotypien nur die Tonwerke im richtigen Ver¬
hältnis zu einander wiedergäben! Aber davon ist nicht entfernt die Rede. Natürlich
ist die Schärfe der Aufnahme bei Naturausschnitten, die eine große Tiefendimension
haben, im Vordergrund, Mittelgrund und Hintergrund ganz verschiede", und bei
der Schnelligkeit der Arbeit ist es ganz unmöglich, den Apparat immer genau so
einzustellen, daß die verschiedne Schärfe, wie man das wohl bei wirklichen Künstler¬
photographien beobachten kann, der malerischen Wirkung einigermaßen entspricht.
Und daß bei der Zinkätzung ein, Teil der Mitteltöne und damit die eigentliche
malerische Feinheit meistens verloren geht, ist eine bekannte Sache. Die Autotypie
hat für wissenschaftliche Zwecke, für billige Reproduktion von Statuen und Ge¬
mälden ihren hohen Wert. Dies ist für sie das eigentliche Feld der Thätigkeit.
Für eine wirklich künstlerische, ästhetisch anregende Darstellung der Zeitereignisse ist
sie dagegen vollkommen unbrauchbar.

Deshalb wird sich auch bei diesen aktuellen Illustrationen das Interesse des
Beschauers immer einseitig dem Inhalt zuwenden. Das rein Materielle des In¬
halts wird das Ästhetische notwendig zurückdrängen. Das Sensationsbedürfnis, die
Neugier, vielleicht auch die Wißbegier der großen Menge wird dadurch befriedigt
werde", die ästhetischen Bedürfnisse feiner empfindender Menschen dagegen nicht.

Ja auch als historische Dokumente haben diese Autotypien nur einen geringen
Wert, da sie Szenen, deren wesentliches Interesse ans den Bewegungen beruht, in
plötzlicher Erstarrung, gewissermaßen galvanisiert wiedergeben. In diesem Sinne
kann man mit Recht sage", daß diese scheinbar ganz exakte Wiedergabe der Natur
in Wirklichkeit die unrealistischste Darstellung ist, die es überhaupt giebt. Eine
wirklich künstlerisch ausgeführte Zeichnung, deren Urheber das Wesentliche des Vor¬
gangs zu erfassen wußte, wobei er meinetwegen, abgesehen von seinem guten Formen¬
gedächtnis und einer flüchtigen von der Natur gemachten Skizze, auch Moment¬
photographien benutzen konnte, ist nicht nur ein größeres Kunstwerk, sondern auch
eine treuere Illustration des betreffenden Vorgangs als eine solche Momentphoto¬
graphie. Und niag es auch sicher sein, daß die Personen, die der Künstler dar¬
gestellt hat, in ihren Formen und Bewegungen und in ihren räumlichen Verhältnissen
zu einander niemals, in keinem Augenblick des dargestellten Ereignisses wirklich so
zusammen gewesen sind, das Ganze ist als Kunstwerk, das heißt im Sinne der
Illusion doch treuer, wahrer und natürlicher als eine beliebige, jedem Zufall unter-
worfne photographische Aufnahme. Es kommt eben in der Kunst nicht auf die
äußere Übereinstimmung mit der Natur, sondern auf die Anregung im Sinne der
Illusion an. Nicht das ist die Aufgabe, die Formen und Farben genau so, wie
sie wirklich in der Natur sind, darzustellen, sondern den optischen Eindruck der Natur
wiederzugeben, den Beschauer zur Vorstellung der Natur anzuregen. In der An¬
regungskraft, nicht in der Exaktheit der Nachahmung beruht das Geheimnis der
künstlerischen Wirkung. Diese Anregungskraft hat die Autotypie aber nicht. Der
Unterschied einer Momentphotographie von einem frei entworfnen Holzschnitt ist
deshalb ungefähr ebenso groß, wie zwischen einer Zeitungsnachricht und einer dichte¬
rischen Schilderung, zwischen einem Steckbrief und einem Porträt Lenbachs. Kunst
ist eben Kunst und keine Registrierung dessen was ist, keine polizeiliche Statistik
des thatsächlich Vorhandnen.

Dazu kommt nun aber endlich, daß uns in jeder Nummer einer solchen Zeit¬
schrift nicht mir einige wenige Autotypien geboten werden -- die könnte man sich
ja schließlich als bildliche Reporterberichte Wohl gefallen lassen --, nein, auf jeder


Die Autotypitis, eine moderne Illustrationskrankheit

verhält. Ihr Kunstwert beruht auf dem Kunstwert der Vorzeichnung. Aufgabe des
Holzschneiders ist es nur, diesen bei der Ausführung nicht verloren gehn zu lassen.

Und wenn diese Momentphotographien nur wenigstens genan und scharf wären,
wenn die nach ihnen hergestellten Autotypien nur die Tonwerke im richtigen Ver¬
hältnis zu einander wiedergäben! Aber davon ist nicht entfernt die Rede. Natürlich
ist die Schärfe der Aufnahme bei Naturausschnitten, die eine große Tiefendimension
haben, im Vordergrund, Mittelgrund und Hintergrund ganz verschiede», und bei
der Schnelligkeit der Arbeit ist es ganz unmöglich, den Apparat immer genau so
einzustellen, daß die verschiedne Schärfe, wie man das wohl bei wirklichen Künstler¬
photographien beobachten kann, der malerischen Wirkung einigermaßen entspricht.
Und daß bei der Zinkätzung ein, Teil der Mitteltöne und damit die eigentliche
malerische Feinheit meistens verloren geht, ist eine bekannte Sache. Die Autotypie
hat für wissenschaftliche Zwecke, für billige Reproduktion von Statuen und Ge¬
mälden ihren hohen Wert. Dies ist für sie das eigentliche Feld der Thätigkeit.
Für eine wirklich künstlerische, ästhetisch anregende Darstellung der Zeitereignisse ist
sie dagegen vollkommen unbrauchbar.

Deshalb wird sich auch bei diesen aktuellen Illustrationen das Interesse des
Beschauers immer einseitig dem Inhalt zuwenden. Das rein Materielle des In¬
halts wird das Ästhetische notwendig zurückdrängen. Das Sensationsbedürfnis, die
Neugier, vielleicht auch die Wißbegier der großen Menge wird dadurch befriedigt
werde», die ästhetischen Bedürfnisse feiner empfindender Menschen dagegen nicht.

Ja auch als historische Dokumente haben diese Autotypien nur einen geringen
Wert, da sie Szenen, deren wesentliches Interesse ans den Bewegungen beruht, in
plötzlicher Erstarrung, gewissermaßen galvanisiert wiedergeben. In diesem Sinne
kann man mit Recht sage», daß diese scheinbar ganz exakte Wiedergabe der Natur
in Wirklichkeit die unrealistischste Darstellung ist, die es überhaupt giebt. Eine
wirklich künstlerisch ausgeführte Zeichnung, deren Urheber das Wesentliche des Vor¬
gangs zu erfassen wußte, wobei er meinetwegen, abgesehen von seinem guten Formen¬
gedächtnis und einer flüchtigen von der Natur gemachten Skizze, auch Moment¬
photographien benutzen konnte, ist nicht nur ein größeres Kunstwerk, sondern auch
eine treuere Illustration des betreffenden Vorgangs als eine solche Momentphoto¬
graphie. Und niag es auch sicher sein, daß die Personen, die der Künstler dar¬
gestellt hat, in ihren Formen und Bewegungen und in ihren räumlichen Verhältnissen
zu einander niemals, in keinem Augenblick des dargestellten Ereignisses wirklich so
zusammen gewesen sind, das Ganze ist als Kunstwerk, das heißt im Sinne der
Illusion doch treuer, wahrer und natürlicher als eine beliebige, jedem Zufall unter-
worfne photographische Aufnahme. Es kommt eben in der Kunst nicht auf die
äußere Übereinstimmung mit der Natur, sondern auf die Anregung im Sinne der
Illusion an. Nicht das ist die Aufgabe, die Formen und Farben genau so, wie
sie wirklich in der Natur sind, darzustellen, sondern den optischen Eindruck der Natur
wiederzugeben, den Beschauer zur Vorstellung der Natur anzuregen. In der An¬
regungskraft, nicht in der Exaktheit der Nachahmung beruht das Geheimnis der
künstlerischen Wirkung. Diese Anregungskraft hat die Autotypie aber nicht. Der
Unterschied einer Momentphotographie von einem frei entworfnen Holzschnitt ist
deshalb ungefähr ebenso groß, wie zwischen einer Zeitungsnachricht und einer dichte¬
rischen Schilderung, zwischen einem Steckbrief und einem Porträt Lenbachs. Kunst
ist eben Kunst und keine Registrierung dessen was ist, keine polizeiliche Statistik
des thatsächlich Vorhandnen.

Dazu kommt nun aber endlich, daß uns in jeder Nummer einer solchen Zeit¬
schrift nicht mir einige wenige Autotypien geboten werden — die könnte man sich
ja schließlich als bildliche Reporterberichte Wohl gefallen lassen —, nein, auf jeder


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[0210] Die Autotypitis, eine moderne Illustrationskrankheit verhält. Ihr Kunstwert beruht auf dem Kunstwert der Vorzeichnung. Aufgabe des Holzschneiders ist es nur, diesen bei der Ausführung nicht verloren gehn zu lassen. Und wenn diese Momentphotographien nur wenigstens genan und scharf wären, wenn die nach ihnen hergestellten Autotypien nur die Tonwerke im richtigen Ver¬ hältnis zu einander wiedergäben! Aber davon ist nicht entfernt die Rede. Natürlich ist die Schärfe der Aufnahme bei Naturausschnitten, die eine große Tiefendimension haben, im Vordergrund, Mittelgrund und Hintergrund ganz verschiede», und bei der Schnelligkeit der Arbeit ist es ganz unmöglich, den Apparat immer genau so einzustellen, daß die verschiedne Schärfe, wie man das wohl bei wirklichen Künstler¬ photographien beobachten kann, der malerischen Wirkung einigermaßen entspricht. Und daß bei der Zinkätzung ein, Teil der Mitteltöne und damit die eigentliche malerische Feinheit meistens verloren geht, ist eine bekannte Sache. Die Autotypie hat für wissenschaftliche Zwecke, für billige Reproduktion von Statuen und Ge¬ mälden ihren hohen Wert. Dies ist für sie das eigentliche Feld der Thätigkeit. Für eine wirklich künstlerische, ästhetisch anregende Darstellung der Zeitereignisse ist sie dagegen vollkommen unbrauchbar. Deshalb wird sich auch bei diesen aktuellen Illustrationen das Interesse des Beschauers immer einseitig dem Inhalt zuwenden. Das rein Materielle des In¬ halts wird das Ästhetische notwendig zurückdrängen. Das Sensationsbedürfnis, die Neugier, vielleicht auch die Wißbegier der großen Menge wird dadurch befriedigt werde», die ästhetischen Bedürfnisse feiner empfindender Menschen dagegen nicht. Ja auch als historische Dokumente haben diese Autotypien nur einen geringen Wert, da sie Szenen, deren wesentliches Interesse ans den Bewegungen beruht, in plötzlicher Erstarrung, gewissermaßen galvanisiert wiedergeben. In diesem Sinne kann man mit Recht sage», daß diese scheinbar ganz exakte Wiedergabe der Natur in Wirklichkeit die unrealistischste Darstellung ist, die es überhaupt giebt. Eine wirklich künstlerisch ausgeführte Zeichnung, deren Urheber das Wesentliche des Vor¬ gangs zu erfassen wußte, wobei er meinetwegen, abgesehen von seinem guten Formen¬ gedächtnis und einer flüchtigen von der Natur gemachten Skizze, auch Moment¬ photographien benutzen konnte, ist nicht nur ein größeres Kunstwerk, sondern auch eine treuere Illustration des betreffenden Vorgangs als eine solche Momentphoto¬ graphie. Und niag es auch sicher sein, daß die Personen, die der Künstler dar¬ gestellt hat, in ihren Formen und Bewegungen und in ihren räumlichen Verhältnissen zu einander niemals, in keinem Augenblick des dargestellten Ereignisses wirklich so zusammen gewesen sind, das Ganze ist als Kunstwerk, das heißt im Sinne der Illusion doch treuer, wahrer und natürlicher als eine beliebige, jedem Zufall unter- worfne photographische Aufnahme. Es kommt eben in der Kunst nicht auf die äußere Übereinstimmung mit der Natur, sondern auf die Anregung im Sinne der Illusion an. Nicht das ist die Aufgabe, die Formen und Farben genau so, wie sie wirklich in der Natur sind, darzustellen, sondern den optischen Eindruck der Natur wiederzugeben, den Beschauer zur Vorstellung der Natur anzuregen. In der An¬ regungskraft, nicht in der Exaktheit der Nachahmung beruht das Geheimnis der künstlerischen Wirkung. Diese Anregungskraft hat die Autotypie aber nicht. Der Unterschied einer Momentphotographie von einem frei entworfnen Holzschnitt ist deshalb ungefähr ebenso groß, wie zwischen einer Zeitungsnachricht und einer dichte¬ rischen Schilderung, zwischen einem Steckbrief und einem Porträt Lenbachs. Kunst ist eben Kunst und keine Registrierung dessen was ist, keine polizeiliche Statistik des thatsächlich Vorhandnen. Dazu kommt nun aber endlich, daß uns in jeder Nummer einer solchen Zeit¬ schrift nicht mir einige wenige Autotypien geboten werden — die könnte man sich ja schließlich als bildliche Reporterberichte Wohl gefallen lassen —, nein, auf jeder

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_290410/210>, abgerufen am 03.07.2024.