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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr.

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Die Autotypitis, eine moderne Jllnstrationskrankheit

Natur nach ganz bestimmten Gesichtspunkten auswählen und zurechtrücken. Aber
die SpezialPhotographen, die die Aufnahmen für diese illustrierten Blätter machen,
scheinen nicht zu ihnen zu gehören. Ein solcher Handwerker ist zum Beispiel
imstande, eine Anzahl Buren, meistens einen Großvater mit zwanzig Söhnen und
vierzig Enkeln, in eine Reihe nebeneinander zu stellen, sie geradeaus gucken zu
lassen und so aufzunehmen. Oder er stellt seinen Apparat an eine Stelle, wo ein
Nußübergang oder ein Gefangnentransport oder eine Truppenrevue stattfinden soll,
und drückt dann, wenn der entscheidende Moment gekommen ist, auf seinen Gummi-
ball. Das Resultat dieses Drucks wird doch kein verständiger Mensch als Kunst
bezeichnen wollen.

In den meisten Fällen sind denn auch diese Aufnahme" von einer Langweilig¬
keit und Ausdruckslosigkeit, die zu der Aktualität des Inhalts der dargestellten
Szenen in seltsamem Gegensatz steht; nebenbei gesagt, ein recht hübscher Beweis
dafür, wie gering die Bedeutung ist, die der Inhalt als solcher für den ästhetischen
Genuß hat, wie sehr vielmehr alles auf die künstlerische Auffassung, das heißt auf
das Verhältnis der Form zum Inhalt ankommt. Diese Langweiligkeit und Aus¬
druckslosigkeit stammt eben von der zufälligen Entstehungsweise dieser Aufnahmen
her, die dem Leben und der Wirklichkeit niemals gerecht werden kann.

Denn es ist eine vollkommen falsche Auffassung, daß die Momentphotographie
deshalb, weil sie das Leben und die Bewegung in einem bestimmten Augenblick
mit absoluter Genauigkeit festhält, bei der Betrachtung auch die Illusion des Lebens
in besondrer Stärke erzeugen müßte. Genau das Gegenteil ist der Fall. Je größer
die Zahl der auf dem Bilde dargestellten Personen ist, und je lebhafter sie sich be¬
wegen, um so unmöglicher ist es für den Photographen, die Szene in einem durch¬
aus passenden Moment aufzunehmen.

Wenn ich z. B- auf der Straße einer Großstadt einen Volksauflauf mit er¬
lebe, so ist alles, was ich während dieser Zeit vor mir sehe, in fortwährender Be¬
wegung. Was mir in dem einen Augenblick entgeht, bemerke ich vielleicht im
andern. Denn nicht nur die Figuren, die ich sehe, bewegen sich wirklich, sondern
ich selbst bewege mich unter ihnen. Ich sehe mit meinen beiden Augen, die ich
außerdem mit jeder Bewegung meines Körpers oder Kopfes mit bewege, gewisser¬
maßen um sie herum sehe, wie sie im Raume zu einander stehn, wie sie sich bei
der Fortbewegung gegeneinander verschieben, wie sich eine Bewegung aus der andern
entwickelt.

Alles das fällt bei der Momentphotographie, die ja nicht nur unbewegt,
sondern außerdem auch flächenhaft ist, einfach weg. Es fällt freilich auch weg bei
der Malerei und der Zeichnung. Aber der Maler und Zeichner, der keine Maschine
ist, sondern der Natur frei gegenüber steht, hat eine Menge Mittel, diesen Ausfall
zu ersetzen, durch die besondre Art der Komposition, die Wahl des fruchtbarsten
Moments, durch besondre Markierung, Vermindruug, Acceutuieruug der Formen
und Bewegungen die Illusion des Lebens zu steigern. Er kann das Unwesent¬
liche der Natur ausscheiden, das Störende und Verwirrende, was die Wirklichkeit
bietet, beseitigen, das Wesentliche, für den Charakter der dargestellten Szenen und
Personen Charakteristische stärker hervorheben, ins richtige Licht setzen: mit einem
Wort, er ist Künstler, nicht Handwerker. Und der Holzschnitt, wenn er auch nicht
von selbständigen Künstlern ausgeführt wird, nimmt an diesen Vorzügen teil, weil
er genaa nach einer künstlerischen, frei entworfnen Zeichnung ausgeführt ist. Er
ist ein Kunstwerk, weil die Zeichnung, die ihm zu Grunde liegt, einen künstlerischen
Charakter hat. Der moderne Tonschnitt steht in dieser Beziehung nicht anders da,
als der alte Linienschnitt des fünfzehnten und sechzehnten Jahrhunderts. Dieser
verhielt sich zu seinen Vorzeichnungen ebenso, wie sich der Tonschnitt zu den seinigen


Grenzboten II 1900 26
Die Autotypitis, eine moderne Jllnstrationskrankheit

Natur nach ganz bestimmten Gesichtspunkten auswählen und zurechtrücken. Aber
die SpezialPhotographen, die die Aufnahmen für diese illustrierten Blätter machen,
scheinen nicht zu ihnen zu gehören. Ein solcher Handwerker ist zum Beispiel
imstande, eine Anzahl Buren, meistens einen Großvater mit zwanzig Söhnen und
vierzig Enkeln, in eine Reihe nebeneinander zu stellen, sie geradeaus gucken zu
lassen und so aufzunehmen. Oder er stellt seinen Apparat an eine Stelle, wo ein
Nußübergang oder ein Gefangnentransport oder eine Truppenrevue stattfinden soll,
und drückt dann, wenn der entscheidende Moment gekommen ist, auf seinen Gummi-
ball. Das Resultat dieses Drucks wird doch kein verständiger Mensch als Kunst
bezeichnen wollen.

In den meisten Fällen sind denn auch diese Aufnahme» von einer Langweilig¬
keit und Ausdruckslosigkeit, die zu der Aktualität des Inhalts der dargestellten
Szenen in seltsamem Gegensatz steht; nebenbei gesagt, ein recht hübscher Beweis
dafür, wie gering die Bedeutung ist, die der Inhalt als solcher für den ästhetischen
Genuß hat, wie sehr vielmehr alles auf die künstlerische Auffassung, das heißt auf
das Verhältnis der Form zum Inhalt ankommt. Diese Langweiligkeit und Aus¬
druckslosigkeit stammt eben von der zufälligen Entstehungsweise dieser Aufnahmen
her, die dem Leben und der Wirklichkeit niemals gerecht werden kann.

Denn es ist eine vollkommen falsche Auffassung, daß die Momentphotographie
deshalb, weil sie das Leben und die Bewegung in einem bestimmten Augenblick
mit absoluter Genauigkeit festhält, bei der Betrachtung auch die Illusion des Lebens
in besondrer Stärke erzeugen müßte. Genau das Gegenteil ist der Fall. Je größer
die Zahl der auf dem Bilde dargestellten Personen ist, und je lebhafter sie sich be¬
wegen, um so unmöglicher ist es für den Photographen, die Szene in einem durch¬
aus passenden Moment aufzunehmen.

Wenn ich z. B- auf der Straße einer Großstadt einen Volksauflauf mit er¬
lebe, so ist alles, was ich während dieser Zeit vor mir sehe, in fortwährender Be¬
wegung. Was mir in dem einen Augenblick entgeht, bemerke ich vielleicht im
andern. Denn nicht nur die Figuren, die ich sehe, bewegen sich wirklich, sondern
ich selbst bewege mich unter ihnen. Ich sehe mit meinen beiden Augen, die ich
außerdem mit jeder Bewegung meines Körpers oder Kopfes mit bewege, gewisser¬
maßen um sie herum sehe, wie sie im Raume zu einander stehn, wie sie sich bei
der Fortbewegung gegeneinander verschieben, wie sich eine Bewegung aus der andern
entwickelt.

Alles das fällt bei der Momentphotographie, die ja nicht nur unbewegt,
sondern außerdem auch flächenhaft ist, einfach weg. Es fällt freilich auch weg bei
der Malerei und der Zeichnung. Aber der Maler und Zeichner, der keine Maschine
ist, sondern der Natur frei gegenüber steht, hat eine Menge Mittel, diesen Ausfall
zu ersetzen, durch die besondre Art der Komposition, die Wahl des fruchtbarsten
Moments, durch besondre Markierung, Vermindruug, Acceutuieruug der Formen
und Bewegungen die Illusion des Lebens zu steigern. Er kann das Unwesent¬
liche der Natur ausscheiden, das Störende und Verwirrende, was die Wirklichkeit
bietet, beseitigen, das Wesentliche, für den Charakter der dargestellten Szenen und
Personen Charakteristische stärker hervorheben, ins richtige Licht setzen: mit einem
Wort, er ist Künstler, nicht Handwerker. Und der Holzschnitt, wenn er auch nicht
von selbständigen Künstlern ausgeführt wird, nimmt an diesen Vorzügen teil, weil
er genaa nach einer künstlerischen, frei entworfnen Zeichnung ausgeführt ist. Er
ist ein Kunstwerk, weil die Zeichnung, die ihm zu Grunde liegt, einen künstlerischen
Charakter hat. Der moderne Tonschnitt steht in dieser Beziehung nicht anders da,
als der alte Linienschnitt des fünfzehnten und sechzehnten Jahrhunderts. Dieser
verhielt sich zu seinen Vorzeichnungen ebenso, wie sich der Tonschnitt zu den seinigen


Grenzboten II 1900 26
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[0209] Die Autotypitis, eine moderne Jllnstrationskrankheit Natur nach ganz bestimmten Gesichtspunkten auswählen und zurechtrücken. Aber die SpezialPhotographen, die die Aufnahmen für diese illustrierten Blätter machen, scheinen nicht zu ihnen zu gehören. Ein solcher Handwerker ist zum Beispiel imstande, eine Anzahl Buren, meistens einen Großvater mit zwanzig Söhnen und vierzig Enkeln, in eine Reihe nebeneinander zu stellen, sie geradeaus gucken zu lassen und so aufzunehmen. Oder er stellt seinen Apparat an eine Stelle, wo ein Nußübergang oder ein Gefangnentransport oder eine Truppenrevue stattfinden soll, und drückt dann, wenn der entscheidende Moment gekommen ist, auf seinen Gummi- ball. Das Resultat dieses Drucks wird doch kein verständiger Mensch als Kunst bezeichnen wollen. In den meisten Fällen sind denn auch diese Aufnahme» von einer Langweilig¬ keit und Ausdruckslosigkeit, die zu der Aktualität des Inhalts der dargestellten Szenen in seltsamem Gegensatz steht; nebenbei gesagt, ein recht hübscher Beweis dafür, wie gering die Bedeutung ist, die der Inhalt als solcher für den ästhetischen Genuß hat, wie sehr vielmehr alles auf die künstlerische Auffassung, das heißt auf das Verhältnis der Form zum Inhalt ankommt. Diese Langweiligkeit und Aus¬ druckslosigkeit stammt eben von der zufälligen Entstehungsweise dieser Aufnahmen her, die dem Leben und der Wirklichkeit niemals gerecht werden kann. Denn es ist eine vollkommen falsche Auffassung, daß die Momentphotographie deshalb, weil sie das Leben und die Bewegung in einem bestimmten Augenblick mit absoluter Genauigkeit festhält, bei der Betrachtung auch die Illusion des Lebens in besondrer Stärke erzeugen müßte. Genau das Gegenteil ist der Fall. Je größer die Zahl der auf dem Bilde dargestellten Personen ist, und je lebhafter sie sich be¬ wegen, um so unmöglicher ist es für den Photographen, die Szene in einem durch¬ aus passenden Moment aufzunehmen. Wenn ich z. B- auf der Straße einer Großstadt einen Volksauflauf mit er¬ lebe, so ist alles, was ich während dieser Zeit vor mir sehe, in fortwährender Be¬ wegung. Was mir in dem einen Augenblick entgeht, bemerke ich vielleicht im andern. Denn nicht nur die Figuren, die ich sehe, bewegen sich wirklich, sondern ich selbst bewege mich unter ihnen. Ich sehe mit meinen beiden Augen, die ich außerdem mit jeder Bewegung meines Körpers oder Kopfes mit bewege, gewisser¬ maßen um sie herum sehe, wie sie im Raume zu einander stehn, wie sie sich bei der Fortbewegung gegeneinander verschieben, wie sich eine Bewegung aus der andern entwickelt. Alles das fällt bei der Momentphotographie, die ja nicht nur unbewegt, sondern außerdem auch flächenhaft ist, einfach weg. Es fällt freilich auch weg bei der Malerei und der Zeichnung. Aber der Maler und Zeichner, der keine Maschine ist, sondern der Natur frei gegenüber steht, hat eine Menge Mittel, diesen Ausfall zu ersetzen, durch die besondre Art der Komposition, die Wahl des fruchtbarsten Moments, durch besondre Markierung, Vermindruug, Acceutuieruug der Formen und Bewegungen die Illusion des Lebens zu steigern. Er kann das Unwesent¬ liche der Natur ausscheiden, das Störende und Verwirrende, was die Wirklichkeit bietet, beseitigen, das Wesentliche, für den Charakter der dargestellten Szenen und Personen Charakteristische stärker hervorheben, ins richtige Licht setzen: mit einem Wort, er ist Künstler, nicht Handwerker. Und der Holzschnitt, wenn er auch nicht von selbständigen Künstlern ausgeführt wird, nimmt an diesen Vorzügen teil, weil er genaa nach einer künstlerischen, frei entworfnen Zeichnung ausgeführt ist. Er ist ein Kunstwerk, weil die Zeichnung, die ihm zu Grunde liegt, einen künstlerischen Charakter hat. Der moderne Tonschnitt steht in dieser Beziehung nicht anders da, als der alte Linienschnitt des fünfzehnten und sechzehnten Jahrhunderts. Dieser verhielt sich zu seinen Vorzeichnungen ebenso, wie sich der Tonschnitt zu den seinigen Grenzboten II 1900 26

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_290410/209>, abgerufen am 03.07.2024.