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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr.

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llcastgebliches und Unmaßgebliches

(Leipzig, C. 6). Naumann, 1897). -- Ein Buch, von dem wir wünschten, es
hätte es ein Deutscher versüßt, sind die Philosophischen Forschungen von
B, Tschitscherin. (Aus dem Russischen übersetzt. Heidelberg. Otto Petters, 1899.)
Dcis Jnselvolk, das durch Jndustricilismus und Schacher in den letzten dreihundert
Jahren für alles Hohe und Edle, für alles wahrhaft Menschliche unempfänglich
und daher dumm geworden ist, hat bei uns außer mannigfachem Warenschund eine
PseudoPhilosophie eingeschleppt, deren große Verbreitung für das Volk Leibnizens,
Kants, Fichtes, Hegels und Herbarts eine Schmach ist. Lotze hat sie zwar schon
grundsätzlich zurückgewiesen, aber als er seine Hauptwerke schrieb, hatte sie bei uns
noch nicht die Herrschaft erlangt. Wenn sie nun auch jetzt von vielen Seiten
energisch bekämpft wird, sind es doch meist nur Monographien über einzelne
Gegenstände oder Gebiete, in denen das geschieht. Der Russe Tschitscherin aber,
der die echte deutsche Wissenschaft in sich aufgenommen hat, liefert eine umfassende
und grundsätzliche Widerlegung des ganzen modernen Empirismus und stellt diesem
den Abriß einer gesunden Philosophie gegenüber. Er verbindet mit universeller
Bildung gründliche Fachkenntnisse in der Philosophie, in der Mathematik und in
den Naturwissenschaften, erfreut sich der Gaben eines vorurteilsloser klaren Blicks
und durchdringender Verstandesschärfe und stellt die Ergebnisse seiner Forschung in
einer Sprache dar, deren schlichte Deutlichkeit und überzeugende Kraft in der vor¬
trefflichen Übersetzung voll zur Geltung kommt. Für den negativen Teil seiner
Arbeit hat er sich nicht einen der neuern Darwinianer, sondern den altern Comte
als Sektionsobjekt auserkoren, wahrscheinlich weil dieser die falsche Methode auf alle
Gebiete der Wirklichkeit auszudehnen unternommen hat. Tschitscherin zeigt, daß
Comtes sogenannter Positivismus nichts weniger als positiv und nur ein Sammel¬
surium von teils oberflächlich beobachteten, teils ganz falsch gesehenen Thatsachen,
von willkürlichen Annahmen und von Phantasien ist. Die Darwinianer aber kommen
daneben auch nicht zu kurz, und jedem, der über die zum Studium eiuer Wissen¬
schaft erforderliche Verstandeskraft verfügt, muß es bei der Lektüre dieses Buchs
klar werden, daß die Aunahme der Artenbildnng durch mechanische äußere Ein¬
wirkungen und die Ableitung der Vernunft und Moral aus dem biologische"
Prozeß nur möglich gewesen sind, weil die Urheber dieser Lehren aus Denkschwttche
unfähig waren, scharf zu beobachten, einen klaren Begriff festzuhalten und einen
richtigen Schluß zu ziehn. Der positive Teil des Buchs besteht aus einer (die
wichtigsten Teile der Psychologie mit einschließenden) Logik und einer kurz gefaßten
Metaphysik. Tschitscherin fußt auf Kant, überwindet aber dessen Skeptizismus, indem
er überzeugend nachweist, "daß die Gesetze der Vernunft und die Gesetze der äußern
Welt übereinstimmen," und indem er vom Dasein des selbstbewußten Gottes einen
Beweis liefert, der, wenn auch nicht allgemein und für das Gemüt, so doch für
den wissenschaftlich gebildeten logischen Kopf zwingende Gewalt hat. Aus den
vielen Stellen, die wir gern als Proben geben möchten, haben wir folgende zwei
ausgewählt. "Kant, der klarer als alle andern die metaphysischen Grundlagen der
Sittlichkeit entwickelt hat, stellt die Unsterblichkeit der Seele als ein notwendiges
Postulat des sittlichen Gesetzes hin. Dieses Postulat bekommt neue Kraft durch
die Auffassung des Subjekts als einer realen Substanz, die schon Plato lehrte.
Von diesem Standpunkt aus ist die Unsterblichkeit nicht mehr eine vage Vermutung,
sondern eine Forderung, die dem Naturgesetze gemäß ist und dieses Gesetz erklärt.
Als Substanz kann die einzelne Vernunft nicht vernichtet werden; dieser Satz
bildet*) eine unbedingte Wahrheit. Bleibt sie aber in ihrer Individualität erhalten,



") Dieses "bilden" für "sein" scheint dauerndes Svmchgut zu werden. Wenn man jetzt
wirklich an die Umdichtung der Nationalhymnen geht, so schlagen wir folgende Verbesserung vor:
"Ich bilde einen Preußen, kennt ihr meine Farben?"
llcastgebliches und Unmaßgebliches

(Leipzig, C. 6). Naumann, 1897). — Ein Buch, von dem wir wünschten, es
hätte es ein Deutscher versüßt, sind die Philosophischen Forschungen von
B, Tschitscherin. (Aus dem Russischen übersetzt. Heidelberg. Otto Petters, 1899.)
Dcis Jnselvolk, das durch Jndustricilismus und Schacher in den letzten dreihundert
Jahren für alles Hohe und Edle, für alles wahrhaft Menschliche unempfänglich
und daher dumm geworden ist, hat bei uns außer mannigfachem Warenschund eine
PseudoPhilosophie eingeschleppt, deren große Verbreitung für das Volk Leibnizens,
Kants, Fichtes, Hegels und Herbarts eine Schmach ist. Lotze hat sie zwar schon
grundsätzlich zurückgewiesen, aber als er seine Hauptwerke schrieb, hatte sie bei uns
noch nicht die Herrschaft erlangt. Wenn sie nun auch jetzt von vielen Seiten
energisch bekämpft wird, sind es doch meist nur Monographien über einzelne
Gegenstände oder Gebiete, in denen das geschieht. Der Russe Tschitscherin aber,
der die echte deutsche Wissenschaft in sich aufgenommen hat, liefert eine umfassende
und grundsätzliche Widerlegung des ganzen modernen Empirismus und stellt diesem
den Abriß einer gesunden Philosophie gegenüber. Er verbindet mit universeller
Bildung gründliche Fachkenntnisse in der Philosophie, in der Mathematik und in
den Naturwissenschaften, erfreut sich der Gaben eines vorurteilsloser klaren Blicks
und durchdringender Verstandesschärfe und stellt die Ergebnisse seiner Forschung in
einer Sprache dar, deren schlichte Deutlichkeit und überzeugende Kraft in der vor¬
trefflichen Übersetzung voll zur Geltung kommt. Für den negativen Teil seiner
Arbeit hat er sich nicht einen der neuern Darwinianer, sondern den altern Comte
als Sektionsobjekt auserkoren, wahrscheinlich weil dieser die falsche Methode auf alle
Gebiete der Wirklichkeit auszudehnen unternommen hat. Tschitscherin zeigt, daß
Comtes sogenannter Positivismus nichts weniger als positiv und nur ein Sammel¬
surium von teils oberflächlich beobachteten, teils ganz falsch gesehenen Thatsachen,
von willkürlichen Annahmen und von Phantasien ist. Die Darwinianer aber kommen
daneben auch nicht zu kurz, und jedem, der über die zum Studium eiuer Wissen¬
schaft erforderliche Verstandeskraft verfügt, muß es bei der Lektüre dieses Buchs
klar werden, daß die Aunahme der Artenbildnng durch mechanische äußere Ein¬
wirkungen und die Ableitung der Vernunft und Moral aus dem biologische»
Prozeß nur möglich gewesen sind, weil die Urheber dieser Lehren aus Denkschwttche
unfähig waren, scharf zu beobachten, einen klaren Begriff festzuhalten und einen
richtigen Schluß zu ziehn. Der positive Teil des Buchs besteht aus einer (die
wichtigsten Teile der Psychologie mit einschließenden) Logik und einer kurz gefaßten
Metaphysik. Tschitscherin fußt auf Kant, überwindet aber dessen Skeptizismus, indem
er überzeugend nachweist, „daß die Gesetze der Vernunft und die Gesetze der äußern
Welt übereinstimmen," und indem er vom Dasein des selbstbewußten Gottes einen
Beweis liefert, der, wenn auch nicht allgemein und für das Gemüt, so doch für
den wissenschaftlich gebildeten logischen Kopf zwingende Gewalt hat. Aus den
vielen Stellen, die wir gern als Proben geben möchten, haben wir folgende zwei
ausgewählt. „Kant, der klarer als alle andern die metaphysischen Grundlagen der
Sittlichkeit entwickelt hat, stellt die Unsterblichkeit der Seele als ein notwendiges
Postulat des sittlichen Gesetzes hin. Dieses Postulat bekommt neue Kraft durch
die Auffassung des Subjekts als einer realen Substanz, die schon Plato lehrte.
Von diesem Standpunkt aus ist die Unsterblichkeit nicht mehr eine vage Vermutung,
sondern eine Forderung, die dem Naturgesetze gemäß ist und dieses Gesetz erklärt.
Als Substanz kann die einzelne Vernunft nicht vernichtet werden; dieser Satz
bildet*) eine unbedingte Wahrheit. Bleibt sie aber in ihrer Individualität erhalten,



") Dieses „bilden" für „sein" scheint dauerndes Svmchgut zu werden. Wenn man jetzt
wirklich an die Umdichtung der Nationalhymnen geht, so schlagen wir folgende Verbesserung vor:
„Ich bilde einen Preußen, kennt ihr meine Farben?"
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[0167] llcastgebliches und Unmaßgebliches (Leipzig, C. 6). Naumann, 1897). — Ein Buch, von dem wir wünschten, es hätte es ein Deutscher versüßt, sind die Philosophischen Forschungen von B, Tschitscherin. (Aus dem Russischen übersetzt. Heidelberg. Otto Petters, 1899.) Dcis Jnselvolk, das durch Jndustricilismus und Schacher in den letzten dreihundert Jahren für alles Hohe und Edle, für alles wahrhaft Menschliche unempfänglich und daher dumm geworden ist, hat bei uns außer mannigfachem Warenschund eine PseudoPhilosophie eingeschleppt, deren große Verbreitung für das Volk Leibnizens, Kants, Fichtes, Hegels und Herbarts eine Schmach ist. Lotze hat sie zwar schon grundsätzlich zurückgewiesen, aber als er seine Hauptwerke schrieb, hatte sie bei uns noch nicht die Herrschaft erlangt. Wenn sie nun auch jetzt von vielen Seiten energisch bekämpft wird, sind es doch meist nur Monographien über einzelne Gegenstände oder Gebiete, in denen das geschieht. Der Russe Tschitscherin aber, der die echte deutsche Wissenschaft in sich aufgenommen hat, liefert eine umfassende und grundsätzliche Widerlegung des ganzen modernen Empirismus und stellt diesem den Abriß einer gesunden Philosophie gegenüber. Er verbindet mit universeller Bildung gründliche Fachkenntnisse in der Philosophie, in der Mathematik und in den Naturwissenschaften, erfreut sich der Gaben eines vorurteilsloser klaren Blicks und durchdringender Verstandesschärfe und stellt die Ergebnisse seiner Forschung in einer Sprache dar, deren schlichte Deutlichkeit und überzeugende Kraft in der vor¬ trefflichen Übersetzung voll zur Geltung kommt. Für den negativen Teil seiner Arbeit hat er sich nicht einen der neuern Darwinianer, sondern den altern Comte als Sektionsobjekt auserkoren, wahrscheinlich weil dieser die falsche Methode auf alle Gebiete der Wirklichkeit auszudehnen unternommen hat. Tschitscherin zeigt, daß Comtes sogenannter Positivismus nichts weniger als positiv und nur ein Sammel¬ surium von teils oberflächlich beobachteten, teils ganz falsch gesehenen Thatsachen, von willkürlichen Annahmen und von Phantasien ist. Die Darwinianer aber kommen daneben auch nicht zu kurz, und jedem, der über die zum Studium eiuer Wissen¬ schaft erforderliche Verstandeskraft verfügt, muß es bei der Lektüre dieses Buchs klar werden, daß die Aunahme der Artenbildnng durch mechanische äußere Ein¬ wirkungen und die Ableitung der Vernunft und Moral aus dem biologische» Prozeß nur möglich gewesen sind, weil die Urheber dieser Lehren aus Denkschwttche unfähig waren, scharf zu beobachten, einen klaren Begriff festzuhalten und einen richtigen Schluß zu ziehn. Der positive Teil des Buchs besteht aus einer (die wichtigsten Teile der Psychologie mit einschließenden) Logik und einer kurz gefaßten Metaphysik. Tschitscherin fußt auf Kant, überwindet aber dessen Skeptizismus, indem er überzeugend nachweist, „daß die Gesetze der Vernunft und die Gesetze der äußern Welt übereinstimmen," und indem er vom Dasein des selbstbewußten Gottes einen Beweis liefert, der, wenn auch nicht allgemein und für das Gemüt, so doch für den wissenschaftlich gebildeten logischen Kopf zwingende Gewalt hat. Aus den vielen Stellen, die wir gern als Proben geben möchten, haben wir folgende zwei ausgewählt. „Kant, der klarer als alle andern die metaphysischen Grundlagen der Sittlichkeit entwickelt hat, stellt die Unsterblichkeit der Seele als ein notwendiges Postulat des sittlichen Gesetzes hin. Dieses Postulat bekommt neue Kraft durch die Auffassung des Subjekts als einer realen Substanz, die schon Plato lehrte. Von diesem Standpunkt aus ist die Unsterblichkeit nicht mehr eine vage Vermutung, sondern eine Forderung, die dem Naturgesetze gemäß ist und dieses Gesetz erklärt. Als Substanz kann die einzelne Vernunft nicht vernichtet werden; dieser Satz bildet*) eine unbedingte Wahrheit. Bleibt sie aber in ihrer Individualität erhalten, ") Dieses „bilden" für „sein" scheint dauerndes Svmchgut zu werden. Wenn man jetzt wirklich an die Umdichtung der Nationalhymnen geht, so schlagen wir folgende Verbesserung vor: „Ich bilde einen Preußen, kennt ihr meine Farben?"

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_290410/167>, abgerufen am 03.07.2024.