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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

wenn er sie benutzen konnte. Denn er war im Grunde zeitlebens ein stolzer
Aristokrat, wie jeder innerlich selbständige Mensch ja ein geborner Aristokrat ist.
Woraus entspringt denn, bei Lichte besehen, Ihre Vvlkspolitik? Ans Tradition,
Vorurteil und den unbestimmten Empfindungen der Massen. Es ist ein besondrer
Glücksfall, wenn das alles einmal mit einem festen, vernünftigen, klaren Negierungs-
willen zusammentrifft, wie 1870; dafür soll man dem lieben Gott wie für eine
besondre Gnade danken, aber die Regel ist es nicht und kann es gar nicht sein.
Gewöhnlich stehn Volks- und Negiernngspolitik in demselben Verhältnis zu einander,
wie Gefühl und Verstand, Mangel an Erkenntnis und volle Sachkenntnis, unver¬
antwortliches Denken und verantwortliches Handeln.

Sie erlauben mir die Bemerkung, verehrter Freund, sagte ich, daß mir das
stark auf die Theorie vom beschränkten Unterthanenverstcmde hinauszulaufen scheint.

Natürlich, sagte er ruhig. Ju gewissem Sinne wenigstens. Stellen Sie sich
doch vor, welche Kenntnis der Verhältnisse und der Personen dazu gehört, die aus¬
wärtige Politik eines großen Reichs zu leiten. Sie werden wohl nicht im Ernste
glauben, daß wir beide das alles ebenso gut oder vielleicht noch besser verstünden,
als der Kaiser und Graf Bülow.

Das natürlich nicht, Verehrtester. Aber ich muß sagen, jetzt bei den Buren,
da gehört doch keine besondre diplomatische Sachkenntnis dazu, ein Urteil zu fällen,
und das Urteil ist ja auch in ganz Europa außer in England so einmütig, wie es
kaum jemals dagewesen ist.

Aha, sagte er. Ja, das ist auch ganz recht so. Auch ich gönne den Eng¬
ländern alle Prügel, die sie schon bekommen haben und etwa noch bekommen werden.
Sie sind als Nation unerträglich hochmütig, brutal und heuchlerisch dazu, lassen sich
von einer gewissenlosen Kapitalistenbande in den Krieg hineinsetzen und bilden sich
dabei auch noch steif und fest ein, daß sie für die "Freiheit" kämpften. Du lieber
Gott! Mit zusammengekauften Söldnern, die zu Hause keine anständige Kneipe
betreten dürfen, für die "Freiheit"! Linie, ca,ut, e-z-ut,! Das ist geradezu verächtlich.
Wenn ein Volk erst anfangt, seine Siege zu kaufen, statt sie selbst zu erfechten, dann
ist es am Anfang vom Ende. Und das hoffe ich. Denn wenn diese einförmige,
schablonenhafte, konventionelle Kultur mit ihren steifen Formen und ihrer Sonntags¬
langeweile, die sie überall hin tragen, einmal mit dem russischen Thee und Wodka
zusammen die Welt beherrschen sollte, schon das zu denken wäre schauderhaft. Aber das
alles kann mich nicht abhalten, anzuerkennen, daß die Engländer eine tüchtige Rasse
sind, daß sie zu herrschen und zu kolonisieren versteh", und daß sie uns als Gegner
noch sehr gefährlich werden könnten. Es giebt übrigens auch Leute, die die Sache
von der Seite ansehen; fragen Sie einmal Ihre Freunde aus dem Kaufmannsstande
in der Harmonie. Da werden Sie der Ansicht begegnen, daß es kein Glück wäre,
wenn sich die Engländer den Schädel einrennten und sich dabei gänzlich ruinierten.
Denn der Handel hat immer gut mit England spekuliert. Jedes Ding hat eben zwei
Seiten, und man thut vielleicht gut, sich vor zu großer Sentimentalität zu hüten.

Lieber Freund, Empörung über Verrat und Vergewaltigung, Sympathie für
ein um seine Existenz und Freiheit ringendes Volk sind doch keine Sentimentalität!
Sie denken doch auch nicht kaufmännisch! Die Verluste aber, die dieser Krieg auch
audern Völkern bringen kann, wären dadurch verringert worden, wenn man es ge¬
macht hätte, wie es die "Zukunft" fordert, indem sie sagt, die richtige deutsche Politik
wäre gewesen, mit Frankreich und Rußland zusammen den Engländern Halt zu
gebieten, wie damals den Japanern nach ihren Siegen über China.
"

Ja, wenn das die "Zukunft sagt, dann wird es freilich richtig sein, und der
Kaiser wird gut thun, das verkannte diplomatische Genie, das diesen Artikel ge¬
boren hat, aus der Redaktionsstube ins Auswärtige Amt zu versetzen. Aber im


Grenzboten I 1900 84
Maßgebliches und Unmaßgebliches

wenn er sie benutzen konnte. Denn er war im Grunde zeitlebens ein stolzer
Aristokrat, wie jeder innerlich selbständige Mensch ja ein geborner Aristokrat ist.
Woraus entspringt denn, bei Lichte besehen, Ihre Vvlkspolitik? Ans Tradition,
Vorurteil und den unbestimmten Empfindungen der Massen. Es ist ein besondrer
Glücksfall, wenn das alles einmal mit einem festen, vernünftigen, klaren Negierungs-
willen zusammentrifft, wie 1870; dafür soll man dem lieben Gott wie für eine
besondre Gnade danken, aber die Regel ist es nicht und kann es gar nicht sein.
Gewöhnlich stehn Volks- und Negiernngspolitik in demselben Verhältnis zu einander,
wie Gefühl und Verstand, Mangel an Erkenntnis und volle Sachkenntnis, unver¬
antwortliches Denken und verantwortliches Handeln.

Sie erlauben mir die Bemerkung, verehrter Freund, sagte ich, daß mir das
stark auf die Theorie vom beschränkten Unterthanenverstcmde hinauszulaufen scheint.

Natürlich, sagte er ruhig. Ju gewissem Sinne wenigstens. Stellen Sie sich
doch vor, welche Kenntnis der Verhältnisse und der Personen dazu gehört, die aus¬
wärtige Politik eines großen Reichs zu leiten. Sie werden wohl nicht im Ernste
glauben, daß wir beide das alles ebenso gut oder vielleicht noch besser verstünden,
als der Kaiser und Graf Bülow.

Das natürlich nicht, Verehrtester. Aber ich muß sagen, jetzt bei den Buren,
da gehört doch keine besondre diplomatische Sachkenntnis dazu, ein Urteil zu fällen,
und das Urteil ist ja auch in ganz Europa außer in England so einmütig, wie es
kaum jemals dagewesen ist.

Aha, sagte er. Ja, das ist auch ganz recht so. Auch ich gönne den Eng¬
ländern alle Prügel, die sie schon bekommen haben und etwa noch bekommen werden.
Sie sind als Nation unerträglich hochmütig, brutal und heuchlerisch dazu, lassen sich
von einer gewissenlosen Kapitalistenbande in den Krieg hineinsetzen und bilden sich
dabei auch noch steif und fest ein, daß sie für die „Freiheit" kämpften. Du lieber
Gott! Mit zusammengekauften Söldnern, die zu Hause keine anständige Kneipe
betreten dürfen, für die „Freiheit"! Linie, ca,ut, e-z-ut,! Das ist geradezu verächtlich.
Wenn ein Volk erst anfangt, seine Siege zu kaufen, statt sie selbst zu erfechten, dann
ist es am Anfang vom Ende. Und das hoffe ich. Denn wenn diese einförmige,
schablonenhafte, konventionelle Kultur mit ihren steifen Formen und ihrer Sonntags¬
langeweile, die sie überall hin tragen, einmal mit dem russischen Thee und Wodka
zusammen die Welt beherrschen sollte, schon das zu denken wäre schauderhaft. Aber das
alles kann mich nicht abhalten, anzuerkennen, daß die Engländer eine tüchtige Rasse
sind, daß sie zu herrschen und zu kolonisieren versteh», und daß sie uns als Gegner
noch sehr gefährlich werden könnten. Es giebt übrigens auch Leute, die die Sache
von der Seite ansehen; fragen Sie einmal Ihre Freunde aus dem Kaufmannsstande
in der Harmonie. Da werden Sie der Ansicht begegnen, daß es kein Glück wäre,
wenn sich die Engländer den Schädel einrennten und sich dabei gänzlich ruinierten.
Denn der Handel hat immer gut mit England spekuliert. Jedes Ding hat eben zwei
Seiten, und man thut vielleicht gut, sich vor zu großer Sentimentalität zu hüten.

Lieber Freund, Empörung über Verrat und Vergewaltigung, Sympathie für
ein um seine Existenz und Freiheit ringendes Volk sind doch keine Sentimentalität!
Sie denken doch auch nicht kaufmännisch! Die Verluste aber, die dieser Krieg auch
audern Völkern bringen kann, wären dadurch verringert worden, wenn man es ge¬
macht hätte, wie es die „Zukunft" fordert, indem sie sagt, die richtige deutsche Politik
wäre gewesen, mit Frankreich und Rußland zusammen den Engländern Halt zu
gebieten, wie damals den Japanern nach ihren Siegen über China.
"

Ja, wenn das die „Zukunft sagt, dann wird es freilich richtig sein, und der
Kaiser wird gut thun, das verkannte diplomatische Genie, das diesen Artikel ge¬
boren hat, aus der Redaktionsstube ins Auswärtige Amt zu versetzen. Aber im


Grenzboten I 1900 84
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[0673] Maßgebliches und Unmaßgebliches wenn er sie benutzen konnte. Denn er war im Grunde zeitlebens ein stolzer Aristokrat, wie jeder innerlich selbständige Mensch ja ein geborner Aristokrat ist. Woraus entspringt denn, bei Lichte besehen, Ihre Vvlkspolitik? Ans Tradition, Vorurteil und den unbestimmten Empfindungen der Massen. Es ist ein besondrer Glücksfall, wenn das alles einmal mit einem festen, vernünftigen, klaren Negierungs- willen zusammentrifft, wie 1870; dafür soll man dem lieben Gott wie für eine besondre Gnade danken, aber die Regel ist es nicht und kann es gar nicht sein. Gewöhnlich stehn Volks- und Negiernngspolitik in demselben Verhältnis zu einander, wie Gefühl und Verstand, Mangel an Erkenntnis und volle Sachkenntnis, unver¬ antwortliches Denken und verantwortliches Handeln. Sie erlauben mir die Bemerkung, verehrter Freund, sagte ich, daß mir das stark auf die Theorie vom beschränkten Unterthanenverstcmde hinauszulaufen scheint. Natürlich, sagte er ruhig. Ju gewissem Sinne wenigstens. Stellen Sie sich doch vor, welche Kenntnis der Verhältnisse und der Personen dazu gehört, die aus¬ wärtige Politik eines großen Reichs zu leiten. Sie werden wohl nicht im Ernste glauben, daß wir beide das alles ebenso gut oder vielleicht noch besser verstünden, als der Kaiser und Graf Bülow. Das natürlich nicht, Verehrtester. Aber ich muß sagen, jetzt bei den Buren, da gehört doch keine besondre diplomatische Sachkenntnis dazu, ein Urteil zu fällen, und das Urteil ist ja auch in ganz Europa außer in England so einmütig, wie es kaum jemals dagewesen ist. Aha, sagte er. Ja, das ist auch ganz recht so. Auch ich gönne den Eng¬ ländern alle Prügel, die sie schon bekommen haben und etwa noch bekommen werden. Sie sind als Nation unerträglich hochmütig, brutal und heuchlerisch dazu, lassen sich von einer gewissenlosen Kapitalistenbande in den Krieg hineinsetzen und bilden sich dabei auch noch steif und fest ein, daß sie für die „Freiheit" kämpften. Du lieber Gott! Mit zusammengekauften Söldnern, die zu Hause keine anständige Kneipe betreten dürfen, für die „Freiheit"! Linie, ca,ut, e-z-ut,! Das ist geradezu verächtlich. Wenn ein Volk erst anfangt, seine Siege zu kaufen, statt sie selbst zu erfechten, dann ist es am Anfang vom Ende. Und das hoffe ich. Denn wenn diese einförmige, schablonenhafte, konventionelle Kultur mit ihren steifen Formen und ihrer Sonntags¬ langeweile, die sie überall hin tragen, einmal mit dem russischen Thee und Wodka zusammen die Welt beherrschen sollte, schon das zu denken wäre schauderhaft. Aber das alles kann mich nicht abhalten, anzuerkennen, daß die Engländer eine tüchtige Rasse sind, daß sie zu herrschen und zu kolonisieren versteh», und daß sie uns als Gegner noch sehr gefährlich werden könnten. Es giebt übrigens auch Leute, die die Sache von der Seite ansehen; fragen Sie einmal Ihre Freunde aus dem Kaufmannsstande in der Harmonie. Da werden Sie der Ansicht begegnen, daß es kein Glück wäre, wenn sich die Engländer den Schädel einrennten und sich dabei gänzlich ruinierten. Denn der Handel hat immer gut mit England spekuliert. Jedes Ding hat eben zwei Seiten, und man thut vielleicht gut, sich vor zu großer Sentimentalität zu hüten. Lieber Freund, Empörung über Verrat und Vergewaltigung, Sympathie für ein um seine Existenz und Freiheit ringendes Volk sind doch keine Sentimentalität! Sie denken doch auch nicht kaufmännisch! Die Verluste aber, die dieser Krieg auch audern Völkern bringen kann, wären dadurch verringert worden, wenn man es ge¬ macht hätte, wie es die „Zukunft" fordert, indem sie sagt, die richtige deutsche Politik wäre gewesen, mit Frankreich und Rußland zusammen den Engländern Halt zu gebieten, wie damals den Japanern nach ihren Siegen über China. " Ja, wenn das die „Zukunft sagt, dann wird es freilich richtig sein, und der Kaiser wird gut thun, das verkannte diplomatische Genie, das diesen Artikel ge¬ boren hat, aus der Redaktionsstube ins Auswärtige Amt zu versetzen. Aber im Grenzboten I 1900 84

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_232551/673>, abgerufen am 02.07.2024.