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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr.

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gerade für Deutschland schon höchst verderblich geworden ist. Wenn er 1848/49
nicht vorhanden gewesen wäre, wenn die Regierungen der Volksstimmung gefolgt
wären, dann hätten wir damals schon Kaiser und Reich gehabt, und das Blut der
Einheitskriege wäre uns erspart geblieben.

Das ist nun wieder dieser alte Unsinn --- fuhr er heftig auf. Dann schwieg
er aber und sah geradeaus in die Ferne. Sehen Sie, fuhr er ruhiger fort, das
hat mein guter seliger Vater, der mit in Frankfurt in der Paulskirche gesessen und
an dem Scheitern seiner Hoffnungen lange schwer getragen hat, anfangs anch ge¬
dacht und mir oft gesagt, wenn er mir davon erzählte, was er gern that, und
auch ich habe es lange geglaubt -- aber ich glaube es schon längst nicht mehr.
Hätte Friedrich Wilhelm IV. die Kaiserkrone damals angenommen, also Ihre Volks-
politik getrieben, so hätte er das Prinzip der Volkssouveränität anerkannt, d. h. die
Herrschaft des souveränen Unverstands, und er hätte sein stolzes Königtum unter
eine parlamentarische Mehrheit beugen müssen, also das Wesen der Monarchie zer¬
stört. Ich frage Sie aber: Können Sie sich eine parlamentarische Regierung im
Deutschen Reiche denken?

Nein, wenigstens nicht mit einer solchen Mehrheit.

Also überhaupt nicht, denn eine wirklich nationalgesinnte, ohne klerikale, kon¬
servativ-agrarische und demokratische Parteihintergedanken uationalgesinnte Mehrheit
kommt bei uns überhaupt nicht zustande, dazu sind wir viel zu fanatisch, eigensinnig
und kleinlich. Und wohin hätte uns nun Ihre "Volkspolitik" in den Jahren
1862 bis 1866 geführt? In ein Deutsches Reich gewiß nicht; wir säßen noch
heute unter des durchlauchtigsten deutschen Bundestags schützenden Privilegien und
hätten weder Schleswig-Holstein noch Elsaß-Lothringen; eher wären wir auch noch
das linke Rheinufer und einiges andre dazu an unsre lieben Herren Nachbarn los¬
geworden. Es ist gar nicht auszudenken.

Aber die Einheit Deutschlands war doch ein Sehnen unsers Volks, sie lag im
Zuge der historischen Verhältnisse und wäre auf jeden Fall gekommen. Schon die
Entwicklung der Geld wirtschaft und des Verkehrs --

Aha, man merkt, rief er mir ins Wort fallend, daß Sie sich die allermodernste
Geschichtsauffassung angeeignet haben, nach der alles von psychischen Gesamtströ¬
mungen und wirtschaftliche" Dingen abhängt. In der Politik aber entscheiden nicht
Strömungen und nicht der Zug der Zeit und dergleichen UnPersönlichkeiten, da ent¬
scheidet der Mann, die Einsicht und der Wille des Mannes. Der Zug der Zeit
schafft nur Möglichkeiten, in Wirklichkeiten verwandeln sie erst die Männer. Das
sieht doch ein Kind, Männer machen die Geschichte. Das ist der Punkt. Übrigens,
um noch einmal auf Ihre "Volkspolitik" zu kommen, die Volkspolitik, d. h. ins
Praktische übersetzt, der Lärm in der Presse und auf der Straße, die hat beispiels¬
weise 1864 den Dänen Schleswig-Holstein, 1870 den Franzosen Elsaß-Lothringen
gekostet, und ihr "Prestige" dazu, weil sich die Regierungen in Kopenhagen und
Paris thörichterweise der fanatisch erregten "öffentlichen Meinung" unterwarfen,
statt ihrer eignen bessern Einsicht zu folgen.

Es unterliegt keinem Zweifel, sagte ich, daß in diesen verhängnisvollen Augen¬
blicken die beiden Regierungen eine unverzeihliche Schwäche zeigten; auf der andern
Seite möchte ich darauf hinweisen, ein wie großes Gewicht sogar Vismarck auf "die
Imponderabilien der Volksseele" gelegt hat.

Ich bitte um Verzeihung, mein Lieber! Vismarck hat seine Politik in seinen
größten Jahren, d. h. 1862 bis 1866, sehr kühl gegen sämtliche Imponderabilien
der deutschen Volksseele gemacht. Denn wenn damals Imponderabilien vorhanden
waren, so erschöpften sie sich in dem Haß gegen Vismarck und gegen Preußen.
Sie sind ihm jederzeit nur Zeitungsgeschwätz und Druckerschwärze gewesen, wenn
sie im Widerspruch mit seinen eignen Plänen standen; er hat sie nur beachtet,


gerade für Deutschland schon höchst verderblich geworden ist. Wenn er 1848/49
nicht vorhanden gewesen wäre, wenn die Regierungen der Volksstimmung gefolgt
wären, dann hätten wir damals schon Kaiser und Reich gehabt, und das Blut der
Einheitskriege wäre uns erspart geblieben.

Das ist nun wieder dieser alte Unsinn —- fuhr er heftig auf. Dann schwieg
er aber und sah geradeaus in die Ferne. Sehen Sie, fuhr er ruhiger fort, das
hat mein guter seliger Vater, der mit in Frankfurt in der Paulskirche gesessen und
an dem Scheitern seiner Hoffnungen lange schwer getragen hat, anfangs anch ge¬
dacht und mir oft gesagt, wenn er mir davon erzählte, was er gern that, und
auch ich habe es lange geglaubt — aber ich glaube es schon längst nicht mehr.
Hätte Friedrich Wilhelm IV. die Kaiserkrone damals angenommen, also Ihre Volks-
politik getrieben, so hätte er das Prinzip der Volkssouveränität anerkannt, d. h. die
Herrschaft des souveränen Unverstands, und er hätte sein stolzes Königtum unter
eine parlamentarische Mehrheit beugen müssen, also das Wesen der Monarchie zer¬
stört. Ich frage Sie aber: Können Sie sich eine parlamentarische Regierung im
Deutschen Reiche denken?

Nein, wenigstens nicht mit einer solchen Mehrheit.

Also überhaupt nicht, denn eine wirklich nationalgesinnte, ohne klerikale, kon¬
servativ-agrarische und demokratische Parteihintergedanken uationalgesinnte Mehrheit
kommt bei uns überhaupt nicht zustande, dazu sind wir viel zu fanatisch, eigensinnig
und kleinlich. Und wohin hätte uns nun Ihre „Volkspolitik" in den Jahren
1862 bis 1866 geführt? In ein Deutsches Reich gewiß nicht; wir säßen noch
heute unter des durchlauchtigsten deutschen Bundestags schützenden Privilegien und
hätten weder Schleswig-Holstein noch Elsaß-Lothringen; eher wären wir auch noch
das linke Rheinufer und einiges andre dazu an unsre lieben Herren Nachbarn los¬
geworden. Es ist gar nicht auszudenken.

Aber die Einheit Deutschlands war doch ein Sehnen unsers Volks, sie lag im
Zuge der historischen Verhältnisse und wäre auf jeden Fall gekommen. Schon die
Entwicklung der Geld wirtschaft und des Verkehrs —

Aha, man merkt, rief er mir ins Wort fallend, daß Sie sich die allermodernste
Geschichtsauffassung angeeignet haben, nach der alles von psychischen Gesamtströ¬
mungen und wirtschaftliche» Dingen abhängt. In der Politik aber entscheiden nicht
Strömungen und nicht der Zug der Zeit und dergleichen UnPersönlichkeiten, da ent¬
scheidet der Mann, die Einsicht und der Wille des Mannes. Der Zug der Zeit
schafft nur Möglichkeiten, in Wirklichkeiten verwandeln sie erst die Männer. Das
sieht doch ein Kind, Männer machen die Geschichte. Das ist der Punkt. Übrigens,
um noch einmal auf Ihre „Volkspolitik" zu kommen, die Volkspolitik, d. h. ins
Praktische übersetzt, der Lärm in der Presse und auf der Straße, die hat beispiels¬
weise 1864 den Dänen Schleswig-Holstein, 1870 den Franzosen Elsaß-Lothringen
gekostet, und ihr „Prestige" dazu, weil sich die Regierungen in Kopenhagen und
Paris thörichterweise der fanatisch erregten „öffentlichen Meinung" unterwarfen,
statt ihrer eignen bessern Einsicht zu folgen.

Es unterliegt keinem Zweifel, sagte ich, daß in diesen verhängnisvollen Augen¬
blicken die beiden Regierungen eine unverzeihliche Schwäche zeigten; auf der andern
Seite möchte ich darauf hinweisen, ein wie großes Gewicht sogar Vismarck auf „die
Imponderabilien der Volksseele" gelegt hat.

Ich bitte um Verzeihung, mein Lieber! Vismarck hat seine Politik in seinen
größten Jahren, d. h. 1862 bis 1866, sehr kühl gegen sämtliche Imponderabilien
der deutschen Volksseele gemacht. Denn wenn damals Imponderabilien vorhanden
waren, so erschöpften sie sich in dem Haß gegen Vismarck und gegen Preußen.
Sie sind ihm jederzeit nur Zeitungsgeschwätz und Druckerschwärze gewesen, wenn
sie im Widerspruch mit seinen eignen Plänen standen; er hat sie nur beachtet,


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[0672] gerade für Deutschland schon höchst verderblich geworden ist. Wenn er 1848/49 nicht vorhanden gewesen wäre, wenn die Regierungen der Volksstimmung gefolgt wären, dann hätten wir damals schon Kaiser und Reich gehabt, und das Blut der Einheitskriege wäre uns erspart geblieben. Das ist nun wieder dieser alte Unsinn —- fuhr er heftig auf. Dann schwieg er aber und sah geradeaus in die Ferne. Sehen Sie, fuhr er ruhiger fort, das hat mein guter seliger Vater, der mit in Frankfurt in der Paulskirche gesessen und an dem Scheitern seiner Hoffnungen lange schwer getragen hat, anfangs anch ge¬ dacht und mir oft gesagt, wenn er mir davon erzählte, was er gern that, und auch ich habe es lange geglaubt — aber ich glaube es schon längst nicht mehr. Hätte Friedrich Wilhelm IV. die Kaiserkrone damals angenommen, also Ihre Volks- politik getrieben, so hätte er das Prinzip der Volkssouveränität anerkannt, d. h. die Herrschaft des souveränen Unverstands, und er hätte sein stolzes Königtum unter eine parlamentarische Mehrheit beugen müssen, also das Wesen der Monarchie zer¬ stört. Ich frage Sie aber: Können Sie sich eine parlamentarische Regierung im Deutschen Reiche denken? Nein, wenigstens nicht mit einer solchen Mehrheit. Also überhaupt nicht, denn eine wirklich nationalgesinnte, ohne klerikale, kon¬ servativ-agrarische und demokratische Parteihintergedanken uationalgesinnte Mehrheit kommt bei uns überhaupt nicht zustande, dazu sind wir viel zu fanatisch, eigensinnig und kleinlich. Und wohin hätte uns nun Ihre „Volkspolitik" in den Jahren 1862 bis 1866 geführt? In ein Deutsches Reich gewiß nicht; wir säßen noch heute unter des durchlauchtigsten deutschen Bundestags schützenden Privilegien und hätten weder Schleswig-Holstein noch Elsaß-Lothringen; eher wären wir auch noch das linke Rheinufer und einiges andre dazu an unsre lieben Herren Nachbarn los¬ geworden. Es ist gar nicht auszudenken. Aber die Einheit Deutschlands war doch ein Sehnen unsers Volks, sie lag im Zuge der historischen Verhältnisse und wäre auf jeden Fall gekommen. Schon die Entwicklung der Geld wirtschaft und des Verkehrs — Aha, man merkt, rief er mir ins Wort fallend, daß Sie sich die allermodernste Geschichtsauffassung angeeignet haben, nach der alles von psychischen Gesamtströ¬ mungen und wirtschaftliche» Dingen abhängt. In der Politik aber entscheiden nicht Strömungen und nicht der Zug der Zeit und dergleichen UnPersönlichkeiten, da ent¬ scheidet der Mann, die Einsicht und der Wille des Mannes. Der Zug der Zeit schafft nur Möglichkeiten, in Wirklichkeiten verwandeln sie erst die Männer. Das sieht doch ein Kind, Männer machen die Geschichte. Das ist der Punkt. Übrigens, um noch einmal auf Ihre „Volkspolitik" zu kommen, die Volkspolitik, d. h. ins Praktische übersetzt, der Lärm in der Presse und auf der Straße, die hat beispiels¬ weise 1864 den Dänen Schleswig-Holstein, 1870 den Franzosen Elsaß-Lothringen gekostet, und ihr „Prestige" dazu, weil sich die Regierungen in Kopenhagen und Paris thörichterweise der fanatisch erregten „öffentlichen Meinung" unterwarfen, statt ihrer eignen bessern Einsicht zu folgen. Es unterliegt keinem Zweifel, sagte ich, daß in diesen verhängnisvollen Augen¬ blicken die beiden Regierungen eine unverzeihliche Schwäche zeigten; auf der andern Seite möchte ich darauf hinweisen, ein wie großes Gewicht sogar Vismarck auf „die Imponderabilien der Volksseele" gelegt hat. Ich bitte um Verzeihung, mein Lieber! Vismarck hat seine Politik in seinen größten Jahren, d. h. 1862 bis 1866, sehr kühl gegen sämtliche Imponderabilien der deutschen Volksseele gemacht. Denn wenn damals Imponderabilien vorhanden waren, so erschöpften sie sich in dem Haß gegen Vismarck und gegen Preußen. Sie sind ihm jederzeit nur Zeitungsgeschwätz und Druckerschwärze gewesen, wenn sie im Widerspruch mit seinen eignen Plänen standen; er hat sie nur beachtet,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_232551/672>, abgerufen am 02.07.2024.