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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr.

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Ans dein Llsaß

lung dankbar dem Altmeister germanistischer Forschung. Jakob Grünen. und
wenn Mündels unermüdliche Emsigkeit sie vor einigen Jahren mit vielen wert¬
vollen Ergänzungen und Erläuterungen wieder in die Öffentlichkeit eingeführt
hat. so bedeutet das nicht bloß einen Akt der Verehrung für den heimgegangn".
Rassischer Forscher vom guten alten Schlage, sondern mehr noch die erneute
Besitznahme eines alten deutscheu Schatzes. Er bietet auch der Dichtkunst eme
unerschöpfliche Fundgrube und hat Alberta von Puttkamer zu den reizvollen
Sayendichtuugen angeregt, die sie uns vor einem Jahre beschert und die Earl
Spindler. einer der talentvollsten Söhne des Landes, mit stunmungsvollem
Bilderschmuck geziert hat. Der anmutige Bund, den elsüssische Kunst mit
deutschem Sauge hier geschlossen hat. darf als ein schöner Erfolg deutscher
Kulturarbeit im Elsaß begrüßt werdeu.

Künstlerisches Schaffen hat sich auf dem reichen Boden dieses Landes über¬
haupt seit nlters fröhlich regen können und eine überraschende Fülle von
Denkmälern. oft wahren Meisterwerken besonders der Plastik und der ^an¬
kauft, über Gebirg und Ebne ausgestreut. Auch sie sind ein Ruhm des Landes
und verheißen kunstsinniger Forschung nicht bloß lohnende Ausbeute, sondern
auch den Dank der Bevölkerung. In der That braucht man nur Namen wie
Wvlfmann und Kraus zu nennen, wenn man daran erinnern will, was deutsche
Wissenschaft ans diesem Felde schon frühzeitig geleistet hat. Deutscher Kunst¬
sinn hat sich auch das Verdienst erworben. Kenntnis und Verständnis der vor¬
handen Schätze durch technisch möglichst vollendete Aufnahmen und Verviel¬
fältigungen zu° erleichtern und weitern Kreisen mitzuteilen. In dieser Hinsicht
stehn die von Dr S Hausmann herausgegebnen ., Elsässischen und Lothringischen
Kunstdenkmäler" vbemui. In wohlgelungnen Lichtdruck wiedergegebne photo¬
graphisch, Aufnahmen des Herausgebers, wahre Kunstleistun gen. von denen die
auf das Elsaß den.glichen Lieferungen (120 Blätter) nunmehr vollzählig vor¬
liegen und demnächst von Hausmann im Verein mit Professor Leitschuh und
dem Straßburger Älteren.nsforscher Dr. Seyboth eiuen geineiiiverständ üben
Text erhalten werden, bieten eine Fülle charakteristischer Bauten und Bild¬
werke kirchlicher und profaner Herkunft, zum Teil schwer zugänglich und bis¬
her wenig beachtet, auf handlichen Blättern der Betrachtung dar und lassen
w gedrängter Überschau zum erstenmale so recht augenfällig erkennen, auf
welche entwickelte Kunstleben das Reichsland und namentlich das Elsaß zurück¬
sieht ein hochwillkommnes Geschenk für jeden Kunstfreund, dem Eingebornen
em stolzes Eigentum, und das um so mehr, als ohne das freudige Entgegen¬
kommen, das der Herausgeber bei seinen oft sehr schwierigen Aufnahmen überall
or Lande gefunden hat, sein Werk nolane der Vollendung harren mußte.

Das sind nur Einzelheiten, die hier Erwähnung finden und leicht noch
mannigfach ergänzt werden könnten. Manche treue Arbeit entzieht sich auchder Beobachtung, und die stille, stetige Kraft, mit der gemütvolle Beziehungen
auch von einfacher Art und in engen Kreisen fortwirken, kann überhaupt nicht
belauscht werdeu. Mag mau aber auch das Gras nicht wachsen sehen, so findet


Ans dein Llsaß

lung dankbar dem Altmeister germanistischer Forschung. Jakob Grünen. und
wenn Mündels unermüdliche Emsigkeit sie vor einigen Jahren mit vielen wert¬
vollen Ergänzungen und Erläuterungen wieder in die Öffentlichkeit eingeführt
hat. so bedeutet das nicht bloß einen Akt der Verehrung für den heimgegangn».
Rassischer Forscher vom guten alten Schlage, sondern mehr noch die erneute
Besitznahme eines alten deutscheu Schatzes. Er bietet auch der Dichtkunst eme
unerschöpfliche Fundgrube und hat Alberta von Puttkamer zu den reizvollen
Sayendichtuugen angeregt, die sie uns vor einem Jahre beschert und die Earl
Spindler. einer der talentvollsten Söhne des Landes, mit stunmungsvollem
Bilderschmuck geziert hat. Der anmutige Bund, den elsüssische Kunst mit
deutschem Sauge hier geschlossen hat. darf als ein schöner Erfolg deutscher
Kulturarbeit im Elsaß begrüßt werdeu.

Künstlerisches Schaffen hat sich auf dem reichen Boden dieses Landes über¬
haupt seit nlters fröhlich regen können und eine überraschende Fülle von
Denkmälern. oft wahren Meisterwerken besonders der Plastik und der ^an¬
kauft, über Gebirg und Ebne ausgestreut. Auch sie sind ein Ruhm des Landes
und verheißen kunstsinniger Forschung nicht bloß lohnende Ausbeute, sondern
auch den Dank der Bevölkerung. In der That braucht man nur Namen wie
Wvlfmann und Kraus zu nennen, wenn man daran erinnern will, was deutsche
Wissenschaft ans diesem Felde schon frühzeitig geleistet hat. Deutscher Kunst¬
sinn hat sich auch das Verdienst erworben. Kenntnis und Verständnis der vor¬
handen Schätze durch technisch möglichst vollendete Aufnahmen und Verviel¬
fältigungen zu° erleichtern und weitern Kreisen mitzuteilen. In dieser Hinsicht
stehn die von Dr S Hausmann herausgegebnen ., Elsässischen und Lothringischen
Kunstdenkmäler" vbemui. In wohlgelungnen Lichtdruck wiedergegebne photo¬
graphisch, Aufnahmen des Herausgebers, wahre Kunstleistun gen. von denen die
auf das Elsaß den.glichen Lieferungen (120 Blätter) nunmehr vollzählig vor¬
liegen und demnächst von Hausmann im Verein mit Professor Leitschuh und
dem Straßburger Älteren.nsforscher Dr. Seyboth eiuen geineiiiverständ üben
Text erhalten werden, bieten eine Fülle charakteristischer Bauten und Bild¬
werke kirchlicher und profaner Herkunft, zum Teil schwer zugänglich und bis¬
her wenig beachtet, auf handlichen Blättern der Betrachtung dar und lassen
w gedrängter Überschau zum erstenmale so recht augenfällig erkennen, auf
welche entwickelte Kunstleben das Reichsland und namentlich das Elsaß zurück¬
sieht ein hochwillkommnes Geschenk für jeden Kunstfreund, dem Eingebornen
em stolzes Eigentum, und das um so mehr, als ohne das freudige Entgegen¬
kommen, das der Herausgeber bei seinen oft sehr schwierigen Aufnahmen überall
or Lande gefunden hat, sein Werk nolane der Vollendung harren mußte.

Das sind nur Einzelheiten, die hier Erwähnung finden und leicht noch
mannigfach ergänzt werden könnten. Manche treue Arbeit entzieht sich auchder Beobachtung, und die stille, stetige Kraft, mit der gemütvolle Beziehungen
auch von einfacher Art und in engen Kreisen fortwirken, kann überhaupt nicht
belauscht werdeu. Mag mau aber auch das Gras nicht wachsen sehen, so findet


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[0605] Ans dein Llsaß lung dankbar dem Altmeister germanistischer Forschung. Jakob Grünen. und wenn Mündels unermüdliche Emsigkeit sie vor einigen Jahren mit vielen wert¬ vollen Ergänzungen und Erläuterungen wieder in die Öffentlichkeit eingeführt hat. so bedeutet das nicht bloß einen Akt der Verehrung für den heimgegangn». Rassischer Forscher vom guten alten Schlage, sondern mehr noch die erneute Besitznahme eines alten deutscheu Schatzes. Er bietet auch der Dichtkunst eme unerschöpfliche Fundgrube und hat Alberta von Puttkamer zu den reizvollen Sayendichtuugen angeregt, die sie uns vor einem Jahre beschert und die Earl Spindler. einer der talentvollsten Söhne des Landes, mit stunmungsvollem Bilderschmuck geziert hat. Der anmutige Bund, den elsüssische Kunst mit deutschem Sauge hier geschlossen hat. darf als ein schöner Erfolg deutscher Kulturarbeit im Elsaß begrüßt werdeu. Künstlerisches Schaffen hat sich auf dem reichen Boden dieses Landes über¬ haupt seit nlters fröhlich regen können und eine überraschende Fülle von Denkmälern. oft wahren Meisterwerken besonders der Plastik und der ^an¬ kauft, über Gebirg und Ebne ausgestreut. Auch sie sind ein Ruhm des Landes und verheißen kunstsinniger Forschung nicht bloß lohnende Ausbeute, sondern auch den Dank der Bevölkerung. In der That braucht man nur Namen wie Wvlfmann und Kraus zu nennen, wenn man daran erinnern will, was deutsche Wissenschaft ans diesem Felde schon frühzeitig geleistet hat. Deutscher Kunst¬ sinn hat sich auch das Verdienst erworben. Kenntnis und Verständnis der vor¬ handen Schätze durch technisch möglichst vollendete Aufnahmen und Verviel¬ fältigungen zu° erleichtern und weitern Kreisen mitzuteilen. In dieser Hinsicht stehn die von Dr S Hausmann herausgegebnen ., Elsässischen und Lothringischen Kunstdenkmäler" vbemui. In wohlgelungnen Lichtdruck wiedergegebne photo¬ graphisch, Aufnahmen des Herausgebers, wahre Kunstleistun gen. von denen die auf das Elsaß den.glichen Lieferungen (120 Blätter) nunmehr vollzählig vor¬ liegen und demnächst von Hausmann im Verein mit Professor Leitschuh und dem Straßburger Älteren.nsforscher Dr. Seyboth eiuen geineiiiverständ üben Text erhalten werden, bieten eine Fülle charakteristischer Bauten und Bild¬ werke kirchlicher und profaner Herkunft, zum Teil schwer zugänglich und bis¬ her wenig beachtet, auf handlichen Blättern der Betrachtung dar und lassen w gedrängter Überschau zum erstenmale so recht augenfällig erkennen, auf welche entwickelte Kunstleben das Reichsland und namentlich das Elsaß zurück¬ sieht ein hochwillkommnes Geschenk für jeden Kunstfreund, dem Eingebornen em stolzes Eigentum, und das um so mehr, als ohne das freudige Entgegen¬ kommen, das der Herausgeber bei seinen oft sehr schwierigen Aufnahmen überall or Lande gefunden hat, sein Werk nolane der Vollendung harren mußte. Das sind nur Einzelheiten, die hier Erwähnung finden und leicht noch mannigfach ergänzt werden könnten. Manche treue Arbeit entzieht sich auchder Beobachtung, und die stille, stetige Kraft, mit der gemütvolle Beziehungen auch von einfacher Art und in engen Kreisen fortwirken, kann überhaupt nicht belauscht werdeu. Mag mau aber auch das Gras nicht wachsen sehen, so findet

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_232551/605>, abgerufen am 02.10.2024.