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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr.

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Zur Auswandrung nach Brasilien

Wien Dolmetscher (der, nebenbei gesagt, eine ganz untergeordnete Stellung
bekleidet und häufig gegen seine bessere Überzeugung handeln muß) ver¬
ständigen kann.

Ferner sind auf den Ländereien der deutschen Kolonisativnsgesellschaften
jederzeit genügend Kolonielose vermessen, daß die Neuankmmnenden sofort an¬
gesiedelt werden können; diese haben daher nicht nötig, erst lange in Hafen¬
städten umher zu liegen, ihren Sparpfennig zu verzehren oder gar das Opfer
von Runners, RowdieS oder ähnlichem Gesindel zu werden. Auch sind die
Einwandrer nicht genötigt, Baracken in den Urwäldern zu bewohnen, die bei
starken Regengüssen dem Wasser hänfig von allen Seiten Eintritt gewähren,
sondern werden durch Beamte der Gesellschaft in einfach aus Holz, aber wasser¬
echt konstruierte Empfangshäuser untergebracht; Federbetten giebt es dort zwar
^ehe' die mag der Auswandrer selbst mitbringen, eine Holzpritsche ist die
Bettstelle, aber ein gutes Gewissen wird auch da das sanfteste Ruhekissen
^ud ein freudiger Lebensmut dann der beste Trieb zum Schaffen am neuen
Werke sein.

Im Staate Se. Catharina kolonisiert die Hanseatische Kolonisationsgesell-
lch^se (Hamburg), die bisher bedeutendes in Wegebauteu geleistet hat und das
traßennetz immer weiter ausdehnt, um den Ansiedlern vorteilhaften Absatz
se" die gewonnenen Landesprodukte zu schaffen. Die von der Gesellschaft an-
^ Kolonie "Hansa" zählt bis jetzt etwa dreißig Ansiedlerfamilien. Die
^^ Palmitenstümmen erbauten, mit Schindeln eingedeckten Kolonistenhänser
^dren einen freundlichen Anblick; Hühncrscharen gackern bei jeden? Hause,
^se'^t man hier und da in der Nähe eines Hauses aus einem Holzverschlage
^ behagliche Grunzen eines gesättigten Schweines; einzelne Ansiedler, die
^parpfennig aus der Heimat richtig gebraucht haben, haben auch schon
^ne Kuh. Die bestellte Aussaat, besonders der Mais, verspricht eine gute
^nee. Am Stadtplätze Hansa selbst liegt ein aus Holz dauerhaft konstruiertes
^wnltungsgebäudc. Die Kolonie und die zukünftige Stadt Hansa werden
Fahrstraße, die die Gesellschaft erbauen läßt, mit S. Bento ver-
'^en und erhalten dadurch Anschluß an die Haupt(Serra)strnße, die von
"wvM. uhn Campo Alegre, S. Bento, Oxford, Rio Preto nach Rio Negro
^aranä) führt. Ferner hat sich die Hanseatische Gesellschaft bereit erklärt, zu
der ^ Kolonien erforderlichen Kirchen- und Schulbänken ein Drittel
^sten von vornherein zu übernehmen,

do s Hermann Meyer und Genossen zu Leipzig in Rio Grande
begy des Jjuhh, eines Nebenflusses des Rio Uruguay,
siebt^^" Kolonisation dürfte der Erfolg nicht fehlen, wenn den neuen Ar-
de> d ^' ^^lMlM geboten ist, die gewonnenen Produkte vorteilhaft abzusetzen,
gepla V ^" ""^ ^ sehr fruchtbar ist. Die von Herrn Dr. Meyer
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durchweg' Zählen hier verschiedne ältere schwäbische Kolonien, die fast
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Zur Auswandrung nach Brasilien

Wien Dolmetscher (der, nebenbei gesagt, eine ganz untergeordnete Stellung
bekleidet und häufig gegen seine bessere Überzeugung handeln muß) ver¬
ständigen kann.

Ferner sind auf den Ländereien der deutschen Kolonisativnsgesellschaften
jederzeit genügend Kolonielose vermessen, daß die Neuankmmnenden sofort an¬
gesiedelt werden können; diese haben daher nicht nötig, erst lange in Hafen¬
städten umher zu liegen, ihren Sparpfennig zu verzehren oder gar das Opfer
von Runners, RowdieS oder ähnlichem Gesindel zu werden. Auch sind die
Einwandrer nicht genötigt, Baracken in den Urwäldern zu bewohnen, die bei
starken Regengüssen dem Wasser hänfig von allen Seiten Eintritt gewähren,
sondern werden durch Beamte der Gesellschaft in einfach aus Holz, aber wasser¬
echt konstruierte Empfangshäuser untergebracht; Federbetten giebt es dort zwar
^ehe' die mag der Auswandrer selbst mitbringen, eine Holzpritsche ist die
Bettstelle, aber ein gutes Gewissen wird auch da das sanfteste Ruhekissen
^ud ein freudiger Lebensmut dann der beste Trieb zum Schaffen am neuen
Werke sein.

Im Staate Se. Catharina kolonisiert die Hanseatische Kolonisationsgesell-
lch^se (Hamburg), die bisher bedeutendes in Wegebauteu geleistet hat und das
traßennetz immer weiter ausdehnt, um den Ansiedlern vorteilhaften Absatz
se» die gewonnenen Landesprodukte zu schaffen. Die von der Gesellschaft an-
^ Kolonie „Hansa" zählt bis jetzt etwa dreißig Ansiedlerfamilien. Die
^^ Palmitenstümmen erbauten, mit Schindeln eingedeckten Kolonistenhänser
^dren einen freundlichen Anblick; Hühncrscharen gackern bei jeden? Hause,
^se'^t man hier und da in der Nähe eines Hauses aus einem Holzverschlage
^ behagliche Grunzen eines gesättigten Schweines; einzelne Ansiedler, die
^parpfennig aus der Heimat richtig gebraucht haben, haben auch schon
^ne Kuh. Die bestellte Aussaat, besonders der Mais, verspricht eine gute
^nee. Am Stadtplätze Hansa selbst liegt ein aus Holz dauerhaft konstruiertes
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Fahrstraße, die die Gesellschaft erbauen läßt, mit S. Bento ver-
'^en und erhalten dadurch Anschluß an die Haupt(Serra)strnße, die von
»wvM. uhn Campo Alegre, S. Bento, Oxford, Rio Preto nach Rio Negro
^aranä) führt. Ferner hat sich die Hanseatische Gesellschaft bereit erklärt, zu
der ^ Kolonien erforderlichen Kirchen- und Schulbänken ein Drittel
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do s Hermann Meyer und Genossen zu Leipzig in Rio Grande
begy des Jjuhh, eines Nebenflusses des Rio Uruguay,
siebt^^" Kolonisation dürfte der Erfolg nicht fehlen, wenn den neuen Ar-
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[0497] Zur Auswandrung nach Brasilien Wien Dolmetscher (der, nebenbei gesagt, eine ganz untergeordnete Stellung bekleidet und häufig gegen seine bessere Überzeugung handeln muß) ver¬ ständigen kann. Ferner sind auf den Ländereien der deutschen Kolonisativnsgesellschaften jederzeit genügend Kolonielose vermessen, daß die Neuankmmnenden sofort an¬ gesiedelt werden können; diese haben daher nicht nötig, erst lange in Hafen¬ städten umher zu liegen, ihren Sparpfennig zu verzehren oder gar das Opfer von Runners, RowdieS oder ähnlichem Gesindel zu werden. Auch sind die Einwandrer nicht genötigt, Baracken in den Urwäldern zu bewohnen, die bei starken Regengüssen dem Wasser hänfig von allen Seiten Eintritt gewähren, sondern werden durch Beamte der Gesellschaft in einfach aus Holz, aber wasser¬ echt konstruierte Empfangshäuser untergebracht; Federbetten giebt es dort zwar ^ehe' die mag der Auswandrer selbst mitbringen, eine Holzpritsche ist die Bettstelle, aber ein gutes Gewissen wird auch da das sanfteste Ruhekissen ^ud ein freudiger Lebensmut dann der beste Trieb zum Schaffen am neuen Werke sein. Im Staate Se. Catharina kolonisiert die Hanseatische Kolonisationsgesell- lch^se (Hamburg), die bisher bedeutendes in Wegebauteu geleistet hat und das traßennetz immer weiter ausdehnt, um den Ansiedlern vorteilhaften Absatz se» die gewonnenen Landesprodukte zu schaffen. Die von der Gesellschaft an- ^ Kolonie „Hansa" zählt bis jetzt etwa dreißig Ansiedlerfamilien. Die ^^ Palmitenstümmen erbauten, mit Schindeln eingedeckten Kolonistenhänser ^dren einen freundlichen Anblick; Hühncrscharen gackern bei jeden? Hause, ^se'^t man hier und da in der Nähe eines Hauses aus einem Holzverschlage ^ behagliche Grunzen eines gesättigten Schweines; einzelne Ansiedler, die ^parpfennig aus der Heimat richtig gebraucht haben, haben auch schon ^ne Kuh. Die bestellte Aussaat, besonders der Mais, verspricht eine gute ^nee. Am Stadtplätze Hansa selbst liegt ein aus Holz dauerhaft konstruiertes ^wnltungsgebäudc. Die Kolonie und die zukünftige Stadt Hansa werden Fahrstraße, die die Gesellschaft erbauen läßt, mit S. Bento ver- '^en und erhalten dadurch Anschluß an die Haupt(Serra)strnße, die von »wvM. uhn Campo Alegre, S. Bento, Oxford, Rio Preto nach Rio Negro ^aranä) führt. Ferner hat sich die Hanseatische Gesellschaft bereit erklärt, zu der ^ Kolonien erforderlichen Kirchen- und Schulbänken ein Drittel ^sten von vornherein zu übernehmen, do s Hermann Meyer und Genossen zu Leipzig in Rio Grande begy des Jjuhh, eines Nebenflusses des Rio Uruguay, siebt^^" Kolonisation dürfte der Erfolg nicht fehlen, wenn den neuen Ar- de> d ^' ^^lMlM geboten ist, die gewonnenen Produkte vorteilhaft abzusetzen, gepla V ^" ""^ ^ sehr fruchtbar ist. Die von Herrn Dr. Meyer nicht ^"^^^"nnische Kolonisation hat sich bewährt und ist in Südbrasilien durchweg' Zählen hier verschiedne ältere schwäbische Kolonien, die fast Grenzbote^^^'^^ ''^ ^' ^""feige Verbindung zu größern Ver- ni

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_232551/497>, abgerufen am 04.07.2024.