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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr.

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Fran Venus

und so sehr durch die Stimmungen des Augenblicks beeinflußt, daß man, W ost
man sie sah, nie den gleichen Eindruck von ihr empfing. Leider beeinträchtigte ne
selbst ihre Schönheit durch das Bestreben, dieser zu Hilfe zu kommein sie färbte
Augenbrauen und Wimpern und puderte ihr Gesicht mit ebenso wenig Maßhaltnng.
wie sie sich auffallend und mit übertriebner Eleganz zu kleiden liebte; sogar auf
ihren Badeanzug verwandte sie unendliche Sorgfalt.

<^Wahrend nun ihre Eigentümlichkeit Veranlassung gab. daß alle sich mehr ober
weniger mit ihr beschäftigten, schien ihr jedermann, außer soweit er ihren Zwecken
dienen konnte, völlig gleuhgiltig zu sein. Die Bewundrung, die mau ihr zollte
betrachtete sie als selbstverständlich, und sie bediente sich ihrer rmkstchtslos. Nichts
w ihrem Thun war berechnet, sondern alles geschah aus liatürlichem Antrieb: nur
ihre Empfindung oder Laune bestimmte ihr Handeln, für das f>e so wenig als
möglich irgend eine Schranke gelten ließ. Sie war eine rein sinnliche Schmetter-
lingsnatur. für die Sonnenschein. Licht. Farbe und Schönheit. Freude am Lebe
und froher Genuß Bedingung und Zweck des Daseins waren, wahrend der Ernst
des Lebeus ihr unverständlich blieb, und ein kalter Hauch sie zerstören mußte.

Sie hatte das Bedürfnis. alles um sich her froh und glücklich zu sehen aber
freilich hatte sie eine besondre Weise, die nicht jede", gefiel wenn sie versuch c.
"ndre fröhlich zu machen. Sie war dann unerschöpflich im Ersinner von allerlei
Schabernack und von tausend Teufeleien. dnrch die sie oft eine heillose Verwirrung
und die ärgsten Mißverständnisse im Kreise der Bekannten erregte; war ihr dies
gelungen, so kannte ihre Heiterkeit keine Grenzen, namentlich wenn ste bemerkte,
daß jemand über den Scherz ungehalten war. Im Grnnde konnte ihr keuier arge
gram sein, denn ihre Art war so zierlich, und es fehlte fo gänzlich der Wille zu
verletze:,, daß sie sich ungestraft vieles erlauben durfte. Begegnete sie ze einer un¬
freundlichen Miene, so entfloh sie mit allen Zeichen des Entsetzens: 1e- troiÄ mo
an-We - pflegte sie zu sagen. In ihren. Reden wie in ihrem Thun erlaubte
W sich sehr weitgehende Freiheiten -- wer aber darin eine Aufforderung sah, es
ehr gegenüber ebenso halten, konnte schlimme Erfahrungen machen. Man er¬
zählte sich vou einer sehr kräftigen Ohrfeige, die die plötzliche Abreise eines M.gen
Margnis ans unsern, Kreise veranlaßt haben sollte, und sicher ist. daß sie eines
Tages an öffentlicher Tafel die Liebeserklärungen eines iniigen Mannes vor der
gesamten Gesellscha t wiederholte und die Szene so ergötzlich dramatisch vorführte,
daß der Betreffende der selbst gegenwärtig war. sofort und auf immer verschwand.
Überhaupt war das Los ihrer Verehrer nicht leicht; es machte ihr Vergnügen. Un¬
mögliches von ihnen zu fordern oder sie in komische Lagen zu bringen. So er¬
innere ich mich, daß lange Zeit der ganze Scharfsinn der jungen Leute darauf ge¬
richtet war. Vorrichtungen zu erfinden, um beim Schwimmen Cigaret en und
Feuerzeug in trocknem Zustande zu erhalten. Die Baronesse rauchte leidenschafMcy
und war eine ausgezeichnete Schwimmerin. Wenn sie nun mit ihrem Gefolge in
die See hinausfchwamm, so Pflegte sie von Zeit zu Zeit im Wasser aus dem Wüten
liegend Cigaretten zu rauchen, und es galt, sie ihr in rauchbarem Zustande an¬
zubieten und in Brand zu setzen, was keine leichte Aufgabe war. Ein andres mal
hatte sie sich vorgesetzt, auf den Eseln, die am Strande vermietet wurden, eine
Quadrille zu reiten, und eine Woche lang wurden ihre Kavaliere nicht minder als
die Esel mit diesem Vorhaben gequält.

,Die ältere Schwester hatte es augenscheinlich längst aufgegeben, irgend einen
Einfluß auf die Baronesse Magna auszuüben. Sie beschränkte sich darauf, mit
feinem Takt die Folgen eines gar zu rücksichtslosen oder exzentrischen Benehmens
zu begütigen, und überall, wo es nötig wurde, ausgleichend und entschuldigend da¬
zwischen zu treten.


Fran Venus

und so sehr durch die Stimmungen des Augenblicks beeinflußt, daß man, W ost
man sie sah, nie den gleichen Eindruck von ihr empfing. Leider beeinträchtigte ne
selbst ihre Schönheit durch das Bestreben, dieser zu Hilfe zu kommein sie färbte
Augenbrauen und Wimpern und puderte ihr Gesicht mit ebenso wenig Maßhaltnng.
wie sie sich auffallend und mit übertriebner Eleganz zu kleiden liebte; sogar auf
ihren Badeanzug verwandte sie unendliche Sorgfalt.

<^Wahrend nun ihre Eigentümlichkeit Veranlassung gab. daß alle sich mehr ober
weniger mit ihr beschäftigten, schien ihr jedermann, außer soweit er ihren Zwecken
dienen konnte, völlig gleuhgiltig zu sein. Die Bewundrung, die mau ihr zollte
betrachtete sie als selbstverständlich, und sie bediente sich ihrer rmkstchtslos. Nichts
w ihrem Thun war berechnet, sondern alles geschah aus liatürlichem Antrieb: nur
ihre Empfindung oder Laune bestimmte ihr Handeln, für das f>e so wenig als
möglich irgend eine Schranke gelten ließ. Sie war eine rein sinnliche Schmetter-
lingsnatur. für die Sonnenschein. Licht. Farbe und Schönheit. Freude am Lebe
und froher Genuß Bedingung und Zweck des Daseins waren, wahrend der Ernst
des Lebeus ihr unverständlich blieb, und ein kalter Hauch sie zerstören mußte.

Sie hatte das Bedürfnis. alles um sich her froh und glücklich zu sehen aber
freilich hatte sie eine besondre Weise, die nicht jede», gefiel wenn sie versuch c.
"ndre fröhlich zu machen. Sie war dann unerschöpflich im Ersinner von allerlei
Schabernack und von tausend Teufeleien. dnrch die sie oft eine heillose Verwirrung
und die ärgsten Mißverständnisse im Kreise der Bekannten erregte; war ihr dies
gelungen, so kannte ihre Heiterkeit keine Grenzen, namentlich wenn ste bemerkte,
daß jemand über den Scherz ungehalten war. Im Grnnde konnte ihr keuier arge
gram sein, denn ihre Art war so zierlich, und es fehlte fo gänzlich der Wille zu
verletze:,, daß sie sich ungestraft vieles erlauben durfte. Begegnete sie ze einer un¬
freundlichen Miene, so entfloh sie mit allen Zeichen des Entsetzens: 1e- troiÄ mo
an-We - pflegte sie zu sagen. In ihren. Reden wie in ihrem Thun erlaubte
W sich sehr weitgehende Freiheiten — wer aber darin eine Aufforderung sah, es
ehr gegenüber ebenso halten, konnte schlimme Erfahrungen machen. Man er¬
zählte sich vou einer sehr kräftigen Ohrfeige, die die plötzliche Abreise eines M.gen
Margnis ans unsern, Kreise veranlaßt haben sollte, und sicher ist. daß sie eines
Tages an öffentlicher Tafel die Liebeserklärungen eines iniigen Mannes vor der
gesamten Gesellscha t wiederholte und die Szene so ergötzlich dramatisch vorführte,
daß der Betreffende der selbst gegenwärtig war. sofort und auf immer verschwand.
Überhaupt war das Los ihrer Verehrer nicht leicht; es machte ihr Vergnügen. Un¬
mögliches von ihnen zu fordern oder sie in komische Lagen zu bringen. So er¬
innere ich mich, daß lange Zeit der ganze Scharfsinn der jungen Leute darauf ge¬
richtet war. Vorrichtungen zu erfinden, um beim Schwimmen Cigaret en und
Feuerzeug in trocknem Zustande zu erhalten. Die Baronesse rauchte leidenschafMcy
und war eine ausgezeichnete Schwimmerin. Wenn sie nun mit ihrem Gefolge in
die See hinausfchwamm, so Pflegte sie von Zeit zu Zeit im Wasser aus dem Wüten
liegend Cigaretten zu rauchen, und es galt, sie ihr in rauchbarem Zustande an¬
zubieten und in Brand zu setzen, was keine leichte Aufgabe war. Ein andres mal
hatte sie sich vorgesetzt, auf den Eseln, die am Strande vermietet wurden, eine
Quadrille zu reiten, und eine Woche lang wurden ihre Kavaliere nicht minder als
die Esel mit diesem Vorhaben gequält.

,Die ältere Schwester hatte es augenscheinlich längst aufgegeben, irgend einen
Einfluß auf die Baronesse Magna auszuüben. Sie beschränkte sich darauf, mit
feinem Takt die Folgen eines gar zu rücksichtslosen oder exzentrischen Benehmens
zu begütigen, und überall, wo es nötig wurde, ausgleichend und entschuldigend da¬
zwischen zu treten.


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[0047] Fran Venus und so sehr durch die Stimmungen des Augenblicks beeinflußt, daß man, W ost man sie sah, nie den gleichen Eindruck von ihr empfing. Leider beeinträchtigte ne selbst ihre Schönheit durch das Bestreben, dieser zu Hilfe zu kommein sie färbte Augenbrauen und Wimpern und puderte ihr Gesicht mit ebenso wenig Maßhaltnng. wie sie sich auffallend und mit übertriebner Eleganz zu kleiden liebte; sogar auf ihren Badeanzug verwandte sie unendliche Sorgfalt. <^Wahrend nun ihre Eigentümlichkeit Veranlassung gab. daß alle sich mehr ober weniger mit ihr beschäftigten, schien ihr jedermann, außer soweit er ihren Zwecken dienen konnte, völlig gleuhgiltig zu sein. Die Bewundrung, die mau ihr zollte betrachtete sie als selbstverständlich, und sie bediente sich ihrer rmkstchtslos. Nichts w ihrem Thun war berechnet, sondern alles geschah aus liatürlichem Antrieb: nur ihre Empfindung oder Laune bestimmte ihr Handeln, für das f>e so wenig als möglich irgend eine Schranke gelten ließ. Sie war eine rein sinnliche Schmetter- lingsnatur. für die Sonnenschein. Licht. Farbe und Schönheit. Freude am Lebe und froher Genuß Bedingung und Zweck des Daseins waren, wahrend der Ernst des Lebeus ihr unverständlich blieb, und ein kalter Hauch sie zerstören mußte. Sie hatte das Bedürfnis. alles um sich her froh und glücklich zu sehen aber freilich hatte sie eine besondre Weise, die nicht jede», gefiel wenn sie versuch c. "ndre fröhlich zu machen. Sie war dann unerschöpflich im Ersinner von allerlei Schabernack und von tausend Teufeleien. dnrch die sie oft eine heillose Verwirrung und die ärgsten Mißverständnisse im Kreise der Bekannten erregte; war ihr dies gelungen, so kannte ihre Heiterkeit keine Grenzen, namentlich wenn ste bemerkte, daß jemand über den Scherz ungehalten war. Im Grnnde konnte ihr keuier arge gram sein, denn ihre Art war so zierlich, und es fehlte fo gänzlich der Wille zu verletze:,, daß sie sich ungestraft vieles erlauben durfte. Begegnete sie ze einer un¬ freundlichen Miene, so entfloh sie mit allen Zeichen des Entsetzens: 1e- troiÄ mo an-We - pflegte sie zu sagen. In ihren. Reden wie in ihrem Thun erlaubte W sich sehr weitgehende Freiheiten — wer aber darin eine Aufforderung sah, es ehr gegenüber ebenso halten, konnte schlimme Erfahrungen machen. Man er¬ zählte sich vou einer sehr kräftigen Ohrfeige, die die plötzliche Abreise eines M.gen Margnis ans unsern, Kreise veranlaßt haben sollte, und sicher ist. daß sie eines Tages an öffentlicher Tafel die Liebeserklärungen eines iniigen Mannes vor der gesamten Gesellscha t wiederholte und die Szene so ergötzlich dramatisch vorführte, daß der Betreffende der selbst gegenwärtig war. sofort und auf immer verschwand. Überhaupt war das Los ihrer Verehrer nicht leicht; es machte ihr Vergnügen. Un¬ mögliches von ihnen zu fordern oder sie in komische Lagen zu bringen. So er¬ innere ich mich, daß lange Zeit der ganze Scharfsinn der jungen Leute darauf ge¬ richtet war. Vorrichtungen zu erfinden, um beim Schwimmen Cigaret en und Feuerzeug in trocknem Zustande zu erhalten. Die Baronesse rauchte leidenschafMcy und war eine ausgezeichnete Schwimmerin. Wenn sie nun mit ihrem Gefolge in die See hinausfchwamm, so Pflegte sie von Zeit zu Zeit im Wasser aus dem Wüten liegend Cigaretten zu rauchen, und es galt, sie ihr in rauchbarem Zustande an¬ zubieten und in Brand zu setzen, was keine leichte Aufgabe war. Ein andres mal hatte sie sich vorgesetzt, auf den Eseln, die am Strande vermietet wurden, eine Quadrille zu reiten, und eine Woche lang wurden ihre Kavaliere nicht minder als die Esel mit diesem Vorhaben gequält. ,Die ältere Schwester hatte es augenscheinlich längst aufgegeben, irgend einen Einfluß auf die Baronesse Magna auszuüben. Sie beschränkte sich darauf, mit feinem Takt die Folgen eines gar zu rücksichtslosen oder exzentrischen Benehmens zu begütigen, und überall, wo es nötig wurde, ausgleichend und entschuldigend da¬ zwischen zu treten.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_232551/47>, abgerufen am 30.06.2024.