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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr.

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telum diese Herren noch da, komm plötzlich einmal die Gymnasiallehrer keine roma¬
nische Philologie mehr brauchten, sondern nur noch das wirkliche Französisch?); es
wäre also wie eine Schlange, die sich in den Schwanz beißt. Ich finde diesen
Vergleich etwas frivol, aber es ist doch wohl etwas dabei richtig.

Ich habe nämlich an mir selbst eine ganz ähnliche Erfahrung gemacht, wie
Ihr wunderlicher Freund an sich. Als kleiner Junge wurde ich in einem Privat¬
unterricht, den ein einziger Lehrer Kinder" verschiednen Alters gab, die in Ab¬
teilungen geteilt waren, stundenweise ganz ohne Beschäftigung gelassen, mit der
einzigen Verpflichtung, die andern nicht zu stören. Da mich das bald langweilte,
zog ich es vor, derweil aus dem Lehrbuche meiner ältern Schwester Englisch zu
lernen. Dieses war der einst weitverbreitete "kleine Ahn," ein nach der Gonver-
ncmtemnethode (wie jetzt meine Kollegen sagen) eingerichtetes Lesebuch mit einem
Lexikon dahinter; es fing mit Silben und Wörtern an, ging dann zu Sätzen und
schließlich zu Geschichten über, von grammatischen Regeln wurde man kaum etwas
gewahr. Nun versichere ich Ihnen, daß ich mit Hilfe dieses simpeln Vnchs ohne jede
mündliche Anleitung ans purer Langweile soviel Englisch gelernt habe, daß ich
als achtjähriger Junge sämtliche Geschichten, soweit sie mich gegenständlich inter¬
essierten, jedem, der sie hören wollte, englisch oder deutsch in fliegendem Tempo
vorlas. Ich sage mir nnn nach solcher Erfahrung, da ich doch kein Wunderkind
gewesen bin, es müßte nicht schwer sein, den Jungen wirkliches Französisch auf dem
Gymnasium beizubringen. Aber der Anspruch, etwas Höheres geben zu wollen,
steht dem im Wege, und deswegen beißt sich die Schlange lieber in den Schwanz,
und der Junge lernt schwer und so gut wie nichts. In dieser Kritik bin ich freilich
schon etwas vou dem Standpunkte meines Gymnasialprofessors abgewichen. Aber
wenn ich zu entscheiden hätte, ich weiß doch nicht, ob ich den Mut haben würde, die
augenehme und erfolgreiche Gouvernanten- oder Oberkellnermethode in das Gym¬
nasium einzuführen, da sie nach oben keinen Anschluß an die romanische Philologie
bietet, und die Wissenschaftlichkeit der Beschäftigung für den höhern Lehrstand doch
sehr in Betracht kommt. Eher als vou den Gymnasien ließe sich wohl vou den
Rcalnustalten etwas erwarten; sie können wenigstens den praktischen Standpunkt
offner vertreten, weil sie nicht so schwer an der historischen Last des wissenschaft¬
lichen Paniers tragen. Vielleicht kümmert sich Ihr wunderlicher Freund zu gelegner
Zeit darum, ob auf den Realgymnasien mehr Französisch gelernt wird.

Einstweilen noch eine Kleinigkeit. Ihr Freund spricht sich verwundert aus
über die "Musterprvsa," die in dem deutschen Lesebuche seiner Nichte aufgetischt
wird. Er soll sich aber sagen, daß es da einiges zu entschuldigen giebt. Bei dem
Mißfallen, mit dem man heute amtlich die Übersetzung aus dem Deutschen in eine
fremde Sprache ansieht, als zu mühevoll oder zu wenig erfolgreich, suchen die
Lehrer, die diese Übung dennoch beibehalten möchten, den deutschen Text ihrer
Übungsbücher durch allerlei Abänderungen dem Gefüge der fremden Sprache an¬
zunähern. Dadurch wird die Übersetzung leichter, die moderne Pädagogik nennt
das "Hilfen"; aber der deutsche Text an sich betrachtet wird selbstverständlich oft
ganz miserabel. Ist es nicht denkbar, daß den Pädagogen, die zeitweise ihr
Sprachgefühl zurückdränge", dann auch wohl einmal der Maßstab ganz entgleitet
für das, was deutsch ist und was nicht, wenn sie Stücke für neue Lesebücher aus¬
wählen und vorschlagen sollen? Denn so entsteh" doch gewiß die meisten derartigen
Bücher. Oder ist das zu weit hergeholt? Dann also nicht für diesesmal. Vielleicht
beschäftigt sich Ihr wunderlicher Freund ein andermal mit den Geschmackssünden
d Gin Gymuasiallsilfslehrer es deutschen Unterrichts.




Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. -- Druck von Carl Marquart in Leipzig

telum diese Herren noch da, komm plötzlich einmal die Gymnasiallehrer keine roma¬
nische Philologie mehr brauchten, sondern nur noch das wirkliche Französisch?); es
wäre also wie eine Schlange, die sich in den Schwanz beißt. Ich finde diesen
Vergleich etwas frivol, aber es ist doch wohl etwas dabei richtig.

Ich habe nämlich an mir selbst eine ganz ähnliche Erfahrung gemacht, wie
Ihr wunderlicher Freund an sich. Als kleiner Junge wurde ich in einem Privat¬
unterricht, den ein einziger Lehrer Kinder» verschiednen Alters gab, die in Ab¬
teilungen geteilt waren, stundenweise ganz ohne Beschäftigung gelassen, mit der
einzigen Verpflichtung, die andern nicht zu stören. Da mich das bald langweilte,
zog ich es vor, derweil aus dem Lehrbuche meiner ältern Schwester Englisch zu
lernen. Dieses war der einst weitverbreitete „kleine Ahn," ein nach der Gonver-
ncmtemnethode (wie jetzt meine Kollegen sagen) eingerichtetes Lesebuch mit einem
Lexikon dahinter; es fing mit Silben und Wörtern an, ging dann zu Sätzen und
schließlich zu Geschichten über, von grammatischen Regeln wurde man kaum etwas
gewahr. Nun versichere ich Ihnen, daß ich mit Hilfe dieses simpeln Vnchs ohne jede
mündliche Anleitung ans purer Langweile soviel Englisch gelernt habe, daß ich
als achtjähriger Junge sämtliche Geschichten, soweit sie mich gegenständlich inter¬
essierten, jedem, der sie hören wollte, englisch oder deutsch in fliegendem Tempo
vorlas. Ich sage mir nnn nach solcher Erfahrung, da ich doch kein Wunderkind
gewesen bin, es müßte nicht schwer sein, den Jungen wirkliches Französisch auf dem
Gymnasium beizubringen. Aber der Anspruch, etwas Höheres geben zu wollen,
steht dem im Wege, und deswegen beißt sich die Schlange lieber in den Schwanz,
und der Junge lernt schwer und so gut wie nichts. In dieser Kritik bin ich freilich
schon etwas vou dem Standpunkte meines Gymnasialprofessors abgewichen. Aber
wenn ich zu entscheiden hätte, ich weiß doch nicht, ob ich den Mut haben würde, die
augenehme und erfolgreiche Gouvernanten- oder Oberkellnermethode in das Gym¬
nasium einzuführen, da sie nach oben keinen Anschluß an die romanische Philologie
bietet, und die Wissenschaftlichkeit der Beschäftigung für den höhern Lehrstand doch
sehr in Betracht kommt. Eher als vou den Gymnasien ließe sich wohl vou den
Rcalnustalten etwas erwarten; sie können wenigstens den praktischen Standpunkt
offner vertreten, weil sie nicht so schwer an der historischen Last des wissenschaft¬
lichen Paniers tragen. Vielleicht kümmert sich Ihr wunderlicher Freund zu gelegner
Zeit darum, ob auf den Realgymnasien mehr Französisch gelernt wird.

Einstweilen noch eine Kleinigkeit. Ihr Freund spricht sich verwundert aus
über die „Musterprvsa," die in dem deutschen Lesebuche seiner Nichte aufgetischt
wird. Er soll sich aber sagen, daß es da einiges zu entschuldigen giebt. Bei dem
Mißfallen, mit dem man heute amtlich die Übersetzung aus dem Deutschen in eine
fremde Sprache ansieht, als zu mühevoll oder zu wenig erfolgreich, suchen die
Lehrer, die diese Übung dennoch beibehalten möchten, den deutschen Text ihrer
Übungsbücher durch allerlei Abänderungen dem Gefüge der fremden Sprache an¬
zunähern. Dadurch wird die Übersetzung leichter, die moderne Pädagogik nennt
das „Hilfen"; aber der deutsche Text an sich betrachtet wird selbstverständlich oft
ganz miserabel. Ist es nicht denkbar, daß den Pädagogen, die zeitweise ihr
Sprachgefühl zurückdränge«, dann auch wohl einmal der Maßstab ganz entgleitet
für das, was deutsch ist und was nicht, wenn sie Stücke für neue Lesebücher aus¬
wählen und vorschlagen sollen? Denn so entsteh» doch gewiß die meisten derartigen
Bücher. Oder ist das zu weit hergeholt? Dann also nicht für diesesmal. Vielleicht
beschäftigt sich Ihr wunderlicher Freund ein andermal mit den Geschmackssünden
d Gin Gymuasiallsilfslehrer es deutschen Unterrichts.




Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. — Druck von Carl Marquart in Leipzig
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[0216] telum diese Herren noch da, komm plötzlich einmal die Gymnasiallehrer keine roma¬ nische Philologie mehr brauchten, sondern nur noch das wirkliche Französisch?); es wäre also wie eine Schlange, die sich in den Schwanz beißt. Ich finde diesen Vergleich etwas frivol, aber es ist doch wohl etwas dabei richtig. Ich habe nämlich an mir selbst eine ganz ähnliche Erfahrung gemacht, wie Ihr wunderlicher Freund an sich. Als kleiner Junge wurde ich in einem Privat¬ unterricht, den ein einziger Lehrer Kinder» verschiednen Alters gab, die in Ab¬ teilungen geteilt waren, stundenweise ganz ohne Beschäftigung gelassen, mit der einzigen Verpflichtung, die andern nicht zu stören. Da mich das bald langweilte, zog ich es vor, derweil aus dem Lehrbuche meiner ältern Schwester Englisch zu lernen. Dieses war der einst weitverbreitete „kleine Ahn," ein nach der Gonver- ncmtemnethode (wie jetzt meine Kollegen sagen) eingerichtetes Lesebuch mit einem Lexikon dahinter; es fing mit Silben und Wörtern an, ging dann zu Sätzen und schließlich zu Geschichten über, von grammatischen Regeln wurde man kaum etwas gewahr. Nun versichere ich Ihnen, daß ich mit Hilfe dieses simpeln Vnchs ohne jede mündliche Anleitung ans purer Langweile soviel Englisch gelernt habe, daß ich als achtjähriger Junge sämtliche Geschichten, soweit sie mich gegenständlich inter¬ essierten, jedem, der sie hören wollte, englisch oder deutsch in fliegendem Tempo vorlas. Ich sage mir nnn nach solcher Erfahrung, da ich doch kein Wunderkind gewesen bin, es müßte nicht schwer sein, den Jungen wirkliches Französisch auf dem Gymnasium beizubringen. Aber der Anspruch, etwas Höheres geben zu wollen, steht dem im Wege, und deswegen beißt sich die Schlange lieber in den Schwanz, und der Junge lernt schwer und so gut wie nichts. In dieser Kritik bin ich freilich schon etwas vou dem Standpunkte meines Gymnasialprofessors abgewichen. Aber wenn ich zu entscheiden hätte, ich weiß doch nicht, ob ich den Mut haben würde, die augenehme und erfolgreiche Gouvernanten- oder Oberkellnermethode in das Gym¬ nasium einzuführen, da sie nach oben keinen Anschluß an die romanische Philologie bietet, und die Wissenschaftlichkeit der Beschäftigung für den höhern Lehrstand doch sehr in Betracht kommt. Eher als vou den Gymnasien ließe sich wohl vou den Rcalnustalten etwas erwarten; sie können wenigstens den praktischen Standpunkt offner vertreten, weil sie nicht so schwer an der historischen Last des wissenschaft¬ lichen Paniers tragen. Vielleicht kümmert sich Ihr wunderlicher Freund zu gelegner Zeit darum, ob auf den Realgymnasien mehr Französisch gelernt wird. Einstweilen noch eine Kleinigkeit. Ihr Freund spricht sich verwundert aus über die „Musterprvsa," die in dem deutschen Lesebuche seiner Nichte aufgetischt wird. Er soll sich aber sagen, daß es da einiges zu entschuldigen giebt. Bei dem Mißfallen, mit dem man heute amtlich die Übersetzung aus dem Deutschen in eine fremde Sprache ansieht, als zu mühevoll oder zu wenig erfolgreich, suchen die Lehrer, die diese Übung dennoch beibehalten möchten, den deutschen Text ihrer Übungsbücher durch allerlei Abänderungen dem Gefüge der fremden Sprache an¬ zunähern. Dadurch wird die Übersetzung leichter, die moderne Pädagogik nennt das „Hilfen"; aber der deutsche Text an sich betrachtet wird selbstverständlich oft ganz miserabel. Ist es nicht denkbar, daß den Pädagogen, die zeitweise ihr Sprachgefühl zurückdränge«, dann auch wohl einmal der Maßstab ganz entgleitet für das, was deutsch ist und was nicht, wenn sie Stücke für neue Lesebücher aus¬ wählen und vorschlagen sollen? Denn so entsteh» doch gewiß die meisten derartigen Bücher. Oder ist das zu weit hergeholt? Dann also nicht für diesesmal. Vielleicht beschäftigt sich Ihr wunderlicher Freund ein andermal mit den Geschmackssünden d Gin Gymuasiallsilfslehrer es deutschen Unterrichts. Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. — Druck von Carl Marquart in Leipzig

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_232551/216>, abgerufen am 02.07.2024.