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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

umumen werden -- und weis vertraun sie diesen Frnucu an! Ihr eignes Leben
und das ihres Kindes! Ebenso, daß es noch keiner Tochter aus den bessern
Ständen einfällt, zur Lösung der "Frauenfrage" dazu beizutragen, daß sie ihren
Beruf in der Pflege der Wochenstube sucht, als Gehilfin des Arztes -- giebt es
einen schönern und heiligem Beruf? Aber dieser ist den Damen offenbar zu weib¬
lich. Dienen! Gehilfin sein heißt ja dienen. Das ist es gerade, was man nicht
will. Herrschen, fuhren! Auf der einen Seite die Eitelkeit, etwas vorstellen zu
wollen -- womöglich es mit Ach und Krach zu erreichen, Fräulein Doktor zu
heißen; auf der andern Seite Altjuugfernhnß gegen die brutale Männerwelt, deren
Egoismus . . .

Er patschte mil großen Schritten vor mir her, und ich verstand nicht, was
er vor sich hin predigte.

Na? fragte er dann, indem er stehn blieb und sich nach mir umsah. Ich
dachte, die Wasser hätten Sie weggeschwemmt, weil Sie mir nicht antworte". Was
ist denn in Wirklichkeit die Frauenfrnge? fragte ich Sie. Ich will es Ihnen sagen,
fuhr er fort, als ich ihn verblüfft ansah. Heute vormittag, als ich aus dem Hause
trat, sah ich zu meiner Verwundrung, daß meine alte Waschfrau vom Dorfe selbst
in die Stadt kutschiert kam und den Gaul höchsteigenhändig lenkte. Ich fragte
sie, was denn los sei. Ach, sagte sie, alles muß man selbst machen. Seit meine
Töchter nun alle verheiratet sind, habe ich keine gescheite Hilfe mehr. Nun ist
wieder die Jüngste in den Wochen, und was mein Maun ist, der kann auch nicht
alle Tage reinfnhren. Da muß ich eben selber bringen, was fertig ist. -- Na
bei Ihnen draußen scheints also keine Frauenfrage zu geben, sagte ich. -- Jawohl,
Nachfrage ist genug, antwortete sie; aber kriegt man denn welche? Wer keine
eignen Töchter hat, kann sehen, wie er fertig wird. -- Ja, daß man schwer
Mädchen kriegt, das weiß ich, sagte ich; aber es muß doch ledige Personen genug
geben, die alten Jungfern sind doch anch froh, wenn sie ein Stückchen Brot ver¬
dienen können. -- Alte Jungfern? sagte sie, indem sie sich die Nase rieb. Nee,
außer der Försterswitwe und der Panitzschen, der ihr zweiter Mann fortgelaufen
ist, giebts keine bei uns im Dorf, und die haben ans dem Gute Arbeit.

Beim Volke giebts überhaupt keine Frciueufrage, wenigstens draußen auf dem
Dorfe nicht. Da wird mit der Hand gearbeitet, und die Frauenarbeit steht in Achtung.
Sie ist nötig -- freilich wärs besser, sie wäre etwas weniger nötig, auch da, zu
Gunsten der Kinderstube. Kinder will man ja überall im Volke, weil sie bald
mit Hand anlegen können. Eine Frauenfrage giebt es mir in den höhern Ständen.
Aber was ist sie? Es gab einmal eine Zeit, wo es die Korsetts waren. Aber
jetzt? Sehen Sie nur hinein in das Kcnnpfgewoge. Jetzt besteht sie in etlichen
Professorenwitwen, die es nicht vertragen können, nichts mehr bedeuten zu sollen;
etlichen ledigen Damen in höhern Semestern, die nichts besseres zu thun haben;
etlichen andern Damen, die von den Verlegern ausgelacht worden sind, wenn sie
mit Manuskripten ankamen; etlichen Bemntcnwitwen, die etwas dabei zu verdienen
hoffen, und etlichen Mädchenschnldirektoren, die in eine größere Stadt oder ins
Ministerium möchten. Das sind die "führenden Geister." Und nun wird ein Wind
gemacht, der bis in Landtag und Reichstag bläst, und wenn die Männer lachen
oder ein vernünftiges Wort dagegen reden, dann werden edle Weiblichkeiten zu
Hyänen! Dann tobt der Sturm über die Unterdrückung der Frauen. Dann wird
die nichtswürdige Männerwelt an den Pranger gestellt mit allen ihren Sünden
und Schanden. Dann stürzen die -- Wasserfälle der Frauentagsberedsamkeit.
Dann mengen sich die kühnen Vertreterinnen der Frauenrechte in die Reihen der
Sozialdemokraten und legen Hand an, diese nichtswürdige Gesellschaftsordnung zu
stürzen. Krach!


Grenzboten I 1900 M
Maßgebliches und Unmaßgebliches

umumen werden — und weis vertraun sie diesen Frnucu an! Ihr eignes Leben
und das ihres Kindes! Ebenso, daß es noch keiner Tochter aus den bessern
Ständen einfällt, zur Lösung der „Frauenfrage" dazu beizutragen, daß sie ihren
Beruf in der Pflege der Wochenstube sucht, als Gehilfin des Arztes — giebt es
einen schönern und heiligem Beruf? Aber dieser ist den Damen offenbar zu weib¬
lich. Dienen! Gehilfin sein heißt ja dienen. Das ist es gerade, was man nicht
will. Herrschen, fuhren! Auf der einen Seite die Eitelkeit, etwas vorstellen zu
wollen — womöglich es mit Ach und Krach zu erreichen, Fräulein Doktor zu
heißen; auf der andern Seite Altjuugfernhnß gegen die brutale Männerwelt, deren
Egoismus . . .

Er patschte mil großen Schritten vor mir her, und ich verstand nicht, was
er vor sich hin predigte.

Na? fragte er dann, indem er stehn blieb und sich nach mir umsah. Ich
dachte, die Wasser hätten Sie weggeschwemmt, weil Sie mir nicht antworte». Was
ist denn in Wirklichkeit die Frauenfrnge? fragte ich Sie. Ich will es Ihnen sagen,
fuhr er fort, als ich ihn verblüfft ansah. Heute vormittag, als ich aus dem Hause
trat, sah ich zu meiner Verwundrung, daß meine alte Waschfrau vom Dorfe selbst
in die Stadt kutschiert kam und den Gaul höchsteigenhändig lenkte. Ich fragte
sie, was denn los sei. Ach, sagte sie, alles muß man selbst machen. Seit meine
Töchter nun alle verheiratet sind, habe ich keine gescheite Hilfe mehr. Nun ist
wieder die Jüngste in den Wochen, und was mein Maun ist, der kann auch nicht
alle Tage reinfnhren. Da muß ich eben selber bringen, was fertig ist. — Na
bei Ihnen draußen scheints also keine Frauenfrage zu geben, sagte ich. — Jawohl,
Nachfrage ist genug, antwortete sie; aber kriegt man denn welche? Wer keine
eignen Töchter hat, kann sehen, wie er fertig wird. — Ja, daß man schwer
Mädchen kriegt, das weiß ich, sagte ich; aber es muß doch ledige Personen genug
geben, die alten Jungfern sind doch anch froh, wenn sie ein Stückchen Brot ver¬
dienen können. — Alte Jungfern? sagte sie, indem sie sich die Nase rieb. Nee,
außer der Försterswitwe und der Panitzschen, der ihr zweiter Mann fortgelaufen
ist, giebts keine bei uns im Dorf, und die haben ans dem Gute Arbeit.

Beim Volke giebts überhaupt keine Frciueufrage, wenigstens draußen auf dem
Dorfe nicht. Da wird mit der Hand gearbeitet, und die Frauenarbeit steht in Achtung.
Sie ist nötig — freilich wärs besser, sie wäre etwas weniger nötig, auch da, zu
Gunsten der Kinderstube. Kinder will man ja überall im Volke, weil sie bald
mit Hand anlegen können. Eine Frauenfrage giebt es mir in den höhern Ständen.
Aber was ist sie? Es gab einmal eine Zeit, wo es die Korsetts waren. Aber
jetzt? Sehen Sie nur hinein in das Kcnnpfgewoge. Jetzt besteht sie in etlichen
Professorenwitwen, die es nicht vertragen können, nichts mehr bedeuten zu sollen;
etlichen ledigen Damen in höhern Semestern, die nichts besseres zu thun haben;
etlichen andern Damen, die von den Verlegern ausgelacht worden sind, wenn sie
mit Manuskripten ankamen; etlichen Bemntcnwitwen, die etwas dabei zu verdienen
hoffen, und etlichen Mädchenschnldirektoren, die in eine größere Stadt oder ins
Ministerium möchten. Das sind die „führenden Geister." Und nun wird ein Wind
gemacht, der bis in Landtag und Reichstag bläst, und wenn die Männer lachen
oder ein vernünftiges Wort dagegen reden, dann werden edle Weiblichkeiten zu
Hyänen! Dann tobt der Sturm über die Unterdrückung der Frauen. Dann wird
die nichtswürdige Männerwelt an den Pranger gestellt mit allen ihren Sünden
und Schanden. Dann stürzen die — Wasserfälle der Frauentagsberedsamkeit.
Dann mengen sich die kühnen Vertreterinnen der Frauenrechte in die Reihen der
Sozialdemokraten und legen Hand an, diese nichtswürdige Gesellschaftsordnung zu
stürzen. Krach!


Grenzboten I 1900 M
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[0161] Maßgebliches und Unmaßgebliches umumen werden — und weis vertraun sie diesen Frnucu an! Ihr eignes Leben und das ihres Kindes! Ebenso, daß es noch keiner Tochter aus den bessern Ständen einfällt, zur Lösung der „Frauenfrage" dazu beizutragen, daß sie ihren Beruf in der Pflege der Wochenstube sucht, als Gehilfin des Arztes — giebt es einen schönern und heiligem Beruf? Aber dieser ist den Damen offenbar zu weib¬ lich. Dienen! Gehilfin sein heißt ja dienen. Das ist es gerade, was man nicht will. Herrschen, fuhren! Auf der einen Seite die Eitelkeit, etwas vorstellen zu wollen — womöglich es mit Ach und Krach zu erreichen, Fräulein Doktor zu heißen; auf der andern Seite Altjuugfernhnß gegen die brutale Männerwelt, deren Egoismus . . . Er patschte mil großen Schritten vor mir her, und ich verstand nicht, was er vor sich hin predigte. Na? fragte er dann, indem er stehn blieb und sich nach mir umsah. Ich dachte, die Wasser hätten Sie weggeschwemmt, weil Sie mir nicht antworte». Was ist denn in Wirklichkeit die Frauenfrnge? fragte ich Sie. Ich will es Ihnen sagen, fuhr er fort, als ich ihn verblüfft ansah. Heute vormittag, als ich aus dem Hause trat, sah ich zu meiner Verwundrung, daß meine alte Waschfrau vom Dorfe selbst in die Stadt kutschiert kam und den Gaul höchsteigenhändig lenkte. Ich fragte sie, was denn los sei. Ach, sagte sie, alles muß man selbst machen. Seit meine Töchter nun alle verheiratet sind, habe ich keine gescheite Hilfe mehr. Nun ist wieder die Jüngste in den Wochen, und was mein Maun ist, der kann auch nicht alle Tage reinfnhren. Da muß ich eben selber bringen, was fertig ist. — Na bei Ihnen draußen scheints also keine Frauenfrage zu geben, sagte ich. — Jawohl, Nachfrage ist genug, antwortete sie; aber kriegt man denn welche? Wer keine eignen Töchter hat, kann sehen, wie er fertig wird. — Ja, daß man schwer Mädchen kriegt, das weiß ich, sagte ich; aber es muß doch ledige Personen genug geben, die alten Jungfern sind doch anch froh, wenn sie ein Stückchen Brot ver¬ dienen können. — Alte Jungfern? sagte sie, indem sie sich die Nase rieb. Nee, außer der Försterswitwe und der Panitzschen, der ihr zweiter Mann fortgelaufen ist, giebts keine bei uns im Dorf, und die haben ans dem Gute Arbeit. Beim Volke giebts überhaupt keine Frciueufrage, wenigstens draußen auf dem Dorfe nicht. Da wird mit der Hand gearbeitet, und die Frauenarbeit steht in Achtung. Sie ist nötig — freilich wärs besser, sie wäre etwas weniger nötig, auch da, zu Gunsten der Kinderstube. Kinder will man ja überall im Volke, weil sie bald mit Hand anlegen können. Eine Frauenfrage giebt es mir in den höhern Ständen. Aber was ist sie? Es gab einmal eine Zeit, wo es die Korsetts waren. Aber jetzt? Sehen Sie nur hinein in das Kcnnpfgewoge. Jetzt besteht sie in etlichen Professorenwitwen, die es nicht vertragen können, nichts mehr bedeuten zu sollen; etlichen ledigen Damen in höhern Semestern, die nichts besseres zu thun haben; etlichen andern Damen, die von den Verlegern ausgelacht worden sind, wenn sie mit Manuskripten ankamen; etlichen Bemntcnwitwen, die etwas dabei zu verdienen hoffen, und etlichen Mädchenschnldirektoren, die in eine größere Stadt oder ins Ministerium möchten. Das sind die „führenden Geister." Und nun wird ein Wind gemacht, der bis in Landtag und Reichstag bläst, und wenn die Männer lachen oder ein vernünftiges Wort dagegen reden, dann werden edle Weiblichkeiten zu Hyänen! Dann tobt der Sturm über die Unterdrückung der Frauen. Dann wird die nichtswürdige Männerwelt an den Pranger gestellt mit allen ihren Sünden und Schanden. Dann stürzen die — Wasserfälle der Frauentagsberedsamkeit. Dann mengen sich die kühnen Vertreterinnen der Frauenrechte in die Reihen der Sozialdemokraten und legen Hand an, diese nichtswürdige Gesellschaftsordnung zu stürzen. Krach! Grenzboten I 1900 M

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_232551/161>, abgerufen am 02.07.2024.