Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Drittes Vierteljahr.Transvaal Eindringlich warnt Harrisvn den Premierminister als das Verantwortliche Die meiste" Engländer wären im Herzen davon überzeugt, daß dieser Das sei kein Unterhandeln, das sei Krieg, in dem die Boeren nicht ohne Wir glauben nicht, daß Herr Harrison noch allzuviel praktischen Erfolg Transvaal Eindringlich warnt Harrisvn den Premierminister als das Verantwortliche Die meiste» Engländer wären im Herzen davon überzeugt, daß dieser Das sei kein Unterhandeln, das sei Krieg, in dem die Boeren nicht ohne Wir glauben nicht, daß Herr Harrison noch allzuviel praktischen Erfolg <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0491" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/231661"/> <fw type="header" place="top"> Transvaal</fw><lb/> <p xml:id="ID_1628"> Eindringlich warnt Harrisvn den Premierminister als das Verantwortliche<lb/> Haupt der Regierung und den Leiter des Auswärtige» Amts davor, zuzulassen,<lb/> daß das Kolonialamt, d. h. Herr Chamberlain, das Reich in einen ausländischen<lb/> Krieg stürze. Es sei nicht Sache des Kolonialministers, Kriege zu sühren oder<lb/> Kriege unvermeidlich zu machen. Es wäre ungeheuerlich, wenn eine einfache<lb/> Verwaltungsmaßregel eine Ministerialabteilung in den Stand setzen dürfte, das<lb/> vereinigte Königreich unter dem Druck einiger Ehrgeiziger an irgend einem<lb/> Orte in einen furchtbaren internationalen Kampf zu zerren, worin das ganze<lb/> Reich all seine Kräfte einsetzen müßte, wenn es nicht selbst durch die gleich¬<lb/> zeitige Öffnung aller seiner verwundbaren Seiten in die äußerste Gefahr gegen¬<lb/> über seinen Feinden und Rivalen geraten sollte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1629"> Die meiste» Engländer wären im Herzen davon überzeugt, daß dieser<lb/> Krieg ein ungerechter sein würde, wenn auch nur zu viele von ihnen, obwohl<lb/> sie diese Überzeugung Hütten, trotz seiner Ungerechtigkeit den Krieg wünschten.<lb/> Es sei nicht wahr, so laut es auch wiederholt werde, daß die große Mehrzahl der<lb/> Engländer zum Kriege drängte. Lärmende, vordringliche Gruppen von Geschäfts¬<lb/> leuten, organisiert und intrigierend für ihre besondern Zwecke, thäten das, aber<lb/> sie seien nicht die Nation. Auf allen Seiten erhöben sich in ruhiger Form eruste<lb/> Proteste von Männern aller Parteien. Die Voeren hätten schon alles zuge¬<lb/> standen, was ursprünglich von ihnen gefordert worden sei, und selbst mehr<lb/> als das. Aber bei jedem neuen Zugeständnis werde Sir A. Milner angewiesen,<lb/> nur weitergehende Forderungen zu stellen, sodaß durch das ganze Transvaal<lb/> und ebenso in Großbritannien der Eindruck und die Überzeugung hervorgerufen<lb/> seien, daß man nicht Zugeständnisse von der Republik zu erlange» suche, sondern<lb/> Unterwerfung, Erniedrigung und den Verlust ihrer Unabhängigkeit. . . . Das<lb/> einzig wirkliche Ziel bestehe darin, daß man eine große Masse neuer Bürger<lb/> dem fremden Staate aufzwingen wolle, nur damit sie dann ihr neues Vater¬<lb/> land, den: sie eben Gehorsam und Treue geschworen hätten, verraten sollten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1630"> Das sei kein Unterhandeln, das sei Krieg, in dem die Boeren nicht ohne<lb/> verzweifeltes Ringen und erst nach blutigen Kämpfen nachgeben würden, ein<lb/> Krieg, der nicht dnrch einige wenige Siege zu Ende gebracht werden, und<lb/> dessen Spuren ebensowenig durch einige Versprechungen und Proklamationen<lb/> verwischt werden könnten, ein Krieg, von dem viele ehrliche und patriotische<lb/> Engländer selbst aufrichtig wünschten, daß er nicht zum Untergange der<lb/> Boeren führe.</p><lb/> <p xml:id="ID_1631" next="#ID_1632"> Wir glauben nicht, daß Herr Harrison noch allzuviel praktischen Erfolg<lb/> von seinem offnen Briefe erwarten kann. Lord Salisbury hat sich wohl schon<lb/> zu weit von Chamberlain treiben lassen, aber so wie Harrison, urteilt that¬<lb/> sächlich ein großer durchaus nicht einflußloser Teil des englischen Volks, voll<lb/> Vertrauen auf den schließlichen Sieg der Vernunft, Männer, die auch mit<lb/> Deutschland in Frieden leben wollen, Deutschlands größere Anteilnahme an</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0491]
Transvaal
Eindringlich warnt Harrisvn den Premierminister als das Verantwortliche
Haupt der Regierung und den Leiter des Auswärtige» Amts davor, zuzulassen,
daß das Kolonialamt, d. h. Herr Chamberlain, das Reich in einen ausländischen
Krieg stürze. Es sei nicht Sache des Kolonialministers, Kriege zu sühren oder
Kriege unvermeidlich zu machen. Es wäre ungeheuerlich, wenn eine einfache
Verwaltungsmaßregel eine Ministerialabteilung in den Stand setzen dürfte, das
vereinigte Königreich unter dem Druck einiger Ehrgeiziger an irgend einem
Orte in einen furchtbaren internationalen Kampf zu zerren, worin das ganze
Reich all seine Kräfte einsetzen müßte, wenn es nicht selbst durch die gleich¬
zeitige Öffnung aller seiner verwundbaren Seiten in die äußerste Gefahr gegen¬
über seinen Feinden und Rivalen geraten sollte.
Die meiste» Engländer wären im Herzen davon überzeugt, daß dieser
Krieg ein ungerechter sein würde, wenn auch nur zu viele von ihnen, obwohl
sie diese Überzeugung Hütten, trotz seiner Ungerechtigkeit den Krieg wünschten.
Es sei nicht wahr, so laut es auch wiederholt werde, daß die große Mehrzahl der
Engländer zum Kriege drängte. Lärmende, vordringliche Gruppen von Geschäfts¬
leuten, organisiert und intrigierend für ihre besondern Zwecke, thäten das, aber
sie seien nicht die Nation. Auf allen Seiten erhöben sich in ruhiger Form eruste
Proteste von Männern aller Parteien. Die Voeren hätten schon alles zuge¬
standen, was ursprünglich von ihnen gefordert worden sei, und selbst mehr
als das. Aber bei jedem neuen Zugeständnis werde Sir A. Milner angewiesen,
nur weitergehende Forderungen zu stellen, sodaß durch das ganze Transvaal
und ebenso in Großbritannien der Eindruck und die Überzeugung hervorgerufen
seien, daß man nicht Zugeständnisse von der Republik zu erlange» suche, sondern
Unterwerfung, Erniedrigung und den Verlust ihrer Unabhängigkeit. . . . Das
einzig wirkliche Ziel bestehe darin, daß man eine große Masse neuer Bürger
dem fremden Staate aufzwingen wolle, nur damit sie dann ihr neues Vater¬
land, den: sie eben Gehorsam und Treue geschworen hätten, verraten sollten.
Das sei kein Unterhandeln, das sei Krieg, in dem die Boeren nicht ohne
verzweifeltes Ringen und erst nach blutigen Kämpfen nachgeben würden, ein
Krieg, der nicht dnrch einige wenige Siege zu Ende gebracht werden, und
dessen Spuren ebensowenig durch einige Versprechungen und Proklamationen
verwischt werden könnten, ein Krieg, von dem viele ehrliche und patriotische
Engländer selbst aufrichtig wünschten, daß er nicht zum Untergange der
Boeren führe.
Wir glauben nicht, daß Herr Harrison noch allzuviel praktischen Erfolg
von seinem offnen Briefe erwarten kann. Lord Salisbury hat sich wohl schon
zu weit von Chamberlain treiben lassen, aber so wie Harrison, urteilt that¬
sächlich ein großer durchaus nicht einflußloser Teil des englischen Volks, voll
Vertrauen auf den schließlichen Sieg der Vernunft, Männer, die auch mit
Deutschland in Frieden leben wollen, Deutschlands größere Anteilnahme an
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