Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Drittes Vierteljahr.Line Friihlingsfcchrt nach den Abruzzen und "ach Apulien Gegend mit ihren zahllosen Erhebungen, Inseln, Halbinseln, Buchten und Seen Fiume ist der einzige Punkt, wo das Magyareureich das Meer berührt; So freundlich im übrigen Fiume gebaut und gelegen ist, so wird doch Line Friihlingsfcchrt nach den Abruzzen und »ach Apulien Gegend mit ihren zahllosen Erhebungen, Inseln, Halbinseln, Buchten und Seen Fiume ist der einzige Punkt, wo das Magyareureich das Meer berührt; So freundlich im übrigen Fiume gebaut und gelegen ist, so wird doch <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0048" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/231218"/> <fw type="header" place="top"> Line Friihlingsfcchrt nach den Abruzzen und »ach Apulien</fw><lb/> <p xml:id="ID_110" prev="#ID_109"> Gegend mit ihren zahllosen Erhebungen, Inseln, Halbinseln, Buchten und Seen<lb/> weiß dem geographischen Fachmann viel zu erzählen von wechselvollen Schick¬<lb/> salen in Urzeiten, von säkularen Hebungen und Senkungen, die immer aufs<lb/> neue das landschaftliche Bild ummodelten; jedem Naturfreund aber bietet sie,<lb/> je weiter die Fahrt geht, um so schönere Eindrücke. Die Bahn selbst verbleibt<lb/> noch in den unfruchtbare», unfreundlichen Felsen des Karst, aber sie senkt sich<lb/> schnell, bis sie endlich an der Küste bei Fiume anlangt und uns nun sofort<lb/> mitten in den Zauber der üppigsten südlichen Vegetation versetzt. Das sind<lb/> Gegensätze, die auf jedes empfängliche Gemüt tief und nachhaltig einwirken<lb/> müssen.</p><lb/> <p xml:id="ID_111"> Fiume ist der einzige Punkt, wo das Magyareureich das Meer berührt;<lb/> seit dem Ausgleich von 1867 ist dieser treffliche Hafenplatz mit der traus-<lb/> leithanischen Hälfte der habsburgischen Monarchie vereinigt. Die hierdurch<lb/> ermöglichten Vorteile sind von dem Uugarnvolk, das mit seinem guten politischen<lb/> Instinkt sehr bald die Wichtigkeit und Notwendigkeit überseeischer Verbindungen<lb/> für die gesamte heutige Kulturthätigkeit erkannte, geschickt wahrgenommen<lb/> worden, der Hafen ist vorzüglich ausgebaut, es ist eine Freude, die verschiednen<lb/> Anlege- und Bergevvrrichtungen zu mustern.</p><lb/> <p xml:id="ID_112" next="#ID_113"> So freundlich im übrigen Fiume gebaut und gelegen ist, so wird doch<lb/> der Reisende, der sich schon weiter in der Welt umgesehen hat, hier nicht ver¬<lb/> weilen wollen; Besonderheiten bieten sich ihm nicht dar. Dagegen erreicht man<lb/> von hier aus in nur vierzig Minute» auf zierlichem Dampfboot einen Ort,<lb/> der seit kurzem eine magische Anziehungskraft auf alle Weltenbummler ausübt,<lb/> nämlich Abbazia. Das ist ein Kur- und Seebad, dessen treibhausartig schnelles<lb/> Aufblühen etwas Amerikanisches an sich hat und für die heutige Entwicklung<lb/> und Ausbildung des Bade- und Reiseverkehrs geradezu als typisch gelten darf.<lb/> Vor etwa fünfzehn Jahren noch ein armes kleines Fischerdorf, das im Bädeker<lb/> von 1883 nicht einmal mit Namen genannt wird, ist es jetzt ein weit aus¬<lb/> gedehnter Vereinigungspunkt des höchsten und reichsten Luxus, mit prächtigen<lb/> Palästen und Villen und wohlgepflegten Parkanlagen, in denen tropische<lb/> Pflanzen jeder Art gut gedeihen. Eine große luftige Markthalle, eine Wasser¬<lb/> leitung und andre hygienische Einrichtungen zeigen uns, daß mit dem Gelde<lb/> nicht gespart zu werden braucht. Die reichste und die verschuldetste Aristo¬<lb/> kratie, Könige, Fürsten, Kommerzienrcite und solche, die es werden wollen,<lb/> geben sich hier ihr Stelldichein, und die Zahl vornehmer Landhäuser vergrößert<lb/> sich noch fort und fort; es wird nicht lange dauern, bis die nördlich nach<lb/> dem etwa dreiviertel Stunde entfernten Voloska führende Straße völlig besetzt<lb/> ist, und auch im Süden, nach dem reizend im Winkel einer kleinen Meeres¬<lb/> bucht liegenden Ika und nach Lovranci zu, das von seinen terrassenförmigen<lb/> Gärten einen viel bedeutender« Nnndblick über den Golf gewährt als Abbazia<lb/> selbst, wird der Raum schon knapp. Es ist aber mich wirklich schön, sehr schön</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0048]
Line Friihlingsfcchrt nach den Abruzzen und »ach Apulien
Gegend mit ihren zahllosen Erhebungen, Inseln, Halbinseln, Buchten und Seen
weiß dem geographischen Fachmann viel zu erzählen von wechselvollen Schick¬
salen in Urzeiten, von säkularen Hebungen und Senkungen, die immer aufs
neue das landschaftliche Bild ummodelten; jedem Naturfreund aber bietet sie,
je weiter die Fahrt geht, um so schönere Eindrücke. Die Bahn selbst verbleibt
noch in den unfruchtbare», unfreundlichen Felsen des Karst, aber sie senkt sich
schnell, bis sie endlich an der Küste bei Fiume anlangt und uns nun sofort
mitten in den Zauber der üppigsten südlichen Vegetation versetzt. Das sind
Gegensätze, die auf jedes empfängliche Gemüt tief und nachhaltig einwirken
müssen.
Fiume ist der einzige Punkt, wo das Magyareureich das Meer berührt;
seit dem Ausgleich von 1867 ist dieser treffliche Hafenplatz mit der traus-
leithanischen Hälfte der habsburgischen Monarchie vereinigt. Die hierdurch
ermöglichten Vorteile sind von dem Uugarnvolk, das mit seinem guten politischen
Instinkt sehr bald die Wichtigkeit und Notwendigkeit überseeischer Verbindungen
für die gesamte heutige Kulturthätigkeit erkannte, geschickt wahrgenommen
worden, der Hafen ist vorzüglich ausgebaut, es ist eine Freude, die verschiednen
Anlege- und Bergevvrrichtungen zu mustern.
So freundlich im übrigen Fiume gebaut und gelegen ist, so wird doch
der Reisende, der sich schon weiter in der Welt umgesehen hat, hier nicht ver¬
weilen wollen; Besonderheiten bieten sich ihm nicht dar. Dagegen erreicht man
von hier aus in nur vierzig Minute» auf zierlichem Dampfboot einen Ort,
der seit kurzem eine magische Anziehungskraft auf alle Weltenbummler ausübt,
nämlich Abbazia. Das ist ein Kur- und Seebad, dessen treibhausartig schnelles
Aufblühen etwas Amerikanisches an sich hat und für die heutige Entwicklung
und Ausbildung des Bade- und Reiseverkehrs geradezu als typisch gelten darf.
Vor etwa fünfzehn Jahren noch ein armes kleines Fischerdorf, das im Bädeker
von 1883 nicht einmal mit Namen genannt wird, ist es jetzt ein weit aus¬
gedehnter Vereinigungspunkt des höchsten und reichsten Luxus, mit prächtigen
Palästen und Villen und wohlgepflegten Parkanlagen, in denen tropische
Pflanzen jeder Art gut gedeihen. Eine große luftige Markthalle, eine Wasser¬
leitung und andre hygienische Einrichtungen zeigen uns, daß mit dem Gelde
nicht gespart zu werden braucht. Die reichste und die verschuldetste Aristo¬
kratie, Könige, Fürsten, Kommerzienrcite und solche, die es werden wollen,
geben sich hier ihr Stelldichein, und die Zahl vornehmer Landhäuser vergrößert
sich noch fort und fort; es wird nicht lange dauern, bis die nördlich nach
dem etwa dreiviertel Stunde entfernten Voloska führende Straße völlig besetzt
ist, und auch im Süden, nach dem reizend im Winkel einer kleinen Meeres¬
bucht liegenden Ika und nach Lovranci zu, das von seinen terrassenförmigen
Gärten einen viel bedeutender« Nnndblick über den Golf gewährt als Abbazia
selbst, wird der Raum schon knapp. Es ist aber mich wirklich schön, sehr schön
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