Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Drittes Vierteljahr.(öffentliche Pachtgärten für Arbeiter und Unterbeamte zu erlangen, so wird auf jedem Grundstück ein besondrer Brunnen angelegt. Wie die Wohnuugsfttrsorge des Reiches von deu beteiligten Unter¬ Die durch die Errichtung oder Mietung von Arbeiter- und Unterbeamten¬ Die Einrichtung ist etwa folgendermaßen gedacht: Der Staat erwirbt in (öffentliche Pachtgärten für Arbeiter und Unterbeamte zu erlangen, so wird auf jedem Grundstück ein besondrer Brunnen angelegt. Wie die Wohnuugsfttrsorge des Reiches von deu beteiligten Unter¬ Die durch die Errichtung oder Mietung von Arbeiter- und Unterbeamten¬ Die Einrichtung ist etwa folgendermaßen gedacht: Der Staat erwirbt in <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0327" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/231497"/> <fw type="header" place="top"> (öffentliche Pachtgärten für Arbeiter und Unterbeamte</fw><lb/> <p xml:id="ID_1011" prev="#ID_1010"> zu erlangen, so wird auf jedem Grundstück ein besondrer Brunnen angelegt.<lb/> Die Abortanlagen werden außerhalb der Wohnhäuser hergestellt. Zu jeder<lb/> Familieuwohnuug gehört, unmittelbar mit dem Grundstück zusammenhängend,<lb/> ein Stück Garten- oder Ackerland von 8 bis 9 Ar Grundfläche. Die Woh¬<lb/> nung usw. wird dem Unterbeamten unter Einbehaltung des ihm sonst zu¬<lb/> stehenden Wohuungsgeldzuschusses überwiesen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1012"> Wie die Wohnuugsfttrsorge des Reiches von deu beteiligten Unter¬<lb/> beamten als eine segensreiche Einrichtung empfunden wird, so dient dieser<lb/> neuste Zweig der Wvhlfahrtsthätigkeit zugleich der Postverwaltung als ein<lb/> wirksames Mittel, einen geordneten Dienstbetrieb auf dem Platten Lande<lb/> aufrecht zu erhalten. Die finanzielle Wirkung ist ebenfalls für beide Teile<lb/> günstig. Denn der Unterbeamte erhält für den tarifmäßigen Wohnungs¬<lb/> geldzuschuß i» der Regel keine angemessene Wohnung, namentlich nicht mit all<lb/> den zugehörigen Bequemlichkeiten. Und die Verwaltung wendet im allgemeinen<lb/> an Zinsen für den Bau, einschließlich des Grunderwerbs, nicht mehr auf als<lb/> für den Wohnuugsgeldzuschuß, weil die Gebäude in der Ausführung ganz<lb/> einfach gehalten werden und in Bezug auf Einrichtung und Größe eben nur<lb/> den Anforderungen entsprechen sollen, die an gesunde Arbeiterwohnungen auf<lb/> dem Lande gestellt zu werden Pflegen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1013"> Die durch die Errichtung oder Mietung von Arbeiter- und Unterbeamten¬<lb/> wohnhäusern geschaffnen Vorteile liegen klar auf der Hand, und es wäre zu<lb/> wiinscheu, daß sie einer möglichst großen Anzahl von Beamten und Arbeitern<lb/> zu teil würden. So nützlich es aber auch erscheint, auf dein beschrittenen<lb/> Wege fortzufahren, so ergiebt sich doch ohne weiteres, daß umfassende, all¬<lb/> gemeine Einrichtungen dieser Art nur mit sehr großen Mitteln ausgeführt<lb/> werden könnten. Für Großstädte wäre eine solche Maßnahme selbst in be¬<lb/> schränktem Umfange kaum durchführbar, schon wegen der hohen Gruuderwerbs-<lb/> uud Baukosten. Und doch ist es bei dem großen Interesse, das der Staat an<lb/> der Lösung der vorliegenden Frage hat, sehr wünschenswert, daß er mit<lb/> Anlehnung an diese neusten Wohlfahrtseinrichtungen andre billigere Wege<lb/> suche. Gerade für die Großstädte, wo die Wohnungsverhültnisse am mangel¬<lb/> haftesten und ungesundesten sind, tritt das Bedürfnis um schärfsten hervor.<lb/> Ließe sich da nicht ein Mittelweg ausfindig machen? Wäre es nicht möglich,<lb/> die größten Härten der Wohnungsnot wenigstens etwas abzuschwächen? Es<lb/> bietet sich hierzu ein nicht allzu kostspieliges Mittel: es müßten, öffentliche<lb/> Pachtgärten allgemein für Unterbeamte und Arbeiter eingerichtet werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1014" next="#ID_1015"> Die Einrichtung ist etwa folgendermaßen gedacht: Der Staat erwirbt in<lb/> der Nähe der Städte größere Ländereien und verpachtet sie in kleinern Par¬<lb/> zellen zu 3 bis 6 Ar gegen einen mäßigen Zins an Arbeiter aller Art und<lb/> Unterbeamte aller Verwaltungen. Der Mietzins müßte möglichst einheitlich,<lb/> und zwar so niedrig wie möglich bemessen werden. Wird eine Verzinsung von</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0327]
(öffentliche Pachtgärten für Arbeiter und Unterbeamte
zu erlangen, so wird auf jedem Grundstück ein besondrer Brunnen angelegt.
Die Abortanlagen werden außerhalb der Wohnhäuser hergestellt. Zu jeder
Familieuwohnuug gehört, unmittelbar mit dem Grundstück zusammenhängend,
ein Stück Garten- oder Ackerland von 8 bis 9 Ar Grundfläche. Die Woh¬
nung usw. wird dem Unterbeamten unter Einbehaltung des ihm sonst zu¬
stehenden Wohuungsgeldzuschusses überwiesen.
Wie die Wohnuugsfttrsorge des Reiches von deu beteiligten Unter¬
beamten als eine segensreiche Einrichtung empfunden wird, so dient dieser
neuste Zweig der Wvhlfahrtsthätigkeit zugleich der Postverwaltung als ein
wirksames Mittel, einen geordneten Dienstbetrieb auf dem Platten Lande
aufrecht zu erhalten. Die finanzielle Wirkung ist ebenfalls für beide Teile
günstig. Denn der Unterbeamte erhält für den tarifmäßigen Wohnungs¬
geldzuschuß i» der Regel keine angemessene Wohnung, namentlich nicht mit all
den zugehörigen Bequemlichkeiten. Und die Verwaltung wendet im allgemeinen
an Zinsen für den Bau, einschließlich des Grunderwerbs, nicht mehr auf als
für den Wohnuugsgeldzuschuß, weil die Gebäude in der Ausführung ganz
einfach gehalten werden und in Bezug auf Einrichtung und Größe eben nur
den Anforderungen entsprechen sollen, die an gesunde Arbeiterwohnungen auf
dem Lande gestellt zu werden Pflegen.
Die durch die Errichtung oder Mietung von Arbeiter- und Unterbeamten¬
wohnhäusern geschaffnen Vorteile liegen klar auf der Hand, und es wäre zu
wiinscheu, daß sie einer möglichst großen Anzahl von Beamten und Arbeitern
zu teil würden. So nützlich es aber auch erscheint, auf dein beschrittenen
Wege fortzufahren, so ergiebt sich doch ohne weiteres, daß umfassende, all¬
gemeine Einrichtungen dieser Art nur mit sehr großen Mitteln ausgeführt
werden könnten. Für Großstädte wäre eine solche Maßnahme selbst in be¬
schränktem Umfange kaum durchführbar, schon wegen der hohen Gruuderwerbs-
uud Baukosten. Und doch ist es bei dem großen Interesse, das der Staat an
der Lösung der vorliegenden Frage hat, sehr wünschenswert, daß er mit
Anlehnung an diese neusten Wohlfahrtseinrichtungen andre billigere Wege
suche. Gerade für die Großstädte, wo die Wohnungsverhültnisse am mangel¬
haftesten und ungesundesten sind, tritt das Bedürfnis um schärfsten hervor.
Ließe sich da nicht ein Mittelweg ausfindig machen? Wäre es nicht möglich,
die größten Härten der Wohnungsnot wenigstens etwas abzuschwächen? Es
bietet sich hierzu ein nicht allzu kostspieliges Mittel: es müßten, öffentliche
Pachtgärten allgemein für Unterbeamte und Arbeiter eingerichtet werden.
Die Einrichtung ist etwa folgendermaßen gedacht: Der Staat erwirbt in
der Nähe der Städte größere Ländereien und verpachtet sie in kleinern Par¬
zellen zu 3 bis 6 Ar gegen einen mäßigen Zins an Arbeiter aller Art und
Unterbeamte aller Verwaltungen. Der Mietzins müßte möglichst einheitlich,
und zwar so niedrig wie möglich bemessen werden. Wird eine Verzinsung von
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