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Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Zweites Vierteljahr.

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Hein Wieck

Da wciren der Leutnant, der Major und andre Offiziere, die beim Austreiben die
Dienste der Gehilfen leisteten. Vor allen Dingen "Bonapatt," der der ganzen
Trift voranzog, und zwar mit einem Gesicht, als trage er die Fahne von Arcole.
Kam die Rede auf "Bonapatt," so erzählte Herr die Geschichte dieses Helden,
die allerdings ein wenig von der historisch beglaubigten Geschichte abwich. Bonapatt
war nach seiner Lesart ursprünglich ein Schuster gewesen und aus der Lehre ent¬
laufen. Von dem "alten Fritz," der auch in der Herde einen Namensvetter hatte,
pflegte der Tagelöhner Klaus Köster Anekdoten zu erzählen. Da war ferner in
der Herde Meister Voß mit dem feinsten Spürsinn für fette Weide, der Lumpenfritz,
ausgestattet mit der Kennerschaft für Wäsche, die er vom Zaun zu fressen liebte.

Aber mit der Intelligenz, mit der Gefühlswnrme und Gefühlstiefe seiner
Pferde konnten sich die Kühe doch nicht messen. Der im hellbraunen Kleide
glänzende Hans war ein Roß von ganz besondern: Mut und Feuer. Wenn er
auf seinen Reisen zur Stadt vor dem leichten Staatswagen andre Fuhrwerke über¬
holte, so warf er die Mähne über den schon geschwungneu Hals, das stolze Wiehern
befriedigten Ehrgeizes erschütterte seine Flanken. Aber -- wehe! wenn er vor
einen schwer beladnen Wagen gespannt war und von flotten Schwarmgeistern über¬
holt wurde. Dann war es ein fast menschlicher Schrei des Zorns, der seine Brust
erbeben machte, das Weh eines stolzen Herzens, eine so unerträgliche Demütigung
über sich ergehn lassen zu müssen. Jungjochen blieb sein ganzes Leben lang ein
großes Spielkind, das sich mit Hein ans den Neckfuß stellte und auf seine Gunst-
bezeugung überaus eifersüchtig war. Ich will nicht alle nennen, derer Hein bei
seinem Weggang gedachte, aber über die alte uns nicht mehr unbekannte Pferde¬
mutter Lisch, die dem Hofe zehn Kinder geschenkt hat, muß ich noch ein kräftig
Wörtlein reden. Wegen ihrer matronenhaften Würde führte sie den Namen
"Mutter." Wo für einen Ausflug Ruhe und Besonnenheit nötig war, wo es sich
uni die Aufwendung eines außergewöhnlichen Verstandes handelte, da war gar keine
Frage: Mutter Lisch kam in die Sielen. Sie entnahm mehr aus Andeutungen,
als ein dummer Junge aus ausdrücklichen Befehlen. Legte man ihr Kornsäcke auf,
so ging sie nach der Mühle. Die Kinder hatte sie, als sie klein waren, Tag für
Tag nach der Schule getragen und war ohne Führer zurückgegangen. In ihrem
seinen Instinkt hatte sie eine unanfechtbare Uhr. Auf den Glockenschlag hatte sie
sich immer bei der Schule eingestellt, um die Kleinen wieder aufsitzen zu lassen.
Und niemals verlor sie ihren ruhigen Gang. Sie ging immer wie das personi¬
fizierte gute Gewissen einher, sicher -- unbeirrt von den vorwitzigen Kapriolen
böser Buben --, zielbewußt und rücksichtsvoll, bei der Sache und doch gut und
gütig, wie es nur eine Kreatur ist, in deren Brust ein braves Herz die Pulse treibt,
und ein edles Gemüt die Wünsche seiner Mitgeschöpfe würdigt und errät.

Die Halfter rasseln hinter der Bretterwand, die Hufe der lieben Geschöpfe
stampfen. Zum letztenmal -- für lange Zeit zum letztenmal -- hört Hein diese
Musik.

Wenn Hein abends die letzte Häckselmulde in die Krippen gefüllt und das
Heu auf die Raufen geforkt hat, geht auch er zur Ruhe. Bei seinem Lämpchen,
das aus farbigem Dunstkreis seinen Bretterverschlag beleuchtet, entkleidet er sich.
Dann löscht er das Licht aus und erwartet den Schlaf.

Und solange er noch seiner Sinne Meister ist, lauscht er auf die tiefe Stille,
die ihn umringt, auf all die Stimmen, die die Nacht in ihrem Schoße birgt.

Wie vielemale hatte ihr Zauber seine Seele umgarnt!

Die Kammer ist durch keine Decke von der Schrägnng des Retdachs getrennt.
Wie oft sind die kleinen Schneelawinen über seinem Haupte tosend dahingerollt


Hein Wieck

Da wciren der Leutnant, der Major und andre Offiziere, die beim Austreiben die
Dienste der Gehilfen leisteten. Vor allen Dingen „Bonapatt," der der ganzen
Trift voranzog, und zwar mit einem Gesicht, als trage er die Fahne von Arcole.
Kam die Rede auf „Bonapatt," so erzählte Herr die Geschichte dieses Helden,
die allerdings ein wenig von der historisch beglaubigten Geschichte abwich. Bonapatt
war nach seiner Lesart ursprünglich ein Schuster gewesen und aus der Lehre ent¬
laufen. Von dem „alten Fritz," der auch in der Herde einen Namensvetter hatte,
pflegte der Tagelöhner Klaus Köster Anekdoten zu erzählen. Da war ferner in
der Herde Meister Voß mit dem feinsten Spürsinn für fette Weide, der Lumpenfritz,
ausgestattet mit der Kennerschaft für Wäsche, die er vom Zaun zu fressen liebte.

Aber mit der Intelligenz, mit der Gefühlswnrme und Gefühlstiefe seiner
Pferde konnten sich die Kühe doch nicht messen. Der im hellbraunen Kleide
glänzende Hans war ein Roß von ganz besondern: Mut und Feuer. Wenn er
auf seinen Reisen zur Stadt vor dem leichten Staatswagen andre Fuhrwerke über¬
holte, so warf er die Mähne über den schon geschwungneu Hals, das stolze Wiehern
befriedigten Ehrgeizes erschütterte seine Flanken. Aber — wehe! wenn er vor
einen schwer beladnen Wagen gespannt war und von flotten Schwarmgeistern über¬
holt wurde. Dann war es ein fast menschlicher Schrei des Zorns, der seine Brust
erbeben machte, das Weh eines stolzen Herzens, eine so unerträgliche Demütigung
über sich ergehn lassen zu müssen. Jungjochen blieb sein ganzes Leben lang ein
großes Spielkind, das sich mit Hein ans den Neckfuß stellte und auf seine Gunst-
bezeugung überaus eifersüchtig war. Ich will nicht alle nennen, derer Hein bei
seinem Weggang gedachte, aber über die alte uns nicht mehr unbekannte Pferde¬
mutter Lisch, die dem Hofe zehn Kinder geschenkt hat, muß ich noch ein kräftig
Wörtlein reden. Wegen ihrer matronenhaften Würde führte sie den Namen
„Mutter." Wo für einen Ausflug Ruhe und Besonnenheit nötig war, wo es sich
uni die Aufwendung eines außergewöhnlichen Verstandes handelte, da war gar keine
Frage: Mutter Lisch kam in die Sielen. Sie entnahm mehr aus Andeutungen,
als ein dummer Junge aus ausdrücklichen Befehlen. Legte man ihr Kornsäcke auf,
so ging sie nach der Mühle. Die Kinder hatte sie, als sie klein waren, Tag für
Tag nach der Schule getragen und war ohne Führer zurückgegangen. In ihrem
seinen Instinkt hatte sie eine unanfechtbare Uhr. Auf den Glockenschlag hatte sie
sich immer bei der Schule eingestellt, um die Kleinen wieder aufsitzen zu lassen.
Und niemals verlor sie ihren ruhigen Gang. Sie ging immer wie das personi¬
fizierte gute Gewissen einher, sicher — unbeirrt von den vorwitzigen Kapriolen
böser Buben —, zielbewußt und rücksichtsvoll, bei der Sache und doch gut und
gütig, wie es nur eine Kreatur ist, in deren Brust ein braves Herz die Pulse treibt,
und ein edles Gemüt die Wünsche seiner Mitgeschöpfe würdigt und errät.

Die Halfter rasseln hinter der Bretterwand, die Hufe der lieben Geschöpfe
stampfen. Zum letztenmal — für lange Zeit zum letztenmal — hört Hein diese
Musik.

Wenn Hein abends die letzte Häckselmulde in die Krippen gefüllt und das
Heu auf die Raufen geforkt hat, geht auch er zur Ruhe. Bei seinem Lämpchen,
das aus farbigem Dunstkreis seinen Bretterverschlag beleuchtet, entkleidet er sich.
Dann löscht er das Licht aus und erwartet den Schlaf.

Und solange er noch seiner Sinne Meister ist, lauscht er auf die tiefe Stille,
die ihn umringt, auf all die Stimmen, die die Nacht in ihrem Schoße birgt.

Wie vielemale hatte ihr Zauber seine Seele umgarnt!

Die Kammer ist durch keine Decke von der Schrägnng des Retdachs getrennt.
Wie oft sind die kleinen Schneelawinen über seinem Haupte tosend dahingerollt


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[0618] Hein Wieck Da wciren der Leutnant, der Major und andre Offiziere, die beim Austreiben die Dienste der Gehilfen leisteten. Vor allen Dingen „Bonapatt," der der ganzen Trift voranzog, und zwar mit einem Gesicht, als trage er die Fahne von Arcole. Kam die Rede auf „Bonapatt," so erzählte Herr die Geschichte dieses Helden, die allerdings ein wenig von der historisch beglaubigten Geschichte abwich. Bonapatt war nach seiner Lesart ursprünglich ein Schuster gewesen und aus der Lehre ent¬ laufen. Von dem „alten Fritz," der auch in der Herde einen Namensvetter hatte, pflegte der Tagelöhner Klaus Köster Anekdoten zu erzählen. Da war ferner in der Herde Meister Voß mit dem feinsten Spürsinn für fette Weide, der Lumpenfritz, ausgestattet mit der Kennerschaft für Wäsche, die er vom Zaun zu fressen liebte. Aber mit der Intelligenz, mit der Gefühlswnrme und Gefühlstiefe seiner Pferde konnten sich die Kühe doch nicht messen. Der im hellbraunen Kleide glänzende Hans war ein Roß von ganz besondern: Mut und Feuer. Wenn er auf seinen Reisen zur Stadt vor dem leichten Staatswagen andre Fuhrwerke über¬ holte, so warf er die Mähne über den schon geschwungneu Hals, das stolze Wiehern befriedigten Ehrgeizes erschütterte seine Flanken. Aber — wehe! wenn er vor einen schwer beladnen Wagen gespannt war und von flotten Schwarmgeistern über¬ holt wurde. Dann war es ein fast menschlicher Schrei des Zorns, der seine Brust erbeben machte, das Weh eines stolzen Herzens, eine so unerträgliche Demütigung über sich ergehn lassen zu müssen. Jungjochen blieb sein ganzes Leben lang ein großes Spielkind, das sich mit Hein ans den Neckfuß stellte und auf seine Gunst- bezeugung überaus eifersüchtig war. Ich will nicht alle nennen, derer Hein bei seinem Weggang gedachte, aber über die alte uns nicht mehr unbekannte Pferde¬ mutter Lisch, die dem Hofe zehn Kinder geschenkt hat, muß ich noch ein kräftig Wörtlein reden. Wegen ihrer matronenhaften Würde führte sie den Namen „Mutter." Wo für einen Ausflug Ruhe und Besonnenheit nötig war, wo es sich uni die Aufwendung eines außergewöhnlichen Verstandes handelte, da war gar keine Frage: Mutter Lisch kam in die Sielen. Sie entnahm mehr aus Andeutungen, als ein dummer Junge aus ausdrücklichen Befehlen. Legte man ihr Kornsäcke auf, so ging sie nach der Mühle. Die Kinder hatte sie, als sie klein waren, Tag für Tag nach der Schule getragen und war ohne Führer zurückgegangen. In ihrem seinen Instinkt hatte sie eine unanfechtbare Uhr. Auf den Glockenschlag hatte sie sich immer bei der Schule eingestellt, um die Kleinen wieder aufsitzen zu lassen. Und niemals verlor sie ihren ruhigen Gang. Sie ging immer wie das personi¬ fizierte gute Gewissen einher, sicher — unbeirrt von den vorwitzigen Kapriolen böser Buben —, zielbewußt und rücksichtsvoll, bei der Sache und doch gut und gütig, wie es nur eine Kreatur ist, in deren Brust ein braves Herz die Pulse treibt, und ein edles Gemüt die Wünsche seiner Mitgeschöpfe würdigt und errät. Die Halfter rasseln hinter der Bretterwand, die Hufe der lieben Geschöpfe stampfen. Zum letztenmal — für lange Zeit zum letztenmal — hört Hein diese Musik. Wenn Hein abends die letzte Häckselmulde in die Krippen gefüllt und das Heu auf die Raufen geforkt hat, geht auch er zur Ruhe. Bei seinem Lämpchen, das aus farbigem Dunstkreis seinen Bretterverschlag beleuchtet, entkleidet er sich. Dann löscht er das Licht aus und erwartet den Schlaf. Und solange er noch seiner Sinne Meister ist, lauscht er auf die tiefe Stille, die ihn umringt, auf all die Stimmen, die die Nacht in ihrem Schoße birgt. Wie vielemale hatte ihr Zauber seine Seele umgarnt! Die Kammer ist durch keine Decke von der Schrägnng des Retdachs getrennt. Wie oft sind die kleinen Schneelawinen über seinem Haupte tosend dahingerollt

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341869_230431/618>, abgerufen am 20.10.2024.