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Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Zweites Vierteljahr.

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Die schöne Hälfte des Lebens

Streite unbedenklich ans Wischers Seite stellen. Alle schönen Redensarten von reiner
Natürlichkeit u. dergl, können die in ihrer halben Verschleierung doppelt bedenkliche
Verheißung im Munde einer Mutter nicht sauber machen. Und gar dieser Mutter
diesem Sohne gegenüber mit Beziehung auf Dorothea, die uns schon als seine künftige
Gattin vor Augen steht! Nimmt Bischer Anstoß an dem Streiflicht, das die Mutter
für den Sohn mittelbar auf ihre eigne Lebenserfahrung fallen läßt, so würde mich
noch weit mehr der grobe Fingerzeig des Dichters ans Hermanns und Dorotheens
künftige Erfahrung beleidigen, mit den, er uus, den Lesern, das reine Bild des
bräutlichen Paares um nichts und wieder nichts trübte, dieses Paares, von dem er
sonst -- Johann Heinrich Boß so unähnlich! -- dnrch die ganze Dichtung jeden,
auch den leisesten Hauch selbst von sogenannter "gesunder" Sinnlichkeit geflissentlich
fern gehalten hat. Dawider hilft auch der Entlastungszeuge Homer uicht. Denn
ganz abgesehen von der ungeheuern Kluft, die überhaupt Leben und Denken der
heroischen Zeit von der "Existenz einer kleinen deutschen Stadt" zu Ende des acht¬
zehnte" Jahrhunderts scheidet, so war insbesondre für deu Rhapsoden und seine
Hörer, wie für Mutter Thetis, die Sklavin, die dem Peliden deu Kummer ver¬
treiben soll, nicht mehr als etwa ein Krug Wein, ein Ding ohne Seele. Was ist
uns dagegen Dorothea! Noch einmal -- hat Goethe wirklich alledem, was sich
auch ihm aufdrängen mußte, zum Trotz Hermanns Mutter im Stil der Thetis reden
lassen wollen, so hat er in der That die Sünde gegen den Geist seiner Dichtung
begangen, die Bischer ihm vorwirft, und dünn wird man auch die weitern Folge¬
rungen des Ästhetikers kann: von der Hand weisen können.

Ehe wir aber das zugeben, scheint es doch dringend geboten, noch einmal
Schritt für Schritt gründlich zu prüfen, ob denn wirklich Wortlaut und Zusammen¬
hang der Stelle keine andre Deutung zulassen oder gar fordern, als eben diese ver¬
werfliche und von uns verworfne. Und da, meine ich, hätte gleich der erzählende
Vers, der zu der Rede der Mutter überleitet, die Interpreten stutzig machen müssen:
wenn Goethe mit Betonung "die gute Mutter" ihrem Sohne "verständig ant¬
worten" läßt, so sollte man doch eigentlich im folgenden alles andre eher erwarte",
als eine Äußerung wenn auch noch so zart angedeuteter Sinnlichkeit. Allerdings
scheint weiter der Ausdruck "die Braut in die Kammer zu führen" uns den ersten
Blick die Brücke dazu zu bilden, aber auch nur auf den ersten Blick! Ziehen wir
zum ersten sogleich den zweiten Absichtssatz: "und die Arbeit des Tages dir freier
und eigener werde" mit in Betracht --- merkwürdigerweise hat Bischer ihn als un¬
wesentlich in seinem Zitate ausgelassen --, so leuchtet ohne weiteres ein, daß die
obendrein biblische Wendung hier nur deu Begriff des Heirateus konkreter und
damit dichterischer, epischer umschreiben soll, als es etwa das blasse und konventionelle
"heimführe"" gethan hätte. Diese Erkenntnis wird vollends zur Gewißheit, sobald
wir noch den Rahmensatz: "Sohn, mehr wünschest dn nicht, . , als der Bater es
wünscht und die Mutter" ins Ange fassen, innerhalb dessen für eine sinnliche Anffnssuug
jener biblische" Wcudmig schlechterdings kein Platz ist. Im übrigen bedarf es ennui
der Hervorhebung, daß die Metapher der Mutter durch Hermanns Hinweis ans
sein "Stübchen im Dache" nahegelegt ist, seine "Kammer," die ihm -- jedoch nur
parallel und in demselben Sinne mit "Hof," "Garde"" und "Feld" -- einsam und
öde erschien.

Die weitere Rede der Mutter giebt keine neue" Auhnltspuukte, desto mehr die
ehe" berührte Klage des Sohnes, auf die sie antwortet. Da steht zunächst am
Schluß das Bekenntnis: "Ich entbehre der Gattin." Vielleicht haben diese vier
Worte um "leisten zu der gnugigen Auffassung unsrer Stelle beigetragen,. wie sie
einem denn auch sofort als Beweis für die Nichtigkeit dieser Auffassung entgegen-


Die schöne Hälfte des Lebens

Streite unbedenklich ans Wischers Seite stellen. Alle schönen Redensarten von reiner
Natürlichkeit u. dergl, können die in ihrer halben Verschleierung doppelt bedenkliche
Verheißung im Munde einer Mutter nicht sauber machen. Und gar dieser Mutter
diesem Sohne gegenüber mit Beziehung auf Dorothea, die uns schon als seine künftige
Gattin vor Augen steht! Nimmt Bischer Anstoß an dem Streiflicht, das die Mutter
für den Sohn mittelbar auf ihre eigne Lebenserfahrung fallen läßt, so würde mich
noch weit mehr der grobe Fingerzeig des Dichters ans Hermanns und Dorotheens
künftige Erfahrung beleidigen, mit den, er uus, den Lesern, das reine Bild des
bräutlichen Paares um nichts und wieder nichts trübte, dieses Paares, von dem er
sonst — Johann Heinrich Boß so unähnlich! — dnrch die ganze Dichtung jeden,
auch den leisesten Hauch selbst von sogenannter „gesunder" Sinnlichkeit geflissentlich
fern gehalten hat. Dawider hilft auch der Entlastungszeuge Homer uicht. Denn
ganz abgesehen von der ungeheuern Kluft, die überhaupt Leben und Denken der
heroischen Zeit von der „Existenz einer kleinen deutschen Stadt" zu Ende des acht¬
zehnte» Jahrhunderts scheidet, so war insbesondre für deu Rhapsoden und seine
Hörer, wie für Mutter Thetis, die Sklavin, die dem Peliden deu Kummer ver¬
treiben soll, nicht mehr als etwa ein Krug Wein, ein Ding ohne Seele. Was ist
uns dagegen Dorothea! Noch einmal — hat Goethe wirklich alledem, was sich
auch ihm aufdrängen mußte, zum Trotz Hermanns Mutter im Stil der Thetis reden
lassen wollen, so hat er in der That die Sünde gegen den Geist seiner Dichtung
begangen, die Bischer ihm vorwirft, und dünn wird man auch die weitern Folge¬
rungen des Ästhetikers kann: von der Hand weisen können.

Ehe wir aber das zugeben, scheint es doch dringend geboten, noch einmal
Schritt für Schritt gründlich zu prüfen, ob denn wirklich Wortlaut und Zusammen¬
hang der Stelle keine andre Deutung zulassen oder gar fordern, als eben diese ver¬
werfliche und von uns verworfne. Und da, meine ich, hätte gleich der erzählende
Vers, der zu der Rede der Mutter überleitet, die Interpreten stutzig machen müssen:
wenn Goethe mit Betonung „die gute Mutter" ihrem Sohne „verständig ant¬
worten" läßt, so sollte man doch eigentlich im folgenden alles andre eher erwarte»,
als eine Äußerung wenn auch noch so zart angedeuteter Sinnlichkeit. Allerdings
scheint weiter der Ausdruck „die Braut in die Kammer zu führen" uns den ersten
Blick die Brücke dazu zu bilden, aber auch nur auf den ersten Blick! Ziehen wir
zum ersten sogleich den zweiten Absichtssatz: „und die Arbeit des Tages dir freier
und eigener werde" mit in Betracht -— merkwürdigerweise hat Bischer ihn als un¬
wesentlich in seinem Zitate ausgelassen —, so leuchtet ohne weiteres ein, daß die
obendrein biblische Wendung hier nur deu Begriff des Heirateus konkreter und
damit dichterischer, epischer umschreiben soll, als es etwa das blasse und konventionelle
„heimführe»" gethan hätte. Diese Erkenntnis wird vollends zur Gewißheit, sobald
wir noch den Rahmensatz: „Sohn, mehr wünschest dn nicht, . , als der Bater es
wünscht und die Mutter" ins Ange fassen, innerhalb dessen für eine sinnliche Anffnssuug
jener biblische» Wcudmig schlechterdings kein Platz ist. Im übrigen bedarf es ennui
der Hervorhebung, daß die Metapher der Mutter durch Hermanns Hinweis ans
sein „Stübchen im Dache" nahegelegt ist, seine „Kammer," die ihm — jedoch nur
parallel und in demselben Sinne mit „Hof," „Garde»" und „Feld" — einsam und
öde erschien.

Die weitere Rede der Mutter giebt keine neue» Auhnltspuukte, desto mehr die
ehe» berührte Klage des Sohnes, auf die sie antwortet. Da steht zunächst am
Schluß das Bekenntnis: „Ich entbehre der Gattin." Vielleicht haben diese vier
Worte um »leisten zu der gnugigen Auffassung unsrer Stelle beigetragen,. wie sie
einem denn auch sofort als Beweis für die Nichtigkeit dieser Auffassung entgegen-


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[0498] Die schöne Hälfte des Lebens Streite unbedenklich ans Wischers Seite stellen. Alle schönen Redensarten von reiner Natürlichkeit u. dergl, können die in ihrer halben Verschleierung doppelt bedenkliche Verheißung im Munde einer Mutter nicht sauber machen. Und gar dieser Mutter diesem Sohne gegenüber mit Beziehung auf Dorothea, die uns schon als seine künftige Gattin vor Augen steht! Nimmt Bischer Anstoß an dem Streiflicht, das die Mutter für den Sohn mittelbar auf ihre eigne Lebenserfahrung fallen läßt, so würde mich noch weit mehr der grobe Fingerzeig des Dichters ans Hermanns und Dorotheens künftige Erfahrung beleidigen, mit den, er uus, den Lesern, das reine Bild des bräutlichen Paares um nichts und wieder nichts trübte, dieses Paares, von dem er sonst — Johann Heinrich Boß so unähnlich! — dnrch die ganze Dichtung jeden, auch den leisesten Hauch selbst von sogenannter „gesunder" Sinnlichkeit geflissentlich fern gehalten hat. Dawider hilft auch der Entlastungszeuge Homer uicht. Denn ganz abgesehen von der ungeheuern Kluft, die überhaupt Leben und Denken der heroischen Zeit von der „Existenz einer kleinen deutschen Stadt" zu Ende des acht¬ zehnte» Jahrhunderts scheidet, so war insbesondre für deu Rhapsoden und seine Hörer, wie für Mutter Thetis, die Sklavin, die dem Peliden deu Kummer ver¬ treiben soll, nicht mehr als etwa ein Krug Wein, ein Ding ohne Seele. Was ist uns dagegen Dorothea! Noch einmal — hat Goethe wirklich alledem, was sich auch ihm aufdrängen mußte, zum Trotz Hermanns Mutter im Stil der Thetis reden lassen wollen, so hat er in der That die Sünde gegen den Geist seiner Dichtung begangen, die Bischer ihm vorwirft, und dünn wird man auch die weitern Folge¬ rungen des Ästhetikers kann: von der Hand weisen können. Ehe wir aber das zugeben, scheint es doch dringend geboten, noch einmal Schritt für Schritt gründlich zu prüfen, ob denn wirklich Wortlaut und Zusammen¬ hang der Stelle keine andre Deutung zulassen oder gar fordern, als eben diese ver¬ werfliche und von uns verworfne. Und da, meine ich, hätte gleich der erzählende Vers, der zu der Rede der Mutter überleitet, die Interpreten stutzig machen müssen: wenn Goethe mit Betonung „die gute Mutter" ihrem Sohne „verständig ant¬ worten" läßt, so sollte man doch eigentlich im folgenden alles andre eher erwarte», als eine Äußerung wenn auch noch so zart angedeuteter Sinnlichkeit. Allerdings scheint weiter der Ausdruck „die Braut in die Kammer zu führen" uns den ersten Blick die Brücke dazu zu bilden, aber auch nur auf den ersten Blick! Ziehen wir zum ersten sogleich den zweiten Absichtssatz: „und die Arbeit des Tages dir freier und eigener werde" mit in Betracht -— merkwürdigerweise hat Bischer ihn als un¬ wesentlich in seinem Zitate ausgelassen —, so leuchtet ohne weiteres ein, daß die obendrein biblische Wendung hier nur deu Begriff des Heirateus konkreter und damit dichterischer, epischer umschreiben soll, als es etwa das blasse und konventionelle „heimführe»" gethan hätte. Diese Erkenntnis wird vollends zur Gewißheit, sobald wir noch den Rahmensatz: „Sohn, mehr wünschest dn nicht, . , als der Bater es wünscht und die Mutter" ins Ange fassen, innerhalb dessen für eine sinnliche Anffnssuug jener biblische» Wcudmig schlechterdings kein Platz ist. Im übrigen bedarf es ennui der Hervorhebung, daß die Metapher der Mutter durch Hermanns Hinweis ans sein „Stübchen im Dache" nahegelegt ist, seine „Kammer," die ihm — jedoch nur parallel und in demselben Sinne mit „Hof," „Garde»" und „Feld" — einsam und öde erschien. Die weitere Rede der Mutter giebt keine neue» Auhnltspuukte, desto mehr die ehe» berührte Klage des Sohnes, auf die sie antwortet. Da steht zunächst am Schluß das Bekenntnis: „Ich entbehre der Gattin." Vielleicht haben diese vier Worte um »leisten zu der gnugigen Auffassung unsrer Stelle beigetragen,. wie sie einem denn auch sofort als Beweis für die Nichtigkeit dieser Auffassung entgegen-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341869_230431/498>, abgerufen am 28.09.2024.