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Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Erstes Vierteljahr.

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Skizzen aus unserm heutigen Volksleben

lieb starb nicht, wenn er sich auch mit Vorliebe mit seinem Tode und seinem Be¬
gräbnis beschäftigte. Dieses Begräbnis sollte ein Ereignis werden. Die Träger
und alle Leidtragenden sollten einen Leichenschmaus erster Klasse haben. Den
Kostenanschlag brachte er zu Papier, und den Betrag legte er in der Sparkasse
an. Für den Sarg, die Leichenfrau, das Bahrtuch, den Totengräber, das Geläute,
den Herrn Pastor zu seiner Rede, für Kuchen, der im Dorfe verschickt werden
sollte, für das Denkmal wurden die Kosten erwogen und berechnet, und das Geld
wurde in der Sparkasse hinterlegt. Auch ein Lebensbaum sollte aufs Grab gepflanzt
werden. Er kaufte einen kleinen Lebensbaum und bat den Herrn Pastor, ob er
den Baum nicht einstweilen in seinen Garten pflanzen wollte. Wenn er tot sei,
sollte der Beinen auf sein Grab gepflanzt werden. Aber Gottlieb starb nicht, und
der Lebensbaum wurde ein mächtig großer Baum. Da der Baum nun nicht mehr
zu verpflanzen war, so mußte ein neuer angeschafft werden, aber auch der wuchs
in die Höhe, und Gottlieb starb nicht.

Inzwischen ging dem Riedmüller die Luft aus. Um seinen Verpflichtungen
nachzukommen, mußte er Schulden machen, denn der Hof brachte nicht soviel, als
der Riedmüller für sich und Gottlieb brauchte, und die Schulden wuchsen ihm über
den Kopf. Der Hof mußte verkauft werde", und da keiner aus dem Dorfe den Mut
hatte, gegen die Lebenskraft Gottliebs zu spekulieren, so kam ein wildfremder Mensch
hinein, ein gewisser Grashoff aus Ländern.

Zuerst war es eine wahre Herrlichkeit mit dem lieben Gottlieb. Man wollte
ihm alles zu Liebe thun und alles an den Augen absehen. Gottlieb ließ sichs ge¬
fallen, aber er starb nicht. Allmählich wurde" die Mienen Grashoffs und seiner
Frau, unfreundlich. Man leistete, was man mußte, aber unpünktlich und mürrisch,
zuletzt gönnte man ihm kein gutes Wort mehr. Gottlieb beklagte sich, es half
nichts. Wer hätte ihm auch helfen können? Gottlieb wurde fünfundsiebzig, er wurde
achtzig Jahre alt und starb nicht.

Was nun? Mit dein achtzigsten Jahre erlosch die Verpflichtung, ihn zu unter¬
halten. Der kluge Gottlieb hatte sehr klug gerechnet und doch einen Fehler ge¬
macht, der nnn nicht mehr zu bessern war; er hatte nicht daran gedacht, daß er
älter als achtzig Jahre werden könnte. Grashoff hätte ihn nun auf die Straße
setzen können, aber er hatte doch nicht den Mut dazu. Und außerdem hatte ja
Gottlieb noch ein Sparkassenbuch in Händen, dessen Inhalt vom Gerüchte weit
überschätzt wurde. Aus diesen Gründen behielt er Gottlieb im Hanse. Lange
konnte es ja nicht mehr dauern. Aber Gottlieb starb nicht; vielmehr fing er an,
sein Begräbnis zu verzehren, erst den Leichenstein, dann das Bahrtuch und dann
den Leichenschmaus. Nach Jahr und Tag war alles verbraucht, selbst die Rede des
Herrn Pastors, die Gottlieb in der Erwartung, daß sie besonders erhebend und
ehrend ausfallen werde, bis zuletzt aufgehoben hatte. Jetzt bekam Gottlieb nur
soviel vou Grashoff, daß er nicht verhungerte. Etwas viel besseres, als was die
Schweine erhielten, war es nicht. Um Licht, Heizung, Wohnung und Bett küm¬
merte sich keine Seele. Seine Stube wurde ihm genommen, er mußte in eine kalte
Kammer ziehen. Der Winter kam. Wenn Gottlieb nicht frieren wollte, mußte
er im Bette bleiben. Als es wieder Sommer wurde, und er aufstehen wollte, zeigte
sichs, daß die Mäuse seine Hosen zerfresjen hatten. Geld hatte er nicht, um sich
neue zu kaufen, Grashoff fiel es nicht ein, ihm ein Paar zu schenken, und im Dorfe
kümmerte sich kein Mensch um ihn. Es fiel nicht einmal auf. daß er mehr als ein
halbes Jahr nicht gesehen worden war. Nur der Herr Pastor, der sich damals
Pensionieren ließ und im Dorfe seine Abschiedsbesuche machte, erinnerte sich des


Skizzen aus unserm heutigen Volksleben

lieb starb nicht, wenn er sich auch mit Vorliebe mit seinem Tode und seinem Be¬
gräbnis beschäftigte. Dieses Begräbnis sollte ein Ereignis werden. Die Träger
und alle Leidtragenden sollten einen Leichenschmaus erster Klasse haben. Den
Kostenanschlag brachte er zu Papier, und den Betrag legte er in der Sparkasse
an. Für den Sarg, die Leichenfrau, das Bahrtuch, den Totengräber, das Geläute,
den Herrn Pastor zu seiner Rede, für Kuchen, der im Dorfe verschickt werden
sollte, für das Denkmal wurden die Kosten erwogen und berechnet, und das Geld
wurde in der Sparkasse hinterlegt. Auch ein Lebensbaum sollte aufs Grab gepflanzt
werden. Er kaufte einen kleinen Lebensbaum und bat den Herrn Pastor, ob er
den Baum nicht einstweilen in seinen Garten pflanzen wollte. Wenn er tot sei,
sollte der Beinen auf sein Grab gepflanzt werden. Aber Gottlieb starb nicht, und
der Lebensbaum wurde ein mächtig großer Baum. Da der Baum nun nicht mehr
zu verpflanzen war, so mußte ein neuer angeschafft werden, aber auch der wuchs
in die Höhe, und Gottlieb starb nicht.

Inzwischen ging dem Riedmüller die Luft aus. Um seinen Verpflichtungen
nachzukommen, mußte er Schulden machen, denn der Hof brachte nicht soviel, als
der Riedmüller für sich und Gottlieb brauchte, und die Schulden wuchsen ihm über
den Kopf. Der Hof mußte verkauft werde», und da keiner aus dem Dorfe den Mut
hatte, gegen die Lebenskraft Gottliebs zu spekulieren, so kam ein wildfremder Mensch
hinein, ein gewisser Grashoff aus Ländern.

Zuerst war es eine wahre Herrlichkeit mit dem lieben Gottlieb. Man wollte
ihm alles zu Liebe thun und alles an den Augen absehen. Gottlieb ließ sichs ge¬
fallen, aber er starb nicht. Allmählich wurde» die Mienen Grashoffs und seiner
Frau, unfreundlich. Man leistete, was man mußte, aber unpünktlich und mürrisch,
zuletzt gönnte man ihm kein gutes Wort mehr. Gottlieb beklagte sich, es half
nichts. Wer hätte ihm auch helfen können? Gottlieb wurde fünfundsiebzig, er wurde
achtzig Jahre alt und starb nicht.

Was nun? Mit dein achtzigsten Jahre erlosch die Verpflichtung, ihn zu unter¬
halten. Der kluge Gottlieb hatte sehr klug gerechnet und doch einen Fehler ge¬
macht, der nnn nicht mehr zu bessern war; er hatte nicht daran gedacht, daß er
älter als achtzig Jahre werden könnte. Grashoff hätte ihn nun auf die Straße
setzen können, aber er hatte doch nicht den Mut dazu. Und außerdem hatte ja
Gottlieb noch ein Sparkassenbuch in Händen, dessen Inhalt vom Gerüchte weit
überschätzt wurde. Aus diesen Gründen behielt er Gottlieb im Hanse. Lange
konnte es ja nicht mehr dauern. Aber Gottlieb starb nicht; vielmehr fing er an,
sein Begräbnis zu verzehren, erst den Leichenstein, dann das Bahrtuch und dann
den Leichenschmaus. Nach Jahr und Tag war alles verbraucht, selbst die Rede des
Herrn Pastors, die Gottlieb in der Erwartung, daß sie besonders erhebend und
ehrend ausfallen werde, bis zuletzt aufgehoben hatte. Jetzt bekam Gottlieb nur
soviel vou Grashoff, daß er nicht verhungerte. Etwas viel besseres, als was die
Schweine erhielten, war es nicht. Um Licht, Heizung, Wohnung und Bett küm¬
merte sich keine Seele. Seine Stube wurde ihm genommen, er mußte in eine kalte
Kammer ziehen. Der Winter kam. Wenn Gottlieb nicht frieren wollte, mußte
er im Bette bleiben. Als es wieder Sommer wurde, und er aufstehen wollte, zeigte
sichs, daß die Mäuse seine Hosen zerfresjen hatten. Geld hatte er nicht, um sich
neue zu kaufen, Grashoff fiel es nicht ein, ihm ein Paar zu schenken, und im Dorfe
kümmerte sich kein Mensch um ihn. Es fiel nicht einmal auf. daß er mehr als ein
halbes Jahr nicht gesehen worden war. Nur der Herr Pastor, der sich damals
Pensionieren ließ und im Dorfe seine Abschiedsbesuche machte, erinnerte sich des


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[0338] Skizzen aus unserm heutigen Volksleben lieb starb nicht, wenn er sich auch mit Vorliebe mit seinem Tode und seinem Be¬ gräbnis beschäftigte. Dieses Begräbnis sollte ein Ereignis werden. Die Träger und alle Leidtragenden sollten einen Leichenschmaus erster Klasse haben. Den Kostenanschlag brachte er zu Papier, und den Betrag legte er in der Sparkasse an. Für den Sarg, die Leichenfrau, das Bahrtuch, den Totengräber, das Geläute, den Herrn Pastor zu seiner Rede, für Kuchen, der im Dorfe verschickt werden sollte, für das Denkmal wurden die Kosten erwogen und berechnet, und das Geld wurde in der Sparkasse hinterlegt. Auch ein Lebensbaum sollte aufs Grab gepflanzt werden. Er kaufte einen kleinen Lebensbaum und bat den Herrn Pastor, ob er den Baum nicht einstweilen in seinen Garten pflanzen wollte. Wenn er tot sei, sollte der Beinen auf sein Grab gepflanzt werden. Aber Gottlieb starb nicht, und der Lebensbaum wurde ein mächtig großer Baum. Da der Baum nun nicht mehr zu verpflanzen war, so mußte ein neuer angeschafft werden, aber auch der wuchs in die Höhe, und Gottlieb starb nicht. Inzwischen ging dem Riedmüller die Luft aus. Um seinen Verpflichtungen nachzukommen, mußte er Schulden machen, denn der Hof brachte nicht soviel, als der Riedmüller für sich und Gottlieb brauchte, und die Schulden wuchsen ihm über den Kopf. Der Hof mußte verkauft werde», und da keiner aus dem Dorfe den Mut hatte, gegen die Lebenskraft Gottliebs zu spekulieren, so kam ein wildfremder Mensch hinein, ein gewisser Grashoff aus Ländern. Zuerst war es eine wahre Herrlichkeit mit dem lieben Gottlieb. Man wollte ihm alles zu Liebe thun und alles an den Augen absehen. Gottlieb ließ sichs ge¬ fallen, aber er starb nicht. Allmählich wurde» die Mienen Grashoffs und seiner Frau, unfreundlich. Man leistete, was man mußte, aber unpünktlich und mürrisch, zuletzt gönnte man ihm kein gutes Wort mehr. Gottlieb beklagte sich, es half nichts. Wer hätte ihm auch helfen können? Gottlieb wurde fünfundsiebzig, er wurde achtzig Jahre alt und starb nicht. Was nun? Mit dein achtzigsten Jahre erlosch die Verpflichtung, ihn zu unter¬ halten. Der kluge Gottlieb hatte sehr klug gerechnet und doch einen Fehler ge¬ macht, der nnn nicht mehr zu bessern war; er hatte nicht daran gedacht, daß er älter als achtzig Jahre werden könnte. Grashoff hätte ihn nun auf die Straße setzen können, aber er hatte doch nicht den Mut dazu. Und außerdem hatte ja Gottlieb noch ein Sparkassenbuch in Händen, dessen Inhalt vom Gerüchte weit überschätzt wurde. Aus diesen Gründen behielt er Gottlieb im Hanse. Lange konnte es ja nicht mehr dauern. Aber Gottlieb starb nicht; vielmehr fing er an, sein Begräbnis zu verzehren, erst den Leichenstein, dann das Bahrtuch und dann den Leichenschmaus. Nach Jahr und Tag war alles verbraucht, selbst die Rede des Herrn Pastors, die Gottlieb in der Erwartung, daß sie besonders erhebend und ehrend ausfallen werde, bis zuletzt aufgehoben hatte. Jetzt bekam Gottlieb nur soviel vou Grashoff, daß er nicht verhungerte. Etwas viel besseres, als was die Schweine erhielten, war es nicht. Um Licht, Heizung, Wohnung und Bett küm¬ merte sich keine Seele. Seine Stube wurde ihm genommen, er mußte in eine kalte Kammer ziehen. Der Winter kam. Wenn Gottlieb nicht frieren wollte, mußte er im Bette bleiben. Als es wieder Sommer wurde, und er aufstehen wollte, zeigte sichs, daß die Mäuse seine Hosen zerfresjen hatten. Geld hatte er nicht, um sich neue zu kaufen, Grashoff fiel es nicht ein, ihm ein Paar zu schenken, und im Dorfe kümmerte sich kein Mensch um ihn. Es fiel nicht einmal auf. daß er mehr als ein halbes Jahr nicht gesehen worden war. Nur der Herr Pastor, der sich damals Pensionieren ließ und im Dorfe seine Abschiedsbesuche machte, erinnerte sich des

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341869_229685/338>, abgerufen am 23.07.2024.