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Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Erstes Vierteljahr.

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Skizzen aus unserm heutigen Volksleben

Gottlieb sagte sich, daß er, wenn er des Herrn Pastor Zeit so stark in An¬
spruch nehme, auch seinerseits etwas leisten müßte. Und so brachte er für die
Kinder kleine Geschenke mit, Figürchen aus Porzellan, Pfauen und Hirsche aus
Glas geblasen und sonstige Kuriositäten, die er ans seinen Reisen in den Nachbar¬
städten zusammengekauft hatte, oder er ging mit den Kindern in den Garten und
schüttelte die Bäume und ließ Bonbons und andre schöne Sachen herabfallen. Das
war denn doch etwas, und die Kinder lernten sich mit Vetter Gottlieb befreunden.
Nach einiger Zeit hörten die Spenden auf, sei es, daß Gottlieb vergessen hatte,
Geschenke mitzubringen, sei es, daß er mißtrauisch besorgte, es könnte aus den
Gaben eine Gerechtsame werden. Das nahm aber Pastors Jüngster sehr übel,,
und da er nicht gerade an Schüchternheit litt, so stellte er sich, als Vetter Gott"
lieb einmal wieder schon um Glocke drei angerückt kam, ihm breitbeinig gegenüber
und sagte: Du kannst wieder nach Hause gehn. Vater liegt ans dem Sofa und
ist für dich krank. Und Bäume geschüttelt Hofe du auch lange uicht. -- Da keiner
dem Vetter Gottlieb zu Hilfe kam, so mußte er richtig wieder abzieht!, worauf
drei Kinderköpfe ihm triumphierend nachschauten. Gottlieb aber stand draußen vor
dem Hofthore, strich sich nachdenklich über die Bartstoppel und sagte zu sich: Es
ist doch merkwürdig, daß man nichts in der Welt ohne Bezahlung haben kann, nicht
einmal eine gebildete Unterhaltung. -- Daß man das beste in der Welt überhaupt
nicht für Geld haben kann, zu dieser Erkenntnis war er Noch nicht gekommen, so>
klug er auch war.

Wieder verging eine Reihe von Jahren. Aus dem Vetter Gottlieb war der
alte Gottlieb geworden, und dabei war er immer noch klüger geworden. Er sagte-
sich, daß seine Pacht doch nur knapp zureiche, und wenn er stürbe, dann bliebe
das schöne Gut für andre übrig. Das wäre doch gerade so, als wenn er dit
Suppe löffle und das Fleisch weiter gebe. Das Fleisch könnte er doch auch bei
seinen Lebzeiten verzehren. Und das ließ sich ja ganz leicht machen. Er brauchte
ja nur seinen Hof wegzugeben und sich ein gutes Leibgedinge auszumachen, Wohnung,
Verpflegung und einen hübschen Thaler Geld, dann hatte er alles, was er braucht^,
er saß bis an sein Lebensende hübsch warm, und wenn er starb, so hatte er seinen
Besitz aufgezehrt, und war auch nicht ein Krümchen mehr übrig. Dieser letzte Ge¬
danke erfreute ihn ganz besonders. Wenn dann die lieben Verwandten kämen und
erben wollten, und es sei auch nicht ein Groschen mehr da, die Gesichter hätte er
sehen mögen. Diesen Gedanken also erwog er reichlich, sagte aber keinem Menschen
etwas davon, am wenigsten dem Herrn Pastor, denn er hatte das Gefühl, daß
man ihm abreden werde, und er wollte sich die Sache nicht abreden lassen. Nach
einiger Zeit hatte er mich jemand gefunden, der das Geschäft machen wollte, deu
Riedmüller, der seine Pacht aufgeben mußte Und so die Möglichkeit hatte, nicht
allein unterzukommen, sondern auch ein Eigentum zu erwerben. Man ging in die
Stadt zum Advokaten und aufs Gericht und machte die Sache richtig. Es wurde
aufs genauste festgestellt, was der Riedmüller bis zum achtzigsten Jahre Gottliebs-
zu leisten habe, und das wurde in aller Form als Last auf das Grundstück ein¬
getragen. Eines schönen Tags war alles fix und fertig, und das erstaunte Dorf
hatte sich mit der verblüffenden Thatsache abzufinden, daß Gottlieb in die Oberstnbe
und der Riedmüller mit seiner Familie und feinem Kram in Gottliebs Hof zog.

Beide Teile glaubten ein ausgezeichnetes Geschäft gemacht zu haben. Gottlieb
konnte in aller Bequemlichkeit seinen Hof verzehren, und der Riedmüller, der freilich
eine schwere Last übernommen hatte, mehr als der Hof leisten konnte, sagte: Wie
lange wirds denn dauern, dann stirbt Gottlieb, und der Hof ist mein! Aber Goti-


Grenzboten I 1899 '"2
Skizzen aus unserm heutigen Volksleben

Gottlieb sagte sich, daß er, wenn er des Herrn Pastor Zeit so stark in An¬
spruch nehme, auch seinerseits etwas leisten müßte. Und so brachte er für die
Kinder kleine Geschenke mit, Figürchen aus Porzellan, Pfauen und Hirsche aus
Glas geblasen und sonstige Kuriositäten, die er ans seinen Reisen in den Nachbar¬
städten zusammengekauft hatte, oder er ging mit den Kindern in den Garten und
schüttelte die Bäume und ließ Bonbons und andre schöne Sachen herabfallen. Das
war denn doch etwas, und die Kinder lernten sich mit Vetter Gottlieb befreunden.
Nach einiger Zeit hörten die Spenden auf, sei es, daß Gottlieb vergessen hatte,
Geschenke mitzubringen, sei es, daß er mißtrauisch besorgte, es könnte aus den
Gaben eine Gerechtsame werden. Das nahm aber Pastors Jüngster sehr übel,,
und da er nicht gerade an Schüchternheit litt, so stellte er sich, als Vetter Gott»
lieb einmal wieder schon um Glocke drei angerückt kam, ihm breitbeinig gegenüber
und sagte: Du kannst wieder nach Hause gehn. Vater liegt ans dem Sofa und
ist für dich krank. Und Bäume geschüttelt Hofe du auch lange uicht. — Da keiner
dem Vetter Gottlieb zu Hilfe kam, so mußte er richtig wieder abzieht!, worauf
drei Kinderköpfe ihm triumphierend nachschauten. Gottlieb aber stand draußen vor
dem Hofthore, strich sich nachdenklich über die Bartstoppel und sagte zu sich: Es
ist doch merkwürdig, daß man nichts in der Welt ohne Bezahlung haben kann, nicht
einmal eine gebildete Unterhaltung. — Daß man das beste in der Welt überhaupt
nicht für Geld haben kann, zu dieser Erkenntnis war er Noch nicht gekommen, so>
klug er auch war.

Wieder verging eine Reihe von Jahren. Aus dem Vetter Gottlieb war der
alte Gottlieb geworden, und dabei war er immer noch klüger geworden. Er sagte-
sich, daß seine Pacht doch nur knapp zureiche, und wenn er stürbe, dann bliebe
das schöne Gut für andre übrig. Das wäre doch gerade so, als wenn er dit
Suppe löffle und das Fleisch weiter gebe. Das Fleisch könnte er doch auch bei
seinen Lebzeiten verzehren. Und das ließ sich ja ganz leicht machen. Er brauchte
ja nur seinen Hof wegzugeben und sich ein gutes Leibgedinge auszumachen, Wohnung,
Verpflegung und einen hübschen Thaler Geld, dann hatte er alles, was er braucht^,
er saß bis an sein Lebensende hübsch warm, und wenn er starb, so hatte er seinen
Besitz aufgezehrt, und war auch nicht ein Krümchen mehr übrig. Dieser letzte Ge¬
danke erfreute ihn ganz besonders. Wenn dann die lieben Verwandten kämen und
erben wollten, und es sei auch nicht ein Groschen mehr da, die Gesichter hätte er
sehen mögen. Diesen Gedanken also erwog er reichlich, sagte aber keinem Menschen
etwas davon, am wenigsten dem Herrn Pastor, denn er hatte das Gefühl, daß
man ihm abreden werde, und er wollte sich die Sache nicht abreden lassen. Nach
einiger Zeit hatte er mich jemand gefunden, der das Geschäft machen wollte, deu
Riedmüller, der seine Pacht aufgeben mußte Und so die Möglichkeit hatte, nicht
allein unterzukommen, sondern auch ein Eigentum zu erwerben. Man ging in die
Stadt zum Advokaten und aufs Gericht und machte die Sache richtig. Es wurde
aufs genauste festgestellt, was der Riedmüller bis zum achtzigsten Jahre Gottliebs-
zu leisten habe, und das wurde in aller Form als Last auf das Grundstück ein¬
getragen. Eines schönen Tags war alles fix und fertig, und das erstaunte Dorf
hatte sich mit der verblüffenden Thatsache abzufinden, daß Gottlieb in die Oberstnbe
und der Riedmüller mit seiner Familie und feinem Kram in Gottliebs Hof zog.

Beide Teile glaubten ein ausgezeichnetes Geschäft gemacht zu haben. Gottlieb
konnte in aller Bequemlichkeit seinen Hof verzehren, und der Riedmüller, der freilich
eine schwere Last übernommen hatte, mehr als der Hof leisten konnte, sagte: Wie
lange wirds denn dauern, dann stirbt Gottlieb, und der Hof ist mein! Aber Goti-


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[0337] Skizzen aus unserm heutigen Volksleben Gottlieb sagte sich, daß er, wenn er des Herrn Pastor Zeit so stark in An¬ spruch nehme, auch seinerseits etwas leisten müßte. Und so brachte er für die Kinder kleine Geschenke mit, Figürchen aus Porzellan, Pfauen und Hirsche aus Glas geblasen und sonstige Kuriositäten, die er ans seinen Reisen in den Nachbar¬ städten zusammengekauft hatte, oder er ging mit den Kindern in den Garten und schüttelte die Bäume und ließ Bonbons und andre schöne Sachen herabfallen. Das war denn doch etwas, und die Kinder lernten sich mit Vetter Gottlieb befreunden. Nach einiger Zeit hörten die Spenden auf, sei es, daß Gottlieb vergessen hatte, Geschenke mitzubringen, sei es, daß er mißtrauisch besorgte, es könnte aus den Gaben eine Gerechtsame werden. Das nahm aber Pastors Jüngster sehr übel,, und da er nicht gerade an Schüchternheit litt, so stellte er sich, als Vetter Gott» lieb einmal wieder schon um Glocke drei angerückt kam, ihm breitbeinig gegenüber und sagte: Du kannst wieder nach Hause gehn. Vater liegt ans dem Sofa und ist für dich krank. Und Bäume geschüttelt Hofe du auch lange uicht. — Da keiner dem Vetter Gottlieb zu Hilfe kam, so mußte er richtig wieder abzieht!, worauf drei Kinderköpfe ihm triumphierend nachschauten. Gottlieb aber stand draußen vor dem Hofthore, strich sich nachdenklich über die Bartstoppel und sagte zu sich: Es ist doch merkwürdig, daß man nichts in der Welt ohne Bezahlung haben kann, nicht einmal eine gebildete Unterhaltung. — Daß man das beste in der Welt überhaupt nicht für Geld haben kann, zu dieser Erkenntnis war er Noch nicht gekommen, so> klug er auch war. Wieder verging eine Reihe von Jahren. Aus dem Vetter Gottlieb war der alte Gottlieb geworden, und dabei war er immer noch klüger geworden. Er sagte- sich, daß seine Pacht doch nur knapp zureiche, und wenn er stürbe, dann bliebe das schöne Gut für andre übrig. Das wäre doch gerade so, als wenn er dit Suppe löffle und das Fleisch weiter gebe. Das Fleisch könnte er doch auch bei seinen Lebzeiten verzehren. Und das ließ sich ja ganz leicht machen. Er brauchte ja nur seinen Hof wegzugeben und sich ein gutes Leibgedinge auszumachen, Wohnung, Verpflegung und einen hübschen Thaler Geld, dann hatte er alles, was er braucht^, er saß bis an sein Lebensende hübsch warm, und wenn er starb, so hatte er seinen Besitz aufgezehrt, und war auch nicht ein Krümchen mehr übrig. Dieser letzte Ge¬ danke erfreute ihn ganz besonders. Wenn dann die lieben Verwandten kämen und erben wollten, und es sei auch nicht ein Groschen mehr da, die Gesichter hätte er sehen mögen. Diesen Gedanken also erwog er reichlich, sagte aber keinem Menschen etwas davon, am wenigsten dem Herrn Pastor, denn er hatte das Gefühl, daß man ihm abreden werde, und er wollte sich die Sache nicht abreden lassen. Nach einiger Zeit hatte er mich jemand gefunden, der das Geschäft machen wollte, deu Riedmüller, der seine Pacht aufgeben mußte Und so die Möglichkeit hatte, nicht allein unterzukommen, sondern auch ein Eigentum zu erwerben. Man ging in die Stadt zum Advokaten und aufs Gericht und machte die Sache richtig. Es wurde aufs genauste festgestellt, was der Riedmüller bis zum achtzigsten Jahre Gottliebs- zu leisten habe, und das wurde in aller Form als Last auf das Grundstück ein¬ getragen. Eines schönen Tags war alles fix und fertig, und das erstaunte Dorf hatte sich mit der verblüffenden Thatsache abzufinden, daß Gottlieb in die Oberstnbe und der Riedmüller mit seiner Familie und feinem Kram in Gottliebs Hof zog. Beide Teile glaubten ein ausgezeichnetes Geschäft gemacht zu haben. Gottlieb konnte in aller Bequemlichkeit seinen Hof verzehren, und der Riedmüller, der freilich eine schwere Last übernommen hatte, mehr als der Hof leisten konnte, sagte: Wie lange wirds denn dauern, dann stirbt Gottlieb, und der Hof ist mein! Aber Goti- Grenzboten I 1899 '«2

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341869_229685/337>, abgerufen am 23.07.2024.