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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Viertes Vierteljahr.

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von Weißenburg bis Metz

landschaftlich überaus malerische Schlachtfeld, eine so ganz deutsche Gebirgs¬
landschaft, daß man Mühe hat, sich vorzustellen, sie sei jemals französisch
gewesen: unten am AbHange links Gunstett, rechts Görsdorf, darüber der Hoch¬
wald mit dem Liebfrauenberge, gerade voraus das breite grüne Wiesenthal der
Sauer, im Mittelpunkte das Städtchen Wörth mit seinen roten Dächern und
dem spitzen Kirchturm, ganz links Morsbronn, darüber langgestreckt der Höhen¬
zug, auf dem Fröschweiler und etwas weiter links Elsaßhausen liegen, auf drei
Seiten von dunkelm Wald umrahmt, und weiter im Hintergrunde die blauen
Vogesen. Das war die Stellung Mac Masons auf einer südnördlichen Linie
von etwa fünf Kilometern. Er felbst hielt auf der Höhe östlich von Elsa߬
hausen bei einem der großen Nußbäume, der, weithin sichtbar, seitdem in der
ganzen Gegend der Mac-Mahonbaum heißt; von dort aus konnte er die Stel¬
lungen und das Vorgehen der Deutschen deutlich einsehen und verfolgen, denn
die östlichen Höhen des Sauerthales sind niedriger und flacher als die west¬
lichen; ja er hat den Stab des Kronprinzen erkennen können, denn die Ent¬
fernung betrügt in der Luftlinie kaum eine halbe Stunde. Heute erhebt sich
in diesem Herzen der französischen Stellung das Denkmal der dritten Armee,
eine hohe Säule mit dem fliegenden Adler darauf. Ein andres Denkmal in
der Nähe von Morsbronn gilt dem heldenmütigen, aber im Grnnde unsinnigen
Angriff der französischen Kürassierbrigade Michel, die den bewachsenen, von
Hecken und Gräben durchschnittenen Abhang hinunterjagte und am Schnellfeuer
der Vierundueunziger zerschellte. Auch andre Denksteine tauchen hie und da
aus dem Gelände auf, zu zahlreich, sie alle zu nennen.

Einen vollen Einblick in die Schwierigkeiten und die auch hier unwider¬
stehliche Wucht des deutschen Angriffs gewinnt man erst, wenn man die schmale,
aber tiefe und rasche Sauer überschreitet und von Wörth die Straße nach
Fröschweiler hinaufsteigt, die, von der andern Seite des Thales aus gesehen,
fast senkrecht erscheint und in der brennenden Mittagssonne nichts verlockendes
hatte. Unmittelbar vor dem Anstieg, am westlichen Ende des Städtchens,
erhebt sich auf einem besondern Friedhofe das schöne bayrische Denkmal, eine
quadratische Grabkammer aus grauweißem Marmor mit einer bronzenen Viktoria
darauf, die über einen sinkenden Krieger den Siegeskranz hält. Die Abhänge
nach Fröschwciler hinauf sind im gewöhnlichen Sinne nicht gerade steil zu
nennen; aber von kleinen Senkungen durchzogen, von Hecken, Baumgärten,
Wein- und Hopfenpflanzungen bedeckt, boten sie den Angreifern Schritt für
Schritt schwere Hindernisse, die Ströme von Blut kosteten- Die Straße selbst,
auf längerer Strecke ein Hohlweg, forderte zahlreiche Opfer. Daher steht auch
hier links das Denkmal des 37. Regiments, und etwas weiter hinauf rechts
das französische Armeedenkmal, ein achteckiger Bau, der nach oben kegelförmig
zuläuft und ein Kreuz auf der Spitze trägt. Nach etwa zwanzig Minuten erreicht
man die ersten Häuser von Fröschweiler. Es ist ein großes, in flachem, nach


von Weißenburg bis Metz

landschaftlich überaus malerische Schlachtfeld, eine so ganz deutsche Gebirgs¬
landschaft, daß man Mühe hat, sich vorzustellen, sie sei jemals französisch
gewesen: unten am AbHange links Gunstett, rechts Görsdorf, darüber der Hoch¬
wald mit dem Liebfrauenberge, gerade voraus das breite grüne Wiesenthal der
Sauer, im Mittelpunkte das Städtchen Wörth mit seinen roten Dächern und
dem spitzen Kirchturm, ganz links Morsbronn, darüber langgestreckt der Höhen¬
zug, auf dem Fröschweiler und etwas weiter links Elsaßhausen liegen, auf drei
Seiten von dunkelm Wald umrahmt, und weiter im Hintergrunde die blauen
Vogesen. Das war die Stellung Mac Masons auf einer südnördlichen Linie
von etwa fünf Kilometern. Er felbst hielt auf der Höhe östlich von Elsa߬
hausen bei einem der großen Nußbäume, der, weithin sichtbar, seitdem in der
ganzen Gegend der Mac-Mahonbaum heißt; von dort aus konnte er die Stel¬
lungen und das Vorgehen der Deutschen deutlich einsehen und verfolgen, denn
die östlichen Höhen des Sauerthales sind niedriger und flacher als die west¬
lichen; ja er hat den Stab des Kronprinzen erkennen können, denn die Ent¬
fernung betrügt in der Luftlinie kaum eine halbe Stunde. Heute erhebt sich
in diesem Herzen der französischen Stellung das Denkmal der dritten Armee,
eine hohe Säule mit dem fliegenden Adler darauf. Ein andres Denkmal in
der Nähe von Morsbronn gilt dem heldenmütigen, aber im Grnnde unsinnigen
Angriff der französischen Kürassierbrigade Michel, die den bewachsenen, von
Hecken und Gräben durchschnittenen Abhang hinunterjagte und am Schnellfeuer
der Vierundueunziger zerschellte. Auch andre Denksteine tauchen hie und da
aus dem Gelände auf, zu zahlreich, sie alle zu nennen.

Einen vollen Einblick in die Schwierigkeiten und die auch hier unwider¬
stehliche Wucht des deutschen Angriffs gewinnt man erst, wenn man die schmale,
aber tiefe und rasche Sauer überschreitet und von Wörth die Straße nach
Fröschweiler hinaufsteigt, die, von der andern Seite des Thales aus gesehen,
fast senkrecht erscheint und in der brennenden Mittagssonne nichts verlockendes
hatte. Unmittelbar vor dem Anstieg, am westlichen Ende des Städtchens,
erhebt sich auf einem besondern Friedhofe das schöne bayrische Denkmal, eine
quadratische Grabkammer aus grauweißem Marmor mit einer bronzenen Viktoria
darauf, die über einen sinkenden Krieger den Siegeskranz hält. Die Abhänge
nach Fröschwciler hinauf sind im gewöhnlichen Sinne nicht gerade steil zu
nennen; aber von kleinen Senkungen durchzogen, von Hecken, Baumgärten,
Wein- und Hopfenpflanzungen bedeckt, boten sie den Angreifern Schritt für
Schritt schwere Hindernisse, die Ströme von Blut kosteten- Die Straße selbst,
auf längerer Strecke ein Hohlweg, forderte zahlreiche Opfer. Daher steht auch
hier links das Denkmal des 37. Regiments, und etwas weiter hinauf rechts
das französische Armeedenkmal, ein achteckiger Bau, der nach oben kegelförmig
zuläuft und ein Kreuz auf der Spitze trägt. Nach etwa zwanzig Minuten erreicht
man die ersten Häuser von Fröschweiler. Es ist ein großes, in flachem, nach


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[0291] von Weißenburg bis Metz landschaftlich überaus malerische Schlachtfeld, eine so ganz deutsche Gebirgs¬ landschaft, daß man Mühe hat, sich vorzustellen, sie sei jemals französisch gewesen: unten am AbHange links Gunstett, rechts Görsdorf, darüber der Hoch¬ wald mit dem Liebfrauenberge, gerade voraus das breite grüne Wiesenthal der Sauer, im Mittelpunkte das Städtchen Wörth mit seinen roten Dächern und dem spitzen Kirchturm, ganz links Morsbronn, darüber langgestreckt der Höhen¬ zug, auf dem Fröschweiler und etwas weiter links Elsaßhausen liegen, auf drei Seiten von dunkelm Wald umrahmt, und weiter im Hintergrunde die blauen Vogesen. Das war die Stellung Mac Masons auf einer südnördlichen Linie von etwa fünf Kilometern. Er felbst hielt auf der Höhe östlich von Elsa߬ hausen bei einem der großen Nußbäume, der, weithin sichtbar, seitdem in der ganzen Gegend der Mac-Mahonbaum heißt; von dort aus konnte er die Stel¬ lungen und das Vorgehen der Deutschen deutlich einsehen und verfolgen, denn die östlichen Höhen des Sauerthales sind niedriger und flacher als die west¬ lichen; ja er hat den Stab des Kronprinzen erkennen können, denn die Ent¬ fernung betrügt in der Luftlinie kaum eine halbe Stunde. Heute erhebt sich in diesem Herzen der französischen Stellung das Denkmal der dritten Armee, eine hohe Säule mit dem fliegenden Adler darauf. Ein andres Denkmal in der Nähe von Morsbronn gilt dem heldenmütigen, aber im Grnnde unsinnigen Angriff der französischen Kürassierbrigade Michel, die den bewachsenen, von Hecken und Gräben durchschnittenen Abhang hinunterjagte und am Schnellfeuer der Vierundueunziger zerschellte. Auch andre Denksteine tauchen hie und da aus dem Gelände auf, zu zahlreich, sie alle zu nennen. Einen vollen Einblick in die Schwierigkeiten und die auch hier unwider¬ stehliche Wucht des deutschen Angriffs gewinnt man erst, wenn man die schmale, aber tiefe und rasche Sauer überschreitet und von Wörth die Straße nach Fröschweiler hinaufsteigt, die, von der andern Seite des Thales aus gesehen, fast senkrecht erscheint und in der brennenden Mittagssonne nichts verlockendes hatte. Unmittelbar vor dem Anstieg, am westlichen Ende des Städtchens, erhebt sich auf einem besondern Friedhofe das schöne bayrische Denkmal, eine quadratische Grabkammer aus grauweißem Marmor mit einer bronzenen Viktoria darauf, die über einen sinkenden Krieger den Siegeskranz hält. Die Abhänge nach Fröschwciler hinauf sind im gewöhnlichen Sinne nicht gerade steil zu nennen; aber von kleinen Senkungen durchzogen, von Hecken, Baumgärten, Wein- und Hopfenpflanzungen bedeckt, boten sie den Angreifern Schritt für Schritt schwere Hindernisse, die Ströme von Blut kosteten- Die Straße selbst, auf längerer Strecke ein Hohlweg, forderte zahlreiche Opfer. Daher steht auch hier links das Denkmal des 37. Regiments, und etwas weiter hinauf rechts das französische Armeedenkmal, ein achteckiger Bau, der nach oben kegelförmig zuläuft und ein Kreuz auf der Spitze trägt. Nach etwa zwanzig Minuten erreicht man die ersten Häuser von Fröschweiler. Es ist ein großes, in flachem, nach

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_228947/291>, abgerufen am 12.12.2024.