Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Viertes Vierteljahr.Lin mittelstaatlicher Minister in der Zeit der Reichsgründung Anlage, nüchtern und schmucklos in die einförmige Rheinebne hineingesetzt, Diese Stadt mit ihrem Mangel an jeder ältern historischen Grundlage, Die Familie Jolly de Fleury gehörte zu der dichten Schar gebildeter Staatsminister Jolly. Ein Lebensbild von Hermann Baumgarten und Ludwig Jolly.
Tübingen/ Laupp, 18!)7. VIII und 294 S. Von Baumgarten, dem Schwager und Freunde Jollys, rührt nur der Anfang des Buches her, S. 1--71, bis zum Jahre 1866, der Hauptteil von seinen- Neffen Ludwig Jolly, Professor in Tübingen. Sehr ungern vermißt man ein Porträt. Ergänzungen aus eigner Erinnerung bietet die Besprechung des Buches von Adolf Hausrath, Baden im alten Bund und neuen Reich, Deutsche Rundschau 18W, VI--IX, sowie die Schrift von G. Meyer, Die Reichsgründung und das Großherzogtum Baden. Heidelberg, Köster, 18W. Lin mittelstaatlicher Minister in der Zeit der Reichsgründung Anlage, nüchtern und schmucklos in die einförmige Rheinebne hineingesetzt, Diese Stadt mit ihrem Mangel an jeder ältern historischen Grundlage, Die Familie Jolly de Fleury gehörte zu der dichten Schar gebildeter Staatsminister Jolly. Ein Lebensbild von Hermann Baumgarten und Ludwig Jolly.
Tübingen/ Laupp, 18!)7. VIII und 294 S. Von Baumgarten, dem Schwager und Freunde Jollys, rührt nur der Anfang des Buches her, S. 1—71, bis zum Jahre 1866, der Hauptteil von seinen- Neffen Ludwig Jolly, Professor in Tübingen. Sehr ungern vermißt man ein Porträt. Ergänzungen aus eigner Erinnerung bietet die Besprechung des Buches von Adolf Hausrath, Baden im alten Bund und neuen Reich, Deutsche Rundschau 18W, VI—IX, sowie die Schrift von G. Meyer, Die Reichsgründung und das Großherzogtum Baden. Heidelberg, Köster, 18W. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0016" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/228964"/> <fw type="header" place="top"> Lin mittelstaatlicher Minister in der Zeit der Reichsgründung</fw><lb/> <p xml:id="ID_10" prev="#ID_9"> Anlage, nüchtern und schmucklos in die einförmige Rheinebne hineingesetzt,<lb/> das genaue Gegenbild des malerischen, vom Schimmer der Romantik und allen<lb/> Reizen der Natur umflossenen Heidelberg. Dazu hatte der Erneuerer der<lb/> Stadt nach dem dreißigjährigen Kriege, Kurfürst Karl Ludwig, ihr ein fast<lb/> kosmopolitisches Gepräge aufgedrückt, indem er zahlreiche Niederländer und<lb/> französische Hugenotten hier ansiedelte und die Friedenskirche für alle drei<lb/> christlichen Konfessionen erbaute. Auch eine zahlreiche Judenschaft ließ sich hier<lb/> nieder. Unter Karl Theodor erlebte Mannheim vorübergehend auch eine Zeit<lb/> litterarischen und künstlerischen Glanzes.</p><lb/> <p xml:id="ID_11"> Diese Stadt mit ihrem Mangel an jeder ältern historischen Grundlage,<lb/> ihrer freien Lebensluft, ihrer nüchtern verstandesmäßigen Denkweise war die<lb/> Heimat des Staatsmannes, der unter allen mittelstaatlichen Ministern weitaus<lb/> das Bedeutendste für die Erneuerung des Reiches geleistes hat, Julius<lb/> Jolly.»)</p><lb/> <p xml:id="ID_12" next="#ID_13"> Die Familie Jolly de Fleury gehörte zu der dichten Schar gebildeter<lb/> französischer Protestanten, die der klerikale Fanatismus Ludwigs XIV. durch<lb/> die Aufhebung des Edikts von Nantes 1685 aus dem Lande trieb und vor<lb/> allem den deutschen Ländern als wertvolle Kräfte zuführte. Der Stammvater<lb/> Jean Jollh lebte um 1711 in Hanau; dessen gleichnamiger Enkel wurde<lb/> Pfarrer der französischen Gemeinde in Mannheim, wo er 1785 starb. Sein<lb/> Sohn Louis (geb. 1780) diente als Pfalz-bayrischer Offizier 1795 bis 1809,<lb/> nahm aber dann seinen Abschied und gründete mit seinem Schwager Keßler ein<lb/> Geschäft, das er in dem auch durch die Kriegsstürme und Gebietsveränderungen<lb/> der Napoleonischen Zeit hart angenommnen, 1781 bis 1811 von 24000 auf<lb/> 18000 Einwohner herabgekommnen Mannheim nur laugsam zur Blüte brachte.<lb/> Aus seiner Ehe mit Eleonore Alt, einer katholischen Vambergerin, wurden<lb/> ihm acht Kinder geboren, als jüngster Sohn am 21. Februar 1823 Julius<lb/> August Jsaak Jolly. Ein inniges Verhältnis verband alle Familienmitglieder<lb/> unter einander, das Haus Jolly war damals das angesehenste Mannheims,<lb/> der Mittelpunkt einer reichen Geselligkeit, der Vater als Mitglied der Unions¬<lb/> synode, Präsident der Handelskammer (1831), endlich Bürgermeister (1836)<lb/> der angesehenste Mann der Stadt, die seit dem von ihm eifrig geförderten<lb/> Eintritt Badens in den Zollverein (1834) rasch aufblühte. In dieser energisch</p><lb/> <note xml:id="FID_2" place="foot"> Staatsminister Jolly. Ein Lebensbild von Hermann Baumgarten und Ludwig Jolly.<lb/> Tübingen/ Laupp, 18!)7. VIII und 294 S. Von Baumgarten, dem Schwager und Freunde<lb/> Jollys, rührt nur der Anfang des Buches her, S. 1—71, bis zum Jahre 1866, der Hauptteil<lb/> von seinen- Neffen Ludwig Jolly, Professor in Tübingen. Sehr ungern vermißt man ein<lb/> Porträt. Ergänzungen aus eigner Erinnerung bietet die Besprechung des Buches von Adolf<lb/> Hausrath, Baden im alten Bund und neuen Reich, Deutsche Rundschau 18W, VI—IX, sowie<lb/> die Schrift von G. Meyer, Die Reichsgründung und das Großherzogtum Baden. Heidelberg,<lb/> Köster, 18W.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0016]
Lin mittelstaatlicher Minister in der Zeit der Reichsgründung
Anlage, nüchtern und schmucklos in die einförmige Rheinebne hineingesetzt,
das genaue Gegenbild des malerischen, vom Schimmer der Romantik und allen
Reizen der Natur umflossenen Heidelberg. Dazu hatte der Erneuerer der
Stadt nach dem dreißigjährigen Kriege, Kurfürst Karl Ludwig, ihr ein fast
kosmopolitisches Gepräge aufgedrückt, indem er zahlreiche Niederländer und
französische Hugenotten hier ansiedelte und die Friedenskirche für alle drei
christlichen Konfessionen erbaute. Auch eine zahlreiche Judenschaft ließ sich hier
nieder. Unter Karl Theodor erlebte Mannheim vorübergehend auch eine Zeit
litterarischen und künstlerischen Glanzes.
Diese Stadt mit ihrem Mangel an jeder ältern historischen Grundlage,
ihrer freien Lebensluft, ihrer nüchtern verstandesmäßigen Denkweise war die
Heimat des Staatsmannes, der unter allen mittelstaatlichen Ministern weitaus
das Bedeutendste für die Erneuerung des Reiches geleistes hat, Julius
Jolly.»)
Die Familie Jolly de Fleury gehörte zu der dichten Schar gebildeter
französischer Protestanten, die der klerikale Fanatismus Ludwigs XIV. durch
die Aufhebung des Edikts von Nantes 1685 aus dem Lande trieb und vor
allem den deutschen Ländern als wertvolle Kräfte zuführte. Der Stammvater
Jean Jollh lebte um 1711 in Hanau; dessen gleichnamiger Enkel wurde
Pfarrer der französischen Gemeinde in Mannheim, wo er 1785 starb. Sein
Sohn Louis (geb. 1780) diente als Pfalz-bayrischer Offizier 1795 bis 1809,
nahm aber dann seinen Abschied und gründete mit seinem Schwager Keßler ein
Geschäft, das er in dem auch durch die Kriegsstürme und Gebietsveränderungen
der Napoleonischen Zeit hart angenommnen, 1781 bis 1811 von 24000 auf
18000 Einwohner herabgekommnen Mannheim nur laugsam zur Blüte brachte.
Aus seiner Ehe mit Eleonore Alt, einer katholischen Vambergerin, wurden
ihm acht Kinder geboren, als jüngster Sohn am 21. Februar 1823 Julius
August Jsaak Jolly. Ein inniges Verhältnis verband alle Familienmitglieder
unter einander, das Haus Jolly war damals das angesehenste Mannheims,
der Mittelpunkt einer reichen Geselligkeit, der Vater als Mitglied der Unions¬
synode, Präsident der Handelskammer (1831), endlich Bürgermeister (1836)
der angesehenste Mann der Stadt, die seit dem von ihm eifrig geförderten
Eintritt Badens in den Zollverein (1834) rasch aufblühte. In dieser energisch
Staatsminister Jolly. Ein Lebensbild von Hermann Baumgarten und Ludwig Jolly.
Tübingen/ Laupp, 18!)7. VIII und 294 S. Von Baumgarten, dem Schwager und Freunde
Jollys, rührt nur der Anfang des Buches her, S. 1—71, bis zum Jahre 1866, der Hauptteil
von seinen- Neffen Ludwig Jolly, Professor in Tübingen. Sehr ungern vermißt man ein
Porträt. Ergänzungen aus eigner Erinnerung bietet die Besprechung des Buches von Adolf
Hausrath, Baden im alten Bund und neuen Reich, Deutsche Rundschau 18W, VI—IX, sowie
die Schrift von G. Meyer, Die Reichsgründung und das Großherzogtum Baden. Heidelberg,
Köster, 18W.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |