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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Viertes Vierteljahr.

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Verteilung ist eine der maßgebendsten Thatsachen für die Gestaltung der innern
wirtschaftlichen Verhältnisse der Völker, und die innern Verhältnisse zwingen
sie wiederum, eine ganz bestimmte Stellung zum Weltmarkt einzunehmen.

lFortsotzung folgt)




Die Landwirtschaft im preußischen Osten

me volles Interesse beanspruchende agrarstatistische Arbeit ist
kürzlich in dem dritten Heft der Berichte des landwirtschaftlichen
Instituts der Universität Königsberg*) unter dem Titel "Agrar¬
statistische Untersuchungen über den preußischen Osten im Ver¬
gleich zum Westen" von Professor or. A. Backhaus (unter der
Mitarbeit des or. C. Steinbrück) veröffentlicht worden. Sie wirft ans die
wichtigen agrarpolitischen Parteifragen ganz neue Schlaglichter, die uoch dadurch
"n Effekt gewinnen, daß der Verfasser es vermieden hat. eine Kritik an den
sur Zeit vorherrschenden Strömungen zu üben.

Als der preußische Osten sind, und gewiß mit Recht, die vier Provinzen
Ost- und Westpreußen. Pommern und Posen betrachtet worden, da
Schlesien und Brandenburg, vollends aber die Provinz Sachsen in ihren Wirt-
schaftsbediuguugen nicht unwesentlich von ihnen verschieden und dem Weste"
ähnlicher sind. Zu Grunde gelegt ist außer den in der amtlichen wie der nicht¬
amtlichen Litteratur erschlossenen Quellen das Ergebnis einer durch Frage¬
bogen veranstalteten Enquete in den vier Ostprovinzen, die mehr als zweihundert
Antworten von besonders sachkundig erscheinenden Landwirten eingebracht hat.

Der erste Teil behandelt die ..Produktionsfaktoren." Er wird uns hier
hauptsächlich beschäftigen.

Was zunächst den Grund und Boden für die Produktion betrifft, fo
haben die Untersuchungen ergeben: "daß im allgemeinen im preußischen Osten
"> dieser Beziehung nicht ungünstigere Bedingungen vorhanden sind als mi
Westen; eine höhere Kultur mag zur Zeit dem Westen zum Vorteil gleichen,
doch ist der Osten rege bei der Arbeit, diesen Vorsprung einzuholen." Großer
sind die Unterschiede des Klimas. Sie machen es dem Osten zur .lufgabe,
"sich in der Auswahl der Kulturpflanzen und in den Wirtschaftseinrichtungen
seinen besondern klimatischen Verhältnissen anzupassen." Wenn dies geschieht,
so dürfte nach dem Ergebnis der Untersuchung "die Ertragsfähigkeit der Kultur¬
pflanzen dnrch das Klima im Osten nicht nachteilig im Vergleich zum Westen



^ Berlin, Paul Parey, 1898.

Verteilung ist eine der maßgebendsten Thatsachen für die Gestaltung der innern
wirtschaftlichen Verhältnisse der Völker, und die innern Verhältnisse zwingen
sie wiederum, eine ganz bestimmte Stellung zum Weltmarkt einzunehmen.

lFortsotzung folgt)




Die Landwirtschaft im preußischen Osten

me volles Interesse beanspruchende agrarstatistische Arbeit ist
kürzlich in dem dritten Heft der Berichte des landwirtschaftlichen
Instituts der Universität Königsberg*) unter dem Titel „Agrar¬
statistische Untersuchungen über den preußischen Osten im Ver¬
gleich zum Westen" von Professor or. A. Backhaus (unter der
Mitarbeit des or. C. Steinbrück) veröffentlicht worden. Sie wirft ans die
wichtigen agrarpolitischen Parteifragen ganz neue Schlaglichter, die uoch dadurch
«n Effekt gewinnen, daß der Verfasser es vermieden hat. eine Kritik an den
sur Zeit vorherrschenden Strömungen zu üben.

Als der preußische Osten sind, und gewiß mit Recht, die vier Provinzen
Ost- und Westpreußen. Pommern und Posen betrachtet worden, da
Schlesien und Brandenburg, vollends aber die Provinz Sachsen in ihren Wirt-
schaftsbediuguugen nicht unwesentlich von ihnen verschieden und dem Weste»
ähnlicher sind. Zu Grunde gelegt ist außer den in der amtlichen wie der nicht¬
amtlichen Litteratur erschlossenen Quellen das Ergebnis einer durch Frage¬
bogen veranstalteten Enquete in den vier Ostprovinzen, die mehr als zweihundert
Antworten von besonders sachkundig erscheinenden Landwirten eingebracht hat.

Der erste Teil behandelt die ..Produktionsfaktoren." Er wird uns hier
hauptsächlich beschäftigen.

Was zunächst den Grund und Boden für die Produktion betrifft, fo
haben die Untersuchungen ergeben: „daß im allgemeinen im preußischen Osten
"> dieser Beziehung nicht ungünstigere Bedingungen vorhanden sind als mi
Westen; eine höhere Kultur mag zur Zeit dem Westen zum Vorteil gleichen,
doch ist der Osten rege bei der Arbeit, diesen Vorsprung einzuholen." Großer
sind die Unterschiede des Klimas. Sie machen es dem Osten zur .lufgabe,
"sich in der Auswahl der Kulturpflanzen und in den Wirtschaftseinrichtungen
seinen besondern klimatischen Verhältnissen anzupassen." Wenn dies geschieht,
so dürfte nach dem Ergebnis der Untersuchung »die Ertragsfähigkeit der Kultur¬
pflanzen dnrch das Klima im Osten nicht nachteilig im Vergleich zum Westen



^ Berlin, Paul Parey, 1898.
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[0135] Verteilung ist eine der maßgebendsten Thatsachen für die Gestaltung der innern wirtschaftlichen Verhältnisse der Völker, und die innern Verhältnisse zwingen sie wiederum, eine ganz bestimmte Stellung zum Weltmarkt einzunehmen. lFortsotzung folgt) Die Landwirtschaft im preußischen Osten me volles Interesse beanspruchende agrarstatistische Arbeit ist kürzlich in dem dritten Heft der Berichte des landwirtschaftlichen Instituts der Universität Königsberg*) unter dem Titel „Agrar¬ statistische Untersuchungen über den preußischen Osten im Ver¬ gleich zum Westen" von Professor or. A. Backhaus (unter der Mitarbeit des or. C. Steinbrück) veröffentlicht worden. Sie wirft ans die wichtigen agrarpolitischen Parteifragen ganz neue Schlaglichter, die uoch dadurch «n Effekt gewinnen, daß der Verfasser es vermieden hat. eine Kritik an den sur Zeit vorherrschenden Strömungen zu üben. Als der preußische Osten sind, und gewiß mit Recht, die vier Provinzen Ost- und Westpreußen. Pommern und Posen betrachtet worden, da Schlesien und Brandenburg, vollends aber die Provinz Sachsen in ihren Wirt- schaftsbediuguugen nicht unwesentlich von ihnen verschieden und dem Weste» ähnlicher sind. Zu Grunde gelegt ist außer den in der amtlichen wie der nicht¬ amtlichen Litteratur erschlossenen Quellen das Ergebnis einer durch Frage¬ bogen veranstalteten Enquete in den vier Ostprovinzen, die mehr als zweihundert Antworten von besonders sachkundig erscheinenden Landwirten eingebracht hat. Der erste Teil behandelt die ..Produktionsfaktoren." Er wird uns hier hauptsächlich beschäftigen. Was zunächst den Grund und Boden für die Produktion betrifft, fo haben die Untersuchungen ergeben: „daß im allgemeinen im preußischen Osten "> dieser Beziehung nicht ungünstigere Bedingungen vorhanden sind als mi Westen; eine höhere Kultur mag zur Zeit dem Westen zum Vorteil gleichen, doch ist der Osten rege bei der Arbeit, diesen Vorsprung einzuholen." Großer sind die Unterschiede des Klimas. Sie machen es dem Osten zur .lufgabe, "sich in der Auswahl der Kulturpflanzen und in den Wirtschaftseinrichtungen seinen besondern klimatischen Verhältnissen anzupassen." Wenn dies geschieht, so dürfte nach dem Ergebnis der Untersuchung »die Ertragsfähigkeit der Kultur¬ pflanzen dnrch das Klima im Osten nicht nachteilig im Vergleich zum Westen ^ Berlin, Paul Parey, 1898.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_228947/135>, abgerufen am 12.12.2024.