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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Drittes Vierteljahr.

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Vorgeschichte der Kolonisation in Siidwestafrika

mit, aus dem ein Chemiker ewige Gramm Gold herauszog. Allerdings wußte
van Recueil nicht, von wo das Gestein herrührte.

Ans diese Nachricht hin unternahm Willem van Recueil") am 17. Sep¬
tember 1791 mit einigen Gefährten eine Reise von Kapstadt aus über Land,
die ihn bis Nehoboth führte und seinen Geführten Pieter Brand bis zu den
Bergdamara im Awasgebirge und den Herero am Swakop. Am 20. Juni
1792 kehrte er nach einer Abwesenheit von neun Monaten und drei Tagen
abgerissen und erschöpft nach seinem Platze, Seekupthal, südlich von Kapstadt,
zurück. Er hatte viel durch Hunger und Durst erlitten und ebenso durch Löwen,
raubende Buschmänner und Hottentotten. Drei Hottentottendiener waren ihm
getötet worden, und 140 Ochsen waren ihm gefallen. Als Ergebnis seiner Reise
brachte er die Nachricht mit, daß in dem Gebiete zwischen Awasbergen und
Swakop ein scheues schwarzes armes Volk, die Bergdamara, wohne, das die
Sprache der Hottentotten rede, aber aus Furcht vor den Räubereien der Hotten¬
totten und Herero nicht wage, Rindvieh zu halten. Nordwärts von diesem
Stamme wohnten die Kommata Dmnara, die Herero, die soviel Rindvieh be¬
saßen, daß die Hottentotten rauben konnten, soviel sie irgend brauchten. Das
Damaraland erwies sich als sehr reich an Kupfer.

Unterdessen war auch Sebastian van Recueil, der Begleiter Pattersons,
nicht müßig gewesen. Er hatte bei der Regierung beantragt, daß man sich
in deu Besitz aller Häfen von Groß-Namaaualaud setzen möchte, um sich den
Zugang zu den Goldfeldern zu sichern. Und als einer von den Begleitern
des Willem van Recueil, namens Varend Freyr, nach seiner Rückkehr mit¬
teilte, daß er von einem Hottentvttenhäuptling Inemcmd gehört Hütte, der
zwölf bis vierzehn Tagereisen nördlich vom Orcmjefluß wohne, und der wissen
solle, wo sich die Goldminen befänden, so wurde eine Expedition beschlossen
und Barent Freyr aufgetragen, mit Wagen zu dem Inemand zu fahren und
dort auf die übrige Gesellschaft, die zur See über Walfischbai reisen wollte,
zu warten.

Am 3. Jammr 1793 segelte Sebastian van Recueil mit großer Begleitung
auf der Meermin aus der Tafelbai. Das Schiff besuchte zunächst die Guano¬
inseln an der Küste, wo man einige Engländer und Amerikaner auf der Robben-
jagd fand. Am 12. Jammr wurde auf Possessioneiland eine Steinsäule mit
dem holländischen Wappen zum Zeichen der Besitzergreifung aufgestellt, ebenso
am 20. Januar auf Halifaxeiland in der Nähe von Angra Pequena. Überall
fragte man nach, ob man nichts von Barent Freyr oder von dem Häuptling
Uuemand wüßte, aber es war über sie nichts zu erfahren, denn es besteht nur
selten eine Verbindung zwischen Inland und Küste. Man erzählte nur von einem



.*) Es waren damals zahlreiche Brüder der Familie van Recueil in der Nahe von Kapstadt
""lässig, Jakob und Sebastian our Recueil haben sich um die Erforschung Südafrikas verdient
gemacht.
Vorgeschichte der Kolonisation in Siidwestafrika

mit, aus dem ein Chemiker ewige Gramm Gold herauszog. Allerdings wußte
van Recueil nicht, von wo das Gestein herrührte.

Ans diese Nachricht hin unternahm Willem van Recueil") am 17. Sep¬
tember 1791 mit einigen Gefährten eine Reise von Kapstadt aus über Land,
die ihn bis Nehoboth führte und seinen Geführten Pieter Brand bis zu den
Bergdamara im Awasgebirge und den Herero am Swakop. Am 20. Juni
1792 kehrte er nach einer Abwesenheit von neun Monaten und drei Tagen
abgerissen und erschöpft nach seinem Platze, Seekupthal, südlich von Kapstadt,
zurück. Er hatte viel durch Hunger und Durst erlitten und ebenso durch Löwen,
raubende Buschmänner und Hottentotten. Drei Hottentottendiener waren ihm
getötet worden, und 140 Ochsen waren ihm gefallen. Als Ergebnis seiner Reise
brachte er die Nachricht mit, daß in dem Gebiete zwischen Awasbergen und
Swakop ein scheues schwarzes armes Volk, die Bergdamara, wohne, das die
Sprache der Hottentotten rede, aber aus Furcht vor den Räubereien der Hotten¬
totten und Herero nicht wage, Rindvieh zu halten. Nordwärts von diesem
Stamme wohnten die Kommata Dmnara, die Herero, die soviel Rindvieh be¬
saßen, daß die Hottentotten rauben konnten, soviel sie irgend brauchten. Das
Damaraland erwies sich als sehr reich an Kupfer.

Unterdessen war auch Sebastian van Recueil, der Begleiter Pattersons,
nicht müßig gewesen. Er hatte bei der Regierung beantragt, daß man sich
in deu Besitz aller Häfen von Groß-Namaaualaud setzen möchte, um sich den
Zugang zu den Goldfeldern zu sichern. Und als einer von den Begleitern
des Willem van Recueil, namens Varend Freyr, nach seiner Rückkehr mit¬
teilte, daß er von einem Hottentvttenhäuptling Inemcmd gehört Hütte, der
zwölf bis vierzehn Tagereisen nördlich vom Orcmjefluß wohne, und der wissen
solle, wo sich die Goldminen befänden, so wurde eine Expedition beschlossen
und Barent Freyr aufgetragen, mit Wagen zu dem Inemand zu fahren und
dort auf die übrige Gesellschaft, die zur See über Walfischbai reisen wollte,
zu warten.

Am 3. Jammr 1793 segelte Sebastian van Recueil mit großer Begleitung
auf der Meermin aus der Tafelbai. Das Schiff besuchte zunächst die Guano¬
inseln an der Küste, wo man einige Engländer und Amerikaner auf der Robben-
jagd fand. Am 12. Jammr wurde auf Possessioneiland eine Steinsäule mit
dem holländischen Wappen zum Zeichen der Besitzergreifung aufgestellt, ebenso
am 20. Januar auf Halifaxeiland in der Nähe von Angra Pequena. Überall
fragte man nach, ob man nichts von Barent Freyr oder von dem Häuptling
Uuemand wüßte, aber es war über sie nichts zu erfahren, denn es besteht nur
selten eine Verbindung zwischen Inland und Küste. Man erzählte nur von einem



.*) Es waren damals zahlreiche Brüder der Familie van Recueil in der Nahe von Kapstadt
""lässig, Jakob und Sebastian our Recueil haben sich um die Erforschung Südafrikas verdient
gemacht.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_228301/255>, abgerufen am 28.07.2024.