Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr.Die Flottenfrage in England 1.882 bis I.38Z Interessen und zu den Verlusten, die uns der erste Monat eines Krieges mit Im März lobte dieselbe Zeitschrift deu Lord Hamilton, daß er den Bau Die ^im^ auel Nao^ O^sete schrieb am 9. März 1889: "Die große Eine Woche später schrieb dieselbe Zeitschrift: "Es kommt vorläufig doch Grenzboten I 1898 9
Die Flottenfrage in England 1.882 bis I.38Z Interessen und zu den Verlusten, die uns der erste Monat eines Krieges mit Im März lobte dieselbe Zeitschrift deu Lord Hamilton, daß er den Bau Die ^im^ auel Nao^ O^sete schrieb am 9. März 1889: „Die große Eine Woche später schrieb dieselbe Zeitschrift: „Es kommt vorläufig doch Grenzboten I 1898 9
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0073" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/226975"/> <fw type="header" place="top"> Die Flottenfrage in England 1.882 bis I.38Z</fw><lb/> <p xml:id="ID_211" prev="#ID_210"> Interessen und zu den Verlusten, die uns der erste Monat eines Krieges mit<lb/> einer größern Seemacht bringen würde? Es ist sehr schön mit Gelehrsamkeit<lb/> und Heldenreden gegen die Thorheit der Furcht vor einem solchen Kriege zu<lb/> eifern; aber wenn wir uns nicht sehr täuschen, würden bei ernster Kriegsnot<lb/> die sogenannten „wirtschaftlich denkenden Volksvertreter" die ersten sein, die<lb/> von Entsetzen ergriffen werden würden, während Offiziere vom Schlage des<lb/> Lord Veresford den Kampf auch in dem kleinsten Fahrzeuge noch fortsetzen<lb/> würden. Nein! Lieber wollen wir vertrauensvoll unsern Kämpfern die Waffen<lb/> liefern, deren sie bedürfen; dann werden wir auch billigerweise und als selbst¬<lb/> verständlich voraussetzen können, daß sie in Zeiten der Not ihrer Pflicht ge¬<lb/> nügen können und werden."</p><lb/> <p xml:id="ID_212"> Im März lobte dieselbe Zeitschrift deu Lord Hamilton, daß er den Bau<lb/> der einzelnen Schlachtschiffe immer beschleunigt habe, und betonte, daß die Bau¬<lb/> kosten eines Schiffes um so geringer seien, je kürzer die Bauzeit sei. Im<lb/> April wurde in demselben Blatt der Erfolg von Lord Beresfords Teilnahme<lb/> an den Debatten anerkannt, zugleich aber gefragt, ob es nicht Zeitverschwendung<lb/> sei, vor dem vielfach nicht seekundigen Unterhause so sehr in Einzelheiten der<lb/> nautischen Technik einzugehen. Einigen Untcrhausmitgliederu, von denen be¬<lb/> hauptet wurde, daß ihr politischer Horizont nicht weiter als ihre Nase reiche,<lb/> wurde vorgeworfen, daß sie in ihrer Ängstlichkeit immer fürchteten, daß die<lb/> Vermehrung der Scestrcitkräfte zugleich die Neigung zu bösen Gewaltthaten<lb/> steigere. Auch das Nörgeln des frühern, nun in technischen Fragen in der<lb/> Opposition stehenden Chefkonstrukteurs der Marine Sir E. Reed und sein<lb/> Auskramen von Schiffsbauweisheit vor den wenig sachverständigen Unterhaus-<lb/> Mitgliedern wurde treffend beleuchtet. Im allgemeinen wurde aber bestätigt,<lb/> daß die Opposition wenig kraftvoll und gering an Zahl dastand.</p><lb/> <p xml:id="ID_213"> Die ^im^ auel Nao^ O^sete schrieb am 9. März 1889: „Die große<lb/> Masse des Volks wird allerdings noch dazu erzogen werden müssen, zu be¬<lb/> greifen, daß wir absolute Sicherheit durch unsre Seemacht erlangen müssen,<lb/> dafür aber auch zu zahlen haben. Gar mancher Biedermann wird sich die<lb/> Frage vorlegen: »Wird die Besteuerung auch meinen Geldbeutel treffen?<lb/> Werde ich von der Extraausgabe auch wieder persönlichen Vorteil haben?«<lb/> Darauf kann vorläufig schon geantwortet werden, daß das Zirkuliren von<lb/> zwanzig Extramillionen Pfund in unserm Lande dem Arbeiterstande nur wohl¬<lb/> thun kann, denn alles Geld bleibt im Lande und wird auch dort für den<lb/> Schiffbau ausgegeben. Daß die ganze Angelegenheit bald auch vom Volke<lb/> von einem höhern und freiern Gesichtspunkte angesehen werden wird, ist zu<lb/> hoffen."</p><lb/> <p xml:id="ID_214" next="#ID_215"> Eine Woche später schrieb dieselbe Zeitschrift: „Es kommt vorläufig doch<lb/> darauf hinaus, daß, wenn auch der Steuerzahler in seine Tasche greifen muß,<lb/> von dem zirknlirenden Gelde der Arbeiter und der für dessen Unterhalt und</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten I 1898 9</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0073]
Die Flottenfrage in England 1.882 bis I.38Z
Interessen und zu den Verlusten, die uns der erste Monat eines Krieges mit
einer größern Seemacht bringen würde? Es ist sehr schön mit Gelehrsamkeit
und Heldenreden gegen die Thorheit der Furcht vor einem solchen Kriege zu
eifern; aber wenn wir uns nicht sehr täuschen, würden bei ernster Kriegsnot
die sogenannten „wirtschaftlich denkenden Volksvertreter" die ersten sein, die
von Entsetzen ergriffen werden würden, während Offiziere vom Schlage des
Lord Veresford den Kampf auch in dem kleinsten Fahrzeuge noch fortsetzen
würden. Nein! Lieber wollen wir vertrauensvoll unsern Kämpfern die Waffen
liefern, deren sie bedürfen; dann werden wir auch billigerweise und als selbst¬
verständlich voraussetzen können, daß sie in Zeiten der Not ihrer Pflicht ge¬
nügen können und werden."
Im März lobte dieselbe Zeitschrift deu Lord Hamilton, daß er den Bau
der einzelnen Schlachtschiffe immer beschleunigt habe, und betonte, daß die Bau¬
kosten eines Schiffes um so geringer seien, je kürzer die Bauzeit sei. Im
April wurde in demselben Blatt der Erfolg von Lord Beresfords Teilnahme
an den Debatten anerkannt, zugleich aber gefragt, ob es nicht Zeitverschwendung
sei, vor dem vielfach nicht seekundigen Unterhause so sehr in Einzelheiten der
nautischen Technik einzugehen. Einigen Untcrhausmitgliederu, von denen be¬
hauptet wurde, daß ihr politischer Horizont nicht weiter als ihre Nase reiche,
wurde vorgeworfen, daß sie in ihrer Ängstlichkeit immer fürchteten, daß die
Vermehrung der Scestrcitkräfte zugleich die Neigung zu bösen Gewaltthaten
steigere. Auch das Nörgeln des frühern, nun in technischen Fragen in der
Opposition stehenden Chefkonstrukteurs der Marine Sir E. Reed und sein
Auskramen von Schiffsbauweisheit vor den wenig sachverständigen Unterhaus-
Mitgliedern wurde treffend beleuchtet. Im allgemeinen wurde aber bestätigt,
daß die Opposition wenig kraftvoll und gering an Zahl dastand.
Die ^im^ auel Nao^ O^sete schrieb am 9. März 1889: „Die große
Masse des Volks wird allerdings noch dazu erzogen werden müssen, zu be¬
greifen, daß wir absolute Sicherheit durch unsre Seemacht erlangen müssen,
dafür aber auch zu zahlen haben. Gar mancher Biedermann wird sich die
Frage vorlegen: »Wird die Besteuerung auch meinen Geldbeutel treffen?
Werde ich von der Extraausgabe auch wieder persönlichen Vorteil haben?«
Darauf kann vorläufig schon geantwortet werden, daß das Zirkuliren von
zwanzig Extramillionen Pfund in unserm Lande dem Arbeiterstande nur wohl¬
thun kann, denn alles Geld bleibt im Lande und wird auch dort für den
Schiffbau ausgegeben. Daß die ganze Angelegenheit bald auch vom Volke
von einem höhern und freiern Gesichtspunkte angesehen werden wird, ist zu
hoffen."
Eine Woche später schrieb dieselbe Zeitschrift: „Es kommt vorläufig doch
darauf hinaus, daß, wenn auch der Steuerzahler in seine Tasche greifen muß,
von dem zirknlirenden Gelde der Arbeiter und der für dessen Unterhalt und
Grenzboten I 1898 9
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