Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr.Lrnst August von Hannover und das Jahr ^3H8 Kavallerie konnte Ernst Angust Kasernenbauten nur für je eine Schwadron Über hundertzwanzig Jahre, seit Georg I., hatten englische Könige von Der Verfasser hat hier außer den gedruckten Quellen sehr wertvolles Lrnst August von Hannover und das Jahr ^3H8 Kavallerie konnte Ernst Angust Kasernenbauten nur für je eine Schwadron Über hundertzwanzig Jahre, seit Georg I., hatten englische Könige von Der Verfasser hat hier außer den gedruckten Quellen sehr wertvolles <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0631" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/227533"/> <fw type="header" place="top"> Lrnst August von Hannover und das Jahr ^3H8</fw><lb/> <p xml:id="ID_2307" prev="#ID_2306"> Kavallerie konnte Ernst Angust Kasernenbauten nur für je eine Schwadron<lb/> eines Regiments erreichen, die übrigen lagen auf den Dörfern bei den Bauern<lb/> in Quartier. Der Verfasser behandelt die militärischen Verhältnisse sehr ein¬<lb/> gehend und mit aller Sachkenntnis, die nur ihm zu Gebote stand. Sein<lb/> Vater war der Schöpfer des bekanntlich vortrefflichen hannoverschen Remonte-<lb/> wesens. „Bald galt nach dem Urteil aller Kenner die hannoversche Kavallerie<lb/> für die bestberittene in Europa. Ich glaube nicht, daß irgend ein Korps<lb/> existirt hat, dessen Pferdematerial das der vormaligen hannoverschen Kürassier¬<lb/> regimenter übertraf. Englische Offiziere haben zu der Zeit wiederholt ver¬<lb/> sichert, daß es dem der berühmten dass Fuh.ra8 völlig ebenbürtig sei. Zwei<lb/> Schwadronen der Garde du Corps waren nur mit Rappen, der Rest mit<lb/> dunkelbraunen, eine Schwadron der Gardekürassiere mit Füchsen beritten." Die<lb/> Kavallerie ergänzte sich aus Bauernsöhnen, die als Freiwillige vor dem<lb/> zwanzigsten Jahre eintraten, die Infanterie durch Konskription. So schmuck,<lb/> wie ein solches hannoversches Reiterregiment, sah ein preußisches zu jener Zeit,<lb/> wo man noch beides vergleichen konnte, allerdings nicht aus, und nicht einmal<lb/> die Ställe der Garde du Corps in Potsdam strahlten in dem Glänze einer<lb/> so demonstrativen Ordnung und Reinlichkeit, wie man sie bei den Verdener<lb/> Gardehusaren finden konnte. Einen viel weniger guten Eindruck machte da¬<lb/> gegen, auch auf den Nichtmilitär, die hannoversche Linieninfanterie. Hier sah<lb/> man die Folgen der Sparsamkeit, von der der Verfasser spricht, beinahe dem<lb/> einzelnen Mann an, und die Ausbildung muß viel zu wünschen gelassen<lb/> haben.</p><lb/> <p xml:id="ID_2308"> Über hundertzwanzig Jahre, seit Georg I., hatten englische Könige von<lb/> England aus über Hannover geherrscht, und nur einmal in unserm Jahr¬<lb/> hundert (1821) war einer, Georg IV., gleich nach seiner Thronbesteigung zu<lb/> kurzem Besuch herübergekommen. Von umso größerer Bedeutung war es, daß<lb/> mit Ernst August ein eigner Herrscher zu dauerndem Aufenthalt ins Land<lb/> kam (1837). Die Regierungszeit dieses Königs bis ans Ende des Jahres<lb/> 1848 (die letzten drei Jahre Ernst Augusts sollen in einem zweiten und letzten<lb/> Bande mit behandelt werden) macht den interessantesten Teil des Buches aus<lb/> und füllt etwa die Hälfte seines Inhalts. Die Aushebung des Staatsgrund¬<lb/> gesetzes, das Jahr 1848 in Hannover und die ganze Persönlichkeit des Königs<lb/> im Lichte der historischen Beurteilung sind drei beinahe gleich interessirende<lb/> Gegenstände.</p><lb/> <p xml:id="ID_2309" next="#ID_2310"> Der Verfasser hat hier außer den gedruckten Quellen sehr wertvolles<lb/> Material zur Verfügung gehabt, besonders die gesamten Papiere des 1844<lb/> verstorbnen Kabinettsministers von Sehele, der den König vor'und auch nach<lb/> der Aufhebung des Staatsgrundgesetzes beriet, ferner Berichte des hannoverschen<lb/> Gesandten am Bundestage, von Wangenheim, aus Frankfurt über das Jahr<lb/> 1848, sowie Detmolds, des Parlamentsmitgliedes, Urteile an Stüve eben-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0631]
Lrnst August von Hannover und das Jahr ^3H8
Kavallerie konnte Ernst Angust Kasernenbauten nur für je eine Schwadron
eines Regiments erreichen, die übrigen lagen auf den Dörfern bei den Bauern
in Quartier. Der Verfasser behandelt die militärischen Verhältnisse sehr ein¬
gehend und mit aller Sachkenntnis, die nur ihm zu Gebote stand. Sein
Vater war der Schöpfer des bekanntlich vortrefflichen hannoverschen Remonte-
wesens. „Bald galt nach dem Urteil aller Kenner die hannoversche Kavallerie
für die bestberittene in Europa. Ich glaube nicht, daß irgend ein Korps
existirt hat, dessen Pferdematerial das der vormaligen hannoverschen Kürassier¬
regimenter übertraf. Englische Offiziere haben zu der Zeit wiederholt ver¬
sichert, daß es dem der berühmten dass Fuh.ra8 völlig ebenbürtig sei. Zwei
Schwadronen der Garde du Corps waren nur mit Rappen, der Rest mit
dunkelbraunen, eine Schwadron der Gardekürassiere mit Füchsen beritten." Die
Kavallerie ergänzte sich aus Bauernsöhnen, die als Freiwillige vor dem
zwanzigsten Jahre eintraten, die Infanterie durch Konskription. So schmuck,
wie ein solches hannoversches Reiterregiment, sah ein preußisches zu jener Zeit,
wo man noch beides vergleichen konnte, allerdings nicht aus, und nicht einmal
die Ställe der Garde du Corps in Potsdam strahlten in dem Glänze einer
so demonstrativen Ordnung und Reinlichkeit, wie man sie bei den Verdener
Gardehusaren finden konnte. Einen viel weniger guten Eindruck machte da¬
gegen, auch auf den Nichtmilitär, die hannoversche Linieninfanterie. Hier sah
man die Folgen der Sparsamkeit, von der der Verfasser spricht, beinahe dem
einzelnen Mann an, und die Ausbildung muß viel zu wünschen gelassen
haben.
Über hundertzwanzig Jahre, seit Georg I., hatten englische Könige von
England aus über Hannover geherrscht, und nur einmal in unserm Jahr¬
hundert (1821) war einer, Georg IV., gleich nach seiner Thronbesteigung zu
kurzem Besuch herübergekommen. Von umso größerer Bedeutung war es, daß
mit Ernst August ein eigner Herrscher zu dauerndem Aufenthalt ins Land
kam (1837). Die Regierungszeit dieses Königs bis ans Ende des Jahres
1848 (die letzten drei Jahre Ernst Augusts sollen in einem zweiten und letzten
Bande mit behandelt werden) macht den interessantesten Teil des Buches aus
und füllt etwa die Hälfte seines Inhalts. Die Aushebung des Staatsgrund¬
gesetzes, das Jahr 1848 in Hannover und die ganze Persönlichkeit des Königs
im Lichte der historischen Beurteilung sind drei beinahe gleich interessirende
Gegenstände.
Der Verfasser hat hier außer den gedruckten Quellen sehr wertvolles
Material zur Verfügung gehabt, besonders die gesamten Papiere des 1844
verstorbnen Kabinettsministers von Sehele, der den König vor'und auch nach
der Aufhebung des Staatsgrundgesetzes beriet, ferner Berichte des hannoverschen
Gesandten am Bundestage, von Wangenheim, aus Frankfurt über das Jahr
1848, sowie Detmolds, des Parlamentsmitgliedes, Urteile an Stüve eben-
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |