Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr.Wie soll der Kampf um die Dstmark geführt werden? 2. Die Niederlegung der innern UmWallung -- für unsre Stadt eine Aber nun quält mich eine andre Sorge: Wird das dadurch zur Be¬ In Verbindung mit der Ansiedlungsbehörde wird eine Hypothekenbank Als Maßregeln von allgemeinerer Bedeutung wären etwa folgende in 1. Die Hebung des Handwerkerstandes, z. B. durch Errichtung besondrer 2. Die Verbesserung der Wasserstraßen, insbesondre die Vertiefung und 3. Die Begünstigung des ganzen Ostens durch Differentialtarife, aber Bekanntlich wurden die Differentialtarife für Getreide im Jahre 1892 Solche Tarifes sind aber wirtschaftlich wie eisenbahntechnisch eine durchaus *) Ich meine natürlich nur Tarife für den inländischen Nerkehr und nicht solche, die
blos; zur Begünstigung des Exports nach dein Auslande dienen. Wie soll der Kampf um die Dstmark geführt werden? 2. Die Niederlegung der innern UmWallung — für unsre Stadt eine Aber nun quält mich eine andre Sorge: Wird das dadurch zur Be¬ In Verbindung mit der Ansiedlungsbehörde wird eine Hypothekenbank Als Maßregeln von allgemeinerer Bedeutung wären etwa folgende in 1. Die Hebung des Handwerkerstandes, z. B. durch Errichtung besondrer 2. Die Verbesserung der Wasserstraßen, insbesondre die Vertiefung und 3. Die Begünstigung des ganzen Ostens durch Differentialtarife, aber Bekanntlich wurden die Differentialtarife für Getreide im Jahre 1892 Solche Tarifes sind aber wirtschaftlich wie eisenbahntechnisch eine durchaus *) Ich meine natürlich nur Tarife für den inländischen Nerkehr und nicht solche, die
blos; zur Begünstigung des Exports nach dein Auslande dienen. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0432" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/227334"/> <fw type="header" place="top"> Wie soll der Kampf um die Dstmark geführt werden?</fw><lb/> <p xml:id="ID_1520"> 2. Die Niederlegung der innern UmWallung — für unsre Stadt eine<lb/> der ersten Vorbedingungen des Emporblühens. Während ich dieses schreibe,<lb/> trifft die Nachricht ein, daß die Abtragung der Westseite (diese kommt für die<lb/> künftige Ausdehnung der Stadt allein in Betracht) im Prinzip zugestanden sei.</p><lb/> <p xml:id="ID_1521"> Aber nun quält mich eine andre Sorge: Wird das dadurch zur Be¬<lb/> bauung freiwerdende Gelände nicht der Gegenstand einer wilden Grundstücks¬<lb/> spekulation werden? Dies müßte um jeden Preis verhütet werden. Vielleicht<lb/> könnte dieses (und natürlich auch andres, geeignetes) Terrain auch dazu<lb/> verwandt werden, deutsche Bürger und Beamte durch Erleichterung des Ankaufs<lb/> hier seßhaft zu machen. Auch ließe sich für diese und ähnliche städtische An-<lb/> siedlungen möglicherweise sogar der so vielfach angefeindete Ansiedlungsfvnds<lb/> nutzbar machen, etwa in folgender Weise.</p><lb/> <p xml:id="ID_1522"> In Verbindung mit der Ansiedlungsbehörde wird eine Hypothekenbank<lb/> errichtet, die städtische Grundstücke beleibt. Die von ihr so erworbnen Wert¬<lb/> objekte dienen als Fundirnng der von ihr auszugebenden verzinslichen<lb/> Hypothekencertisikate, deren Verzinsung sich eben aus den Zahlungen der<lb/> Hypothekenschuldner ergiebt. Nur mit solchen Certifikatcn werden in Zukunft<lb/> die angekauften Landgüter bezahlt. Da diese Certifitate — wie gesagt —<lb/> verzinslich sind, so brauchen sie nicht sofort einlösbar zu sein, sondern dies erst<lb/> in dem Maße zu werden, wie die Gelder für die draußen auf dem Lande ver¬<lb/> kauften Ansiedluugsstelleu eingehen. Sollten nach Einführung dieses Systems<lb/> nicht mehr genug Verkaufsaugebote von polnischen Grundbesitzern vorliegen,<lb/> so könnte man sich (noch mehr als bisher) auf den Ankauf deutscher Land¬<lb/> güter verlegen. Der Effekt wäre für die Schaffung von deutschen Bauern¬<lb/> wirtschaften derselbe, aber der Ansiedtungsfonds würde sich nach zwei Seiten<lb/> hin nützlich erweisen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1523"> Als Maßregeln von allgemeinerer Bedeutung wären etwa folgende in<lb/> Aussicht zu nehmen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1524"> 1. Die Hebung des Handwerkerstandes, z. B. durch Errichtung besondrer<lb/> Handwerker- oder Volksbcmkeu, namentlich aber auch durch Fachschulen. (Siehe<lb/> unten!)</p><lb/> <p xml:id="ID_1525"> 2. Die Verbesserung der Wasserstraßen, insbesondre die Vertiefung und<lb/> bessere Instandhaltung des Flußkanals der Warthe.</p><lb/> <p xml:id="ID_1526"> 3. Die Begünstigung des ganzen Ostens durch Differentialtarife, aber<lb/> nicht nur für Güter, sondern auch für Personen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1527"> Bekanntlich wurden die Differentialtarife für Getreide im Jahre 1892<lb/> abgeschafft, um die Zustimmung der Süd- und Westdeutschen zum russischen<lb/> Handelsvertrag zu erlangen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1528" next="#ID_1529"> Solche Tarifes sind aber wirtschaftlich wie eisenbahntechnisch eine durchaus</p><lb/> <note xml:id="FID_46" place="foot"> *) Ich meine natürlich nur Tarife für den inländischen Nerkehr und nicht solche, die<lb/> blos; zur Begünstigung des Exports nach dein Auslande dienen.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0432]
Wie soll der Kampf um die Dstmark geführt werden?
2. Die Niederlegung der innern UmWallung — für unsre Stadt eine
der ersten Vorbedingungen des Emporblühens. Während ich dieses schreibe,
trifft die Nachricht ein, daß die Abtragung der Westseite (diese kommt für die
künftige Ausdehnung der Stadt allein in Betracht) im Prinzip zugestanden sei.
Aber nun quält mich eine andre Sorge: Wird das dadurch zur Be¬
bauung freiwerdende Gelände nicht der Gegenstand einer wilden Grundstücks¬
spekulation werden? Dies müßte um jeden Preis verhütet werden. Vielleicht
könnte dieses (und natürlich auch andres, geeignetes) Terrain auch dazu
verwandt werden, deutsche Bürger und Beamte durch Erleichterung des Ankaufs
hier seßhaft zu machen. Auch ließe sich für diese und ähnliche städtische An-
siedlungen möglicherweise sogar der so vielfach angefeindete Ansiedlungsfvnds
nutzbar machen, etwa in folgender Weise.
In Verbindung mit der Ansiedlungsbehörde wird eine Hypothekenbank
errichtet, die städtische Grundstücke beleibt. Die von ihr so erworbnen Wert¬
objekte dienen als Fundirnng der von ihr auszugebenden verzinslichen
Hypothekencertisikate, deren Verzinsung sich eben aus den Zahlungen der
Hypothekenschuldner ergiebt. Nur mit solchen Certifikatcn werden in Zukunft
die angekauften Landgüter bezahlt. Da diese Certifitate — wie gesagt —
verzinslich sind, so brauchen sie nicht sofort einlösbar zu sein, sondern dies erst
in dem Maße zu werden, wie die Gelder für die draußen auf dem Lande ver¬
kauften Ansiedluugsstelleu eingehen. Sollten nach Einführung dieses Systems
nicht mehr genug Verkaufsaugebote von polnischen Grundbesitzern vorliegen,
so könnte man sich (noch mehr als bisher) auf den Ankauf deutscher Land¬
güter verlegen. Der Effekt wäre für die Schaffung von deutschen Bauern¬
wirtschaften derselbe, aber der Ansiedtungsfonds würde sich nach zwei Seiten
hin nützlich erweisen.
Als Maßregeln von allgemeinerer Bedeutung wären etwa folgende in
Aussicht zu nehmen.
1. Die Hebung des Handwerkerstandes, z. B. durch Errichtung besondrer
Handwerker- oder Volksbcmkeu, namentlich aber auch durch Fachschulen. (Siehe
unten!)
2. Die Verbesserung der Wasserstraßen, insbesondre die Vertiefung und
bessere Instandhaltung des Flußkanals der Warthe.
3. Die Begünstigung des ganzen Ostens durch Differentialtarife, aber
nicht nur für Güter, sondern auch für Personen.
Bekanntlich wurden die Differentialtarife für Getreide im Jahre 1892
abgeschafft, um die Zustimmung der Süd- und Westdeutschen zum russischen
Handelsvertrag zu erlangen.
Solche Tarifes sind aber wirtschaftlich wie eisenbahntechnisch eine durchaus
*) Ich meine natürlich nur Tarife für den inländischen Nerkehr und nicht solche, die
blos; zur Begünstigung des Exports nach dein Auslande dienen.
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