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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr.

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Wie soll der Kampf um die Gstmark geführt werden?

stets einige Masse. Die Deutschen sind politisch und konfessionell gespalten.
Wie die Dinge im Osten, besonders in der Provinz Posen, nun einmal liegen,
hängt hier die Zukunft des Deutschtums hauptsächlich von dem evangelischen
Teile der deutschen Bevölkerung ab. Wie hat sich nun gerade diese in ihrem
Zahlenverhältnis zur katholischen Bevölkerung entwickelt? Die folgende Tabelle
giebt von dieser Entwicklung ein deutliches, für uns Deutsche leider nicht sehr
erfreuliches Bild.



Ergebnis: Bei den Evangelischen (und in noch stcirkerm Maße bei den Juden)
ein beständiges Sinken der Anzahl und des Prozentsatzes der Geburten, während
bei den Katholiken die an sich schon (um 10 xro mitis) höhere Anfcmgsziffcr
durch den ganzen Zeitraum festgehalten, hünfig sogar überschritten wird. Und
dabei kommt leider der Überschuß ihrer Geburten über die Sterbefülle der
evangelischen Bevölkerung nicht einmal vollständig zu gute, sondern wird durch
die Auswanorung (teilweise allerdings nur nach den, von Posen jedoch kom¬
munal getrennten, Vororten) größtenteils wieder aufgewogen. Dadurch, wie
auch durch die Verlegung eines großen Teils der Garnison nach eben jenen
Vororten erklärt es sich, daß die Zahl der evangelischen deutschen Einwohner
Posens sich vou 1885 bis 1895 nur um 247 Personen gehoben hat, obwohl
der Überschuß der Geburten über die Sterbefälle die Ziffer von 812 Köpfen
erreicht. Bei den Katholiken findet, umgekehrt, noch eine sehr bedeutende Ein¬
wanderung statt, wodurch es sich erklärt, daß ihre Zahl in jenen elf Jahren
(1885 bis 1896) um 5635 zugenommen hat, obwohl der Überschuß der Ge-


Wie soll der Kampf um die Gstmark geführt werden?

stets einige Masse. Die Deutschen sind politisch und konfessionell gespalten.
Wie die Dinge im Osten, besonders in der Provinz Posen, nun einmal liegen,
hängt hier die Zukunft des Deutschtums hauptsächlich von dem evangelischen
Teile der deutschen Bevölkerung ab. Wie hat sich nun gerade diese in ihrem
Zahlenverhältnis zur katholischen Bevölkerung entwickelt? Die folgende Tabelle
giebt von dieser Entwicklung ein deutliches, für uns Deutsche leider nicht sehr
erfreuliches Bild.



Ergebnis: Bei den Evangelischen (und in noch stcirkerm Maße bei den Juden)
ein beständiges Sinken der Anzahl und des Prozentsatzes der Geburten, während
bei den Katholiken die an sich schon (um 10 xro mitis) höhere Anfcmgsziffcr
durch den ganzen Zeitraum festgehalten, hünfig sogar überschritten wird. Und
dabei kommt leider der Überschuß ihrer Geburten über die Sterbefülle der
evangelischen Bevölkerung nicht einmal vollständig zu gute, sondern wird durch
die Auswanorung (teilweise allerdings nur nach den, von Posen jedoch kom¬
munal getrennten, Vororten) größtenteils wieder aufgewogen. Dadurch, wie
auch durch die Verlegung eines großen Teils der Garnison nach eben jenen
Vororten erklärt es sich, daß die Zahl der evangelischen deutschen Einwohner
Posens sich vou 1885 bis 1895 nur um 247 Personen gehoben hat, obwohl
der Überschuß der Geburten über die Sterbefälle die Ziffer von 812 Köpfen
erreicht. Bei den Katholiken findet, umgekehrt, noch eine sehr bedeutende Ein¬
wanderung statt, wodurch es sich erklärt, daß ihre Zahl in jenen elf Jahren
(1885 bis 1896) um 5635 zugenommen hat, obwohl der Überschuß der Ge-


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[0360] Wie soll der Kampf um die Gstmark geführt werden? stets einige Masse. Die Deutschen sind politisch und konfessionell gespalten. Wie die Dinge im Osten, besonders in der Provinz Posen, nun einmal liegen, hängt hier die Zukunft des Deutschtums hauptsächlich von dem evangelischen Teile der deutschen Bevölkerung ab. Wie hat sich nun gerade diese in ihrem Zahlenverhältnis zur katholischen Bevölkerung entwickelt? Die folgende Tabelle giebt von dieser Entwicklung ein deutliches, für uns Deutsche leider nicht sehr erfreuliches Bild. Evangelisch eKatholiken JahrgangBevölkcrungszcchlbürdenfälleschusz°- .'IIZDGe¬ burtenfälleschuß^ZB^ ^ ° 1880/87 1887/88 1888/80 1880/00 1300/01 1801/02 1802/08 1803/04 1804/95 1805/90 1890/07l 23408 Ev-eng, 1 l 37 060 Kathol, / s 23102 Evang, 1 140188 Kathol, / s 23745 Evang. 1 > 43505 Kathol./666 631 655 636 508 585 619 543 550 601 571623 558 483 6.10 529 513 545 494 4S5 535 489-I- 43 -s-73 -j-172 ^-17 -j- 69 ^72 -4- 74 -4- 49 -7- 95 -4- <-6 ->-8228,3 26,8 27,87 27,0 25,44 25,33 26,8 23,5 23,8 25,3 24,01485 1542 1614 1610 1509 1529 1450 1559 1577 1565 16731336 1230 1154 1394 1230 1177 1225 1332 1050 1353 1310140 312 460 216 270 352 225 227 527 212 36338,4 40,5 42,47 42,3 30,75 38,0 36,0 38,79 39,24 35,0 38,37 Summa: 812 Summa! 3313 Ergebnis: Bei den Evangelischen (und in noch stcirkerm Maße bei den Juden) ein beständiges Sinken der Anzahl und des Prozentsatzes der Geburten, während bei den Katholiken die an sich schon (um 10 xro mitis) höhere Anfcmgsziffcr durch den ganzen Zeitraum festgehalten, hünfig sogar überschritten wird. Und dabei kommt leider der Überschuß ihrer Geburten über die Sterbefülle der evangelischen Bevölkerung nicht einmal vollständig zu gute, sondern wird durch die Auswanorung (teilweise allerdings nur nach den, von Posen jedoch kom¬ munal getrennten, Vororten) größtenteils wieder aufgewogen. Dadurch, wie auch durch die Verlegung eines großen Teils der Garnison nach eben jenen Vororten erklärt es sich, daß die Zahl der evangelischen deutschen Einwohner Posens sich vou 1885 bis 1895 nur um 247 Personen gehoben hat, obwohl der Überschuß der Geburten über die Sterbefälle die Ziffer von 812 Köpfen erreicht. Bei den Katholiken findet, umgekehrt, noch eine sehr bedeutende Ein¬ wanderung statt, wodurch es sich erklärt, daß ihre Zahl in jenen elf Jahren (1885 bis 1896) um 5635 zugenommen hat, obwohl der Überschuß der Ge-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_226901/360>, abgerufen am 09.01.2025.