Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Line Frauenfrage

Übertreibung und Verallgemeinerung dieser thatsächlich doch vereinzelten und
im Verhältnis zum ganzen recht unbedeutenden Verschiebungen wollte ich
entgegentreten, weil diese Übertreibung es unmöglich machen kann, die Mi߬
stände im Dienstbotenwesen vollständig zu beseitigen.

Will man sich eine Vorstellung von dem Stande des Dienstbotenwesens
in Zahlen machen, so muß man die Zahl der Dienstboten -- ich meine jetzt
immer nur die weiblichen -- mit denen der Gesamtbevölkerung vergleichen.
Man kann sie aber auch, und das scheint mir hier das zweckmäßigere zu sein,
der Zahl der erwerbsthätigen Bevölkerung gegenüber stellen, zu der dann
allerdings, da es sich um die für das Halten der Dienstboten hauptsächlich in
Betracht kommenden Bevölkerungsschichten handelt, noch die von eignem Ver¬
mögen, Renten und Pensionen lebenden, an sich nicht erwerbsthätigen Per¬
sonen (Rentner) hinzugerechnet werden müßten. Es stellt sich dabei heraus,
daß auf je 100 Erwerbsthätige und Rentner beider Geschlechter an weiblichen
Dienstboten kamen in

Deutschland Frankreich England und Wales
189S 1882 1891 180" 1891 1881
6,0 7,0 6,6 8,0 10,1 10,3

Vergleicht man die Zahlen für das deutsche Reich einerseits und für die
fünfzehn deutscheu Großstädte von 1882 andrerseits, so ergiebt sich folgendes Bild:

Reich Großstädte von 1882
1895 1882 1895 1882
6,0 7,0 9,5 12,7

Vergleicht man endlich die Zahlen für die verschiednen Berufsabteilungeu der
deutschen Statistik, so erhält man nachstehendes Ergebnis:

Mg sink weibliche Dienst- ^ kamen ans 10" Erwerbs- Ruf die einzelnen Vernfs-
> . "5^,?".^^ , thätige oder selbständige Be- zweig- kommen von oller
boten gezahlt worden leibliche Dienstboten weiblichen Dienstboten
1S"ö 1882 180V 1882 180ö 1882
bei der Landwirtschaft , . . 3K4S41 410022 4,4 l>,0 27,8 31,8
bet der Industrie....."17170 MS7M" 4." 24,1 W.l.

beim Handel und Verkehr . . 280"7!> 280737 >2,0 18,!! 21,4 22,4

bei den hiiuSlichcu Dienstleistun¬
gen und der Lohnarbeit wech¬
selnder Art...... 12KÜ 2184 0,2ö 0,1 (,,1 0,2
beim öffentlichen Dienst in der
freien VcrufSnrt . . . . 180700 158 b0K 1S.1 15,4 14,2 12,4
bei den Rentnern..... 102 820 128254 42,0 15,8 12,4 10,0
bei sousttgcu VcrufSloscu , ,_51b_"10_0,4__0^2_g^o_0,1
'
Summen: 1313057 1 282414 0,0 7,0 100,0 100,0

Während sonach die Zahl der weiblichen Dienstboten, auf 100 Erwerbs¬
thätige und Rentner beider Geschlechter berechnet, in Deutschland von 1882
bis 1895 um 1,0 geringer geworden ist, beträgt der Rückgang in Frankreich
von 1886 bis 1891 sogar 1,4, dagegen in England von 1881 bis 1891
nur 0,8. In den fünfzehn deutschen Großstädten hat sich die Zahl von 1882


Line Frauenfrage

Übertreibung und Verallgemeinerung dieser thatsächlich doch vereinzelten und
im Verhältnis zum ganzen recht unbedeutenden Verschiebungen wollte ich
entgegentreten, weil diese Übertreibung es unmöglich machen kann, die Mi߬
stände im Dienstbotenwesen vollständig zu beseitigen.

Will man sich eine Vorstellung von dem Stande des Dienstbotenwesens
in Zahlen machen, so muß man die Zahl der Dienstboten — ich meine jetzt
immer nur die weiblichen — mit denen der Gesamtbevölkerung vergleichen.
Man kann sie aber auch, und das scheint mir hier das zweckmäßigere zu sein,
der Zahl der erwerbsthätigen Bevölkerung gegenüber stellen, zu der dann
allerdings, da es sich um die für das Halten der Dienstboten hauptsächlich in
Betracht kommenden Bevölkerungsschichten handelt, noch die von eignem Ver¬
mögen, Renten und Pensionen lebenden, an sich nicht erwerbsthätigen Per¬
sonen (Rentner) hinzugerechnet werden müßten. Es stellt sich dabei heraus,
daß auf je 100 Erwerbsthätige und Rentner beider Geschlechter an weiblichen
Dienstboten kamen in

Deutschland Frankreich England und Wales
189S 1882 1891 180« 1891 1881
6,0 7,0 6,6 8,0 10,1 10,3

Vergleicht man die Zahlen für das deutsche Reich einerseits und für die
fünfzehn deutscheu Großstädte von 1882 andrerseits, so ergiebt sich folgendes Bild:

Reich Großstädte von 1882
1895 1882 1895 1882
6,0 7,0 9,5 12,7

Vergleicht man endlich die Zahlen für die verschiednen Berufsabteilungeu der
deutschen Statistik, so erhält man nachstehendes Ergebnis:

Mg sink weibliche Dienst- ^ kamen ans 10» Erwerbs- Ruf die einzelnen Vernfs-
> . "5^,?».^^ , thätige oder selbständige Be- zweig- kommen von oller
boten gezahlt worden leibliche Dienstboten weiblichen Dienstboten
1S»ö 1882 180V 1882 180ö 1882
bei der Landwirtschaft , . . 3K4S41 410022 4,4 l>,0 27,8 31,8
bet der Industrie.....»17170 MS7M» 4.« 24,1 W.l.

beim Handel und Verkehr . . 280»7!> 280737 >2,0 18,!! 21,4 22,4

bei den hiiuSlichcu Dienstleistun¬
gen und der Lohnarbeit wech¬
selnder Art...... 12KÜ 2184 0,2ö 0,1 (,,1 0,2
beim öffentlichen Dienst in der
freien VcrufSnrt . . . . 180700 158 b0K 1S.1 15,4 14,2 12,4
bei den Rentnern..... 102 820 128254 42,0 15,8 12,4 10,0
bei sousttgcu VcrufSloscu , ,_51b_»10_0,4__0^2_g^o_0,1
'
Summen: 1313057 1 282414 0,0 7,0 100,0 100,0

Während sonach die Zahl der weiblichen Dienstboten, auf 100 Erwerbs¬
thätige und Rentner beider Geschlechter berechnet, in Deutschland von 1882
bis 1895 um 1,0 geringer geworden ist, beträgt der Rückgang in Frankreich
von 1886 bis 1891 sogar 1,4, dagegen in England von 1881 bis 1891
nur 0,8. In den fünfzehn deutschen Großstädten hat sich die Zahl von 1882


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0246" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/227148"/>
          <fw type="header" place="top"> Line Frauenfrage</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_802" prev="#ID_801"> Übertreibung und Verallgemeinerung dieser thatsächlich doch vereinzelten und<lb/>
im Verhältnis zum ganzen recht unbedeutenden Verschiebungen wollte ich<lb/>
entgegentreten, weil diese Übertreibung es unmöglich machen kann, die Mi߬<lb/>
stände im Dienstbotenwesen vollständig zu beseitigen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_803"> Will man sich eine Vorstellung von dem Stande des Dienstbotenwesens<lb/>
in Zahlen machen, so muß man die Zahl der Dienstboten &#x2014; ich meine jetzt<lb/>
immer nur die weiblichen &#x2014; mit denen der Gesamtbevölkerung vergleichen.<lb/>
Man kann sie aber auch, und das scheint mir hier das zweckmäßigere zu sein,<lb/>
der Zahl der erwerbsthätigen Bevölkerung gegenüber stellen, zu der dann<lb/>
allerdings, da es sich um die für das Halten der Dienstboten hauptsächlich in<lb/>
Betracht kommenden Bevölkerungsschichten handelt, noch die von eignem Ver¬<lb/>
mögen, Renten und Pensionen lebenden, an sich nicht erwerbsthätigen Per¬<lb/>
sonen (Rentner) hinzugerechnet werden müßten. Es stellt sich dabei heraus,<lb/>
daß auf je 100 Erwerbsthätige und Rentner beider Geschlechter an weiblichen<lb/>
Dienstboten kamen in</p><lb/>
          <list>
            <item> Deutschland Frankreich England und Wales</item>
            <item> 189S    1882 1891    180« 1891 1881</item>
            <item> 6,0 7,0 6,6 8,0 10,1 10,3</item>
          </list><lb/>
          <p xml:id="ID_804" next="#ID_805"> Vergleicht man die Zahlen für das deutsche Reich einerseits und für die<lb/>
fünfzehn deutscheu Großstädte von 1882 andrerseits, so ergiebt sich folgendes Bild:</p><lb/>
          <list>
            <item> Reich Großstädte von 1882</item>
            <item> 1895   1882 1895 1882</item>
            <item> 6,0    7,0 9,5 12,7</item>
          </list><lb/>
          <p xml:id="ID_805" prev="#ID_804"> Vergleicht man endlich die Zahlen für die verschiednen Berufsabteilungeu der<lb/>
deutschen Statistik, so erhält man nachstehendes Ergebnis:</p><lb/>
          <list>
            <item> Mg sink weibliche Dienst- ^ kamen ans 10» Erwerbs- Ruf die einzelnen Vernfs-<lb/>
&gt; . "5^,?».^^ , thätige oder selbständige Be- zweig- kommen von oller<lb/>
boten gezahlt worden leibliche Dienstboten   weiblichen Dienstboten</item>
            <item> 1S»ö 1882 180V 1882 180ö 1882</item>
            <item> bei der Landwirtschaft ,  .  .  3K4S41 410022        4,4 l&gt;,0 27,8 31,8</item>
            <item> bet der Industrie.....»17170 MS7M» 4.« 24,1 W.l.</item>
          </list><lb/>
          <p xml:id="ID_806"> beim Handel und Verkehr .  .  280»7!&gt; 280737 &gt;2,0 18,!! 21,4 22,4</p><lb/>
          <list>
            <item> bei den hiiuSlichcu Dienstleistun¬<lb/>
gen und der Lohnarbeit wech¬<lb/>
selnder Art......               12KÜ 2184        0,2ö 0,1 (,,1 0,2</item>
            <item> beim öffentlichen Dienst in der</item>
            <item> freien VcrufSnrt  .  .  .  .  180700 158 b0K 1S.1 15,4 14,2 12,4</item>
            <item> bei den Rentnern.....          102 820 128254 42,0 15,8 12,4 10,0</item>
            <item> bei sousttgcu VcrufSloscu ,  ,_51b_»10_0,4__0^2_g^o_0,1<lb/>
'</item>
            <item> Summen:  1313057 1 282414        0,0 7,0  100,0 100,0</item>
          </list><lb/>
          <p xml:id="ID_807" next="#ID_808"> Während sonach die Zahl der weiblichen Dienstboten, auf 100 Erwerbs¬<lb/>
thätige und Rentner beider Geschlechter berechnet, in Deutschland von 1882<lb/>
bis 1895 um 1,0 geringer geworden ist, beträgt der Rückgang in Frankreich<lb/>
von 1886 bis 1891 sogar 1,4, dagegen in England von 1881 bis 1891<lb/>
nur 0,8. In den fünfzehn deutschen Großstädten hat sich die Zahl von 1882</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0246] Line Frauenfrage Übertreibung und Verallgemeinerung dieser thatsächlich doch vereinzelten und im Verhältnis zum ganzen recht unbedeutenden Verschiebungen wollte ich entgegentreten, weil diese Übertreibung es unmöglich machen kann, die Mi߬ stände im Dienstbotenwesen vollständig zu beseitigen. Will man sich eine Vorstellung von dem Stande des Dienstbotenwesens in Zahlen machen, so muß man die Zahl der Dienstboten — ich meine jetzt immer nur die weiblichen — mit denen der Gesamtbevölkerung vergleichen. Man kann sie aber auch, und das scheint mir hier das zweckmäßigere zu sein, der Zahl der erwerbsthätigen Bevölkerung gegenüber stellen, zu der dann allerdings, da es sich um die für das Halten der Dienstboten hauptsächlich in Betracht kommenden Bevölkerungsschichten handelt, noch die von eignem Ver¬ mögen, Renten und Pensionen lebenden, an sich nicht erwerbsthätigen Per¬ sonen (Rentner) hinzugerechnet werden müßten. Es stellt sich dabei heraus, daß auf je 100 Erwerbsthätige und Rentner beider Geschlechter an weiblichen Dienstboten kamen in Deutschland Frankreich England und Wales 189S 1882 1891 180« 1891 1881 6,0 7,0 6,6 8,0 10,1 10,3 Vergleicht man die Zahlen für das deutsche Reich einerseits und für die fünfzehn deutscheu Großstädte von 1882 andrerseits, so ergiebt sich folgendes Bild: Reich Großstädte von 1882 1895 1882 1895 1882 6,0 7,0 9,5 12,7 Vergleicht man endlich die Zahlen für die verschiednen Berufsabteilungeu der deutschen Statistik, so erhält man nachstehendes Ergebnis: Mg sink weibliche Dienst- ^ kamen ans 10» Erwerbs- Ruf die einzelnen Vernfs- > . "5^,?».^^ , thätige oder selbständige Be- zweig- kommen von oller boten gezahlt worden leibliche Dienstboten weiblichen Dienstboten 1S»ö 1882 180V 1882 180ö 1882 bei der Landwirtschaft , . . 3K4S41 410022 4,4 l>,0 27,8 31,8 bet der Industrie.....»17170 MS7M» 4.« 24,1 W.l. beim Handel und Verkehr . . 280»7!> 280737 >2,0 18,!! 21,4 22,4 bei den hiiuSlichcu Dienstleistun¬ gen und der Lohnarbeit wech¬ selnder Art...... 12KÜ 2184 0,2ö 0,1 (,,1 0,2 beim öffentlichen Dienst in der freien VcrufSnrt . . . . 180700 158 b0K 1S.1 15,4 14,2 12,4 bei den Rentnern..... 102 820 128254 42,0 15,8 12,4 10,0 bei sousttgcu VcrufSloscu , ,_51b_»10_0,4__0^2_g^o_0,1 ' Summen: 1313057 1 282414 0,0 7,0 100,0 100,0 Während sonach die Zahl der weiblichen Dienstboten, auf 100 Erwerbs¬ thätige und Rentner beider Geschlechter berechnet, in Deutschland von 1882 bis 1895 um 1,0 geringer geworden ist, beträgt der Rückgang in Frankreich von 1886 bis 1891 sogar 1,4, dagegen in England von 1881 bis 1891 nur 0,8. In den fünfzehn deutschen Großstädten hat sich die Zahl von 1882

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_226901
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_226901/246
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_226901/246>, abgerufen am 08.01.2025.