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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr.

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inbeidrGeschlechterDienstboten
Deutschland , . .1895133931625359
1882132492442510
Frankreich....18911609432567187
18861950203683142
England und Wales1891144469658527
18811286 66856262

Bemerkt sei, daß ich mit den "Dienstboten" nach der Definition der
deutschen Statistik die OoNiestiquös attavli^s g. ig, xsrsorms der französischen
und die voinöstie-InÄoor Lsrvg,oth der englischen in Vergleich stelle. Ob es
mit dem Merkmal des "Lebens im Hause der Herrschaft" in Frankreich und
England so genau genommen wird wie in Deutschland, wage ich nicht zu ent¬
scheiden. Im großen und ganzen-dürfte der Vergleich zulässig sein, jedenfalls
ist kein besserer möglich. Hier, in Bezug auf die männlichen Dienstboten,
kann man in Deutschland wohl von einem Verfall sprechen, aber man wird
dem Bediententroß der "guten alten" Zeit nicht viel Thränen nachzuweinen
haben, auch wenn man sich nicht gerade, wie Nöthe in seiner Ethik schon vor
fünfzig Jahren, über die Dienstbotenthätigkeit des Mannes als mit seinem
sittlichen Beruf unverträglich entrüstet.

Zu den weiblichen Dienstboten übergehend müssen wir uns zunächst etwas
über den Stand der weiblichen Berufs- oder Erwerbsthätigkeit überhaupt
unterrichten.

Es sind im deutschen Reiche gezählt worden

am 14. Juni 1895am 5. Juni 1882
weibliche Personen überhaupt...... 2636112323071364
unter einer Gesamtbevölkerung von. , , . 5177028445222113
Von den weiblichen Personen waren
Angehörige ohne eignen Erwerb . . . 18667 224----70,8 °/" 16827 722---- 72,9 °/"
b) häusliche Dienstboten....... 1313 957 -----5,0 " 1282414---- 5,6 "
") Erwerbsthätige (abgesehen vom Haushalt) 5264393 ------20,0 " 4259103---- 18,6 "
6) vom Vermögen, Renten, Pensionen lebend 691042 -----2,6 " 439119---- 1,9 "
v) sonstige Berufslose....... . 424507 -----1,6 " 263015---- 1,1 "
zusammen wie oben..... 26361123----100,0 " 23071364-100,0 "

Es sei hierzu bemerkt, daß der sogenannte "Nebenberuf," d. h. die nur neben¬
sächliche Erwerbsthätigkeit in der Hauptsache nicht berufs- oder erwerbsthätiger
Personen, hier nicht berücksichtigt ist. Andrerseits sind zu den erwerbsthätigen
Personen auch die in dem Betriebe des Familienhaupts (mit ihrem Haupt¬
beruf) thätigen Ehefrauen, Töchter und andern weiblichen Verwandten gerechnet,
deren Zahl in Landwirtschaft, Industrie, Handel und Verkehr 1895 zusammen
1154918 betrug. Die aus vorstehenden Zahlen ersichtlichen Verschiebungen
Zwischen 1895 und 1882 sind sehr beachtenswert, und sie sind sicher über¬
wiegend die Folge der riesigen Fortschritte, die wir in der Technik des Güter-


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Bemerkt sei, daß ich mit den „Dienstboten" nach der Definition der
deutschen Statistik die OoNiestiquös attavli^s g. ig, xsrsorms der französischen
und die voinöstie-InÄoor Lsrvg,oth der englischen in Vergleich stelle. Ob es
mit dem Merkmal des „Lebens im Hause der Herrschaft" in Frankreich und
England so genau genommen wird wie in Deutschland, wage ich nicht zu ent¬
scheiden. Im großen und ganzen-dürfte der Vergleich zulässig sein, jedenfalls
ist kein besserer möglich. Hier, in Bezug auf die männlichen Dienstboten,
kann man in Deutschland wohl von einem Verfall sprechen, aber man wird
dem Bediententroß der „guten alten" Zeit nicht viel Thränen nachzuweinen
haben, auch wenn man sich nicht gerade, wie Nöthe in seiner Ethik schon vor
fünfzig Jahren, über die Dienstbotenthätigkeit des Mannes als mit seinem
sittlichen Beruf unverträglich entrüstet.

Zu den weiblichen Dienstboten übergehend müssen wir uns zunächst etwas
über den Stand der weiblichen Berufs- oder Erwerbsthätigkeit überhaupt
unterrichten.

Es sind im deutschen Reiche gezählt worden

am 14. Juni 1895am 5. Juni 1882
weibliche Personen überhaupt...... 2636112323071364
unter einer Gesamtbevölkerung von. , , . 5177028445222113
Von den weiblichen Personen waren
Angehörige ohne eignen Erwerb . . . 18667 224----70,8 °/„ 16827 722---- 72,9 °/„
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Es sei hierzu bemerkt, daß der sogenannte „Nebenberuf," d. h. die nur neben¬
sächliche Erwerbsthätigkeit in der Hauptsache nicht berufs- oder erwerbsthätiger
Personen, hier nicht berücksichtigt ist. Andrerseits sind zu den erwerbsthätigen
Personen auch die in dem Betriebe des Familienhaupts (mit ihrem Haupt¬
beruf) thätigen Ehefrauen, Töchter und andern weiblichen Verwandten gerechnet,
deren Zahl in Landwirtschaft, Industrie, Handel und Verkehr 1895 zusammen
1154918 betrug. Die aus vorstehenden Zahlen ersichtlichen Verschiebungen
Zwischen 1895 und 1882 sind sehr beachtenswert, und sie sind sicher über¬
wiegend die Folge der riesigen Fortschritte, die wir in der Technik des Güter-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_226901/243>, abgerufen am 08.01.2025.