Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr.Eine Frauenfrage Sorgen bedrückt zu werden, und genießen bei guter Führung Vertrauen und niedrigstermittlererhöchster Jahres Mädchen für alles. . 45SS80 Thaler Kindermädchen. 35S060 " Hausmädchen . .. . S06070 " . . 6070100 " Amme ...., , 80100120 " Wohnung und Kostgeld sind dabei auf eine Mark für den Tag, Weihnachts¬ Wenig erfreulich lauten die Angaben, die der Berliner Statistiker über Eine Frauenfrage Sorgen bedrückt zu werden, und genießen bei guter Führung Vertrauen und niedrigstermittlererhöchster Jahres Mädchen für alles. . 45SS80 Thaler Kindermädchen. 35S060 „ Hausmädchen . .. . S06070 „ . . 6070100 „ Amme ...., , 80100120 „ Wohnung und Kostgeld sind dabei auf eine Mark für den Tag, Weihnachts¬ Wenig erfreulich lauten die Angaben, die der Berliner Statistiker über <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0239" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/227141"/> <fw type="header" place="top"> Eine Frauenfrage</fw><lb/> <p xml:id="ID_781" prev="#ID_780" next="#ID_782"> Sorgen bedrückt zu werden, und genießen bei guter Führung Vertrauen und<lb/> Erleichterungen im Dienst und auch mancherlei Vergnügungen und Zuwendungen,<lb/> worauf die Fabrikarbeiterinnen verzichten müssen. So ist es denn nicht ver¬<lb/> wunderlich, daß der Zustrom zu den Dienstbotenstellungen dauernd bedeutend<lb/> ist, obwohl „die Löhne nicht eben hoch" genannt werden können. Die Lohn¬<lb/> höhe, bei der noch durchweg die alte Thalerrechnung beibehalten wird, giebt<lb/> der Verfasser folgendermaßen an:</p><lb/> <list> <item> niedrigstermittlererhöchster Jahres</item> <item> Mädchen für alles. . 45SS80 Thaler</item> <item> Kindermädchen. 35S060 „</item> <item> Hausmädchen . .. . S06070 „</item> <item> . . 6070100 „</item> <item> Amme ...., , 80100120 „</item> </list><lb/> <p xml:id="ID_782" prev="#ID_781"> Wohnung und Kostgeld sind dabei auf eine Mark für den Tag, Weihnachts¬<lb/> geschenke auf 20 Prozent des Lohnes zu veranschlagen, sodaß im Durchschnitt<lb/> das jährliche Einkommen einschließlich sonstiger Geschenke und Trinkgelder auf<lb/> 600 Mark geschätzt werden kann.</p><lb/> <p xml:id="ID_783" next="#ID_784"> Wenig erfreulich lauten die Angaben, die der Berliner Statistiker über<lb/> den Stellenwechsel der Dienstboten macht, denn darnach wechseln die Dienst¬<lb/> boten im Durchschnitt aller sieben bis nenn Monate die Stelle. Daran wird<lb/> die Bemerkung geknüpft: „Dieser Punkt ist bezeichnend für die Dienstboten-<lb/> frage. Auf der einen Seite bei den Herrschaften der dringende Wunsch, eine<lb/> ihnen ergebne und in den hundert Kleinigkeiten des Lebens dienstbereite Ge¬<lb/> hilfin um sich zu haben, die sich mit den Gewohnheiten der einzelnen Haus¬<lb/> genossen allmählich vertraut macht, ihnen gern entgegenkommt, die Botengänge<lb/> besorgt, die Küche wahrnimmt, sich mit den Kindern abgiebt und nebenbei auch<lb/> eine gewisse Verschwiegenheit bewahrt über das, was im Haushalt zu sehen<lb/> und zu hören ist. Auf der andern Seite beim Dienstboten in der Regel eine<lb/> nur geringe Neigung, diesen Aufgaben nachzukommen, allenfalls das Bestreben,<lb/> die eigentlichen Arbeiten zu besorgen, aber zunächst keinerlei Neigung oder Er¬<lb/> gebenheit, vielmehr die mehr geschäftliche Auffassung, wie sie etwa eine Fabrik¬<lb/> arbeiterin ihrem Arbeitgeber gegenüber beherrscht. Nur durch jahrelanges Zu¬<lb/> sammenleben kann erst das Verhältnis entstehen, das wir oben als im Interesse<lb/> der Dienstherrschaften, aber auch des Dienstboten liegend bezeichneten. Dazu<lb/> kommt es aber verhältnismäßig selten, in der Regel wird der Dienst weit<lb/> früher aufgegeben." Die Regel ist, sagt der Verfasser weiter, ein Hasten von<lb/> einer Dienststelle zur andern, und zahlreich genug sind die Fülle, wo Dienst¬<lb/> mädchen ohne jeden andern Grund aus dem Dienst gehen, als aus bloßer<lb/> Neigung, zu wechseln, zahlreich freilich auch die, wo sich die Hausfrauen schlie߬<lb/> lich nicht mehr die Mühe geben, die Dienstmädchen anzulernen, ihr Interesse,<lb/> ihre Zuneigung für sich, ihre Kinder, ihre Wirtschaft zu fesseln. „Nicht zu reden</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0239]
Eine Frauenfrage
Sorgen bedrückt zu werden, und genießen bei guter Führung Vertrauen und
Erleichterungen im Dienst und auch mancherlei Vergnügungen und Zuwendungen,
worauf die Fabrikarbeiterinnen verzichten müssen. So ist es denn nicht ver¬
wunderlich, daß der Zustrom zu den Dienstbotenstellungen dauernd bedeutend
ist, obwohl „die Löhne nicht eben hoch" genannt werden können. Die Lohn¬
höhe, bei der noch durchweg die alte Thalerrechnung beibehalten wird, giebt
der Verfasser folgendermaßen an:
niedrigstermittlererhöchster Jahres
Mädchen für alles. . 45SS80 Thaler
Kindermädchen. 35S060 „
Hausmädchen . .. . S06070 „
. . 6070100 „
Amme ...., , 80100120 „
Wohnung und Kostgeld sind dabei auf eine Mark für den Tag, Weihnachts¬
geschenke auf 20 Prozent des Lohnes zu veranschlagen, sodaß im Durchschnitt
das jährliche Einkommen einschließlich sonstiger Geschenke und Trinkgelder auf
600 Mark geschätzt werden kann.
Wenig erfreulich lauten die Angaben, die der Berliner Statistiker über
den Stellenwechsel der Dienstboten macht, denn darnach wechseln die Dienst¬
boten im Durchschnitt aller sieben bis nenn Monate die Stelle. Daran wird
die Bemerkung geknüpft: „Dieser Punkt ist bezeichnend für die Dienstboten-
frage. Auf der einen Seite bei den Herrschaften der dringende Wunsch, eine
ihnen ergebne und in den hundert Kleinigkeiten des Lebens dienstbereite Ge¬
hilfin um sich zu haben, die sich mit den Gewohnheiten der einzelnen Haus¬
genossen allmählich vertraut macht, ihnen gern entgegenkommt, die Botengänge
besorgt, die Küche wahrnimmt, sich mit den Kindern abgiebt und nebenbei auch
eine gewisse Verschwiegenheit bewahrt über das, was im Haushalt zu sehen
und zu hören ist. Auf der andern Seite beim Dienstboten in der Regel eine
nur geringe Neigung, diesen Aufgaben nachzukommen, allenfalls das Bestreben,
die eigentlichen Arbeiten zu besorgen, aber zunächst keinerlei Neigung oder Er¬
gebenheit, vielmehr die mehr geschäftliche Auffassung, wie sie etwa eine Fabrik¬
arbeiterin ihrem Arbeitgeber gegenüber beherrscht. Nur durch jahrelanges Zu¬
sammenleben kann erst das Verhältnis entstehen, das wir oben als im Interesse
der Dienstherrschaften, aber auch des Dienstboten liegend bezeichneten. Dazu
kommt es aber verhältnismäßig selten, in der Regel wird der Dienst weit
früher aufgegeben." Die Regel ist, sagt der Verfasser weiter, ein Hasten von
einer Dienststelle zur andern, und zahlreich genug sind die Fülle, wo Dienst¬
mädchen ohne jeden andern Grund aus dem Dienst gehen, als aus bloßer
Neigung, zu wechseln, zahlreich freilich auch die, wo sich die Hausfrauen schlie߬
lich nicht mehr die Mühe geben, die Dienstmädchen anzulernen, ihr Interesse,
ihre Zuneigung für sich, ihre Kinder, ihre Wirtschaft zu fesseln. „Nicht zu reden
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