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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr.

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Zur Reform des Postpaketportos

hohe Prämie von 18 Mark aus, damit das Publikum nur ja veranlaßt werde,
ihr die Arbeit, die sie dabei hat, zu verzehnfachen. Denn nicht die Eisenbahn-
fahrt, sondern die übrige "Bearbeitung" des Pakets macht ihr die meiste
Mühe. Wenn das Publikum genötigt wird, um 18 Mark zu sparen, statt
eines Pakets von 50 Kilo immer 10 Pakete zu 5 Kilo aufzugeben, so muß
die Post, dem entsprechend, nicht einmal sondern zehnmal die Arbeit des Ab-
wägens, des Nnmerirens mittels aufzuklebender Nummerzettel auf Paket und
Adreßformular, des Beschreibens der Paketadresse (Gewicht der Sendung
und Postleitvermerk) und des Frankirens durch Marken, des Bunsens, des
SvrtireuS, des Expedirens und Umladens, sowie des Abreißens des Abschnitts
für schriftliche Mitteilungen bei der Bestellung machen, die durch mehrere ge¬
trennte Stücke oft erschwert wird und mindestens die zehnfache Notirung über
das einzuziehende Bestellgeld auf der Paketadresse veranlaßt.

Gerade diese vielen kleinen Verrichtungen machen an verkehrsreichen Orten
leicht eine erhebliche Vergrößerung des Personals und der Schalterstellen not¬
wendig, und zwar in weit höherm Grade, als die bloße Eisenbahubefvrderuug.
Wenn das Paket im Eisenbahnwagen führt, so ist ein gut Teil der Arbeit der
Post schon gethan, wenn auch das Umladen und Auftragen noch mitunter zu
schaffen macht. Aber 500 kleinere Pakete -- oft eine sehr verschiedenartige, un¬
übersichtliche Masse -- Hinzuzählen und umznladen, das dürfte doch mehr Zeit
und Arbeit kosten, als etwa 10 Pakete zu 50 Kilo oder 20 zu 25 Kilo zu
zählen und zu sichten, wenn diese auch augenblicklich einen größern Kraft¬
aufwand bei der Umladung verursachen. Außerdem ist ja bis zu 148 Kilo-
Metern, innerhalb deren dieses Umladen und Umzählen oft ebenso häufig wie
auf längern Hauptrouten vorkommen kann, der Portosatz mir der doppelte
des 5-Kilotarifs, und die Austragung und Bestellung muß hier ohnehin ohne
besondern Pvrtoaufschlag ausgeführt werdeu. Wenn das hier möglich ist, warum
denn nicht auch auf größere Entfernungen? Denn die Bahnfahrt ist das
wenigste, und durch diese werden bei vermehrter Versendung größerer Pakete
keine unverhältnismäßigen Mehrausgabeu verursacht werden, wenn mit Umsicht
reformirt wird.

Die in den Bahnpostwagen beförderten Pakete über 5 und bis zu 10 Kilo
verpflichten die Post nicht zu besondrer Vergütung an die Eisenbahn. Erst
für die Sendungen von mehr als 10 Kilogramm Gewicht wird, nach vorher¬
gehender statistischer Ermittlung ihres Gesamtgewichts, der Eisenbahn eine
Machtentschädigung bezahlt, da sie nach dem Eiseubahupvstgesctz die Eisenbahn-
pvstwagen nur dann frei befördert, wenn sie Poststücke höchstens von 10 Kilo¬
gramm Gewicht enthalten. Diese Frachtentschädigung beträgt aber 20 Pfennige
für das Achskilometer, wobei je 1000 Kilvgrammkilometer auf 1 Achskilvmcter
gerechnet werden. Das macht also 20 Mark auf 100 und 200 Mark auf
1000 Kilometer, bei einer mitgeführten Last von 1000 Kilogramm. Wenn


Zur Reform des Postpaketportos

hohe Prämie von 18 Mark aus, damit das Publikum nur ja veranlaßt werde,
ihr die Arbeit, die sie dabei hat, zu verzehnfachen. Denn nicht die Eisenbahn-
fahrt, sondern die übrige „Bearbeitung" des Pakets macht ihr die meiste
Mühe. Wenn das Publikum genötigt wird, um 18 Mark zu sparen, statt
eines Pakets von 50 Kilo immer 10 Pakete zu 5 Kilo aufzugeben, so muß
die Post, dem entsprechend, nicht einmal sondern zehnmal die Arbeit des Ab-
wägens, des Nnmerirens mittels aufzuklebender Nummerzettel auf Paket und
Adreßformular, des Beschreibens der Paketadresse (Gewicht der Sendung
und Postleitvermerk) und des Frankirens durch Marken, des Bunsens, des
SvrtireuS, des Expedirens und Umladens, sowie des Abreißens des Abschnitts
für schriftliche Mitteilungen bei der Bestellung machen, die durch mehrere ge¬
trennte Stücke oft erschwert wird und mindestens die zehnfache Notirung über
das einzuziehende Bestellgeld auf der Paketadresse veranlaßt.

Gerade diese vielen kleinen Verrichtungen machen an verkehrsreichen Orten
leicht eine erhebliche Vergrößerung des Personals und der Schalterstellen not¬
wendig, und zwar in weit höherm Grade, als die bloße Eisenbahubefvrderuug.
Wenn das Paket im Eisenbahnwagen führt, so ist ein gut Teil der Arbeit der
Post schon gethan, wenn auch das Umladen und Auftragen noch mitunter zu
schaffen macht. Aber 500 kleinere Pakete — oft eine sehr verschiedenartige, un¬
übersichtliche Masse — Hinzuzählen und umznladen, das dürfte doch mehr Zeit
und Arbeit kosten, als etwa 10 Pakete zu 50 Kilo oder 20 zu 25 Kilo zu
zählen und zu sichten, wenn diese auch augenblicklich einen größern Kraft¬
aufwand bei der Umladung verursachen. Außerdem ist ja bis zu 148 Kilo-
Metern, innerhalb deren dieses Umladen und Umzählen oft ebenso häufig wie
auf längern Hauptrouten vorkommen kann, der Portosatz mir der doppelte
des 5-Kilotarifs, und die Austragung und Bestellung muß hier ohnehin ohne
besondern Pvrtoaufschlag ausgeführt werdeu. Wenn das hier möglich ist, warum
denn nicht auch auf größere Entfernungen? Denn die Bahnfahrt ist das
wenigste, und durch diese werden bei vermehrter Versendung größerer Pakete
keine unverhältnismäßigen Mehrausgabeu verursacht werden, wenn mit Umsicht
reformirt wird.

Die in den Bahnpostwagen beförderten Pakete über 5 und bis zu 10 Kilo
verpflichten die Post nicht zu besondrer Vergütung an die Eisenbahn. Erst
für die Sendungen von mehr als 10 Kilogramm Gewicht wird, nach vorher¬
gehender statistischer Ermittlung ihres Gesamtgewichts, der Eisenbahn eine
Machtentschädigung bezahlt, da sie nach dem Eiseubahupvstgesctz die Eisenbahn-
pvstwagen nur dann frei befördert, wenn sie Poststücke höchstens von 10 Kilo¬
gramm Gewicht enthalten. Diese Frachtentschädigung beträgt aber 20 Pfennige
für das Achskilometer, wobei je 1000 Kilvgrammkilometer auf 1 Achskilvmcter
gerechnet werden. Das macht also 20 Mark auf 100 und 200 Mark auf
1000 Kilometer, bei einer mitgeführten Last von 1000 Kilogramm. Wenn


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[0199] Zur Reform des Postpaketportos hohe Prämie von 18 Mark aus, damit das Publikum nur ja veranlaßt werde, ihr die Arbeit, die sie dabei hat, zu verzehnfachen. Denn nicht die Eisenbahn- fahrt, sondern die übrige „Bearbeitung" des Pakets macht ihr die meiste Mühe. Wenn das Publikum genötigt wird, um 18 Mark zu sparen, statt eines Pakets von 50 Kilo immer 10 Pakete zu 5 Kilo aufzugeben, so muß die Post, dem entsprechend, nicht einmal sondern zehnmal die Arbeit des Ab- wägens, des Nnmerirens mittels aufzuklebender Nummerzettel auf Paket und Adreßformular, des Beschreibens der Paketadresse (Gewicht der Sendung und Postleitvermerk) und des Frankirens durch Marken, des Bunsens, des SvrtireuS, des Expedirens und Umladens, sowie des Abreißens des Abschnitts für schriftliche Mitteilungen bei der Bestellung machen, die durch mehrere ge¬ trennte Stücke oft erschwert wird und mindestens die zehnfache Notirung über das einzuziehende Bestellgeld auf der Paketadresse veranlaßt. Gerade diese vielen kleinen Verrichtungen machen an verkehrsreichen Orten leicht eine erhebliche Vergrößerung des Personals und der Schalterstellen not¬ wendig, und zwar in weit höherm Grade, als die bloße Eisenbahubefvrderuug. Wenn das Paket im Eisenbahnwagen führt, so ist ein gut Teil der Arbeit der Post schon gethan, wenn auch das Umladen und Auftragen noch mitunter zu schaffen macht. Aber 500 kleinere Pakete — oft eine sehr verschiedenartige, un¬ übersichtliche Masse — Hinzuzählen und umznladen, das dürfte doch mehr Zeit und Arbeit kosten, als etwa 10 Pakete zu 50 Kilo oder 20 zu 25 Kilo zu zählen und zu sichten, wenn diese auch augenblicklich einen größern Kraft¬ aufwand bei der Umladung verursachen. Außerdem ist ja bis zu 148 Kilo- Metern, innerhalb deren dieses Umladen und Umzählen oft ebenso häufig wie auf längern Hauptrouten vorkommen kann, der Portosatz mir der doppelte des 5-Kilotarifs, und die Austragung und Bestellung muß hier ohnehin ohne besondern Pvrtoaufschlag ausgeführt werdeu. Wenn das hier möglich ist, warum denn nicht auch auf größere Entfernungen? Denn die Bahnfahrt ist das wenigste, und durch diese werden bei vermehrter Versendung größerer Pakete keine unverhältnismäßigen Mehrausgabeu verursacht werden, wenn mit Umsicht reformirt wird. Die in den Bahnpostwagen beförderten Pakete über 5 und bis zu 10 Kilo verpflichten die Post nicht zu besondrer Vergütung an die Eisenbahn. Erst für die Sendungen von mehr als 10 Kilogramm Gewicht wird, nach vorher¬ gehender statistischer Ermittlung ihres Gesamtgewichts, der Eisenbahn eine Machtentschädigung bezahlt, da sie nach dem Eiseubahupvstgesctz die Eisenbahn- pvstwagen nur dann frei befördert, wenn sie Poststücke höchstens von 10 Kilo¬ gramm Gewicht enthalten. Diese Frachtentschädigung beträgt aber 20 Pfennige für das Achskilometer, wobei je 1000 Kilvgrammkilometer auf 1 Achskilvmcter gerechnet werden. Das macht also 20 Mark auf 100 und 200 Mark auf 1000 Kilometer, bei einer mitgeführten Last von 1000 Kilogramm. Wenn

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_226901/199>, abgerufen am 08.01.2025.