Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Zur Reform des postpakelportos

statt 4 Mark 50 Pfennige. Portoersparnis 75 Pfennige. Und wer von Halle
Sendungen nach Berlin aufgiebt, kann sie zuerst ebenfalls nach Leipzig schicken,
mit dem gleichen Erfolge. Bei 50 Kilogrammen beträgt die Portoersparnis
bereits 2 Mark. Bei 15 Kilogramm allerdings nur 25 Pfennige. Natürlich
ist es ein Kuriosum, wenn die Post alle die Umständlichkeiten der Buchung,
Numcrirung, Sortirung usw. nun doppelt macht, während das Publikum
dabei noch Geld spart. Ein nur gelegentlicher Paketsender wird dieses Manöver
schwerlich begehen. Wenn aber Buchhändler und Kaufleute, die aus irgend
welchen Gründen mehr als 5 Kilogramm schwere Pakete aufgeben müssen,
vielleicht bei mehreren Sendungen täglich diese Prozedur vornehmen, so werden
sie ein artiges Sümmchen dadurch sparen. Sie brauchen bloß irgend einem
Geschäftsfreund eine Karte über das Eintreffen der Pakete zu schreiben und
um Umadressirung zu bitten (das kann gegenseitig verabredet werden). Noch
einfacher aber ist es, mit der Sendung gleich eine Postkarte an das Zwischen¬
postamt selbst (Leipzig also hier) zu richten mit der Bitte um Weitersendung
nach Berlin oder Halle. Der Empfänger zahlt dann bloß das neue Porto
ohne jeden Zuschlag nach. Wenn man die Paketpostkurse kennt, wird man
es leicht so einrichten können, daß erhebliche Verspätungen vermieden werden.
Übrigens braucht mau im Paketverkehr zwischen Berlin und Halle gar nicht
erst den Umweg über Leipzig zu machen, sondern kann Jüterbogk oder Bitter¬
feld als Zwischenstation benutzen.

Auch bei den übrigen 3 Zonen ist diese Art der Portoersparnis möglich.
Zum Beispiel: 15 Kilogramm von Berlin nach Kassel (4. Zone) mit der
Zwischenstation Eichenberg oder Göttingen (3. Zone): Pvrtoersparnis 25 Pfen¬
nige. Bei 50 Kilogramm 2 Mark. Es ist anzunehmen, daß manche findige
Köpfe dieses Umschalteverfahren längst kennen, und es ließe sich ein ganzes
Büchlein mit Zouentafclu herstellen, um zu zeigen, bei welchen Orten es be¬
sonders vorteilhaft und bequem anzuwenden ist. 'Da man das nachsenden nicht
wohl verbieten oder mit Geldstrafe belegen kann, so dürfte dieser wunde Punkt
des Pakcttarifs vielleicht mit Anlaß zu einer Reform geben.

Ans die Dauer unhaltbar ist aber auch an sich schon das arge Mißver¬
hältnis in der Preisbemessung der ersten 5 Kilogramm mit der der übrigen,
schwerern Gewichtsstufen, von der 3. Zone an. 5 Kilo kosten über 10 Meilen
beliebig weit, also auch in der 6. Zone (über 1113 Kilometer), 50 Pfennige;
10 Kilo, in 2 Paketen zu 5 Kilo aufgegeben, kosten 1 Mark, also genau ent¬
sprechend das doppelte. Aber als 1 Paket aufgegeben, kosten 10 Kilo im gleichen
Falle das Sechsfache eines 5-Kilvpakets oder das Dreifache des Portos zweier
5-Kilostücke. Das ist ein Aufschlag von 200 Prozent!

Zehn 5-Kilopakete kosten auf beliebige Entfernung 5 Mark. 50 Kilo in
einem Stück kosten dagegen in der 6. Zone 23 Mark, also das 4 "/z fache, d. i.
ein Aufschlag von 360 Prozent! Die Post setzt hier also die ungeheuer


Zur Reform des postpakelportos

statt 4 Mark 50 Pfennige. Portoersparnis 75 Pfennige. Und wer von Halle
Sendungen nach Berlin aufgiebt, kann sie zuerst ebenfalls nach Leipzig schicken,
mit dem gleichen Erfolge. Bei 50 Kilogrammen beträgt die Portoersparnis
bereits 2 Mark. Bei 15 Kilogramm allerdings nur 25 Pfennige. Natürlich
ist es ein Kuriosum, wenn die Post alle die Umständlichkeiten der Buchung,
Numcrirung, Sortirung usw. nun doppelt macht, während das Publikum
dabei noch Geld spart. Ein nur gelegentlicher Paketsender wird dieses Manöver
schwerlich begehen. Wenn aber Buchhändler und Kaufleute, die aus irgend
welchen Gründen mehr als 5 Kilogramm schwere Pakete aufgeben müssen,
vielleicht bei mehreren Sendungen täglich diese Prozedur vornehmen, so werden
sie ein artiges Sümmchen dadurch sparen. Sie brauchen bloß irgend einem
Geschäftsfreund eine Karte über das Eintreffen der Pakete zu schreiben und
um Umadressirung zu bitten (das kann gegenseitig verabredet werden). Noch
einfacher aber ist es, mit der Sendung gleich eine Postkarte an das Zwischen¬
postamt selbst (Leipzig also hier) zu richten mit der Bitte um Weitersendung
nach Berlin oder Halle. Der Empfänger zahlt dann bloß das neue Porto
ohne jeden Zuschlag nach. Wenn man die Paketpostkurse kennt, wird man
es leicht so einrichten können, daß erhebliche Verspätungen vermieden werden.
Übrigens braucht mau im Paketverkehr zwischen Berlin und Halle gar nicht
erst den Umweg über Leipzig zu machen, sondern kann Jüterbogk oder Bitter¬
feld als Zwischenstation benutzen.

Auch bei den übrigen 3 Zonen ist diese Art der Portoersparnis möglich.
Zum Beispiel: 15 Kilogramm von Berlin nach Kassel (4. Zone) mit der
Zwischenstation Eichenberg oder Göttingen (3. Zone): Pvrtoersparnis 25 Pfen¬
nige. Bei 50 Kilogramm 2 Mark. Es ist anzunehmen, daß manche findige
Köpfe dieses Umschalteverfahren längst kennen, und es ließe sich ein ganzes
Büchlein mit Zouentafclu herstellen, um zu zeigen, bei welchen Orten es be¬
sonders vorteilhaft und bequem anzuwenden ist. 'Da man das nachsenden nicht
wohl verbieten oder mit Geldstrafe belegen kann, so dürfte dieser wunde Punkt
des Pakcttarifs vielleicht mit Anlaß zu einer Reform geben.

Ans die Dauer unhaltbar ist aber auch an sich schon das arge Mißver¬
hältnis in der Preisbemessung der ersten 5 Kilogramm mit der der übrigen,
schwerern Gewichtsstufen, von der 3. Zone an. 5 Kilo kosten über 10 Meilen
beliebig weit, also auch in der 6. Zone (über 1113 Kilometer), 50 Pfennige;
10 Kilo, in 2 Paketen zu 5 Kilo aufgegeben, kosten 1 Mark, also genau ent¬
sprechend das doppelte. Aber als 1 Paket aufgegeben, kosten 10 Kilo im gleichen
Falle das Sechsfache eines 5-Kilvpakets oder das Dreifache des Portos zweier
5-Kilostücke. Das ist ein Aufschlag von 200 Prozent!

Zehn 5-Kilopakete kosten auf beliebige Entfernung 5 Mark. 50 Kilo in
einem Stück kosten dagegen in der 6. Zone 23 Mark, also das 4 "/z fache, d. i.
ein Aufschlag von 360 Prozent! Die Post setzt hier also die ungeheuer


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0198" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/227100"/>
          <fw type="header" place="top"> Zur Reform des postpakelportos</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_620" prev="#ID_619"> statt 4 Mark 50 Pfennige. Portoersparnis 75 Pfennige. Und wer von Halle<lb/>
Sendungen nach Berlin aufgiebt, kann sie zuerst ebenfalls nach Leipzig schicken,<lb/>
mit dem gleichen Erfolge. Bei 50 Kilogrammen beträgt die Portoersparnis<lb/>
bereits 2 Mark. Bei 15 Kilogramm allerdings nur 25 Pfennige. Natürlich<lb/>
ist es ein Kuriosum, wenn die Post alle die Umständlichkeiten der Buchung,<lb/>
Numcrirung, Sortirung usw. nun doppelt macht, während das Publikum<lb/>
dabei noch Geld spart. Ein nur gelegentlicher Paketsender wird dieses Manöver<lb/>
schwerlich begehen. Wenn aber Buchhändler und Kaufleute, die aus irgend<lb/>
welchen Gründen mehr als 5 Kilogramm schwere Pakete aufgeben müssen,<lb/>
vielleicht bei mehreren Sendungen täglich diese Prozedur vornehmen, so werden<lb/>
sie ein artiges Sümmchen dadurch sparen. Sie brauchen bloß irgend einem<lb/>
Geschäftsfreund eine Karte über das Eintreffen der Pakete zu schreiben und<lb/>
um Umadressirung zu bitten (das kann gegenseitig verabredet werden). Noch<lb/>
einfacher aber ist es, mit der Sendung gleich eine Postkarte an das Zwischen¬<lb/>
postamt selbst (Leipzig also hier) zu richten mit der Bitte um Weitersendung<lb/>
nach Berlin oder Halle. Der Empfänger zahlt dann bloß das neue Porto<lb/>
ohne jeden Zuschlag nach. Wenn man die Paketpostkurse kennt, wird man<lb/>
es leicht so einrichten können, daß erhebliche Verspätungen vermieden werden.<lb/>
Übrigens braucht mau im Paketverkehr zwischen Berlin und Halle gar nicht<lb/>
erst den Umweg über Leipzig zu machen, sondern kann Jüterbogk oder Bitter¬<lb/>
feld als Zwischenstation benutzen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_621"> Auch bei den übrigen 3 Zonen ist diese Art der Portoersparnis möglich.<lb/>
Zum Beispiel: 15 Kilogramm von Berlin nach Kassel (4. Zone) mit der<lb/>
Zwischenstation Eichenberg oder Göttingen (3. Zone): Pvrtoersparnis 25 Pfen¬<lb/>
nige. Bei 50 Kilogramm 2 Mark. Es ist anzunehmen, daß manche findige<lb/>
Köpfe dieses Umschalteverfahren längst kennen, und es ließe sich ein ganzes<lb/>
Büchlein mit Zouentafclu herstellen, um zu zeigen, bei welchen Orten es be¬<lb/>
sonders vorteilhaft und bequem anzuwenden ist. 'Da man das nachsenden nicht<lb/>
wohl verbieten oder mit Geldstrafe belegen kann, so dürfte dieser wunde Punkt<lb/>
des Pakcttarifs vielleicht mit Anlaß zu einer Reform geben.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_622"> Ans die Dauer unhaltbar ist aber auch an sich schon das arge Mißver¬<lb/>
hältnis in der Preisbemessung der ersten 5 Kilogramm mit der der übrigen,<lb/>
schwerern Gewichtsstufen, von der 3. Zone an. 5 Kilo kosten über 10 Meilen<lb/>
beliebig weit, also auch in der 6. Zone (über 1113 Kilometer), 50 Pfennige;<lb/>
10 Kilo, in 2 Paketen zu 5 Kilo aufgegeben, kosten 1 Mark, also genau ent¬<lb/>
sprechend das doppelte. Aber als 1 Paket aufgegeben, kosten 10 Kilo im gleichen<lb/>
Falle das Sechsfache eines 5-Kilvpakets oder das Dreifache des Portos zweier<lb/>
5-Kilostücke.  Das ist ein Aufschlag von 200 Prozent!</p><lb/>
          <p xml:id="ID_623" next="#ID_624"> Zehn 5-Kilopakete kosten auf beliebige Entfernung 5 Mark. 50 Kilo in<lb/>
einem Stück kosten dagegen in der 6. Zone 23 Mark, also das 4 "/z fache, d. i.<lb/>
ein Aufschlag von 360 Prozent!  Die Post setzt hier also die ungeheuer</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0198] Zur Reform des postpakelportos statt 4 Mark 50 Pfennige. Portoersparnis 75 Pfennige. Und wer von Halle Sendungen nach Berlin aufgiebt, kann sie zuerst ebenfalls nach Leipzig schicken, mit dem gleichen Erfolge. Bei 50 Kilogrammen beträgt die Portoersparnis bereits 2 Mark. Bei 15 Kilogramm allerdings nur 25 Pfennige. Natürlich ist es ein Kuriosum, wenn die Post alle die Umständlichkeiten der Buchung, Numcrirung, Sortirung usw. nun doppelt macht, während das Publikum dabei noch Geld spart. Ein nur gelegentlicher Paketsender wird dieses Manöver schwerlich begehen. Wenn aber Buchhändler und Kaufleute, die aus irgend welchen Gründen mehr als 5 Kilogramm schwere Pakete aufgeben müssen, vielleicht bei mehreren Sendungen täglich diese Prozedur vornehmen, so werden sie ein artiges Sümmchen dadurch sparen. Sie brauchen bloß irgend einem Geschäftsfreund eine Karte über das Eintreffen der Pakete zu schreiben und um Umadressirung zu bitten (das kann gegenseitig verabredet werden). Noch einfacher aber ist es, mit der Sendung gleich eine Postkarte an das Zwischen¬ postamt selbst (Leipzig also hier) zu richten mit der Bitte um Weitersendung nach Berlin oder Halle. Der Empfänger zahlt dann bloß das neue Porto ohne jeden Zuschlag nach. Wenn man die Paketpostkurse kennt, wird man es leicht so einrichten können, daß erhebliche Verspätungen vermieden werden. Übrigens braucht mau im Paketverkehr zwischen Berlin und Halle gar nicht erst den Umweg über Leipzig zu machen, sondern kann Jüterbogk oder Bitter¬ feld als Zwischenstation benutzen. Auch bei den übrigen 3 Zonen ist diese Art der Portoersparnis möglich. Zum Beispiel: 15 Kilogramm von Berlin nach Kassel (4. Zone) mit der Zwischenstation Eichenberg oder Göttingen (3. Zone): Pvrtoersparnis 25 Pfen¬ nige. Bei 50 Kilogramm 2 Mark. Es ist anzunehmen, daß manche findige Köpfe dieses Umschalteverfahren längst kennen, und es ließe sich ein ganzes Büchlein mit Zouentafclu herstellen, um zu zeigen, bei welchen Orten es be¬ sonders vorteilhaft und bequem anzuwenden ist. 'Da man das nachsenden nicht wohl verbieten oder mit Geldstrafe belegen kann, so dürfte dieser wunde Punkt des Pakcttarifs vielleicht mit Anlaß zu einer Reform geben. Ans die Dauer unhaltbar ist aber auch an sich schon das arge Mißver¬ hältnis in der Preisbemessung der ersten 5 Kilogramm mit der der übrigen, schwerern Gewichtsstufen, von der 3. Zone an. 5 Kilo kosten über 10 Meilen beliebig weit, also auch in der 6. Zone (über 1113 Kilometer), 50 Pfennige; 10 Kilo, in 2 Paketen zu 5 Kilo aufgegeben, kosten 1 Mark, also genau ent¬ sprechend das doppelte. Aber als 1 Paket aufgegeben, kosten 10 Kilo im gleichen Falle das Sechsfache eines 5-Kilvpakets oder das Dreifache des Portos zweier 5-Kilostücke. Das ist ein Aufschlag von 200 Prozent! Zehn 5-Kilopakete kosten auf beliebige Entfernung 5 Mark. 50 Kilo in einem Stück kosten dagegen in der 6. Zone 23 Mark, also das 4 "/z fache, d. i. ein Aufschlag von 360 Prozent! Die Post setzt hier also die ungeheuer

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_226901
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_226901/198
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_226901/198>, abgerufen am 08.01.2025.