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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr.

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Zur Reform des Postpaketportos

wird sich gewiß nicht mit den Mysterien des Pakettarifs so bekannt gemacht
haben, wie etwa ein Buchhändler, Kaufmann oder Industrieller, der alle Tage
eine größere Anzahl von Paketen auf die Post giebt. Mit dem 5-Kilotarif
von 25 und 50 Pfennigen ist man im allgemeinen wohl überall vollkommen
zufrieden und wünscht kaum eine wesentliche Änderung daran. Er ist wirklich
sehr billig. Wir vermeiden aber das Wort: "beispiellos" billig, denn das wäre
nicht ganz richtig, sofern der Portobetrag allein in Betracht kommt. Doch
dürfte dieses Prädikat, dann allerdings zutreffen, wenn man die großen Ent¬
fernungen in Betracht zieht, für die jener Einheitstarif von 50 Pfennigen gilt.
Die beiden fernsten Punkte Deutschlands haben in direkter Linie, die ja für
abgestufte Portoberechnungen sonst maßgebend ist. einen Abstand von etwa
1365 Kilometern, und wenn man Österreich-Ungarn noch hinzunimmt, so
kommen etwa 1580 Kilometer als Längenmaximum heraus, sofern der Maßstab
einer uns vorliegenden amtlichen Karte genau genug ist. Die längste uns
bekannte Eisenbahnstrecke durch Deutschland aber mißt etwa 1730 Kilometer,
und die längste diametrale Bahnroute durch Österreich-Ungarn und Deutschland
zusammen beläuft sich auf etwa 2340 Kilometer. In diesem großen Gebiete
des deutsch-österreichischen PostVereins gilt nun eine einheitliche Taxe von
50 Pfennigen für 5 Kilo oder 10 Pfund. Es stellt sich also das Porto in
Deutschland für je einen Kilometer Eisenbahn im theoretischen Minimum auf
je 0,028 Pfennige für 5 Kilogramm. Da aber -- nach der Statistik von
1895 -- 98,3 Prozent aller Pakete in die 1. bis 4. Zone (100 Meilen
742 Kilometer) fallen, so würden 0,067 Pfennige ein zutreffenderes Minimum
darstellen.

Im deutsch-österreichischen PostVerein beträgt dieses theoretische Minimum
gar bloß 0,022 Pfennige pro Kilometer. 5 Kilogramm -- relativ berechnet --
kosten aber sür jeden Kilometer nach dem preußischen Gepäck- und Expreßtarif
0,25 Pfennige, als deutsches Frachtstück dagegen 0,055 Pfennige und als Eilgnt
0,11 Pfennige. Man kann also mit dem 5-Kilotarif wirklich ganz zu¬
frieden sein.

Bei Paketen über 5 Kilogramm Gewicht (bis zu dem Maximum vou
50 Kilogramm) ist, wie Kenner des Tarifs wissen, in der ersten und zweiten
Zone das Porto nur genau entsprechend dem 25- und 50-Pfennigportv erhöht,
ohne jeden relativen Aufschlag. Also bei Sendungen höchstens bis zu 148,4 Kilo¬
metern Entfernung hat es gar keinen Zweck, statt eines großen Pakets mehrere
5-Kilostücke aufzugeben. Sie wären in diesem Falle gar nicht billiger, sondern
wohl noch teurer, da sie, vom Bestellgeld ganz abgesehen, immer sür 5 Kilo¬
gramm voll bezahlt werden müßten, während bei größern Paketen nur die
augefangnen einzelnen Kilogramme berechnet werden. 25 Kilo in der ersten
Zone kosten also 5x25 Pfennige ^ 1 Mark 25 Pfennige und in der zweiten
Zone 5x50 Pfennige-^2 Mark 50 Pfennige.


Zur Reform des Postpaketportos

wird sich gewiß nicht mit den Mysterien des Pakettarifs so bekannt gemacht
haben, wie etwa ein Buchhändler, Kaufmann oder Industrieller, der alle Tage
eine größere Anzahl von Paketen auf die Post giebt. Mit dem 5-Kilotarif
von 25 und 50 Pfennigen ist man im allgemeinen wohl überall vollkommen
zufrieden und wünscht kaum eine wesentliche Änderung daran. Er ist wirklich
sehr billig. Wir vermeiden aber das Wort: „beispiellos" billig, denn das wäre
nicht ganz richtig, sofern der Portobetrag allein in Betracht kommt. Doch
dürfte dieses Prädikat, dann allerdings zutreffen, wenn man die großen Ent¬
fernungen in Betracht zieht, für die jener Einheitstarif von 50 Pfennigen gilt.
Die beiden fernsten Punkte Deutschlands haben in direkter Linie, die ja für
abgestufte Portoberechnungen sonst maßgebend ist. einen Abstand von etwa
1365 Kilometern, und wenn man Österreich-Ungarn noch hinzunimmt, so
kommen etwa 1580 Kilometer als Längenmaximum heraus, sofern der Maßstab
einer uns vorliegenden amtlichen Karte genau genug ist. Die längste uns
bekannte Eisenbahnstrecke durch Deutschland aber mißt etwa 1730 Kilometer,
und die längste diametrale Bahnroute durch Österreich-Ungarn und Deutschland
zusammen beläuft sich auf etwa 2340 Kilometer. In diesem großen Gebiete
des deutsch-österreichischen PostVereins gilt nun eine einheitliche Taxe von
50 Pfennigen für 5 Kilo oder 10 Pfund. Es stellt sich also das Porto in
Deutschland für je einen Kilometer Eisenbahn im theoretischen Minimum auf
je 0,028 Pfennige für 5 Kilogramm. Da aber — nach der Statistik von
1895 — 98,3 Prozent aller Pakete in die 1. bis 4. Zone (100 Meilen
742 Kilometer) fallen, so würden 0,067 Pfennige ein zutreffenderes Minimum
darstellen.

Im deutsch-österreichischen PostVerein beträgt dieses theoretische Minimum
gar bloß 0,022 Pfennige pro Kilometer. 5 Kilogramm — relativ berechnet —
kosten aber sür jeden Kilometer nach dem preußischen Gepäck- und Expreßtarif
0,25 Pfennige, als deutsches Frachtstück dagegen 0,055 Pfennige und als Eilgnt
0,11 Pfennige. Man kann also mit dem 5-Kilotarif wirklich ganz zu¬
frieden sein.

Bei Paketen über 5 Kilogramm Gewicht (bis zu dem Maximum vou
50 Kilogramm) ist, wie Kenner des Tarifs wissen, in der ersten und zweiten
Zone das Porto nur genau entsprechend dem 25- und 50-Pfennigportv erhöht,
ohne jeden relativen Aufschlag. Also bei Sendungen höchstens bis zu 148,4 Kilo¬
metern Entfernung hat es gar keinen Zweck, statt eines großen Pakets mehrere
5-Kilostücke aufzugeben. Sie wären in diesem Falle gar nicht billiger, sondern
wohl noch teurer, da sie, vom Bestellgeld ganz abgesehen, immer sür 5 Kilo¬
gramm voll bezahlt werden müßten, während bei größern Paketen nur die
augefangnen einzelnen Kilogramme berechnet werden. 25 Kilo in der ersten
Zone kosten also 5x25 Pfennige ^ 1 Mark 25 Pfennige und in der zweiten
Zone 5x50 Pfennige-^2 Mark 50 Pfennige.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_226901/196>, abgerufen am 08.01.2025.